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Sebastian Brant war um 1500 herum der berühmteste Autor deutscher Sprache. Mit der Figur des Narren, die er in der Literatur etablierte, löste er eine regelrechte Welle der Narrenliteratur aus. Brants Narren treiben aber nicht einfach karnevaleske Späße, sondern stoßen - ein vordringliches Anliegen humanistischer Bildung - in der Kritik der Torheit die Erkenntnis an. Die Studienausgabe bietet eine ausführliche Kommentierung.
Sebastian Brant - um 1500 herum ein bekannter Autor deutscher Sprache - etablierte die Figur des Narren in der Literatur und löste damit eine regelrechte Welle der
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Produktbeschreibung
Sebastian Brant war um 1500 herum der berühmteste Autor deutscher Sprache. Mit der Figur des Narren, die er in der Literatur etablierte, löste er eine regelrechte Welle der Narrenliteratur aus. Brants Narren treiben aber nicht einfach karnevaleske Späße, sondern stoßen - ein vordringliches Anliegen humanistischer Bildung - in der Kritik der Torheit die Erkenntnis an. Die Studienausgabe bietet eine ausführliche Kommentierung.
Sebastian Brant - um 1500 herum ein bekannter Autor deutscher Sprache - etablierte die Figur des Narren in der Literatur und löste damit eine regelrechte Welle der 'Narrenliteratur' aus.

Dieses anspruchsvolle Programm in der frühneuhochdeutschen Volkssprache zu verwirklichen, galt als besondere Leistung, die hier in der originalsprachigen Studienausgabe mit ausführlicher Kommentierung nachvollziehbar wird.
Autorenporträt
Sebastian Brant, 1457 Straßburg - 10. 5. 1521 ebd. Der aus einer Straßburger Ratsherren- und Gastwirtsfamilie stammende B. studierte in Basel klassische Sprachen und Jura (Lizentiat 1483/84); danach lehrte er hier Kirchen- und Zivilrecht sowie Poesie. Er promovierte 1489 zum Doktor beider Rechte, wurde Dekan der juristischen Fakultät (1492) und 1496 Professor für römisches und kanonisches Recht. 1500 kehrte B. nach Straßburg zurück; 1501 übernahm er das Amt des Syndikus, 1503 wurde er Stadtschreiber. Als Berater, Korrektor und Lektor war er wesentlich an der Baseler Buchproduktion zwischen 1480 und 1500 beteiligt (Editionen u. a.). In seinem dichterischen Schaffen bediente sich B. zunächst der lat. Sprache. Thematische Schwerpunkte seiner Sammlungen neulat. Lyrik sind die Marien- und Heiligenverehrung und die bedrohliche politische Situation, der Maximilian, Adressat zahlreicher Lobgedichte, begegnen soll. Mit der Hinwendung zum Deutschen suchte er ein breiteres Publikum zu erreichen. Dies gelang ihm mit einer Reihe von illustrierten Flugblättern mit lat. und dt. Texten über sensationelle Naturereignisse sowie politische und religiöse Themen (zwischen 1488 und 1504), v. a. jedoch mit der Moralsatire Das Narrenschiff, seinem überaus erfolgreichen, ins Lateinische und zahlreiche europäische Volkssprachen übersetzten Hauptwerk. Es porträtiert in 112 (in späteren Auflagen 114) lose aneinandergereihten Kapiteln (paarweise gereimte Vierheber) im Rahmen einer Narrenschifffahrt einen ganzen Narrenkosmos, um den Leser zur Einsicht in seine Unvernunft und damit zur Selbsterkenntnis als Voraussetzung der Überwindung der 'Narrheit', der menschlichen Gebrechen und Laster, zu bringen. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.10.2007

Auf nach Narragonien!
Zum 550. Geburtstag gedenkt Wolfenbüttel des Dichters und Juristen Sebastian Brant
„Die gantz welt lebt in vinstrer nacht Und duot in sünden blint verharren All strassen / gassen / sindt voll narren.” In düsteren Farben schildert Sebastian Brant in der Vorrede zu seinem „Narrenschiff” die Welt um 1500. Dummheit, Laster und ungeziemendes Benehmen, so weit das gottesfürchtige Auge reicht. Die Heilige Schrift, die Kirchengebote: Gegenstände der Verachtung. Doch Brant weiß Abhilfe. Ein Schiff muss her, ein Narrenschiff, auf das man all die Toren verfrachten kann.
„Ad Narragoniam” – „auf nach Narragonien!” geht es dann mit ihnen. So kann man es auf dem prächtigen Holzschnitt des Titelblatts lesen. Ein einziges Schiff reicht freilich bei weitem nicht aus für die Narren dieser Erde – „Ein schiff moecht die nit all getragen Die yetz sindt in der narren zal”. Am Ende sticht eine ganze Armada in See. Denn ein jeder Mensch ist aus der Warte Sebastian Brants ein Narr. Ganz besonders diejenigen, die sich für weise halten – sie bemerken ihr eigenes Närrischsein überhaupt nicht. Hoffnung gibt es nur für jene, die mutig ihrem Spiegelbild entgegentreten: „Dann wer sich für ein narren acht Der ist bald zue eym wisen gmacht.” Brant bezeichnet denn auch in der Vorrede sein Werk als „Narrenspiegel”. Seine Absicht ist es – darin ganz humanistisches Kind der Zeit – die Menschen sich selbst erkennen zu lassen. Da ist es nur folgerichtig, dass sich auch der Autor nicht ausnimmt. Er ist natürlich mit von der Bootspartie gen Narragonien.
Brants „Narrenschiff” ist 1494 zum ersten Mal in Basel erschienen. Seine 112 Kapitel umfassende Narrenrevue traf den Nerv der Zeit. Auf allen Gebieten des Lebens fanden Umwälzungen statt, die an den Menschen nicht spurlos vorüber gingen. Die Entdeckung neuer Kontinente veränderte die Weltsicht ebenso wie der sich von Italien ausbreitende Humanismus. Der Buchdruck revolutionierte die Kommunikation: die Gutenberg-Galaxis war geboren. Hinzu kamen politische Unwägbarkeiten. Kaiser und Reich beharkten sich, vom Osten her drohte die „Türkengefahr”. Orientierung war von Nöten. Brant lieferte sie. Unter Überschriften wie „Vom eebruch”, und „Von verachtung armuet” hielt er seinen Zeitgenossen die großen und kleinen Verfehlungen des Lebens vor – Brants literarische Vorbilder waren die römischen Satiriker, waren Horaz und Juvenal.
Hätte es zu Brants Zeiten Bestsellerlisten gegeben, „Das Narrenschiff” hätte jahrzehntelang auf Platz eins gestanden. Hierfür ist zum einen der volkssprachlich verfasste, bilder- und exempelreiche Text verantwortlich. Zum anderen trugen die ingeniösen Holzschnitte, die jedem Kapitel beigefügt sind, zum Erfolg bei. Sie stammen wohl zu einem guten Teil vom jungen Albrecht Dürer. Sie veranschaulichen nicht nur das Geschriebene, sondern erweitern es meist um einen neuen Aspekt. Das „Narrenschiff” wendet sich an den Laien ebenso wie an den gebildeten Leser – nur dieser vermag die vielen Anspielungen aus Mythologie, Bibel und Patristik zu enträtseln.
Brants Verleger, Johann Bergmann von Olpe, gab 1495 bereits die zweite Ausgabe des „Narrenschiffs” heraus, 1499 folgte die dritte. Daneben erschienen zahlreiche nicht autorisierte Nachdrucke. Zum berühmtesten deutschen Autor Europas wurde Brant schließlich durch die von ihm mitverantwortete lateinische Fassung. Sein Schüler Jakob Locher übersetzte das Werk im Jahre 1497. Unter dem Titel „Stultifera Navis” erlebte es bis 1572 die stattliche Zahl von 21 Druckausgaben; sie erschienen in ganz Europa, in Nürnberg, Paris, London. Alles in allem gelang Sebastian Brant mit seinem „Narrenschiff” (wenn man die Luther-Bibel nicht mitzählt) der größte Erfolg der deutschen Literatur bis zu Goethes „Werther”. Jakob Locher verglich seinen Lehrer bewundernd mit den italienischen Geistesgrößen Petrarca und Dante.
Umso verwunderlicher ist es, dass Brants 550. Geburtstag in diesem Jahr – er wurde irgendwann im Jahr 1457 in Straßburg als Sohn eines Gastwirts geboren – im geistesgeschichtlichen Leben, nicht nur Deutschlands, sondern auch der Schweiz und Frankreichs, kaum zur Kenntnis genommen wurde. Was aber bedeutet es für die europäischen Gesellschaften, wenn sie ihr humanistisches Erbe so schmählich vernachlässigen? Gäbe es den „Wolfenbütteler Arbeitskreis für Renaissanceforschung” nicht, Brants Jubiläum wäre wohl sang- und klanglos untergegangen.
Dieser illustre Kreis um seinen Vorsitzenden, den Medizinhistoriker Klaus Bergdolt, widmete jetzt seine Jahressitzung Sebastian Brant und der Kommunikationskultur um 1500. In der Herzog August Bibliothek waren viele der versiertesten Kenner Brants und seiner Epoche zugegen, etwa der frisch gekürte Schillerpreisträger Dieter Mertens. Oder Joachim Knape, der Tübinger Philologe, dem wir unter anderem die unverzichtbare Reclam-Studienausgabe des „Narrenschiffs” zu verdanken haben. Gegenwärtig erforscht er mit seinem Kollegen Thomas Wilhelmi die Straßburger Brant-Archivalien.
Die Tagung arbeitete in Fallstudien die Modernität Brants heraus. Und die ist außerordentlich – obwohl der tief gläubige Gelehrte religiös rückwärtsgewandt war und politisch auf Seiten des habsburgischen Kaisers Maximilian I. stand. Brant nutzte für seine religiösen und politischen Anliegen wie kein anderer die publizistischen Möglichkeiten des noch jungen Buchdrucks. Davon zeugen die vielen Flugblätter, die er sowohl in seiner Funktion als hochgepriesener Jurist in Basel – bis 1500 – als auch in seiner Funktion als Stadtschreiber in Straßburg – bis zu seinem Tod 1521 – verfasste. Er verstand es auch, sich als Autor in einem modernen Sinne zu inszenieren. Regelmäßig taucht sein Bild auf den Titelblättern seiner Publikationen auf.
„Brant”, so resümierte in Wolfenbüttel der Rechtshistoriker Andreas Deutsch, „war eine Marke. Sein Name war ein Zugpferd, er garantierte den Verkauf eines Buches”. Seine „Expositiones” etwa wurden mit mehr als fünfzig Ausgaben bis zum Jahre 1622 eines der meistgedruckten juristischen Lehrwerke der Zeit. Am Ende der zweitägigen Exegese hatte das Bild des Jubilars Brants feste Konturen erhalten; Konturen, die den „Prototyp des neuen Schriftstellers und Publizisten” (Knape) am Vorabend der Neuzeit zeigen. Herzlichen Glückwunsch. FLORIAN WELLE
Sebastian Brants „Narrenschiff”, Ausschnitt des Titelblatts der Erstausgabe, 1494 in Basel erschienen. Foto: Ullstein
Der humanistische Poet und Rechtsgelehrte Sebastian Brant, 1457 in Straßburg geboren, hatte den größten Erfolg der deutschen Literatur bis zu Goethes „Werther”. Foto: Interfoto
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