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Auf der Suche nach der Welt von Gestern reist der Ich-Erzähler, der Europa nur vom Hörensagen kennt, mit einer Gruppe jüdischbrasilianischer Jugendlicher in den 1970er Jahren in einen Kibbuz nach Israel, um etwas über die Geschichte seiner Vorfahren und des Landes zu lernen. Trotz des strengen Verbots der zionistischen Reiseorganisation, Israel zu verlassen, macht er einen »Ausflug« zu Verwandten, die seinerzeit in London vor den Nazis Zuflucht gefunden haben. Für den jungen Protagonisten ist Europa ein geradezu sagenumwobener Kontinent, der Traum einer vergangenen Zeit. Seine aus Wien…mehr

Produktbeschreibung
Auf der Suche nach der Welt von Gestern reist der Ich-Erzähler, der Europa nur vom Hörensagen kennt, mit einer Gruppe jüdischbrasilianischer Jugendlicher in den 1970er Jahren in einen Kibbuz nach Israel, um etwas über die Geschichte seiner Vorfahren und des Landes zu lernen. Trotz des strengen Verbots der zionistischen Reiseorganisation, Israel zu verlassen, macht er einen »Ausflug« zu Verwandten, die seinerzeit in London vor den Nazis Zuflucht gefunden haben. Für den jungen Protagonisten ist Europa ein geradezu sagenumwobener Kontinent, der Traum einer vergangenen Zeit. Seine aus Wien stammenden Großeltern waren bereits in den 1920er Jahren nach Südamerika emigriert. Sie konnten in Brasilien Fuß fassen und sich dort eine neue Existenz aufbauen. Die Familie ist weit verstreut, einige Verwandte leben in Israel, andere in England. Alle aber sind sie voll Wehmut nach der guten alten Zeit, voll Heimweh nach einem Mitteleuropa, das es so nur in der Erinnerung gibt.Luis S. Krausz führtseine Leserschaft durch die komplexe Geschichte einer über die Kontinente verstreuten deutschsprachigen jüdischen Familie, deren Heimat vor dem Krieg Österreich und Deutschland war, die sich nach wie vor der mitteleuropäischen Kultur zugehörig fühlt, aber nirgendwo, weder in Israel, noch in Großbritannien, noch in Brasilien wirklich zuhause ist. So wie die Wüste in der Bibel ein Ort zwischen zwei Welten ist, so ist auch die Situation dieser Auswanderer ein stetes Dazwischen: geprägt von der Unmöglichkeit, eine neue Heimat zu finden und in die alte zurückzukehren.Diese Geschichte erhält durch den jugendlichen Protagonisten - hin- und hergerissen zwischen überschäumender Neugierde und Naivität - Humor und Lebensfreude. Seine Reise läuft auf zwei Ebenen ab: Zum einen ist sie geprägt durch die realen Erlebnisse und Begegnungen mit seinen Onkeln und Tanten, zum anderen ist alles Erlebte vorweggenommen durch die Erzählungen seiner Familie über das alte Europa - und durch die Aufträge, die ihm sein Vater mit auf die Reise gegeben hat. Die Vorfreude auf das Angekündigte korrespondiert nicht immer mit der Realität ...
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Durch die Wüste
Ein brasilianischer Roman über
das europäische Judentum
Ein altes jüdisches Lebensgefühl, das sich mit dem Bild der Wüste verknüpft, ist in unserer Welt brisant aktuell: Verfolgung, Flucht, Vertreibung. Im Roman „Deserto“ – „Wüste“ – von Luis Krausz reisen Ende der Siebzigerjahre junge brasilianische Juden als Erntehelfer nach Israel. Der Ich-Erzähler, Krausz’ jugendliches Alter Ego, nutzt die Gelegenheit, um Verwandte kennenzulernen. Er beherrscht noch das antiquierte Deutsch der Großeltern und übersteht auch eine Konversation auf Jiddisch. Etwa mit Onkel Kalman, der in B’nei Brak, dem ultra-orthodoxen Viertel Tel Avivs, beengt haust. Er erlebt sonderbare Rituale an verschiedensten Lebensorten in Tel Aviv und London, wohin er heimlich reist. London, das steht in seiner Familie in Brasilien für das alte, kultivierte Europa aus dem die Shoah sie vertrieb.
Krausz, der in São Paulo an der Universität hebräische und jüdische Literatur lehrt, beschreibt das manische Konservieren eines verlorenen Lebens in Form verstaubter Platten oder Bücher. Dazu gehört das edle Tuch, das der junge Reisende bei einem exklusiven Londoner Schneider für seinen Vater besorgen soll. Er will dieses mysteriöse Europa erspüren, das er aus den Geschichten seiner Kindheit kennt. Das sucht er im Museum, im Theater, wo Ingrid Bergman ihre Rolle spielt, „als verkörperte sie ein Europa, vor dessen Glanz der Rest der Welt verblasst“. Es ist ein Blick hinter den Vorhang der Welt seiner Vorfahren, „die dazu verdammt waren, durch die Wüste zu irren, weder Sklave noch frei, sondern als Kreaturen ewigen Übergangs zwischen der einen und der anderen Welt“.
MICHAELA METZ
Luis S. Krausz: Deserto. Zwischen den Welten. Aus dem Portugiesischen von Manfred von Conta. Sonderzahl Verlagsgesellschaft, Wien 2017. 132 Seiten, 18 Euro.
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