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Wie konnte es zu der faszinierenden Fassade des Palazzo Rucellai kommen? Und wer hat sie eigentlich entworfen? In einer investigativen Recherche versucht der Autor beide Rätsel endlich zu lösen.
Wie ein Detektiv taucht er in das Florenz der Renaissance ein. Er untersucht das städtebauliche wie gesellschaftliche Umfeld und die Motive des Bauherrn und der anderen Akteure, allen voran der Medici. Im Zentrum aber steht das Tatgeschehen: das Bauwerk selbst.
Durch die fundierte Analyse der entwurflichen Grundlagen rekonstruiert Günther Fischer die Genese der Grundrisse und der einzelnen
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Produktbeschreibung
Wie konnte es zu der faszinierenden Fassade des Palazzo Rucellai kommen? Und wer hat sie eigentlich entworfen? In einer investigativen Recherche versucht der Autor beide Rätsel endlich zu lösen.

Wie ein Detektiv taucht er in das Florenz der Renaissance ein. Er untersucht das städtebauliche wie gesellschaftliche Umfeld und die Motive des Bauherrn und der anderen Akteure, allen voran der Medici. Im Zentrum aber steht das Tatgeschehen: das Bauwerk selbst.

Durch die fundierte Analyse der entwurflichen Grundlagen rekonstruiert Günther Fischer die Genese der Grundrisse und der einzelnen Facetten des Bauwerks, und er ermittelt schließlich in einer überzeugenden Lösung des Falles die Identität des Täters: des Architekten dieser ikonisch gewordenen Palastfassade mit ihrer einzigartigen Gestaltqualität.
Autorenporträt
Günther Fischer, Architekt und emeritierter Professor an der FH Erfurt
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.06.2022

Damals blendete man noch keine Fassaden vor
Günther Fischer forscht der Baugeschichte des Palazzo Rucellai in Florenz nach und wartet mit einer neuen Zuschreibung auf

"My name is Sherlock Holmes. It is my business to know what other people don't know." Zu wissen, was andere nicht wissen - diese Eigenschaft des Vaters aller Detektive scheint auch für Architekten und Kunsthistoriker entscheidend. Zumindest betätigte sich Arthur Conan Doyle, der Erfinder von Sherlock Holmes, als begeisterter Hobbyarchitekt. Und für die Kunstgeschichte hat der Kulturhistoriker Carlo Ginzburg vor über vierzig Jahren darzulegen versucht, dass die Methode der Zuschreibung anonymer Werke, wie sie Giovanni Morelli Ende des neunzehnten Jahrhunderts entwickelte, ganz ähnlich wie in den zeitgleich erschienenen Sherlock-Holmes-Geschichten auf scheinbar kleinsten und unscheinbaren Indizien beruht. Was liegt vor diesem Hintergrund näher, als dass sich nun umgekehrt ein Architekt und zugleich Kunsthistoriker als Detektiv betätigt?

Der "Fall", den Günther Fischer zu lösen antritt, betrifft den Bau des Palazzo Rucellai im Florenz der Frührenaissance und die Frage, wer für dessen spektakulär neuartigen Fassadenentwurf verantwortlich war. Das Umbau- und Erweiterungsvorhaben des Familienpalastes, das Giovanni Rucellai ab 1445 gut zwanzig Jahre lang verfolgte, stand unter denkbar ungünstigen Vorzeichen. Die reiche Bankiersfamilie hatte zu Beginn nach 1430 die falsche Seite im Machtkampf um Florenz gewählt und war von den Medici zunächst politisch kaltgestellt worden. Außerdem war das Grundstück ihres Hauses an der Ecke von Via della Vigna Nuova und Via dei Palchetti dicht bebaut und ungünstig geschnitten. Keine Chance eigentlich, dort einen neuen Palazzo zu errichten, der auch nur halbwegs mit dem wenig zuvor begonnenen Bau des Medici-Palastes mithalten konnte. Wie dieses Kunststück dennoch gelang, zeigt Fischer so anschaulich, dass man ganz vergisst, teils sehr detaillierte Überlegungen zum Zuschnitt des Innenhofes, zu den Abmessungen der Stockwerke oder zur Positionierung der Treppe zu lesen.

Dabei weiß Fischer als Architekt, was andere nicht wissen - nämlich um die Bedeutung baupraktischer Aspekte. So konnte etwa die Fassade nicht erst nachträglich ausgedacht und vorgeblendet worden sein, wie vermutet, auch wenn sie nach materiellem Befund nur eine dünne Steinschicht bildet. Geschosshöhen und Proportionen galt es von Anfang an festzulegen. Realisiert wurde ein revolutionärer Entwurf, bei dem eine Wand aus plastisch herausgearbeiteten Steinen, teils mit imitiertem römischen Mauerwerk, mit einer Gitterstruktur aus Pilastern und Gebälken kombiniert wurde. Dem Modell des römischen Kolosseums folgend - möglicherweise in Florenz auch schon durch Fassadenmalereien vorbereitet -, wechseln sich dabei die Säulenordnungen der drei Geschosse ab.

Wer hatte diese Idee? Die Forschung hat sich weitgehend auf den Humanisten, Kunsttheoretiker und Architekten Leon Battista Alberti geeinigt. Alberti legte 1452 den ersten umfassenden neuzeitlichen Architekturtraktat vor. Er war nachweislich für Kirchen in Rimini und Mantua verantwortlich. Dagegen gibt es keine Quelle des fünfzehnten Jahrhunderts, die ihn mit dem Bau des Palazzo Rucellai in Verbindung bringt. Fischer verweist darauf, dass die Fassade des Palazzo stilistisch mit diesen Kirchenbauten keine Gemeinsamkeiten hat und auch die Proportionstheorien, wie sie Alberti in seinem Traktat entwickelt, keine Umsetzung am Palazzo Rucellai erfahren.

Fischer schlägt daher anstelle von Alberti den zuvor schon ab und zu ins Spiel gebrachten "verkannten Künstler" Bernardo Rossellino vor. Rossellino war in Florenz erfolgreicher "maestro di pietra" und 1451 bis 1453 in Rom päpstlicher "ingegnere di palazzo", also Steinmetz, Bildhauer, Bauführer und Architekt. Ab 1459 sollte er dann in Pienza eine Art Kopie des Palazzo Rucellai realisieren, die aber sowohl im Entwurf wie in der Ausführung deutlich gegenüber dem Florentiner Werk abfällt. Dagegen besteht die Herausforderung von Kunst- und Architekturgeschichte im Gegensatz zum Geschäft des Detektivs darin, in Zweifelsfällen die Möglichkeiten offenzuhalten. Fischer selbst verweist darauf, dass das Projekt des Palazzo Rucellai in einer kollaborativen Weise entstanden sein könnte, die sich schwer mit heutigen Vorstellungen vom Architekten als dem einen mastermind verbinden lässt. Allein wenn Alberti nicht so eindeutig für den Entwurf verantwortlich war, müsste im nächsten Schritt gefragt werden, was eigentlich noch dafür spricht, ihm die gleichzeitige Heilig-Grab-Kapelle Rucellais in S. Pancrazio und die Fassade von S. Maria Novella zuzuschreiben? Günther Fischers Spurensuche führt jedenfalls - wie jede gute Detektivgeschichte - dazu, vermeintliches Wissen radikal infrage zu stellen. ULRICH PFISTERER

Günther Fischer: "Der Fall Rucellai". Eine Spurensuche im

15. Jahrhundert.

Birkhäuser Verlag,

Basel 2021.

168 S., Abb., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für den Rezensenten Ulrich Pfisterer schreibt Günther Fischer mit seinem Buch über die Baugeschichte des Palazzo Rucellai in Florenz eine veritable Detektivgeschichte. Wer den erstaunlichen Bau, den der Autor laut Pfister architekturtheoretisch präzise und anschaulich beschreibt, zu verantworten hat, kann Fischer zwar auch nicht letztgültig klären, seine gesammelten Indizien aber sprechen für den Steinmetz und Bildhauer Bernardo Rossellino, erklärt Pfisterer. Oder handelte es sich doch um eine Kollaboration? Eine aufregende wie baupraktisch versierte Spurensuche, findet Pfisterer.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Also 'Whodunnit?' [...] [Der] Unterhaltungswert liegt nämlich weniger in der Aufdeckung der Urheberschaft der Architektur als vielmehr in der Entwicklung der Argumentation: wie Fischer Schicht um Schicht abträgt, die sich über das mutmaßliche Ursprungsprojekt gelegt hat, um nicht vom fertigen Bau, sondern aus dem Prozess der Entstehung seine Folgerungen zu ziehen, ist ungemein fesselnd: eine Demonstration präziser Architekturbetrachtung und -analyse [...]. Dass dabei auch mehr als ein Schlaglicht auf die ökonomische und politische Situation im Florenz des Quattrocento geworfen wird, macht den Text auch über den Palazzo Rucellai hinaus aufschlussreich. Eine Empfehlung somit nicht nur für alle, die ab und an gern nach Florenz reisen." (in Bauwelt 25.2022)

"Fischers Argumentation folgt einer akribischen, ja forensischen Beweisführung über Baugeschichte, Proportionslehre(n) sowie Leben und Theorie von Alberti selbst - mit dem Resultat, dass sich bei jedem Aspekt der bisherigen Rezeption Widersprüche zeigen. [...] Es beleuchtet den ideellen, historischen und materiellen Kontext des Palastbaus und bietet darüber hinaus einen willkommenen Auffrischungskurs in Architekturgeschichte und -theorie." (In werk, bauen + wohnen, 01.2022)

"[...] ander als der schlagkräftige Titel vermuten lässt, steckt dahinter kein nett gemeinter Architekturkrimi, sondern ein minutiös recherchierte und sachlich dargelegte Gebäudestudie. [...] Vor allem in Hinblick auf das akribisch zusammengetragene Planmateria verpackt der Autor den Informationsgehalt einer wissenschaftlichen Studie in ein gut verständliches Lesebuch mit kurzen Kapiteln. Eine klare Empfehlung für alle, die sich für Bau-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte interessieren." (In AIT, 11.2021)

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