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Visuell starke Designlösungen vermitteln überraschende Erkenntnisse und zeigen die Vielfalt der Meinungen in dem kleinen Land, die durchaus nicht immer der offiziellen Regierungshaltung entsprechen. Vom 6-Tage-Krieg über die Libanon-Krise, von der Gründung der israelischen Streitkräfte über die Ermordung Itzchak Rabins bis zur zweiten Intifada und den aktuellen Palästinenserproblemen spannen sich die meist politischen Themen, es geht aber auch um Einwanderung, um Kultur, Theater, Kino und Ausstellungen, um Wohnungsnot und Korruption, um jüdisches Leben und den israelischen Alltag im Lauf der…mehr

Produktbeschreibung
Visuell starke Designlösungen vermitteln überraschende Erkenntnisse und zeigen die Vielfalt der Meinungen in dem kleinen Land, die durchaus nicht immer der offiziellen Regierungshaltung entsprechen. Vom 6-Tage-Krieg über die Libanon-Krise, von der Gründung der israelischen Streitkräfte über die Ermordung Itzchak Rabins bis zur zweiten Intifada und den aktuellen Palästinenserproblemen spannen sich die meist politischen Themen, es geht aber auch um Einwanderung, um Kultur, Theater, Kino und Ausstellungen, um Wohnungsnot und Korruption, um jüdisches Leben und den israelischen Alltag im Lauf der Jahrzehnte. Ein Buch von Gestaltern nicht nur für Gestalter, um ein faszinierendes, aber oft auch fremdes Land kennenzulernen.
Autorenporträt
Seitdem Henrietta Singer das erste Mal einen Stift in die Hand nahm, ist Design ihre bevorzugte Sprache. Während ihres Kommunikationsdesign-Studiums an der Hochschule Mainz verbrachte sie ein Jahr an der »Bezalel Academy of Arts and Design« in Jerusalem. Sie ist eine multidisziplinäre Designerin und Art Direktorin. Bei Saatchi & Saatchi Deutschland und der digitalen Full-Service Agentur Syzygy Deutschland sammelte sie Erfahrung in Marketing, Konzeption, Strategie und Produktdesign für nationale und internationale Marken wie Toyota, Mazda, Mercedes, Procter & Gamble, Telekom, L'Oréal und UNESCO.Sie ist überzeugt, dass Kommunikation im weiteren Sinne bedeutet, Informationen in kleine verdaubare Bausteine aufzuteilen, um sie so Menschen zugänglicher zu machen. Für sie ist Design ein mächtiges Tool, viel mehr als nur Farben und Formen, es ist ein Medium, das Menschen nicht nur mit Themen, Informationen und Erkenntnissen verbindet, sondern auch und vor allem miteinander.

Die Liebe, die Sara Neuman für Film, Geschichte, Schreiben und Sprachen hat, entdeckte sie schon früh. Sie ist in Jerusalem geboren und aufgewachsen, wo sie an der Sam Spiegel Film-und Fernsehschule studierte. Nach Abschluss des Studiums widmete sie sich ihren unternehmerischen Fähigkeiten bei dem israelischen Telekommunikationsunternehmen Cellcom und verfasste parallel Feautre-Skripte.Sie folgte ihrem Herzen und zog nach Deutschland, wo sie derzeit mit ihrem Ehemann lebt. Hier teilt sie ihre Liebe für und ihr Wissen über Israel, indem sie für mehrere Non-Profit-Organisationen arbeitet und Jugendliche über die Geschichte Israels aufklärt. Israel zu verlassen, war eine schwierige Entscheidung, aber Sara glaubt, dass große Verluste, wie alles im Leben auch positive Chancen mit sich bringen. Die Macht von Storytelling und der Geschichte - ist sie überzeugt - kann Menschen dazu bringen, eine bessere Welt und Zukunft zu schaffen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2019

NEUES REISEBUCH

Für den Tisch Willkommen in Israel: Dieser Satz war nicht nur eine Botschaft an Touristen, sondern vor allem an die, die heimatlos geworden waren - in der Sowjetunion zum Beispiel. Sie hatte nach dem Sechstagekrieg ihre Beziehungen zu Israel abgebrochen und eine propagandistische, politische und militärische Kampagne gegen den jüdischen Staat begonnen. Gleichzeitig litten die sowjetischen Juden schon seit langem unter Antisemitismus und erschwerten Ausreisebedingungen. Doch ausgerechnet als die israelische Luftwaffe über Ägypten gegen sowjetische Piloten kämpfte, ließ das Regime zehntausend Juden nach Israel ausreisen. Zu dieser Zeit, 1969, entwarf Dan Reisinger ein ikonisches Plakat, auf dem "Let my people go" stand und das weltweit auf Demonstrationen hoch gehalten wurde. Reisingers Poster ist Teil eines Bildbandes des jungen deutsch-israelischen Autorinnenduos Henrietta Singer und Sara Neuman. "70 Jahre Israel in 70 Plakaten" erzählt die Geschichte des jüdischen Staates in Postern.

Als die Israelin Neuman vor einigen Jahren nach Frankfurt am Main zog, begann Singer ihr Auslandsstudium an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem. Ob es möglich ist, eine Nation durch die visuelle Brille der Plakate kennenzulernen, mit denen sie für sich wirbt, fragte sie sich damals. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren reisten beide immer wieder nach Israel, um noch lebende Gestalter zu besuchen und Interviews mit Zeitzeugen zu führen. "Hier lebende Israelis berichten bei unseren Veranstaltungen immer wieder von persönlichen Erinnerungen zu den einzelnen Postern. Eine Dame hatte sogar mit Dan Reisingers Plakat demonstriert", erzählt Neuman nicht ohne Stolz. Zur historischen Kontextualisierung ist im Bildband jedem Poster ein kompakter Begleittext beigefügt.

Durch einen buchbinderischen Trick heben sich Texte und Bilder voneinander ab: Mit der rechten Hand von vorn nach hinten geblättert, erscheinen zunächst nur die Bilder; umgekehrt gibt das Blättern von hinten nach vorn zunächst nur die Texte frei. Auf den ersten Blick ist die Plakatsammlung unübersichtlich, so wie die israelische Gesellschaft selbst. Einer der roten Fäden ist das Bild von Israel als multikulturelle Einwanderungsgesellschaft.

In Singers und Neumans Buch zeigen sich die Multikulturalität und Internationalität Israels auch in den verschiedenen Sprachen der Plakate: Es dominieren Englisch und Hebräisch, vereinzelt gibt es Arabisch und auch Amharisch. Allein schon beim Thema Einwanderung ist die israelische Geschichte polyphon und vielschichtig. "Wichtig war uns, unbekannte Zugänge zu ermöglichen und neugierig zu machen. Auch bei Leuten, die schon mal in Israel waren", sagt Singer. Einige Plakate nehmen Bezug auf politische Großereignisse wie die Ablösung der Arbeiterparteien durch den Likud, die Libanon-Krise, die Ermordung Jitzhak Rabins, die zweite Intifada. Gleichzeitig werden auch bedeutende technologische Innovationen im Lauf der Jahrzehnte, Kultur, Theater und Kino thematisiert - und knapper Wohnraum. 2011 initiierte Daphni Leef in Tel Aviv eine Demonstration gegen gestiegene Mietpreise. Binnen kurzer Zeit schlossen sich Tausende Israelis an und machten daraus den größten Bürgerprotest der Landesgeschichte. Tal Tabakman reflektierte das in seinem Plakat: "Zu vermieten" zeigt ein hell erleuchtetes Zelt inmitten nachtschwarzer Dunkelheit. "In Israel ist Grafikdesign politischer als in Deutschland", erzählt Singer. Viele Gestalter sehen sich nicht nur als Dienstleister für Auftraggeber, sondern auch als Künstler, die über Plakate politisch Stellung beziehen. Für das letzte Plakat im Buch, das den Status Quo abbilden sollte, veranstalteten Singer und Neuman einen Wettbewerb unter Designstudenten.

Gewonnen hat Yishai Greisman, dessen Arbeit, so Singer, "alles zusammenfasst, das typisch für Israel ist". Auf dem in Comic-Ästhetik gehaltenen Suchbild geht es recht unübersichtlich zu. Nach und nach lassen sich die Themen Migration und Tourismus, Bedrohung und militärische Wehrhaftigkeit, Lebensfreude und gesellschaftliche Diversität entdecken. Die von Singer und Neuman zusammengestellten Poster reflektieren nicht nur israelische Plakatgeschichte - sie machen auch neugierig auf ein facettenreiches Land.

Till Schmidt

Henrietta Singer, Sara Neuman: "70 Jahre Israel in 70 Plakaten". Verlag Hermann Schmidt, 336 Seiten, 25 Euro

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