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Streng, atmosphärisch dicht und sinnlich schildert diese Geschichte einer Dienstmagd einen historisch authentischen Skandal im Amsterdam des 18. Jahrhunderts. Ohne es zu wollen, entdeckt Anna eines Tages das unaussprechliche Geheimnis ihres Herrn und wird damit ungewollt zur Komplizin.

Produktbeschreibung
Streng, atmosphärisch dicht und sinnlich schildert diese Geschichte einer Dienstmagd einen historisch authentischen Skandal im Amsterdam des 18. Jahrhunderts. Ohne es zu wollen, entdeckt Anna eines Tages das unaussprechliche Geheimnis ihres Herrn und wird damit ungewollt zur Komplizin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.04.2006

Die Informantin
Anja Sickings „Die Magd des Monsieur de Malapert”
Heimlichkeit bestimmt Atmosphäre und Duktus dieses kleinen, kammerspielartigen Romans. Er erzählt nicht nur die Geschichte der in ihren Wahrnehmungen und Selbstbeobachtungen befangenen Magd Anna, sondern durch sie auch von der historisch belegten blutigen Verfolgung Homosexueller in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Holland. Doch was hier so klar benannt wird, vermag die 1965 in Den Haag geborene Autorin Anja Sicking geschickt zu verschleiern durch die Technik uneindeutigen, elliptischen Erzählens. Sicking ist ausgebildete Konzertklarinettistin und bekam für ihren Erstling „Het Keuriskwartet” 2001 den Geertjan Lubberhuizen Prize für das beste schriftstellerische Debüt.
Unmerklich wird man hineingezogen in diese Welt aus knapp geschilderten Genreszenen, die unaufdringlich etwas an einschlägige Bilder holländischer Malerei erinnern, und den sich nur bruchstückhaft und allmählich erschließenden Geheimnissen der Großstadt Amsterdam. Anja Sicking gelingt es auch, ihre bittere Geschichte sanft zu erotisieren.
Anna, wie ihre jüngere Schwester Suzanne wohlerzogen, verliert nach dem Tod der Eltern durch einen Brand das Familienhaus und kann für eine Weile bei einer Großtante notdürftig unterkommen, bricht aber bald auf, um in Amsterdam ihr Glück zu versuchen. Dort verdingt sie sich als Magd bei dem französisch gebürtigen Monsieur de Malapert, einem komponierenden Musikalien- und Instrumentenhändler. Sie fühlt sich bald glücklich bei diesem feinen, zurückhaltenden Herrn.
Verrat wider Willen
Im Laufe ihrer Tätigkeit erwärmt sich das Verhältnis zu Monsieur de Malapert, meint Anna zu spüren. Sie genießt jene kurzen Zeitspannen, in denen Malapert sie, ihrer Ansicht nach, ins Vertrauen zieht, wenn er über seine geschäftlichen Probleme spricht oder ihr einfach nur ein paar Sätze über das Übliche hinaus schenkt. So säubert Anna das Haus und richtet es hoffnungsvoll her, geht auf den Markt zum Einkaufen und denkt über ihren so verschlossenen wie sympathischen Herrn mit wachsenden Illusionen nach. Trotz solcher Indirektheit, so vieler nie ganz ausgesprochener Vermutungen Annas entsteht das einigermaßen deutliche Bild eines einsamen, künstlerisch begabten Mannes mit relativ wenigen gesellschaftlichen Kontakten. So gewinnt Monsieur de Malapert nahezu ohne eigenes Zutun das Wohlwollen Annas, während sie die freche Verfressenheit seines dicken Gehilfen Pieter missbilligt und selbstverständlich auch die verschiedenen Gäste mustert, von denen ihr der eitle, allzu herausgeputzte Edevard besonders wenig gefällt.
Anna berichtet ihre letztlich verräterische Verwicklung in den am Ende sich tödlich zuspitzenden Fall aus der Retrospektive. Sie versucht, sich klar zu werden, an welchen entscheidenden Augenblicken der Geschichte sie möglicherweise falsch handelte, wann sie wichtige Hinweise übersah oder auch übersehen wollte. Die eingestreuten Briefe ihrer offenbar wesentlich leichtfertigeren Schwester Suzanne, die munter von ihren Abenteuern und Amouren erzählt, vermitteln etwas von jenem in ihren Augen gefährlichen erotischen Erfahrungsraum, den Anna nicht zu betreten wagt, der sie trotzdem fortgesetzt beschäftigt. Anja Sickings Roman über Einbildung, unausgesprochene Illusionen, Hexenjagd und einen ungewollten Verrat besticht, schlüssig übersetzt von Barbara Heller, in der konsequent durchgehaltenen Versuchsanordnung der Blickwinkel ebenso wie in der Vergegenwärtigung des historischen Ambientes, ohne in Detailhuberei zu verfallen.
HARALD EGGEBRECHT
ANJA SICKING: Die Magd des Monsieur de Malapert. Aus dem Niederländischen übersetzt von Barbara Heller. SchirmerGrafVerlag München 2005. 228 Seiten, 18,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Atmosphärisch stark und von suggestiver Kraft sei dieser im 18. Jahrhundert spielende Roman, lobt Rezensent Harald Eggebrecht. Aus der Perspektive der Magd Anna wird deren ungewollte "verräterische Verwicklung" in das Schicksal ihres Dienstherren Monsieur de Malaparte nach und nach aufgeschlüsselt. Der Autorin gelinge es, findet Eggebrecht, die Geschichte zwischen Magd und Monsieur "sanft zu erotisieren". "Sanft" meint dezente Hoffnungen auf Seiten Annas, aber auch eine Technik des "uneindeutigen, elliptischen Erzählens". Eindrucksvoll ist aus Sicht des Rezensenten sowohl der nach einem Muster konsequent durchkomponierte Aufbau als auch eine unaufdringliche Darstellung des historischen Ambientes. Auch der Rezensent verrät nicht, wen Anna tatsächlich verraten hat und ob Monsieur de Malaparte schließlich ein Opfer der historisch belegten blutigen Verfolgungen von Homosexuellen wird, die von ihm erwähnt werden.

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