Nur China kann bei den schriftlichen Zeugnissen aus der Antike noch mit dem Römischen Reich mithalten. Die Quellenzeugnisse sind überreich, angefangen bei der Literatur bis hin zu steinernen Inschriften, mit denen Gebäude und Grabstätten bezeichnet wurden. Auch aus der privaten Kultur der Oberschicht ist bemerkenswert viel erhalten, von Briefen bis zu Tagebüchern und Memoiren.
Karl-Wilhelm Weeber, Lateinlehrer, ehemaliger Schuldirektor und Honorarprofessor für Alte Geschichte (allein das schon eine bemerkenswerte Kombination von Fähigkeiten), hat diese schriftlichen Originalquellen nach
Hinweisen auf das Leben und den Alltag im antiken Rom durchforstet und sie im lateinischen Urtext und deutscher Übersetzung nach verschiedenen Aspekten zusammengestellt. Das Ergebnis ist eine subjektive…mehrNur China kann bei den schriftlichen Zeugnissen aus der Antike noch mit dem Römischen Reich mithalten. Die Quellenzeugnisse sind überreich, angefangen bei der Literatur bis hin zu steinernen Inschriften, mit denen Gebäude und Grabstätten bezeichnet wurden. Auch aus der privaten Kultur der Oberschicht ist bemerkenswert viel erhalten, von Briefen bis zu Tagebüchern und Memoiren.
Karl-Wilhelm Weeber, Lateinlehrer, ehemaliger Schuldirektor und Honorarprofessor für Alte Geschichte (allein das schon eine bemerkenswerte Kombination von Fähigkeiten), hat diese schriftlichen Originalquellen nach Hinweisen auf das Leben und den Alltag im antiken Rom durchforstet und sie im lateinischen Urtext und deutscher Übersetzung nach verschiedenen Aspekten zusammengestellt. Das Ergebnis ist eine subjektive Darstellung aus der Sicht der Zeitgenossen, ja man kann es sogar noch weiter einschränken, aus der Sicht der gebildeten, zeitgenössischen Oberschicht, denn nur die hat im Wesentlichen Schriftzeugnisse hinterlassen. Das ist unmittelbarer und "ehrlicher" als viele geschichtliche Sekundärliteratur, von der es über Rom bereits unendlich viel gibt, aber es steht weitgehend unkommentiert im Raum, ohne die Gegenprobe z. B. durch archäologische Funde und Befunde. Damit der Leser nicht ganz alleingelassen wird, hat Weeber die Quellen nach Themenkreisen sortiert, die er jeweils auf ein bis zwei Seiten mit einer Einleitung inhaltlich zusammenfasst. So werden verschiedene Gruppen (Kaufleute, Fremde, Frauen, Sportler...) in ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Umgebung portraitiert, die Funktionsweise der Stadt erklärt (Wasserwirtschaft, Kriminalität, Verkehr, Katastrophenschutz...), die Stadtarchitektur und der Kultus beleuchtet. Etwas zu kurz kommt aus meiner Sicht das private Leben im Sinne einer Sittengeschichte, aber das hätte möglicherweise den Rahmen gesprengt, denn auch dazu ist die Quellenlage sehr reich. Das Leben in der römischen Öffentlichkeit wird ausreichend beschrieben, das Familienleben dagegen nur am Rande und eher summarisch. Das wäre vielleicht auch ein interessantes Projekt, denn gerade hier zeigen sich hochinteressante Unterschiede zur Gegenwart, aber auch Gemeinsamkeiten und die Wurzeln unserer Kultur.
Die Übersetzungen sind flüssig lesbar, jedoch hätte ihnen manchmal ein historischer oder kulturwissenschaftlicher Kommentar einen deutlichen Informationsgewinn gebracht. Nicht immer sind die Hintergründe auch für den Laien zu durchschauen. Dagegen erinnern die alltäglichen Probleme im antiken Rom teilweise sehr an die unseren: Verkehrsinfarkt, hohe Mieten, sozialer Sprengstoff, Kriminalität. Und die Versuche des Staates, etwas dagegen zu unternehmen, waren genauso vergeblich, wie die heutigen. Auch in Rom war nicht alles Gold, was glänzte.
Eine interessante Zusammenstellung von Originalquellen, die ihren Charme aus der Subjektivität der Schreiber in ihrer Zeit schöpft, die man aber genau aus diesem Grund auch mit einer gewissen kritischen Distanz lesen muss.