Produktdetails
  • Verlag: Tropen Verlag
  • ISBN-13: 9783932170942
  • ISBN-10: 3932170946
  • Artikelnr.: 22495955
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2007

Harte Hunde mit Weichteilen
Resozialisation: Eine Killerfibel des Ex-Häftlings Massimo Carlotto

Gutes Essen, schöne Frauen, organisierte Kriminalität. Kaum ein Gespräch über Italien kommt ohne diese Klischees aus, und auch Massimo Carlotto versucht in seinem aktuellen Roman gar nicht erst, sie auszusparen: "Arrivederci amore, ciao" erzählt aus der Perspektive eines Kriminellen, der nach seiner Haftentlassung zu den besseren Kreisen der Gesellschaft gehören will. Um deren Privilegien zu erreichen, wendet er mit Überfall, Erpressung und Mord alle Praktiken zur Lebenserleichterung an, die er kennt.

Denn seine kriminelle Karriere ist lange und lehrreich. Weil er in seiner Heimat wegen politischer Verbrechen gesucht wurde, lebte Giorgio Pellegrini in einem Camp in Mittelamerika; gemeinsam mit anderen ehemaligen Terroristen und einem Freund, den er auf Weisung des Comandantes bereits auf der ersten Seite des Romans erschießt. Carlotto lässt von Anfang an keinerlei Zweifel an der Kaltblütigkeit seiner Hauptfigur, die nicht einmal zwischen Freund und Feind unterscheidet: Als sich die Gelegenheit bietet, durch den Verrat an seinen alten Kameraden ein geringes Strafmaß zu bekommen, kehrt Pellegrini nach Italien zurück und fungiert als Kronzeuge. Nur eines will er nach der Haft nicht mehr sein: ein kleiner Gangster. Ihm schwebt eine größere kriminelle Karriere vor.

Sein Hauptziel ist die Wiedereinsetzung in seine früheren Rechte. Die erlangt ein Straftäter nach italienischem Recht, wenn er sich nach seiner Haftentlassung fünf Jahre lang nichts zuschulden hat kommen lassen - oder aber, wie Pellegrini, zu geschickt ist, um sich dabei erwischen zu lassen. Er beginnt als Geschäftsführer in einem Bordell, verpfeift aber schon bald seinen Boss und wendet sich lukrativeren Coups zu. Als er beginnt, mit einem korrupten Polizisten zusammenzuarbeiten, zeichnet sich ein gewisser Erfolg ab, den er auf keinen Fall durch mangelnde Sorgfalt oder unnötige Gnade riskieren möchte.

Fast ebenso krimitauglich wie dieser Stoff ist die Biographie des Autors selbst, der unter Italiens bedeutenden Krimi-Autoren ohne Zweifel die schillerndste Vergangenheit aufweist: In den siebziger Jahren war Massimo Carlotto Mitglied der linksextremen Gruppierung "Lotta Continua", bis 1976 in seiner Wohnung eine junge Frau ermordet aufgefunden wurde. Er konnte seine Unschuld nicht beweisen, wurde zu achtzehn Jahren Haft verurteilt und floh nach Frankreich und Mexiko. Fünf Jahre war er auf der Flucht und sechs Jahre inhaftiert, bevor er begnadigt wurde. Kurz darauf begann er mit dem Schreiben von Romanen, deren erster, "Il fuggiasco", seine Geschichte als Flüchtling beschreibt. Das jetzt erst auf Deutsch vorliegende "Arrivederci amore, ciao" verfasste Carlotto bereits 2001. Die späte Entscheidung des Verlags, das Buch zu übersetzen, ist wohl auch den positiven Kritiken der englischsprachigen Zeitungen zu verdanken.

Der Roman fasziniert vor allem dadurch, dass der Leser dem Bösen direkt in die Augen sieht. Carlotto hat seine Hauptfigur völlig seelenlos gezeichnet, ohne menschliche Empfindungen bis auf eine Ausnahme: die maßlose Enttäuschung, als Pellegrini sich nach dem Gefängnis die Pralinen seiner Kindheit kauft, die mittlerweile völlig andere sind. "Ich fühlte mich betrogen und hätte am liebsten losgeheult", konstatiert der harte Hund. Das zeigt eine weiche Seite auf den ersten Blick; reinsten, infantilen Egozentrismus auf den zweiten. Auch im Zusammenhang mit dem Restaurant, das er später übernimmt, wird sein Faible für Essen klar, das er aber vor allem als Aufstiegsmöglichkeit sieht.

Ansonsten beschränken sich Pellegrinis Gefühlsregungen auf eine leise Freude beim Töten von Menschen. Frauen bedeuten ihm nicht mehr als die Möglichkeit, seine Fantasien auszuleben. Es ist beinahe irreführend, dass Massimo Carlotto die meisten Kapitel nach den Frauen benannt hat, die darin vorkommen - denn sie bleiben unwichtig. Pellegrini erniedrigt sie, manipuliert sie virtuos und bringt sie später um, ohne jemals etwas dabei zu empfinden. Die positivsten Worte, die er jemals über eine von ihnen verliert, lauten: "Sie war liebevoll, zuvorkommend und ging einem nicht auf die Eier."

Von einer vergleichbaren Wortwahl ist der gesamte Roman. Carlotto scheut keine deutlichen Ausdrücke, geht aber dankenswerterweise selten ins Detail. Ein kleiner Machiavelli für Gangster ist da entstanden, dessen einzige Schwäche die mangelnde Tiefe seiner Hauptfigur ist. Von einer unheilvollen Anziehungskraft ist die Geschichte trotzdem: Sie kann oder will zwar keine richtige Identifikation mit dem Antihelden hervorrufen, verschiebt aber immerhin gehörig die Vorstellung von dem, was gut, was böse und was notwendig ist.

JULIA BÄHR

Massimo Carlotto: "Arrivederci amore, ciao". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Tropen Verlag, Berlin 2007. 186 S., geb., 18,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2007

Hier kocht der Killer noch selbst
Vom Gefängnis an den Schreibtisch: Besuch bei dem Krimiautor Massimo Carlotto, einem intimen Kenner mafioser Verbrechen
Hoch über Cagliari rauscht gelegentlich eine Möwe vorbei oder ein Billigflieger, ansonsten stört nichts und niemand den Blick auf die Menschen- und Warenströme, die unten in der sardischen Hauptstadt zirkulieren. Auf der Terrasse des „Caffè Libarium” ist es kühl und angenehm unbelebt – bestes Krimi-Klima, um in Ruhe über bewaffneten Kampf, gutes Essen, neue Verbrechensformen und alte Mafia-Mentalitäten zu plaudern. Massimo Carlotto kennt sich hervorragend aus in der Materie: Geboren und aufgewachsen im Veneto, war er in den siebziger Jahren Teil einer Jugendbewegung, die in vielen Verästelungen ganz Italien erfasst hatte. Man kämpfte für eine bessere Welt, doch der italienische Staat schlug zurück, wo er konnte. Carlotto saß mehrere Jahre im Gefängnis, zwischen Mafiosi und anderen Schwerverbrechern. Ein Justizirrtum: Man wollte ihm einen Mord anhängen, den er nicht begangen hatte. Heute zählt er zu den bekanntesten Krimiautoren Italiens, in Cagliari lebt er „per l’amore”, seine Frau stammt aus Sardinien. Doch der italienische Nordosten ist seine Spezialität geblieben: Seine Romane kreisen um den dortigen Mix aus alteingesessenem Unternehmertum, osteuropäischen Verbrecherbanden und globalisierter Wirtschaft – ein ganz besonderes Ineinandergreifen von Legalität und Illegalität.
Massimo Carlotto ist ein zurückhaltender Fünfzigjähriger: Lederjacke und Jeans, korrekt gestutzter Bart, sehr wache, vorsichtige Augen. Wer seine Geschichte kennt, weiß, dass er ein Meister der Verkleidung und des Identitätswechsels ist. Obwohl er vieles am eigenen Leib erlebt hat, was andere nur aus der Theorie kennen – das Leben auf der Flucht zum Beispiel – sind ihm Pathos oder lautstarke Empörung fremd. Er hat eine unaufgeregte Art zu sprechen und wirkt auf sympathische Weise noir, ohne dass es wie eine Krimischriftstellerpose aussieht. Nach den täglich fünf Päckchen Marlboro gefragt, die er im Gefängnis geraucht hatte, sagt er nur, kurz grinsend: „Ja, das war eine etwas anstrengende Zeit”. Aber hartgekocht ist nur die eine Seite. Nach und nach kommt ein Überzeugungstäter zum Vorschein, dem soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz am Herzen liegen. „La mia generazione”, sagt er immer wieder, und mit seiner Generation meint er natürlich diejenigen, die sich in den Siebzigern engagierten und Widerstand leisteten gegen einen Staat, der tief in kriminelle Machenschaften verstrickt war. „An die Revolution glaubt heute natürlich niemand mehr”, sagt er achselzuckend, und dann: „Aber recht hatten wir mit vielem doch.”
Alles, was den Anschein des Gefühligen vermitteln könnte, erregt seinen Verdacht – wie etwa psychologische Schreibtheorien nach dem Muster „Schriftsteller verarbeitet schreckliche Vergangenheit”. Es gehe ihm nicht darum, schlechte Erfahrungen zu exorzieren, er wolle lieber, sagt Massimo Carlotto und benutzt dabei eine klassische Formel, informieren und aufklären. Deshalb schreibe er über das, was er selbst kennengelernt hat: eine ziemlich ekelhafte Welt aus Machtgier, Opportunismus, Verrat, Korruption und einem bürgerlichen Milieu, das sich seine Gesetze zurechtbiegt.
Carlottos eben auf Deutsch erschienener Roman „Arrivederci amore, ciao” (aus dem Italienischen von Hinrich Schmidt-Henkel, Tropen Verlag, Berlin 2007, 192 S., 18,80 Euro) ist eine hochspannende Beschreibung dieses kriminellen Getriebes – und gleichzeitig eine Charakterstudie, die einem die Ekelschauder den Rücken hinunterjagt. Der ebenso widerwärtige wie clevere Protagonist verfolgt einen perfiden Plan, um endlich in der guten Gesellschaft anzukommen. Giorgio Pellegrini , ein ehemaliger Linksterrorist, kehrt aus Mittelamerika nach Europa zurück und erpresst dort seine alten Genossen: Entweder ein anderer nimmt den Mord auf sich, den Pellegrini begangen hat, oder er lässt alle Kampfgefährten hochgehen. Mithilfe eines korrupten Kommissars raubt und mordet Pellegrini – so lange, bis er das ersehnte Ziel erreicht hat: als Restaurantbesitzer ein ehrenwertes Leben zu führen, im Kreise fest etablierter Mitte-rechts-Unternehmer. Dass der Kommissar am Ende dran glauben muss, ist abzusehen: „Das Arschloch war tot. Sein Kopf ruhte auf dem Lenkrad. Die Augen waren aufgerissen. Etwas Blut rann ihm aus dem Mund. Sanft schloss ich die Tür, stieg auf mein Fahrrad und radelte langsam davon.”
Es geht Carlotto nicht um die Schlechteste aller Welten und auch nicht um das Böse im Menschen. Es geht ihm um jene Wirklichkeit, die vom kaum existenten investigativen Journalismus in Italien nicht mehr beschrieben werde. Gemeint ist dabei das italienische Wirtschaftswunder in der Gegend um Padua, Treviso oder Vicenza. „Diese Gegend ist das unglaublichste Laboratorium der Kriminalität in Europa, ein geografischer Knotenpunkt. Aus der globalisierten Wirtschaft sind hier ganz neue Verbrechensformen entstanden.” Diesen Transformationsprozess, die vereinten Geldwäsche-Anstrengungen der russischen, serbischen, kroatischen, italienischen Mafia, der fließende Übergang zum Mittelstand, der sich beispielsweise mit illegalen Arbeitern für die Herstellung von Textilien versorgt – diesen vielgliedrigen Umbau der Gesellschaft beschreibt Carlotto in „Arrivederci amore, ciao”.
Dass er einen Exterroristen zum Ich-Erzähler gemacht hat, ist Teil eines Mythenzerstörungsprojekts: Carlotto will nicht nur mit romantischen Gewaltvorstellungen aufräumen, sondern beweisen, dass gerade jener gewalttätige Teil der Bewegung mühelos von links nach rechts geschwenkt ist – dass es nie um Ideale ging, sondern immer nur um pure Macht. Pellegrini ist nicht nur ein klassischer Verräter, sondern frei von Überzeugungen. Und gerade darin, so Carlotto, unterscheide er sich von jener „enormen Masse von Leuten, die ganz demokratisch, ohne Waffen gekämpft haben.” Da ist sie wieder, „la mia generazione” – ein Stehaufmännchen, letztendlich.
Massimo Carlotto selbst war zeitweise in Mexiko untergetaucht, um in Italien einer langjährigen Haftstrafe zu entkommen. Deshalb wirkt seine Hauptfigur Pellegrini manchmal wie ein grotesk ins Negative verzerrtes Spiegelbild des Autors: Beide waren Mitglieder einer militanten Bewegung, auf der Flucht und im Gefängnis. Als Neunzehnjähriger lebte Carlotto in Padua und war Mitglied bei „Lotta Continua”, der linksradikalen Bewegung um Adriano Sofri. Von den mörderischen Terror-Akten der „Brigate Rosse” war die außerparlamentarische „Lotta Continua” Lichtjahre entfernt, doch in den Siebzigern genügte wenig, um die Polizei gegen sich einzunehmen. 1976 entdeckt Carlotto ein Gewaltverbrechen, er findet eine erstochene Studentin. Doch man macht ihn vom Zeugen zum Tatverdächtigen und klagt ihn des Mordes an, um ihn nach zwei Jahren aus Mangel an Beweisen wieder freizusprechen. Was dann folgt, ist als „caso Carlotto” in die italienische Rechtsgeschichte eingegangen: einer der kompliziertesten Justizfälle, der über fünfzehn Jahre gedauert hat.
1979 wird der Freispruch aufgehoben und Carlotto zu einer achtzehnjährigen Haftstrafe verurteilt; er setzt sich nach Paris und später nach Mexico City ab. Diese irrwitzige Geschichte vom Untertauchen in Mexiko hat Carlotto in seinem ersten, autobiographischen Roman „Il fuggiasco” (Der Flüchtige) erzählt, der als nächstes auf Deutsch erscheinen soll. Anders als „Arrivederci amore, ciao”, das von seinem ätzenden Protagonisten und dessen planvollem Zynismus lebt, ist dieses Buch witzig und selbstironisch – erstaunlich angesichts der Tatsache, dass Carlotto eher unheimliche Geschichten zu erzählen hat, von der Angst davor, dass die Tarnung auffliegt, bis zu den Foltermethoden in mexikanischen Gefängnissen. 1985 kehrt er nach Europa zurück und stellt sich der italienischen Justiz; das internationale Komitee „Gerechtigkeit für Massimo Carlotto” kümmert sich um den inzwischen schwer Erkrankten. Das Hin und Her zwischen Gerichten und Prozessen dauert bis 1993 – bis Carlotto begnadigt wird.
In Italien ist der Schriftsteller mittlerweile vor allem für den „Alligator” berühmt, die Hauptfigur seiner Kriminalromane – ein Privatdetektiv mit exzellenten Verbindungen zur Unterwelt. Der „Fall Carlotto” ist in den Hintergrund getreten – auch, weil es genügend andere, nach wie vor unabgeschlossene Justizskandale gibt: etwa Adriano Sofri, der seit 1997 unschuldig eine 22-jährige Haftstrafe verbüßt; nur krankheitshalber kann er zeitweise das Gefängnis verlassen. Und demnächst wird wohl ein weiterer Fall reaktiviert: Gefragt nach Cesare Battisti, dem gerade in Rio de Janeiro verhafteten italienischen Ex-Terroristen und Schriftsteller, der lange Zeit in Paris politisches Exil genoss, antwortet Carlotto sofort: „Es tut mir leid, dass er verhaftet worden ist. Ich bin mir sicher, dass der Prozess heute anders verlaufen würde.” 1988 hatte man Battisti in einem umstrittenen Prozess in Abwesenheit mehrerer Morde schuldig gesprochen. Er selbst beteuert seine Unschuld und wird in Frankreich von einem großen Kreis von Schriftstellern und Intellektuellen unterstützt, unter ihnen Fred Vargas, Bernard-Henri Lévy und Claude Chabrol. In Italien allerdings fehlt ein breites öffentliches Engagement: die regierende Mitte-links-Koalition, sagt Carlotto, wird sich hüten, den Prozess wieder aufzurollen.
Doch bei all seinem Engagement pflegt der Schriftsteller ein ziemlich düsteres Weltbild: Selbst das authentische Essen, all die Feinschmecker-, „Prodotti tipici”- und Weinkenner-Zirkel, die der Linken einmal das Leben versüßt hatten, sind verdorben. „Das ist noch so ein Mythos, den man zerstören muss. Gutes Essen ist mehr denn je eine Frage des Geldes.” Ende April erscheint in Italien der nächste Carlotto-Krimi, der sich genau dieses Projekt vorgenommen hat: Hauptfigur ist ein Feinschmecker, „noch fieser als Giorgio Pellegrini”, sagt Carlotto. Schwer vorstellbar. Immerhin huldigt schon der Restaurantbesitzer aus „Arrivederci amore, ciao” der guten Küche auf eine Weise, die dem Leser als doppelte Gemeinheit erscheinen muss: Aus anderen Krimis – bei Manuel Vazquez Montalban oder Andrea Camilleri – kennt man das Essen als Schmerzmittel gegen all das Böse in der Welt, aber hier kocht der Killer sozusagen selbst. Mit der gängigen Italo-Folklore macht Massimo Carlotto kurzen Prozess, und Trost können sich seine Leser bei ihm nicht erwarten. Aber vielleicht die spannenderen Bücher. JUTTA PERSON
„An die Revolution glaubt heute natürlich niemand mehr. Aber recht hatten wir mit vielem doch.”
„Das ist auch ein Mythos, den man zerstören muss. Gutes Essen ist weiterhin eine Frage des Geldes.”
Von den drei Packungen Marlboro aus Gefängniszeiten hat sich Massimo Carlotto getrennt. Foto: Gianmario Marras
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Angetan berichtet Rezensentin Julia Bähr von Massimo Carlottos Roman über einen kaltblütigen Ex-Terroristen, der nach seiner Haftentlassung in die besseren Kreise der Gesellschaft aufsteigen will, was ihm dank seiner kriminellen Energie auch gelingt. Faszination übt der Roman auf Bähr insbesondere dadurch aus, "dass der Leser dem Bösen direkt in die Augen sieht". Die Hauptfigur wirkt auf sie eiskalt und "völlig seelenlos". Der einzige Schwachpunkt des Romans, den sie als "kleiner Machiavelli für Gangster" bezeichnet, sieht Bähr dann auch in der mangelnden Tiefe der Hauptfigur. Nichtsdestoweniger bescheinigt sie der Geschichte eine "unheilvolle Anziehungskraft", die die Vorstellung von dem, was gut, was böse und was notwendig sei, gehörig verschiebe.

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