Cord Hagens erster Roman "Der Schlund" war mir etwas zu einfach gestrickt. "Jurassic Park under water", okay, die Idee war ja ganz nett und der Roman so flüssig geschrieben, dass ich mir auch "Aquagene" reinziehen mußte. Jetzt mal herhören, Leute: Wer so wie ich die letzten Jahre auf einen
Nachfolger von Schätzings "Schwarm" gewartet hat, der kann endlich aufatmen: Nach 600 spannenden Seiten kann…mehrCord Hagens erster Roman "Der Schlund" war mir etwas zu einfach gestrickt. "Jurassic Park under water", okay, die Idee war ja ganz nett und der Roman so flüssig geschrieben, dass ich mir auch "Aquagene" reinziehen mußte. Jetzt mal herhören, Leute: Wer so wie ich die letzten Jahre auf einen Nachfolger von Schätzings "Schwarm" gewartet hat, der kann endlich aufatmen: Nach 600 spannenden Seiten kann ich bezeugen, hier ist er: Und er ist besser, weil Hagen – im Unterschied zu Schätzing – auch über einen Wortwitz verfügt, der seinesgleichen sucht. Mit anderen Worten, ich könnte heulen, daß ich den Roman heute ausgelesen habe. Hagen schildert uns eine absaufende Welt, eine Welt, in der ununterbrochene Regenfälle und das unerklärlich schnelle Abschmelzen
des Grönlandeises das Schicksal der Erde und der landbewohnenden Menschheit besiegeln.
Die kritischen Untertöne in Hagens Roman, – er kritisiert die nutzlosen Earth summits und Klimakonferenzen – , sind dabei so humorvoll wie subversiv vorgebracht. Beispiel: S.93
" Brandel erinnerte sich noch düster an das erste „Earth Summit“ im Juni 1992: Über zwölftausend Gesandte aus hundertachtzundsiebzig Nationen waren damals in Rio De Janairo zusammengekommen, um ein internationales Umweltschutzprogramm zu beschließen. Das Treffen hatte in einer äußerst entspannten Atmosphäre stattgefunden, es wurde ein Festbankett aufgetragen und die Frage nach einheimischen Escorts war angeblich dermaßen groß, dass ganze „meathole squads“ (so Brandels Lieblingsmagazin Hustler) aus São Paulo aushelfen mussten, das willige Fleisch der lokalen Elendsviertel reichte einfach nicht aus.
Schon der gemeinsam gefasste Beschluss, die CO2-Emission bis zum Jahr 2000 auf den Wert von 1999 zurückzuschrauben, galt unter den Delegierten als Witz. Auch zwölf Jahre nach der ersten inoffiziellen Entdeckung des Ozonsloch – „dem einzigen Loch, an dem die Delegierten kein Interesse hatten“, so der Hustler – und den allgegenwärtigen Veränderungen des Wetters, sah sich niemand veranlasst, den Sprühdosenfabrikanten das Handwerk zu legen. Die kleinen Leute wurden dagegen mit allerlei Umweltschwachsinnsabgaben getriezt."
Ich wüßte keinen Wissenschaftsthriller, der so deutlich den Finger in die Wunde legt und den ökologisch
unverantwortlichen Kurs der westlichen Industrienationen rigoros anprangert. Doch - und das ist das Gute an Hagens neuem Roman – jeder nachdenklichen Passage folgt knüppelharte Action, die so mitreißend geschildert ist, daß man sagen muß AQUAGENE IST EIN PAGETURNER VOM FEINSTEN. Und Hagen schreibt Action tausendmal besser als Schätzing: (Beispiel, S. 9)
„Kannst du niedriger gehen?“, fragte Jensen.
„Noch niedriger?“ Ein plötzlicher Windstoß hatte den Helikopter nach unten gedrückt, so dass für einen Augenblick die dunkle, aufgewühlte See wie eine schwankende Gebirgslandschaft in bedrohliche Nähe kam.
„Festhalten!“ Bendikson riss den Steuerknüppel in letzter Sekunde hoch.
Bisher hatte er es mit einem starken, gleichmäßigen Sturm zu tun gehabt. Jetzt stolperte sein Heli von einem Luftloch ins nächste. Die Maschine sackte ab, fiel in einen rabenschwarzen Schacht, stieg wieder auf. Bendikson rauschte es in den Ohren. Dann hatte sich der Heli wieder gefangen, bis sie über den Kamm der nächsten Luftwelle sausten.
„Du bist ja ganz grün im Gesicht“, sagte Han.
„Kümmere dich um deinen eigenen Kram!“, zischte Jensen. „Hab ’ne lange Nacht gehabt, das ist alles.“
Erst packte der Regen nach dem Plexiglas der Kanzel, dann der Hagel. Regen mag ja gehen, aber Hagel? Das Getöse der prasselnden Körner war so gewaltig, dass es das Motorengeräusch übertönte. Jensen hielt sich die Ohren zu, selbst Gunnar schluckte, wie er es sonst nur tat, um den Überdruck in seinen Gehörgängen auszugleichen.
„Gottverdammt, wofür riskieren wir unser Leben? Wenn sie abgestürzt sind, dann sind sie längst Tango-Oskar-Tango. Wir sollten den Einsatz abbrechen!“
DAS IST ACTION-KINO FÜRS HIRN, BESSER GEHT's NICHT MEHR: LESEN! LESEN! LESEN!