Die Katalanen, die Basken oder die Kastillier - sie alle sind das wahre Spanien. Es spricht vier Sprachen und besitzt mehr als nur eine Mentalität. Und deshalb blickt dieses Buch ganz genau hin, von den fernen Kanaren bis ins unruhige Katalonien. Es erzählt von Aberglauben und Improvisation, von der kuriosen Notwendigkeit zu heiraten ebenso wie vom tief verwurzelten Wunsch eines jeden Spaniers, Hausbesitzer zu werden. Natürlich muss vom Stierkampf die Rede sein, aber auch von den großartigen Nationalparks, von Bikini und Ballermann und dem kulinarischen Reichtum dieses facettenreichen Landes.
»Ingendaays Buch über Spanien gibt einen gut recherchierten Einblick in die südeuropäische Seele.« StadtRadio Göttingen "Book´s n´ Rock´s" 20220815
F.A.Z.
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Paul Ingendaay erklärt den Deutschen spanische Lebensart
Die Gebrauchsanweisung für Spanien wendet sich nicht an den üblichen deutschen Touristen, der auf die Kanaren, Balearen oder an die Costa del Sol reist, um sich zu bräunen, sondern an die Reisenden, die das eigentliche, noch nicht vertouristete Spanien kennenlernen möchten. Zur Einführung wie zur Vertiefung ihrer Reise präsentiert ihnen der derzeitige Kulturkorrespondent der FAZ in Madrid, Paul Ingendaay, mit leichter Feder einen Reigen persönlicher Erlebnisse, erhellender wie nützlicher Betrachtungen und kurzer Einblicke in die spanische Geschichte, etwa in die vergeblichen Bemühungen Philipps II, einen zentralistischen Staat aufzubauen, oder in den gewaltfreien Übergang vom FrancoFaschismus zur Demokratie.
Zu lesen ist von einer Vielzahl spanischer Eigenheiten: vom Essen, von den zerstrittenen Regionen und ihren Sprachen, ebenso wie von der Angewohnheit der Spanier, laut zu sprechen und sich ständig gegenseitig zu unterbrechen. Nur den sprichwörtlichen Stolz der Spanier sucht man vergebens, denn für charakteristischer hält Ingendaay ihren Großmut. Auch hält er sich nicht lange bei der berüchtigten spanischen Neigung zu makabrer Grausamkeit auf, wie sie sich im Stierkampf oder in den retablos der Kirchenaltäre auslebt, sondern erklärt einfach die Frage für unentscheidbar, ob in Spanien nun Lebensbejahung oder Todeskult vorherrsche.
Unfreiwillig kurios wirkt die Gebrauchsanweisung hingegen, wenn Ingendaay sich bemüht, seinen deutschen Lesern spanische Verhältnisse als etwas für sie schlichtweg Unbegreifliches näherzubringen. Kurios deshalb, weil der Graben zwischen Deutschland und der Spanien längst nicht mehr so tief ist, wie er früher einmal war und wie er für Ingendaay, der 1998 nach Spanien ging, noch heute ist. Denn wer kennt heute in Deutschland nicht auch die Verzweiflung Ingendaays, der mit seinen telefonischen Reklamationen immer wieder bei einer anderen Dame landete, ohne dass je etwas geschehen wäre? Und wem wäre auf deutschen Straßen die von Ingendaay als spanisch deklarierte Sitte des dichten Auffahrens noch fremd?
Von den deutlichen Unterschieden, die Ingendaay zwischen Deutschland und Spanien sieht, haben zwei allerdings nach wie vor Bestand: der andere Umgang Spaniens mit der faschistischen Vergangenheit und die andere Einstellung zur eigenen Sprache. Denn die Spanier, so Ingendaay, lieben ihre Sprache und achten ihre Dichter als Sprachkünstler. Sachte und sinnvoll werde die Rechtschreibung des Spanischen reformiert. Eine Sprachvergewaltigung, wie sie die deutsche Rechtschreibreform uns antat und -tut, wäre in Spanien undenkbar. Interessanterweise hält Ingendaay übrigens diese Liebe, diesen Stolz auf die eigene Sprache für den eigentlichen Grund, warum das Spanische zur zweiten Weltsprache avancierte.
Ingendaays Gebrauchsanweisung ist gut zu lesen, instruktiv und amüsant. Es fehlt ihr allerdings an Eigentümlichkeit und Originalität, wie sie noch Anfang des 20. Jahrhunderts Reisebücher zumeist auszeichneten. Sie wirft keinen persönlichen Blick auf Spanien, wie man es von Ingendaay als einem profunden Kenner der spanischen Literatur hätte erwarten dürfen, sondern ist nichts weiteres als eben eine „Gebrauchsanweisung”, den Belangen und Klischees des flüchtig interessierten Lesers weithin angepasst.
FRANZISKA MEIER
PAUL INGENDAAY: Gebrauchsanweisung für Spanien. Piper Verlag, München 2002. 182 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nicht übermäßig begeistert klingt Rezensentin Franziska Meier von dieser Gebrauchsanweisung für Spanien. Zwar präsentiere ihr Autor "mit leichter Feder" einen Reigen persönlicher Erlebnisse, erhellender wie nützlicher Betrachtungen und kurzer Einblicke in die Geschichte des Landes. Dabei richte er sich eigenem Bekunden zufolge an Reisende, die das "eigentliche, noch nicht vertouristete Spanien" kennenlernen wollten. Ihrer Ansicht nach fehlt es dem Buch des derzeitigen Kulturkorrespondenten der FAZ in Madrid allerdings an Eigentümlichkeit und Originalität. Auch fand sie es den Belangen und Klischees des "flüchtig interessierten Lesers weithin angepasst", weshalb sie auch den antitouristischen Anspruch letztlich für nicht eingelöst hält. Unfreiwillig kurios schließlich wirkte die Gebrauchsanweisung auf die Rezensentin, wenn Ingendaay sich bemüht, darin seinen deutschen Lesern "spanische Verhältnisse als etwas für sie schlichtweg Unbegreifliches näher zu bringen", dann allerdings mit auch hierzulande weithin Bekanntem aufwarte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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