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Gregor von Tours (538 ¿ 594) - Heinzelmann, Martin
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Das Schwergewicht des historiographischen Interesses Gregors von Tours beruht nicht, wie bisher angenommen, auf der objektiven Darstellung der Frankengeschichte, sondern auf der Entwicklung eines politisch-sozialen Gesellschaftskonzepts, das die Leitung des christlichen Staates der gemeinschaftlichen Regie von Bischöfen und »christianus princeps (rex)« anvertraut sehen will.

Produktbeschreibung
Das Schwergewicht des historiographischen Interesses Gregors von Tours beruht nicht, wie bisher angenommen, auf der objektiven Darstellung der Frankengeschichte, sondern auf der Entwicklung eines politisch-sozialen Gesellschaftskonzepts, das die Leitung des christlichen Staates der gemeinschaftlichen Regie von Bischöfen und »christianus princeps (rex)« anvertraut sehen will.
Autorenporträt
Martin Heinzelmann, geb. 1942, Dr. phil. ist wissenschaftlicher Oberrat am Deutschen Historischen Institut in Paris, wo er seit 1968 arbeitet. Seine Publikationen betreffen die Spätantike und das Frühmittelalter, mit den Schwerpunkten »bischöfliche Herrschaft« und hagiographische Quellen. Neben Veröffentlichungen in Aufsatzform erschienen in Buchform: Bischofsherrschaft in Gallien (1976); Translationsberichte und andere Quellen des Reliquienkultes (1979); Les Vies anciennes de sainte Geneviève de Paris (1986); Manuscrits hagiographiques et travail des hagiographes (Hrsg., 1992).
Rezensionen
»Martin Heinzelmann legt mit seinem Buch über Gregor von Tours eine hochinteressante, wohldurchdachte These zu einem berühmten Geschichtswerk und dessen Autor vor, die schon deshalb wissenschaftliches Aufsehen erregen wird, weil dieses erste große historiographische Werk Europas bislang vor allem als Faktensteinbruch galt ... Allerdings hat Bischof Gregor von Tours ... selbst viel dazu beigetragen, dass er mit seinen zum Teil ironischen Geschichten ... allzulange bloß als brillanter Geschichtenerzähler geschätzt wurde oder gar als die 'Bildzeitung' des 6. Jahrhunderts galt ... Heinzelmann leugnet nun keineswegs die ironischen Züge im Werk des Bischofs von Tours, aber er gibt dem Text eine grundlegend neue, andere Deutung ... Vielleicht werden einige Fachleute Heinzelmann Überinterpretation vorwerfen. Auf jeden Fall muss man aber zur Kenntnis nehmen, dass dem monumentalen Geschichtswerk des Bischofs eine ekklesiologische Gesamtkonzeption zugrunde liegt, wie sie sich erst wieder im Hochmittelalter bei Bischof Otto von Freising ... wiederfindet. Das bedeutet allein schon einen begrüßenswerten Erkenntniszuwachs für die Interpretation mittelalterlicher Geschichtsschreibung, den man Heinzelmann verdankt.« FAZ »Fast 1400 Jahre hat man Gregors 'Historien' als das Hauptwerk zur merowingischen Geschichte mit einer 'Frankengeschichte' assimiliert und als das Erzeugnis eines auf objektive Geschichtsdarstellung bedachten, ja naiven Erzählers eingestuft; unfähig, seinem Material eine innere Ordnung zu geben, habe er dieses 'bunt durcheinander' nur in chronologischer Reihenfolge präsentieren können. Demgegenüber wird hier in einer Neuinterpretation nachgewiesen, dass der Bischof von Tours (538 - 594) jedem seiner 'Zehn Bücher Geschichte' eine abgeschlossene Thematik gegeben hat, wobei er sich auf die seit der Patristik verbreitete Methode der typologischen Bibelexegese stützt. Dadurch werden klare, oft antithetische Sinnbezüge zwischen den nur scheinbar unverbindlich nebeneinander stehenden Kapiteln offenbar und lassen ihre Funktion innerhalb eines universellen, christologischen Geschichtskonzepts erkennen. Das Schwergewicht Gregors historiographischen Interesses liegt dabei auf der Entwicklung eines politisch-sozialen Gesellschaftskonzepts, das die Leitung des christlichen Staates der gemeinschaftlichen Regie von Bischöfen und 'christianus princeps (rex)' anvertraut sehen will.« helvetia archaeologica »Martin Heinzelmanns Monographie, Ergebnis jahrzehntelanger wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem von zähen Rezeptionsirrtümern überwucherten Gegenstand, weist nach, dass den zehn Büchern von Gregors Historie ein stringenter, konsequent ausgeführter Plan zugrunde liegt. Und siehe da: Jetzt, nachdem die Struktur freigelegt, die didaktischen Absichten und der ausgeprägte Gestaltungswille des Autors sichtbar gemacht sind, scheint alles so einfach und selbstverständlich, dass man sich über die Blindheit der bisherigen Gregorforschung die Augen reibt. Aber der Weg des Geistes ist der Umweg.« Süddeutsche Zeitung »Insgesamt eröffnet Heinzelmann recht überzeugend den Blick auf einen Autor, der stärker als bisher gedacht im Erbe der Patristik verwurzelt war und zugleich jene (früh-)mittelalterliche Weltsicht angebahnt hat, die in der 'ecclesia' die 'res publica' aufgehoben sah. Eine wichtige Abrundung des Bildes liegt im übrigen in dem Nachweis, dass die handschriftliche Überlieferung der Historien schon früh begonnen hat, durch Kürzungen und Beimengungen die Eigenart des Werkes zu verwischen und u.a. in Richtung auf eine fränkische Volks- und Reichsgeschichte umzudeuten.« Literaturbericht…mehr