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»Gegen Angstzustände gibt es nur unsere Original-Heller-Kriminalromane! Regenfeste Ironie! Dauerhafte Spannung! (...) Man vergißt so schön das Leid der Welt - es ist wie Whisky.« Kurt TucholskyEnde der 1920er Jahre schuf Frank Heller mit Dr. Joseph Zimmertür - einem dicklichen jüdischen Psychoanalytiker im besten Alter, der in Amsterdam auf Verbrecherjagd geht, einen der originellsten Ermittler der Kriminalliteratur. Seine Fälle löst er, man ahnt es schon, mithilfe der Psychoanalyse und durch seine profunde Literaturkenntnis. Dabei bedient er sich zahlreicher Konzepte der Psychoanalyse…mehr

Produktbeschreibung
»Gegen Angstzustände gibt es nur unsere Original-Heller-Kriminalromane! Regenfeste Ironie! Dauerhafte Spannung! (...) Man vergißt so schön das Leid der Welt - es ist wie Whisky.« Kurt TucholskyEnde der 1920er Jahre schuf Frank Heller mit Dr. Joseph Zimmertür - einem dicklichen jüdischen Psychoanalytiker im besten Alter, der in Amsterdam auf Verbrecherjagd geht, einen der originellsten Ermittler der Kriminalliteratur. Seine Fälle löst er, man ahnt es schon, mithilfe der Psychoanalyse und durch seine profunde Literaturkenntnis. Dabei bedient er sich zahlreicher Konzepte der Psychoanalyse (Ödipuskomplex, diverse Traumdeutungen, das Schizophreniekonzept Sigmund Freuds u. ä.). Häufig führen ihn aber auch Literaturzitate (Shakespeare, Ovid, Baudelaire u.s.w.) auf die Spur bzw. beide Elemente verbinden sich erst zu einem Motiv, dann zu einem Verdacht und werden schließlich zum Schlüssel, um den Täter zu überführen oder ihn von seiner Tat abzuhalten. Auf diese Weise löst Zimmertür siebenvoneinander getrennte Kriminalrätsel, die aber nicht nur durch ihn als Hauptprotagonisten miteinander verbunden sind, sondern durch weitere Figuren, die immer wieder auftauchen. Die beiden wichtigsten sind sein Freund Groot, ein Kommissar der Kriminalpolizei,und Dosterhout, der Kellner der »Bodega«, Zimmertürs Stammlokal, in der die meisten Fälle bei einem Bitter oder der ein oder anderen Flasche Wein besprochen werden.
Autorenporträt
Frank Heller (eigentlich Martin Gunnar Seiner),1886 in der südschwedischen Provinz geboren und 1947 in Malmö gestorben, war der erste erfolgreiche Krimiautor Skandinaviens. Bevor er als Schriftsteller Berühmtheit erlangte, wurde er allerdings wegen Bankbetrugs gesucht, floh nach Frankreich und verspielte das unrechtmäßig erworbene Vermögen im Spielkasino von Monte Carlo.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2018

Neugieriger Nervenarzt
Wiederentdeckt: Frank Hellers Kriminalgeschichten

Der Name ist Programm. Dr. Zimmertür, Dr. Joseph Zimmertür. Er ist der Held von Frank Hellers Kriminalgeschichten. Gleich in der ersten Story wird er so vorgestellt: "Aber wie passt ein schwarzlockiger, krummnasiger, vollmondrunder Herr mit gelblichem Teint, gewölbten Augenlidern über funkelnden schwarzen Augen und pechschwarzem Schnurrbart in eine englische Burg?" Wie also passt dieser "levantinische Herr" zu "länglichen, salzwasseräugigen, klarblickenden und hellwangigen Herren mit Plus fours und Golfschlägern"? Gar nicht passt er, aber er wird diese fünf Herren in ihren leger verlängerten Breeches-Hosen, die da in einem Haus an der holländischen Nordseeküste versammelt sind, das ein Engländer gekauft hat, gewaltig aufmischen.

Denn der auch literarisch sehr bewanderte Dr. Zimmertür ist Psychoanalytiker, seine Praxis hat er in Amsterdam. Und er ist Jude, wie sein Vorbild Dr. Freud in Wien - und wie die Beschreibung seiner Erscheinung mittels notorischer Physiognomik deutlich macht. Ohne denunziatorischen Affekt erfunden hat ihn, Ende der zwanziger Jahre, der schwedische Schriftsteller Frank Heller (1886 bis 1947), der eigentlich Martin Gunnar Serner heißt. Aus der Versenkung geholt hat diesen jetzt die Verlagsagentur Walde + Graf mit dem Band "Die Diagnosen des Dr. Zimmertür", in dem sieben Kriminalgeschichten in der originalen Übersetzung von Marie Franzos versammelt sind, in denen der gewitzte Menschenfreund mit seinen bemerkenswerten Kenntnissen und Intuitionen die Lösungen herbeiführt.

Ob Frank Heller damit als der erste Erfolgsautor des Schweden-Krimis gelten darf, sei dahingestellt. Immerhin hat er 1928 Beifall von Kurt Tucholsky bekommen, allerdings für eine andere von ihm erfundene Figur. Heller wusste recht gut, wovon er in seinen Geschichten handelte, weil er selbst zuvor wegen krimineller Machenschaften aus Schweden hatte fliehen müssen. Er beging Scheckbetrügereien und versuchte dann, mit dem ergaunerten Geld sein Glück in der Spielbank von Monaco zu machen. Wie sein Held war auch Heller gebildet - im schwedischen Lund hatte er im Alter von dreiundzwanzig Jahren eine Promotion über die Lyrik A. C. Swinburnes hingelegt. Seine schreiberische Begabung verdiente ihm schließlich den Lebensunterhalt.

Zurück zum liebenswerten Dr. Zimmertür. Der neugierige Nervenarzt muss natürlich, wo ihm - hinter geschlossenen Türen - Wahrheiten zufliegen, schweigen. Aber er darf ja weiterdenken. Seine ungewöhnlichen Methoden speisen sich aus dem Fundus der noch jungen Psychoanalyse, er hat es zu tun mit den Träumen und den Fehlleistungen, mit den unbewussten Wünschen und dem Narzissmus manches Täters. Entsprechend erläutert er seinen Skeptizismus der Herrenrunde in der ersten Story "Ein schwankes Rohr": "Ich bin Psychoanalytiker. Allerdings habe ich viele seltsame Phänomene gesehen und viele eigentümliche Erfahrungen gemacht. Aber bisher bin ich noch nie auf etwas gestoßen, das auf übernatürliche Weise erklärt werden musste."

In diesem Fall exerziert er sein Credo angesichts scheinbar unerklärlicher Goldmünzenfunde mit einer Wünschelrute, die einem holländischen Gast auf dem Gelände des Hausbesitzers gelingen. Dr. Zimmertür überführt ihn schließlich, unter Einsatz seiner durchaus abenteuerlichen Kette von Assoziationen und Indizien, des Betrugs. Zur staunenden Bewunderung der übrigen Herren, die ihn deshalb als "Gentleman!", gar "und ein Christ!" identifizieren. Auch in den anderen Geschichten spielt Heller immer wieder auf die jüdische Identität seines Helden an. Er setzt dem latenten Antisemitismus jener Jahre die tiefe Humanität des Dr. Zimmertür entgegen, mit dem sein Freund von der Polizei, der Kriminalkommissar Groot in Amsterdam, so gern gemeinsame Sache macht, beflügelt von geistigen Getränken in der "Bodega".

Die "Diagnosen des Dr. Zimmertür" haben etwas unbedingt Altmodisches. Sie kommen gewissermaßen direkt aus der Wiege der Freudschen Seelenkunde. Und bestimmt stand dort für ihren Autor Frank Heller außerdem Arthur Conan Doyle mit den kriminalistischen Methoden seines Sherlock Holmes. Der Witz bei der Lektüre ist deshalb nicht zuletzt ein historisches Vergnügen. Die Storys sind kleine Urszenen dessen, wie sich auf ungewöhnliche Weise die Identifizierung eines Täters vorstellen lässt, lang bevor sich der Beruf des Profilers etablierte.

Am, im Wort- und Wirklichkeitssinn, verrücktesten kommt die letzte der Geschichten daher, "Ein Fall von Schizophrenie". Da ist ein Bücherlager abgebrannt. Dr. Zimmertür kann auch diesen erbarmungswürdigen Täter überführen. "Ach, sagte der Doktor krächzend" danach zum Kommissar, "ich bin nur ein armer Wissenschaftler, der gelernt hat, mit den Augen zu sehen! Ihr Wohl, lieber Freund, und lassen Sie uns hoffen, daß das nicht unser letztes gemeinsames Abenteuer gewesen ist."

ROSE-MARIA GROPP

Frank Heller:

"Die Diagnosen des

Dr. Zimmertür".

Kriminalgeschichten.

Aus dem Schwedischen von Marie Franzos. Walde + Graf Verlag, Berlin 2018.

192 S., geb., 20,- [Euro].

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