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"Halb Mönch, halb Weltkind, verschrieb er sich in den aufstrebenden Städten, auf den Straßen, in der Zurückgezogenheit der Einsiedelei und mitten in der Hochblüte der höfischen Kultur einem neuen Lebensstil der Armut, Erniedrigung und Predigt am Rand der offiziellen Kirche, ohne dabei in Häresie zu verfallen, und sein Aufbegehren hatte nichts mit Unglauben zu tun.
Er trug entscheidend zum Aufschwung der neuen Bettelorden bei und verbreitete in einer christlichen Gesellschaft ein neues Evangelium, das die christliche Spiritualität um eine neue Verbundenheit mit allem Lebendigen bereicherte,
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Produktbeschreibung
"Halb Mönch, halb Weltkind, verschrieb er sich in den aufstrebenden Städten, auf den Straßen, in der Zurückgezogenheit der Einsiedelei und mitten in der Hochblüte der höfischen Kultur einem neuen Lebensstil der Armut, Erniedrigung und Predigt am Rand der offiziellen Kirche, ohne dabei in Häresie zu verfallen, und sein Aufbegehren hatte nichts mit Unglauben zu tun.

Er trug entscheidend zum Aufschwung der neuen Bettelorden bei und verbreitete in einer christlichen Gesellschaft ein neues Evangelium, das die christliche Spiritualität um eine neue Verbundenheit mit allem Lebendigen bereicherte, weshalb er auch als Begründer eines neuen Naturgefühls im Mittelalter gilt, das sich in der Religion, in der Literatur und in der Malerei niederschlug. ... Aber auch der Mensch Franz von Assisi, so wie er in seinen Schriften, in den Berichten seiner Biographen und in Bildern wiederauflebt, hat mich in seinen Bann gezogen. In ihm vereinigen sich Schlichtheit mit hohem Ansehen, Demut mit Autorität und ein ganz unauffälliges Äußeres mit einer ungewöhnlichen Ausstrahlung ..."
Jacques Le Goff
Autorenporträt
Jacques Le Goff, geb. am 1. Oktober 1924, ist international anerkannter Fachgelehrter für das Mittelalter und Begründer der »Nouvelle Histoire«.

Er erhielt zahlreiche Preise: 1987 den »Grand Prix National d‘histoires du ministère de la Culture«, 1991 die »Médaille d‘or du CNRS«, 1994 den Hegelpreis der Stadt Stuttgart, 1996 den »grand prix Gobert de l‘Académie française«, 1997 den »grand prix d‘histoire de la Ville de Paris«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.02.2007

Hagiographische Versuchung
Jacques le Goff erklärt Franz von Assisi zum Vorbild
Vom hübschen Einband und einem Dutzend farbiger Tafeln abgesehen, gibt es an diesem Buch leider nichts zu loben. Es ist die deutsche Übersetzung einer bereits 1999 in französischer Sprache erschienenen Buchbindersynthese von vier heterogenen Studien, die Jacques Le Goff zwischen 1967 und 1981 veröffentlicht hatte. Den Anfang machen bescheidene zwanzig Seiten zum „historischen Umfeld”, den Kern bildet ein achtzigseitiger Beitrag aus einer italienischen Reihe von kurzen Biographien bedeutender historischer Personen (1967, wiederveröffentlicht 1998), es folgt eine mehr ins Detail gehende etwa fünfzigseitige Analyse von gesellschaftlichen Begriffen. Ein etwa gleich langer bewusstseinsgeschichtlicher Abriss zum Franziskanertum und kulturellen Vorstellungen im 13. Jahrhundert steht am Ende.
Wenig früher (1996) hatte der Autor mit seinem Buch über Ludwig den Heiligen die viel beredete „biographische Wende” der „Nouvelle Histoire” vollzogen. Unwillkürlich wird man denken, dass hier der heilige Franz ein dem heiligen Ludwig vergleichbares historisches Monument erhalten soll, aber das ist eine falsche Fährte. In einem Vorwort beteuert der Autor immerhin, dass der heilige Franz ihn seit jeher fasziniert habe, als „historische Gestalt” ebenso wie als „Mensch”, und dass die vier Studien zwar als „rasche und indirekte Annäherungen”, aber doch im Geiste einer nicht geschriebenen „Gesamtgeschichte” entstanden seien.
Seit ihrer Entstehung sind freilich mehrere Jahrzehnte intensiven und fruchtbaren Forschens und Nachdenkens darüber hinweggegangen, sodass schon das französische Buch mehr Interesse an Jacques Le Goff als am heiligen Franz signalisierte. Der Autor spürte das, wenn er im Vorwort von sich in der dritten Person notierte: „Es findet seinen Platz in der Arbeit eines Historikers, der gern über die Geschichte des heiligen Franziskus und . . . über das Bild nachdenkt, das er uns zu Beginn des 3. Jahrtausends vermittelt.” Dieses Bild ist durchaus erbaulich, und es mag ja wirklich für die Historiographie nicht gleichgültig sein, dass eine ihrer bekanntesten Koryphäen zu Beginn des 3. Jahrtausends die Biographie dieses Heiligen schreiben möchte, weil er „historisch und menschlich gesehen ein Vorbild für die Vergangenheit und die Gegenwart ist”.
Sklaven im Waadtland
Bei dem Plan für eine deutsche Ausgabe (nach einer italienischen und englischen) dürfte der Name Le Goff noch wichtiger gewesen sein als für die französische. Wenn dem so ist, bleibt es allerdings völlig unbegreiflich, dass der Verlag ein Buch ausliefert, das für seinen Autor und seine Leser eine einzige Peinlichkeit darstellt. Durfte kein Lektor und keiner der um den Ruhm des Altmeisters besorgten Zunftkollegen einen Blick auf das Manuskript der deutschen Fassung tun?
Dass „Franz I., König von Frankreich” im Jahre 1205 gerade 23 Jahre alt gewesen sein soll (er hatte noch drei Jahrhunderte auf seine Geburt zu warten und hat mit dem Thema ohnehin nichts zu tun), könnte man als unbegreiflichen Ausrutscher einfach vergessen. Aber dass unter dem Namen eines Jacques Le Goff die Leibeigenen im Zeitalter des heiligen Franz „Sklaven” gewesen sein sollen und dass es neben Katharern und Humiliaten auch eine religiöse Bewegung von „Waadtländern” gegeben habe (sie verdanken ihre Existenz der Homonymie von „Vaudois”, Einwohner des schweizerischen Kantons Vaud/Waadtland und „Vaudois”, Anhänger des Petrus Waldes aus Lyon und deswegen als „Waldenser” bekannt), das lässt einen Abgrund ahnen, vor dem einem schwindelt und der die Gedanken des Autors über „größtmögliche historische Objektivität” nachträglich zur Farce macht. HANS-HERBERT RÄKEL
JACQUES LE GOFF: Franz von Assisi. Aus dem Französischen von Jochen Grube. Klett-Cotta Stuttgart 2006, 261 S., 19, 50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Ausgesprochen ungehalten ist Rezensent Arne Karsten über dieses Franz-von-Assisi-Buch des berühmten Geschichtswissenschaftlers, da er es weder neu noch inhaltlich besonders überzeugend findet. Besonders die deutsche Ausgabe verfehlt aus seiner Sicht sämtliche gültigen Qualitätsnormen. Es handelt sich Karsten zufolge nämlich um vier vereinte Aufsätze über "Leben, Wirkung und Nachwirkung" des franziskanischen Reformers, der älteste von ihnen sei bereits vierzig Jahre alt. So entsteht für den Rezensenten die Lage, dass hier im Grunde nur überholte Forschungsstände recycelt werden. Strafverschärfend kommt die für ihn die völlig indiskutable deutsche Übersetzung hinzu, die er in Grund und Boden verdammt. Nicht nur, dass grammatische Strukturen des Französischen oder Italienischen durchschimmerten, wodurch der Text ausgesprochen hölzern auf den Rezensenten wirkt. Oft hat sich der Übersetzer seinem Eindruck zufolge so sehr verheddert, dass seine "Satzungetüme" schlicht unverständlich gerieten. Das lässt für den Rezensenten am Ende nur den Schluss zu, dass das Buch nicht lektoriert worden ist, und er mahnt die ganze Branche, dringend ihre Sparpolitik zu überdenken. Mit Machwerken wie diesem sei niemandem gedient, am wenigsten dem Verlag.

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