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Im Mai 2013 soll die offizielle Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses erfolgen. Zwanzig Jahre lang ist über Sinn und Unsinn des Wiederaufbaus gestritten worden und desgleichen über das architektonische Konzept des Neubaus, bei dem ja vom historischen Schloss lediglich die Kubatur und die Fassaden rekonstruiert werden. Aus dem Blickfeld geriet bei alldem jedoch das authentische Bild des 1443 begründeten, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebauten und zu einem prachtvollen Barockbau erweiterten und nach teilweiser Kriegszerstörung 1950 mutwillig gesprengten großartigen…mehr

Produktbeschreibung
Im Mai 2013 soll die offizielle Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses erfolgen. Zwanzig Jahre lang ist über Sinn und Unsinn des Wiederaufbaus gestritten worden und desgleichen über das architektonische Konzept des Neubaus, bei dem ja vom historischen Schloss lediglich die Kubatur und die Fassaden rekonstruiert werden. Aus dem Blickfeld geriet bei alldem jedoch das authentische Bild des 1443 begründeten, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebauten und zu einem prachtvollen Barockbau erweiterten und nach teilweiser Kriegszerstörung 1950 mutwillig gesprengten großartigen Ensembles.Richard Schneider, der sich schon mit anderen sorgfältig edierten Bild-Text-Bänden dem Bild deutscher Städte um 1900 (Berlin, Potsdam, Köln, Trier, Bamberg) gewidmet hat, traf eine Auswahl von einhundert qualitätvollen Aufnahmen vor allem aus dem Bestand des Messbildarchivs in Wünsdorf. Die im edlen Duoton-Verfahren gedruckten Abbildungen entstanden zwischen 1894 und 1944. Sie zeigen das Berliner Schloss nicht nur von außen und von den Höfen her, sondern auch in vielen besonders eindrucksvollen und eher wenig bekannten Innenaufnahmen.Neben einer fundierten Einführung in die Geschichte des Schlosses 'zu Cölln an der Spree' und einem Abschnitt zum Messbildarchiv verfasste der Autor ausführliche Kommentare zu den jeweils abgebildeten Flügeln, Fassaden, Innenhöfen, Portalen, Treppenhäusern, Festsälen, Wohnräumen, Kunstwerken und sonstigen Ausstattungsstücken. Damit erweist sich der Band als die derzeit wohl gründlichste und ästhetisch ansprechendste Publikation über das historische Berliner Schloss.
Autorenporträt
Richard Schneider, geboren 1939 in Siegburg, Studium der Geschichte und Germanistik in Bonn, danach tätig als Journalist und Fernsehautor. Er veröffentlichte zahlreiche architektur- und kunsthistorische Publikationen über Berlin und Brandenburg und ist Herausgeber mehrerer Bildbände.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2013

Immer im Werden
Historische Fotografien laden zu einem Spaziergang durchs Berliner Schloss
Das Schloss vergrößere er nicht aus Lust und Laune, sondern aus „necessität“, beschied Friedrich I. in Preußen 1708 den Ständen, deren Gelder er auch für diese Baustelle dringend benötigte. Wer im Wettstreit der Dynastien mithalten, ein zeitgemäßes Hofleben entfalten wollte, benötigte dafür angemessene Räume, Säle, Treppen, Portale. Die Notwendigkeit schien im Fall des brandenburgischen Parvenüs besonders groß. Auch deshalb hatte sich der König vom Architekten Eosander überreden lassen, das neue, zur Königskrönung errichtete Schloss nach Westen hin gewaltig zu erweitern. Andreas Schlüter, der 1698 den barocken Umbau zu einer geschlossenen Vierflügelanlage keck geplant hatte, war nach dem Einsturz seines Münzturms in Ungnade gefallen, doch musste, wer auch immer nun am Hohenzollernschloss weiterbaute, dem Rhythmus der Fassaden folgen, sich zu den markanten, Triumphbögen gleichenden Mittelrisaliten verhalten.
  Umgebaut wurde ständig im Schloss, außen aber hat bis zur Sprengung 1950 niemand etwas vergleichbar Majestätisches hervorgebracht wie Schlüter in seiner mühsam gebändigten Tollkühnheit. Deshalb beruft man sich für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses meist auf ihn, obwohl das eine unzulässige Verkürzung der Baugeschichte ist. Das Schloss war wie die Stadt drumherum, immer im Werden.
  Wie viele verschiedene Gesichter das Schloss besaß, zeigt eine Auswahl historischer Fotografien aus dem Messbildarchiv. Sie entstanden in den Jahren 1894–1920. Der Journalist Richard Schneider hat sie um spätere Aufnahmen ergänzt und alle Fotos detailliert kommentiert. Wer Zeit und Geduld nicht aufbringen mag für die gewichtigen Schlossmonografien von Albert Geyer, Goerd Peschken und Guido Hinterkeuser in ihrer oft einschüchternden Gelehrsamkeit, der kann sich mithilfe dieses schönen Bandes auf leichte und vergnügliche Weise ein Bild machen.
  Die Gelegenheit ist willkommen. Zwar scheint über das Schloss alles gesagt, doch wurde im Streit um die „necessität“ des Wiederaufbaus mehr über Städtebau, Geschichtsbilder und Sonstiges geredet als über die tatsächliche Gestalt des Gebäudes. Das wäre nachzuholen. Die Aufnahmen der Treppenhäuser und Portale zeigen schlagend, wie problematisch die Trennung in historisierende Fassaden und ein Inneres von heute ist. Auf die Übergänge zwischen der Dynamik eines Schlüter, eines Eosander und dem Rationalismus Franco Stellas wird es ankommen.
  Klar wird während des Blätterns im Band, wie stark der Neubau sich vom historischen Vorbild unterscheiden wird. Schlagend deutlich erkennt man, dass eine Form gefunden werden muss, Bau- und Realgeschichte des Schlosses im „Humboldt-Forum“ darzustellen. Ein archäologisches Fenster und ein paar Schautafeln dürften nicht ausreichen.
JENS BISKY
Richard Schneider: Das Berliner Schloss in historischen Photographien. Lukas Verlag, Berlin 2013. 157 Seiten, 100 Duoton-Abbildungen, 29,80 Euro.
Weiße-Saal-Treppe, Aufgang zur Schlosskapelle. Die Aufnahme entstand 1916. Wilhelm II. hatte den Hofarchitekten Ernst von Ihne bereits 1891 mit einem Umbau des Weißen Saals, des größten Raumes im Schloss, beauftragt. Auch das Treppenhaus wurde in neobarocken Formen der neuen Pracht angeglichen.
FOTO: ABB. AUS. D. BESPR. BAND
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