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Zum 100. Todestag Kaiserin Elisabeths aktualisiert diese Biographie anhand völlig neuer Sichtweisen ihr Leben. Elisabeth kreierte sich zu einem Schönheitsideal. In Wirklichkeit entwickelte sie, hinter Schirm und Fächer verborgen, eine schillernde, vielfältige Persönlichkeit, die jegliche Grenzen zu überschreiten wagte. Als monarchiekritische Poetin, reitende Spitzensportlerin und philosophierende Intellektuelle durchkreuzte sie Raum und Zeit, wurde Wanderin zwischen den Welten, um bei sich selbst anzukommen. In ihrem Kampf um Selbstbehauptung übernimmt "Sisi" die fortschrittlichen Strömungen…mehr

Produktbeschreibung
Zum 100. Todestag Kaiserin Elisabeths aktualisiert diese Biographie anhand völlig neuer Sichtweisen ihr Leben. Elisabeth kreierte sich zu einem Schönheitsideal. In Wirklichkeit entwickelte sie, hinter Schirm und Fächer verborgen, eine schillernde, vielfältige Persönlichkeit, die jegliche Grenzen zu überschreiten wagte. Als monarchiekritische Poetin, reitende Spitzensportlerin und philosophierende Intellektuelle durchkreuzte sie Raum und Zeit, wurde Wanderin zwischen den Welten, um bei sich selbst anzukommen. In ihrem Kampf um Selbstbehauptung übernimmt "Sisi" die fortschrittlichen Strömungen ihrer Zeit und stellt die Brücke zum Zeitgeist der Moderne und Postmoderne her. Zwischen den Gegensätzen von Selbstentäußerung und Selbstbehauptung wird die individuelle Unbeugsamkeit ihres Freiheitsstrebens zum Spiegel eines kollektiven weiblichen Selbstbewußtseins und zur Aufforderung, diese Entwicklung weiter vorwärts zu treiben.
Autorenporträt
Fischer, LisaDr., geb. 1959, Kulturhistorikerin und Soziologin. Arbeitsschwerpunkt: Biographieforschung 19. und 20. Jahrhundert. Zahlreiche Publikationen, u. a.: Lina Loos, Wenn die Muse sich selbst küsst, 1994, Schattenwürfe in die Zukunft, Kaiserin Elisabeth und die Frauen ihrer Zeit, 1998, zus. mit Judith Eiblmayr, Möbel in Balance, Anna Lülja Praun, 2001, Pionierinnen in Wien, 2002, Die Riviera an der Donau, 100 Jahre Strombad Kritzendorf, 2003.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.1998

Weibliche Gegenmacht
Sisi und ihr Volk von einig Schwestern am Wiener Hofe

Jubiläen sind mühsam: Längst hat in Österreich der hundertste Todestag von Kaiserin Elisabeth bei empfindlicheren Zeitgenossen Symptome einer schweren Magenverstimmung hervorgerufen. Ein multimedialer Brei aus alten wie neuen Biographien und Ausstellungen, aus Kitsch und Klischees der Trivialpsychologie will ausgelöffelt sein, bis sich Übelkeit einstellt. Übrigens ist auch Feminismus zuweilen mühsam.

Die Ausschließlichkeit der Perspektive, die alles aus einem Punkt erklären und auf diesen bringen möchte, fällt selbst Bekehrungswilligen auf die Nerven. Nun hat die feministische Historikerin und Soziologin Lisa Fischer ausgerechnet ein Buch über Sisi geschrieben - also schießen die Vorurteile ins Kraut.

Und in der Tat, manchmal geht die emphatische Identifikation der Autorin mit der unglücklichen Majestät ein bißchen weit. Das führt zuweilen auch zur grammatikalischen Verwirrung: "Als Gattin geliebt, verweigerte Franz Joseph der Frau, eine ernstgenommene, ebenbürtige Partnerin für ihn darzustellen." Man ahnt ja, wie's gemeint ist, indes wird gottlob geschlechtslose Logik rebellisch, wenn sich ein Herr unversehens in eine geliebte Gattin verwandelt. Zudem stolpert der Leser über pathetische Leersätze, die schlichten Sachverhalten vermeintliche Tiefe geben: Die jugendliche bayerische Prinzessin war zu Schiff donauabwärts gereist, um sich in Wien zu vermählen. Der Kommentar, "Mit dieser Landung hatte Elisabeth eine lokale Grenzüberschreitung vollzogen", scheint von ergreifener Überflüssigkeit.

Doch damit sei männlicher Rechthaberei und Mäkelsucht auch schon genug getan. Denn Lisa Fischers Buch "Schattenwürfe in die Zukunft" ist, von Kleinigkeiten abgesehen, sehr erfreulich. Es besticht durch Klugheit, scharfen Blick und Weite des geistigen Horizonts. Die Verfasserin begnügt sich eben nicht mit Anekdotenanhäufung rund um eine historische Figur. Sie zeigt Parallelen und Unterschiede zu anderen prominenten Frauen der Epoche: etwa zu Kaiserin Eugénie oder zur gekrönten Dichterin Carmen Sylva alias Elisabeth von Rumänien, aber auch zu George Sand und zur skandalumwitterten Tänzerin Lola Montez.

Naturgemäß steht das emanzipatorische Potential bei diesen Lebensläufen im Vordergrund, die Eroberung patriarchalischer Domänen. Lisa Fischers Solidarisierungsbereitschaft ist beträchtlich: Sogar Elisabeths gefürchtete Schwiegermutter Sophie, der "einzige Mann" am Wiener Hof, wird als Vertreterin "weiblicher Gegenmacht" gewürdigt. Niemand muß des Bandes gesammelte Meinungen teilen, manchmal provoziert die Argumentation geradezu Widerspruch. Aber anregend wirkt diese Lektüre allemal - weil sie uns nicht einengt, sondern in den Freiraum der Phantasie geleitet, dabei immer wieder verblüffende Querverbindungen aufdeckt. Hier wird keine Faktengeschichte heruntererzählt, hier wird analysiert und interpretiert, somit Symbolsprache entziffert. Kunstvoll angewandt, bereitet solche Methode stets Vergnügen.

Gewiß, auch Lisa Fischer arbeitet auf ihre Weise am Mythos Sisi - der Spitzensportlerin und revoltierenden Intellektuellen, der nonkonformistischen Herrschersgattin auf der Suche nach dem androgynen Ideal. Daß wir sie dafür nicht tadeln können, läßt erkennen, welches Niveau diese Arbeit erreicht. ULRICH WEINZIERL

Lisa Fischer: "Schattenwürfe in die Zukunft. Kaiserin Elisabeth und die Frauen ihrer Zeit." Böhlau Verlag, Wien 1998. 224 S., geb., Abb., 39,80 DM.

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