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Kaum jemand hat das politische Leben in Baden-Württemberg in den 70er und 80er Jahren so geprägt wie Helmut Palmer (1930-2004). Der Remstal-Rebell polarisierte wie kein Zweiter. Die Herrschenden haben ihn als verrückt verspottet, die kritischen Geister schlossen sich ihm an, auch wenn er sie immer wieder vor den Kopf stieß. Spektakuläre Aktionen prägten seine über 300 Bewerbungen für öffentliche Ämter. Prozesse, Gefängnisaufenthalte und Polizeieinsätze waren Teil seines Lebens. Geboren als unehelicher Sohn eines jüdischen Metzgermeisters konnte seine Heimat für ihn nicht nur sehr abweisend,…mehr

Produktbeschreibung
Kaum jemand hat das politische Leben in Baden-Württemberg in den 70er und 80er Jahren so geprägt wie Helmut Palmer (1930-2004). Der Remstal-Rebell polarisierte wie kein Zweiter. Die Herrschenden haben ihn als verrückt verspottet, die kritischen Geister schlossen sich ihm an, auch wenn er sie immer wieder vor den Kopf stieß. Spektakuläre Aktionen prägten seine über 300 Bewerbungen für öffentliche Ämter. Prozesse, Gefängnisaufenthalte und Polizeieinsätze waren Teil seines Lebens. Geboren als unehelicher Sohn eines jüdischen Metzgermeisters konnte seine Heimat für ihn nicht nur sehr abweisend, sondern unter der aufkommenden nationalsozialistischen Herrschaft, auch lebensgefährlich sein. Dies sollte ihn für sein weiteres Leben prägen.
Jan Knauer erzählt nun das spannende und facettenreiche Leben des Helmut Palmer.Der Band wendet sich besonders an all die politischen, aktiven Bürger, die Helmut Palmer noch live erlebt haben. Die ihn gehasst haben oder auch bewundert. Und die Zahl beider ist noch immer sehr hoch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.05.2014

Der
Radikaldemokrat
Helmut Palmer war parteilos und
stellte sich 300-mal zur Wahl
Helmut Palmer war ein Mann des hemmungslos offenen Wortes, das war sein Charme und sein Problem. Wenn er der Meinung war, dass jemand so zum Politiker taugte „wie ein Igel zum Arsch-Auswischen“, dann sagte er das auch. Und wenn er den Verdacht hatte, dass ein Gerichtsbeamter „Nazi-Muttermilch gesoffen“ hatte, dann erkundigte er sich natürlich direkt beim Betroffenen, ob das so stimmte.
  In Baden-Württemberg ist Palmer, der 2004 im Alter von 74 Jahren verstarb, als „Rebell“ aus dem Remstal zur politischen Legende geworden. Eine neue Biografie macht nun deutlich, dass er weit über den Südwesten hinaus als Pionier gelten darf: In den 60er- und 70er-Jahren war Palmer so etwas wie ein Ur-Wutbürger, der die Beteiligungsmöglichkeiten der Demokratie auszureizen wusste wie kaum ein anderer. Und der sie nicht selten auch überreizte.
  Der Obstbauer Palmer focht gegen alte und neue Nazis, gegen Atomkraft und überflüssige Verkehrsschilder, gegen verkrustete Parteien und gefährliche Leitplanken. „Schwarz oder Rot wählen“, pflegte Palmer zu sagen, „das ist, wie wenn ein Rheumakranker sich von der einen auf die andere Seite legt.“ Bei 300 Wahlen hat er deshalb als Einzelkämpfer kandidiert, vor allem für Bürgermeisterposten in schwäbischen Rathäusern. Gewonnen hat er keine einzige – dafür hat er den Bürgern mit seinem Antreten eine echte Wahl oft erst eröffnet.   Einmal war er ganz nah dran an einem Sieg, 1974 bei der OB-Wahl in Schwäbisch Hall, als er nach dem ersten Wahlgang mit 41 Prozent vorne lag. Schwarz und Rot haben ihn dann in der zweiten Runde mit vereinten Kräften niedergerungen. In Jan Knauers Palmer-Biografie gibt es ein berührendes Foto aus jener Nacht, es bringt das Faszinosum dieser Figur auf den Punkt: Palmer spricht vor Tausenden Menschen auf dem Marktplatz, die Szene hat etwas von einer Versammlung in der antiken Polis. So, schreibt Knauer, lässt sich der ungestüme, endlos kontroverse Palmer vielleicht doch nüchtern greifen: als Bürger, der sich – ernsthaft und mit allen Konsequenzen – als politisches Wesen verstand. Für die einen war er ein Volksheld, für die anderen ein übler Demagoge.
  33 Mal wurde er wegen Beleidigungen oder tätlicher Übergriffe verurteilt, fast zwei Jahre seines Lebens hat er im Gefängnis verbracht. Knauer zeigt sehr sachlich auf, dass sich in dieser Härte auch eine beleidigte, überforderte Justiz spiegelt. Der junge Historiker Knauer ist in der Nähe von Palmers Heimatort Geradstetten aufgewachsen, er hat seine Dissertation über Palmer geschrieben und diese jetzt in eine gut lesbare Populärfassung gebracht. In seinem wohlwollenden, aber nie verklärenden Porträt des Radikaldemokraten wird mancher Leser Palmers Sohn Boris wiedererkennen, den grünen OB von Tübingen. Auch er ist gern ein Rebell. Im Unterschied zum Vater aber einer, der Wahlen wirklich gewinnen will.
ROMAN DEININGER
      
Jan Knauer: Helmut Palmer. Der Remstal-Rebell. Theiss Verlag, Darmstadt 2014. 240 S., 24,95 Euro.
In der Biografie werden manche
Leser Tübingens Bürgermeister
wiederfinden: Palmers Sohn Boris
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"Auch Autor Jan Knauer ist fasziniert vom Charakter des wohl bekanntesten schwäbischen "Wutbürgers" und verfasste für den Theiss Verlag unter dem Titel "Helmut Palmer. Der Remstal-Rebell" eine populärwissenschaftliche Version seiner 2011 an der Uni Tübingen entstandenen Doktorarbeit "Bürgerengagement und Protestpolitik. Das politische Wirken des Remstalrebellen Helmut Palmer und die Reaktionen seiner Mitmenschen""
nic4u-wordpress.com

"Jan Knauer, der auch über Palmer promoviert hat, erzählt in seinem Buch das spannende und facettenreiche Leben des Remstal-Rebells Helmut Palmer." Stuttgarter Zeitung

"Das ist für mich eine nervenaufreibende Lektüre gewesen, aber ich glaube, sie ist auch für jeden politisch interessierten Menschen von großem Interesse." Boris Palmer bei Deutschlandradio Kultur

"Wirklich lesenswert!" Ludwigsburger Wochenblatt

"Palmers Lebensweg steht für Zivilcourage, aber auch für Kompromisslosigkeit. Sein Engagement für mehr Bürgernähe und weniger Parteienherrschaft im Land bleibt zeitlos aktuell." Die Welt

"Jan Knauer ist in der Nähe von Palmers Heimatort Geradstetten aufgewachsen, er hat seine Dissertation über Palmer geschrieben und diese jetzt in eine gut lesbare Populärfassung gebracht..." Süddeutsche Zeitung
"Man d[arf] nicht nur das Markenzeichen Palmer, sondern sol[l] auch den Menschen dahinter sehen. Jan Knauer unternimmt genau dies. Es ist die Stärke des Buches." Schwarzwälder Bote