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Im 16. Jahrhundert entstanden in der Umgebung von Lemgo mehrere sogenannte „Freigüter“ als rechtlich privilegierte Landsitze wohlhabender bürgerlicher Familien aus der Stadt, unter anderem in den Dörfern Entrup, Hörstmar, Leese und Lieme. Mit dem Steinhof in Lieme blieb zumindest einer dieser ehemaligen bürgerlichen Landsitze in Teilen bis heute erhalten. Der Steinhof liegt südlich des alten Dorfkerns von Lieme an der Mündung der Ilse in die Bega. Von der älteren Bebauung des Hofes sind noch eine steinerne Brücke über die Ilse von 1733, ein zweistöckiges Fachwerk-Wohnhaus von 1748 und eine…mehr

Produktbeschreibung
Im 16. Jahrhundert entstanden in der Umgebung von Lemgo mehrere sogenannte „Freigüter“ als rechtlich privilegierte Landsitze wohlhabender bürgerlicher Familien aus der Stadt, unter anderem in den Dörfern Entrup, Hörstmar, Leese und Lieme. Mit dem Steinhof in Lieme blieb zumindest einer dieser ehemaligen bürgerlichen Landsitze in Teilen bis heute erhalten. Der Steinhof liegt südlich des alten Dorfkerns von Lieme an der Mündung der Ilse in die Bega. Von der älteren Bebauung des Hofes sind noch eine steinerne Brücke über die Ilse von 1733, ein zweistöckiges Fachwerk-Wohnhaus von 1748 und eine offene Remise von 1857 vorhanden. Seit 1857 dient der Steinhof als Pfarrhof der ev.-ref. Kirchengemeinde Lieme, die 1726 von dem Lemgoer Landkirchspiel St. Johann abgepfarrt worden ist. Bis heute ist der Steinhof in Lieme als früherer Wohnsitz des Lemgoer Arztes und Asienforschers Engelbert Kaempfer (1651-1716) bekannt. Doch wurde das 1581 erbaute Hauptgebäude des Hofes, das sogenannte Kämpferhaus, schon 1898 abgebrochen. Vier Autoren gehen der Geschichte des Steinhofs nach. Dr. Heinrich Stiewe, Volkskundler und Bauhistoriker am LWL-Freilichtmuseum Detmold, stellt die Geschichte der Hofanlage und ihrer historischen Gebäude dar. Dr. Gisela Wilbertz, ehemalige Leiterin des Stadtarchivs Lemgo, wirft in ihrem Beitrag einen Blick auf den Steinhof als Wohnsitz Engelbert Kaempfers. Er hatte den Steinhof, den sein Vater Johannes Kemper im Jahre 1675 als Alterssitz erworben hatte, im Jahre 1694 übernommen, nach seiner Rückkehr in die Grafschaft Lippe. Der Hof wurde zum Mittelpunkt von Kaempfers beruflicher und wissenschaftlicher Tätigkeit. Dort erstellte er das Manuskript der „Amoenitates Exoticae“, die im 1712 bei Henrich Wilhelm Meyer in Lemgo im Druck erschienen. Gisela Wilbertz widmet sich in ihrem Beitrag auch den Mitbewohnern und dem Alltag auf dem Steinhof und sie skizziert den Streit, der nach Engelbert Kaempfers Tod um sein Erbe entstand. Auf dem Steinhof befand sich die umfangreiche Japan- und Asien-Sammlung, die Engelbert Kaempfer von seinen Reisen mitgebracht hatte. Einen Überblick über die Geschichte dieser Sammlung, die sich heute in der British Library und im Britischen Museum in London befindet, vermittelt Jürgen Scheffler, Leiter des Städtischen Museums in Lemgo. Wären der Nachlaß von Engelbert Kaempfer nicht 1723/24 von dem britischen Sammler Hans Sloane erworben worden, wären die Manuskripte, Zeichnungen und Exponate der Sammlung vermutlich heute in alle Winde verstreut. Im letzten Beitrag des Heftes gibt Karl-Rochus Kintscher, Gästeführer, einen Überblick über die Planungen zur Anlage des Ilseparks in Lieme. Er soll im Zuge des von der EU geförderten LEADER-Projekts „3L-für Lippe“ entstehen. Der Ilsepark wird die beiden Ufer der Ilse miteinander verbinden und das Steinhof-Gelände über einen Rundweg für die Öffentlichkeit erschließen. Ein Ausstellungsraum im Gemeindebüro der Kirchengemeinde Lieme soll künftig an Engelbert Kaempfer als den berühmtesten Bewohner des Steinhofs und seine Sammlungen erinnern.