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Bevilacqua rettet sich aus dem falschen Leben in Buenos Aires nach Madrid. Aber im Exil regieren statt der Zwänge der Diktatur nur Verdacht und Zwietracht. Da hilft es nichts, dass man in seinem Koffer ein mysteriöses Manuskript findet, das ein »Lob der Lüge« verspricht. Bei dessen Erscheinen erntet Bevilacqua statt Ruhm und Ehre bloß Scham und Untergang. Raffiniert stellt Alberto Manguels Roman der Lüge eine Falle. Vor Augen und Ohren des Lesers entsteht ein spannender Roman über die schmale Linie zwischen Liebe, Lüge und Verrat, eine melancholische Komödie über das wahre Falsche und das falsche Wahre: »Ein Meisterwerk«, urteilte El País.…mehr

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Produktbeschreibung
Bevilacqua rettet sich aus dem falschen Leben in Buenos Aires nach Madrid. Aber im Exil regieren statt der Zwänge der Diktatur nur Verdacht und Zwietracht. Da hilft es nichts, dass man in seinem Koffer ein mysteriöses Manuskript findet, das ein »Lob der Lüge« verspricht. Bei dessen Erscheinen erntet Bevilacqua statt Ruhm und Ehre bloß Scham und Untergang.
Raffiniert stellt Alberto Manguels Roman der Lüge eine Falle. Vor Augen und Ohren des Lesers entsteht ein spannender Roman über die schmale Linie zwischen Liebe, Lüge und Verrat, eine melancholische Komödie über das wahre Falsche und das falsche Wahre: »Ein Meisterwerk«, urteilte El País.
Autorenporträt
Alberto Manguel, 1948 in Buenos Aires geboren, wuchs in Israel und Argentinien auf und ist kanadischer Staatsbürger. In mehreren Sprachen zu Hause, wirkte er u. a. in Buenos Aires, Paris, Mailand, London und Toronto als Verlagslektor, Literaturdozent und Übersetzer. Sein in alle Weltsprachen übersetztes Buch 'Eine Geschichte des Lesens' wurde 1998 mit dem Prix Medicis ausgezeichnet. 2018 wurde Alberto Manguel der Gutenberg-Preis der Stadt Mainz verliehen. Zuletzt erschienen bei S. FISCHER die Titel 'Zwei Liebhaber des Schattens' (2013); 'eine Geschichte der Neugierde' (2016) und 'Die verborgene Bibliothek' (2018). Im Fischer Taschenbuch ebenfalls lieferbar: 'Tagebuch eines Lesers', 'Die Bibliothek bei Nacht', 'Im Siebten Kreis', 'Eine Geschichte des Lesens', 'Eine Stadt aus Worten'.

Susanne Lange lebt als freie Übersetzerin bei Barcelona und in Berlin. Sie überträgt lateinamerikanische und spanische Literatur, sowohl klassische Autoren wie Cervantes als auch zeitgenössische wie Juan Gabriel Vásquez, Javier Marías oder Javier Cercas. Zuletzt wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

DIE Wahrheit gibt es nicht. Nach der Lektüre von Alberto Manguels Roman weiß es Rezensent Edo Reents ganz genau. Wenn der Autor in seinem neuen Buch wiederum die Frage nach dem Effekt des Lesens, der Fiktion, stellt, und dies so spielerisch wie elegant macht, steigen die Erkenntnischancen für den Rezensenten. Dass ein Erzähler für so ein Projekt nicht ausreicht ist eh klar. Multiperspektivisch, fragmentarisch rückt der Autor seinem Stoff zu Leibe. Der schillernden Hauptfigur steht bald eine schillernde Wahrheit und auch ein schwindelnder Blick auf die argentinische Militärjunta zur Seite, ein "Gespinst aus Worten", dem sich der Rezensent gerne hingibt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2010

Ganz schön paradox, dieser Psalm

Wer spricht, der lügt: Alberto Manguel lässt seinen Romanhelden und den Leser an einer biblischen Frage verzweifeln: Was ist Wahrheit?

Von Edo Reents

Alberto Manguel gehört zu den Autoren, die die Zuverlässigkeit literarischer Aussagen zum Gegenstand ihres Schreibens machen; fast manisch umkreist es die Frage, was das Lesen mit unserem Leben macht. Sich die zunächst recht banale, in ihren Folgen aber kaum auszudenkende Erkenntnis zunutze machend, dass ein Buch seine Existenz dem Gelesenwerden verdankt und in ihm immer wieder neu ersteht, dabei von jedem anders gelesen wird, stellt er sich auf die Seite des Rezipienten, weniger des Produzenten.

Literatur als Dienst - diese Auffassung wird er sich vermutlich schon in seiner Zeit als Vorleser des erblindeten Jorge Luis Borges zu eigen gemacht haben, der er von 1964 bis 1968, von seinem sechzehnten bis zwanzigsten Jahr, war. Der in Buenos Aires geborene, in Frankreich lebende Autor, kanadischer Staatsbürger und Besitzer einer Bibliothek mit dreißigtausend Büchern, löst die Überzeugung, dass Literatur ein Wirklichkeitsbereich eigenen Rechts ist, mit spielerischer Eleganz ein, wozu freilich auch gehört, dass dem Schein und sogar der Lüge enorme Prägekraft eignen. "Alle Menschen lügen", Manguels neuer Roman, gibt sich von der ersten Seite an als Teil seines Gesamtprojekts zu erkennen, das dem trügerischen Charakter von Wahrheit und Wirklichkeit so triftig wie unabschließbar gewidmet ist. Voran steht ihm der titelgebende Psalm 116, Vers 11: "Ich sprach in meinem Zagen: Alle Menschen sind Lügner." Dieser weist zurück auf das Paradoxon des Epimenides, die Urform des sogenannten Lügner-Paradoxons: "Epimenides der Kreter sagte: Alle Kreter sind Lügner."

Mit dem Sprechen ist die Lüge notwendigerweise in die Welt gesetzt, egal, wer spricht. Um sich die Last der Autorschaft zu erleichtern, verteilt Manguel sie nicht nur auf einen Ich-Erzähler, sondern darüber hinaus noch auf verschiedene, in das Geschehen verwickelte Protagonisten, die diesem in Form von beredt formulierten Briefen zuarbeiten und auf diese Weise ihre, wie sich nach und nach herausstellt: höchst unterschiedliche, zuweilen sogar handgreiflich widersprüchliche Sicht der Dinge und vor allem der Hauptperson mitteilen. Es versteht sich, dass in diesem multiperspektivischen poetischen Verfahren sich die Handlungsspuren verlieren wie in feinstem Treibsand.

Alles läuft im auktorialen Erzähler Jean-Luc Terradillos zusammen, der das Porträt und die abrupt endende Lebensgeschichte des Alejandro Bevilacqua schreibt, eines während der Militärherrschaft aus Buenos Aires nach Madrid übersiedelnden Mannes, der alles in einem ist: "Liebhaber, Held, Freund, Opfer, Verräter, apokrypher Autor, zufälliger Selbstmörder und was nicht noch alles." Mit diesen Zuschreibungen, die von den brieflichen Auskünften der Miterzähler eingelöst werden, ist das Scheitern der Aufgabe schon gesetzt, sofern die Aufgabe darin besteht, die eine Wahrheit zu sagen: "Das ist zu viel für die Schultern eines Einzelnen. Ich kenne meine Grenzen zur Genüge." Diese Grenzen sind keine Frage beschränkter erzählerischer Mittel, die man Manguel wohl auch kaum attestieren würde; sie sind auch nicht erkenntnistheoretisch bedingt, sondern ergeben sich aus dem Misstrauen, das Terradillos der menschlichen Erinnerung entgegenbringt. Erzählerischer Kern ist, in symbolischer Verdichtung, das Manuskript "Lob der Lüge", das Bevilacqua von einer Frau zugeschrieben und in der Folge als bedeutendes literarisches Werk gehandelt wird. Bevilacqua überlebt den Tag der Buchpräsentation nicht. Wodurch er stirbt, ist Stoff unterschiedlichster Mutmaßungen, die bis in die Spitzel- und Foltererkreise der argentinischen Militärjunta und der kubanischen Revolution reichen.

Aus diesen Milieus weht wie von Ferne der Geist von Gewalt und Paranoia herüber, der den Staub einer verbummelt-abenteuerlichen Möchtegern-Schriftsteller-, ja, eigentlich Hochstapler-Existenz, wie sie Bevilacqua anfangs zugeschrieben wird, auf geradezu unheimliche und jedenfalls überraschende Weise aufwirbelt. "Stell Dir vor", heißt es über den Schritt für Schritt decouvrierten Helden, "ich weiß nicht, ob die Geschichten, die er erzählte, meine, seine oder die eines anderen waren. Da verbringst du dein Leben inmitten von Worten, hörst zu und spinnst dir Geschichten aus dem, was du sagst und was dir die anderen deiner Vorstellung nach sagen, und glaubst, etwas sei so oder so geschehen, wegen dem oder jenem, mit diesen oder jenen Folgen. Aber so einfach ist es nicht, oder?"

Das ist es nicht. Aber das Gespinst aus Worten ist das einzige, was uns bleibt. Leben verwandelt sich in jeder Sekunde in sprachliche Erinnerung, und jeder geht unterschiedlich damit um. Dass dies gar nicht anders sein kann, vermittelt uns Alberto Manguel so kunstvoll wie konzentriert; das, was der Leser für Wahrheit hält, bekommt einen beunruhigend fragmentarischen, schillernden Charakter.

Alberto Manguel: "Alle Menschen lügen". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 236 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ganz schön paradox, dieser Psalm

Wer spricht, der lügt: Alberto Manguel lässt seinen Romanhelden und den Leser an einer biblischen Frage verzweifeln: Was ist Wahrheit?

Von Edo Reents

Alberto Manguel gehört zu den Autoren, die die Zuverlässigkeit literarischer Aussagen zum Gegenstand ihres Schreibens machen; fast manisch umkreist es die Frage, was das Lesen mit unserem Leben macht. Sich die zunächst recht banale, in ihren Folgen aber kaum auszudenkende Erkenntnis zunutze machend, dass ein Buch seine Existenz dem Gelesenwerden verdankt und in ihm immer wieder neu ersteht, dabei von jedem anders gelesen wird, stellt er sich auf die Seite des Rezipienten, weniger des Produzenten.

Literatur als Dienst - diese Auffassung wird er sich vermutlich schon in seiner Zeit als Vorleser des erblindeten Jorge Luis Borges zu eigen gemacht haben, der er von 1964 bis 1968, von seinem sechzehnten bis zwanzigsten Jahr, war. Der in Buenos Aires geborene, in Frankreich lebende Autor, kanadischer Staatsbürger und Besitzer einer Bibliothek mit dreißigtausend Büchern, löst die Überzeugung, dass Literatur ein Wirklichkeitsbereich eigenen Rechts ist, mit spielerischer Eleganz ein, wozu freilich auch gehört, dass dem Schein und sogar der Lüge enorme Prägekraft eignen. "Alle Menschen lügen", Manguels neuer Roman, gibt sich von der ersten Seite an als Teil seines Gesamtprojekts zu erkennen, das dem trügerischen Charakter von Wahrheit und Wirklichkeit so triftig wie unabschließbar gewidmet ist. Voran steht ihm der titelgebende Psalm 116, Vers 11: "Ich sprach in meinem Zagen: Alle Menschen sind Lügner." Dieser weist zurück auf das Paradoxon des Epimenides, die Urform des sogenannten Lügner-Paradoxons: "Epimenides der Kreter sagte: Alle Kreter sind Lügner."

Mit dem Sprechen ist die Lüge notwendigerweise in die Welt gesetzt, egal, wer spricht. Um sich die Last der Autorschaft zu erleichtern, verteilt Manguel sie nicht nur auf einen Ich-Erzähler, sondern darüber hinaus noch auf verschiedene, in das Geschehen verwickelte Protagonisten, die diesem in Form von beredt formulierten Briefen zuarbeiten und auf diese Weise ihre, wie sich nach und nach herausstellt: höchst unterschiedliche, zuweilen sogar handgreiflich widersprüchliche Sicht der Dinge und vor allem der Hauptperson mitteilen. Es versteht sich, dass in diesem multiperspektivischen poetischen Verfahren sich die Handlungsspuren verlieren wie in feinstem Treibsand.

Alles läuft im auktorialen Erzähler Jean-Luc Terradillos zusammen, der das Porträt und die abrupt endende Lebensgeschichte des Alejandro Bevilacqua schreibt, eines während der Militärherrschaft aus Buenos Aires nach Madrid übersiedelnden Mannes, der alles in einem ist: "Liebhaber, Held, Freund, Opfer, Verräter, apokrypher Autor, zufälliger Selbstmörder und was nicht noch alles." Mit diesen Zuschreibungen, die von den brieflichen Auskünften der Miterzähler eingelöst werden, ist das Scheitern der Aufgabe schon gesetzt, sofern die Aufgabe darin besteht, die eine Wahrheit zu sagen: "Das ist zu viel für die Schultern eines Einzelnen. Ich kenne meine Grenzen zur Genüge." Diese Grenzen sind keine Frage beschränkter erzählerischer Mittel, die man Manguel wohl auch kaum attestieren würde; sie sind auch nicht erkenntnistheoretisch bedingt, sondern ergeben sich aus dem Misstrauen, das Terradillos der menschlichen Erinnerung entgegenbringt. Erzählerischer Kern ist, in symbolischer Verdichtung, das Manuskript "Lob der Lüge", das Bevilacqua von einer Frau zugeschrieben und in der Folge als bedeutendes literarisches Werk gehandelt wird. Bevilacqua überlebt den Tag der Buchpräsentation nicht. Wodurch er stirbt, ist Stoff unterschiedlichster Mutmaßungen, die bis in die Spitzel- und Foltererkreise der argentinischen Militärjunta und der kubanischen Revolution reichen.

Aus diesen Milieus weht wie von Ferne der Geist von Gewalt und Paranoia herüber, der den Staub einer verbummelt-abenteuerlichen Möchtegern-Schriftsteller-, ja, eigentlich Hochstapler-Existenz, wie sie Bevilacqua anfangs zugeschrieben wird, auf geradezu unheimliche und jedenfalls überraschende Weise aufwirbelt. "Stell Dir vor", heißt es über den Schritt für Schritt decouvrierten Helden, "ich weiß nicht, ob die Geschichten, die er erzählte, meine, seine oder die eines anderen waren. Da verbringst du dein Leben inmitten von Worten, hörst zu und spinnst dir Geschichten aus dem, was du sagst und was dir die anderen deiner Vorstellung nach sagen, und glaubst, etwas sei so oder so geschehen, wegen dem oder jenem, mit diesen oder jenen Folgen. Aber so einfach ist es nicht, oder?"

Das ist es nicht. Aber das Gespinst aus Worten ist das einzige, was uns bleibt. Leben verwandelt sich in jeder Sekunde in sprachliche Erinnerung, und jeder geht unterschiedlich damit um. Dass dies gar nicht anders sein kann, vermittelt uns Alberto Manguel so kunstvoll wie konzentriert; das, was der Leser für Wahrheit hält, bekommt einen beunruhigend fragmentarischen, schillernden Charakter.

Alberto Manguel: "Alle Menschen lügen". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 236 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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