Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 13,95 €
  • Gebundenes Buch

Herr über Leben und Tod
SS-Oberscharführer Josef Schwammberger definierte sich gegenüber den Häftlingen als Gott. Ihm ausgelieferte Juden hat er mit grausamer Willkür gequält und ermordet. Als dieser Exzess-Täter 1991 endlich vor Gericht gestellt wird, schildern etwa 40 Überlebende, was ihnen und ihren umgekommenen Leidensgefährten widerfuhr. Almut Greiser hat die Aussagen protokolliert. Die Kargheit der Sätze und Wörter, die Reduktion auf das Faktische, das Zurückhalten jeglicher Emotion und Wertung rücken die entsetzlichen Verbrechen sowie die Lebensumstände, die Ohnmacht und…mehr

Produktbeschreibung
Herr über Leben und Tod

SS-Oberscharführer Josef Schwammberger definierte sich gegenüber den Häftlingen als Gott. Ihm ausgelieferte Juden hat er mit grausamer Willkür gequält und ermordet. Als dieser Exzess-Täter 1991 endlich vor Gericht gestellt wird, schildern etwa 40 Überlebende, was ihnen und ihren umgekommenen Leidensgefährten widerfuhr. Almut Greiser hat die Aussagen protokolliert. Die Kargheit der Sätze und Wörter, die Reduktion auf das Faktische, das Zurückhalten jeglicher Emotion und Wertung rücken die entsetzlichen Verbrechen sowie die Lebensumstände, die Ohnmacht und Traumatisierung der Opfer stärker ins Bewusstsein, als ausführliche Schilderungen oder historische Analysen dies vermögen. In ihrer Studie geht Almut Greiser diesem Phänomen auf den Grund und skizziert den historischen Kontext.

Wolfram Wette erklärt, weshalb Schwammberger fast ein halbes Jahrhundert lang einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen vermochte und erst 1991 vor Gericht gestellt wurde.

.
Autorenporträt
Almut Greiser, Literaturwissenschaftlerin, Mitglied des VS Baden Württemberg, war bis zu ihrer Pensionierung als Gymnasiallehrerin tätig. Sie lebt in der Eifel, wo sie an Volkshochschulen Kreatives Schreiben lehrt. Ihre Theaterstücke wurden von freien Theatergruppen im Süddeutschen Raum aufgeführt. Mehrere Erzählungen erschienen in Anthologien und Zeitschriften.2014 erhielt sie den Preis der Stiftung Vontobel.Wolfram Wette, geboren 1940, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie, 1971 Dr. phil., 1991 Habilitation, 1971-1995 am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) in Freiburg i. Br.; seit 1998 apl. Professor für Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Universität Freiburg i. Br.. Mitbegründer und mehrfach Sprecher des Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AHF), Mitherausgeber der Reihe "Geschichte und Frieden" und des Jahrbuchs "für Historische Friedensforschung"
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2012

Ausgeliefert
Schwammberger-Prozess

1992 wurde der damals 80 Jahre alte Josef Schwammberger wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, Zwölf Jahre später starb er in der Haft. Der ehemalige SS-Unterscharführer hatte die Taten unter anderem als Kommandant des Gettos Przemysl begangen. Er war 1947 nach Südamerika geflohen und erst 1990 an Deutschland ausgeliefert worden. Der Prozess sollte nicht der letzte seiner Art sein, wie die Fälle Scheungraber und Demjanjuk zeigen. Almut Greiser protokollierte die Aussagen der Opfer als Zuschauerin, nachdem sie erfahren hatte, dass die Gerichtsprotokolle nicht öffentlich sind. Neben den für die Beweisführung notwendigen Schilderungen der Einzeltaten Schwammbergers geben die Aussagen die allgegenwärtige materielle Not sowie den täglichen Terror und das Ausgeliefertsein der Opfer wieder. Die Aussagen zeigen auch die Art, wie Menschen Erinnerung bilden und bewahren. Diese Protokolle sind eine interessante historische Quelle.

Wolfram Wette stellt im Vorwort den Prozess gegen Schwammberger in die Entwicklung und den Gesamtzusammenhang der strafrechtlichen Verfolgung der nationalsozialistischen Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg. In der jungen deutschen Demokratie haben die Legislative, unter anderem mit der Verschiebung und dann mit der Abschaffung der Verjährung, und die Exekutive, mit über 36 000 Ermittlungsverfahren gegen mehr als 170 000 Beschuldigte, ihre Ernsthaftigkeit tatkräftig demonstriert. Die Rechtsprechung tat sich mit weniger als 7000 Verurteilten, davon 172 wegen Mordes, dagegen eher schwer. Vor die Protokolle setzt die Autorin eine ausführliche Erläuterung. Neben der zum Verständnis der Aussagen notwendigen Schilderung der historischen Umstände und biographischen Angaben zum Angeklagten sind darin schon weitgehende Interpretationshilfen, mit Zitaten aus den nachfolgenden Protokollen belegt, enthalten. Wenn der Leser endlich zu den Zeugenaussagen der Opfer kommt, kann er sich nicht nur informiert, sondern auch gelenkt fühlen. 15 Zeugenaussagen von Opfern, Frauen und Männern, gibt das Buch wieder. 136 der insgesamt 352 Seiten und damit weniger als 40 Prozent sind diesen Mitschriften vorbehalten. Almut Greisers Ziel, "die Texte der Protokolle für sich sprechen zu lassen", tritt bei der Aufbereitung leider sehr weit zurück.

KLAUS A. LANKHEIT

Almut Greiser: Der Kommandant. Ein NS-Täter in der Erinnerung von Überlebenden. Mit einem Vorwort von Wolfram Wette. Aufbau Verlag, Berlin 2011. 320 S., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Das Buch von Almut Greiser - und das ist sein großes Verdienst - erreicht zweierlei. Es zeichnet einerseits das Bild eines exzessiven Massenmörders in seiner gesamten Brutalität. Es macht Schwammberger andererseits aber nicht zu einem abstrusen Einzeltäter, sondern skizziert die Strukturen, die es einem Menschen ermöglichten, sich quasi von einem Tag auf den anderen von einem zivilisierten Bürokraten zu einem sadistischen Lager-Kommandanten zu wandeln. Zusammen mit dem klugen Vorwort des Historikers Wolfram Wette von der Universität Freiburg, in dem dieser den Umgang der bundesrepublikanischen Justiz mit den NS-Verbrechen thematisiert, und vor dem Hintergrund der stetig kleiner werden Zahl von Menschen, die die NS-Zeit am eigenen Leibe erlebt haben, ist der Band von Almut Greiser von immensem Wert für die Gegenwart." Marc-Christoph Wagner Deutschlandfunk 20110404