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Politisches Handeln, das sich dem christlichenGlauben verpflichtet fühlt, nimmt allewichtigen menschlichen Handlungsfelder inden Blick: Arbeitswelt und Wirtschaft, Institutionenund Medien sowie die privatenBereiche - und das stets im Kontext der ethischenHerausforderungen unserer Zeit. Fürüberzeugende Lösungsmodelle braucht einePolitik mit christlichem Profil Kriterien, andenen sie sich orientieren kann. Zu finden sindsie in biblischen Grundlagen, theologischemNachdenken und katholischer Soziallehre.Der Limburger Bischof Franz-Peter TebartzvanElst schlüsselt diese Grundlagen auf undplädiert für eine Politik, die den Menschen inden Blick nimmt.…mehr

Produktbeschreibung
Politisches Handeln, das sich dem christlichenGlauben verpflichtet fühlt, nimmt allewichtigen menschlichen Handlungsfelder inden Blick: Arbeitswelt und Wirtschaft, Institutionenund Medien sowie die privatenBereiche - und das stets im Kontext der ethischenHerausforderungen unserer Zeit. Fürüberzeugende Lösungsmodelle braucht einePolitik mit christlichem Profil Kriterien, andenen sie sich orientieren kann. Zu finden sindsie in biblischen Grundlagen, theologischemNachdenken und katholischer Soziallehre.Der Limburger Bischof Franz-Peter TebartzvanElst schlüsselt diese Grundlagen auf undplädiert für eine Politik, die den Menschen inden Blick nimmt.
Autorenporträt
Franz-Peter Tebartz-van Elst,Dr. theol. habil., geboren 1959;2002 Professor für Pastoraltheologieund Liturgiewissenschaftan der Universität Passau;2004-2007 Weihbischof imBistum Münster; seit 2008Bischof von Limburg; zahlreicheVeröffentlichungen und Rundfunkbeiträge
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.01.2012

Heilmittel gegen gesellschaftliche Herzrhythmusstörungen
Limburger Bischof möchte eine christlich profilierte Politik

Kirchenleute sprechen gerne in Bildern. Eines, das dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst einfällt, um den Zustand der Gesellschaft zu beschreiben, ist das von Herzrhythmusstörungen, mit denen sie sich konfrontiert sehe. So schreibt er es in seinem Buch "Werte wahren - Gesellschaft gestalten. Plädoyer für eine Politik mit christlichem Profil", das er gestern im Haus am Dom vorgestellt hat.

Der Untertitel hätte auch lauten können: Plädoyer für ein Christentum mit politischem Profil. Denn die Ratschläge und Forderungen, wie einer aus dem Takt ratenden Gesellschaft zu begegnen sei, richten sich gleichermaßen an Politik und Kirche. An der Stelle, an der er von Herzrhythmusstörungen spricht, mahnt der Bischof die Kirche angesichts sozialer Marginalisierung im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung, sich als Anwalt für die Armen zu verstehen. Er sieht aber gerade darin auch "viele Möglichkeiten guter Koordination und Kooperation" mit dem Staat, der den sozialen Frieden genauso gewährleisten wolle.

Das ist für Tebartz-van Elst nur ein Beispiel für das Verhältnis von Staat beziehungsweise Öffentlichkeit und Kirche, zu dem er sich auch grundsätzlich äußert. Jene Passagen dürften zu den wichtigeren des Buches gehören, denn sie berühren eine folgenreiche Frage: die nach der öffentlichen Bedeutung von Religion in einer pluralistischen Gesellschaft. Der Bischof warnt vor einer "laizistischen Fehldeutung des Grundgesetzes", und es liegt nahe, dass er sich im Zusammenhang mit der "öffentlichen Religion" vehement für die Beibehaltung des grundgesetzlich geschützten Religionsunterrichts ausspricht. In der Pressekonferenz nannte er den Einsatz dafür als zentrale Herausforderung für die hessische Politik - wie die Bekämpfung von Kinderarmut. "Ohne den konfessionellen Religionsunterricht würde der öffentlichen Schule Wesentliches fehlen", schreibt er. Bildung sei mehr als die Ansammlung eines Wissensdepots.

Mit konkreten Vorschlägen, wie christlich profilierte Politik aussehen solle, hält sich Tebartz-van Elst eher zurück. Eine Ausnahme bildet die Familienpolitik, in der er für die Anrechnung von Erziehungszeiten für die Rente plädiert. An anderer Stelle tritt er für Betreutes Wohnen und andere Möglichkeiten ein, um Behinderten im Sinne der UN-Menschenrechtskonvention mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Noch mehr solcher Konkretionen hätten dem Buch, das im wesentlichen auf redigierten Vorträgen und Predigten beruht, gut getan und ihm mehr Gewicht gegeben, geht es dem Bischof doch darum, "christlich-kirchliches Profil benennbar und damit zitierbar zu machen". Dabei sind grundsätzliche Erwägungen wichtig, und Tebartz-van Elst beschreibt sie klar, etwa die Folgen eines vom Allgemeinwohl abgekoppelten Profitstrebens. Den "ökonomischen Eliten" attestiert er einen fehlenden Realitätssinn, "die Grenzen der eigenen Gesetze zu akzeptieren".

Interessant wäre es zu erfahren, wie er sich angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise eine "Ordnungspolitik auf Weltebene" vorstellt, welche sozialpolitischen Anreize möglich wären, um einer aus seiner Sicht falschen "Alimentierung" von Menschen zu begegnen, oder wie eine auf katholischen Prinzipien beruhende Integrationspolitik aussehen könnte.

Wenn es um die Prägung Deutschlands und Europas geht, spart der Bischof den Begriff "christliche Leitkultur" nicht aus. Er hält ihn für legitim, das Christentum sei "die zentral prägende Religion des Kontinents". Er verknüpft den "kulturellen Anspruch des Christentums in Europa" mit der "Lebendigkeit seiner gesellschaftlichen Präsenz", für die fast 50 Millionen Kirchenmitglieder in Deutschland stünden. Diese Zahl wird schon wegen des demographischen Wandels abnehmen und so gesehen wohl auch die Prägekraft des Christentums. In 20 Jahren wäre Zeit für ein neues Buch.

STEFAN TOEPFER

Franz-Peter Tebartz-van Elst, "Werte wahren - Gesellschaft gestalten. Plädoyer für eine Politik mit christlichem Profil", Butzon & Bercker Verlag 2012, 287 Seiten, 19,95 Euro.

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