Kann Musik jüdisch sein? Kein Zweifel besteht darüber, dass Juden Musik machen, dass es ausgezeichnete jüdische Komponisten und Musiker gibt, aber was macht "jüdische Musik" aus? Das Buch handelt davon, wie sich das Verständnis einer spezifisch jüdischen Musik im Laufe der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts herausgebildet, entwickelt und verändert hat. Die Beiträge fächern die unterschiedlichsten Äußerungsformen und die Vielfalt in der jüdischen Moderne bis hin zum Musikleben der Gegenwart auf. Synagoge oder Volkslied, Wagner oder Schönberg, Russland oder Israel, Zionismus oder Schoa, Jazz oder Neue/neueste Musik - all diese Aspekte veranschaulichen, auf welche Weise Musik immer wieder ein zentrales Moment für die Konstituierung jüdischer Identität gewesen ist. Es wird deutlich, dass die Vorstellung von einer "jüdischen Musik" ihre Grundlagen weniger im Musikalischen als vielmehr in den soziokulturellen und ideellen Kontexten hat. Der Band stellt damit einen innovativen Beitragzur jüdischen Kulturgeschichte dar.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Grundfrage des Sammelbandes, erläutert Rezensent Ulrich Teusch, sei, ob es eine genuin jüdische musikalische Sprache gebe. Die Beiträge behandelten den "historischen Diskurs" über jüdische Musik, der sich im 19. Jahrhundert vor allem in Auseinandersetzung mit Richard Wagners Antisemitismus entwickelt habe. Tenor dieser Untersuchungen sei, so Teusch, dass das spezifisch Jüdische an jüdischer Musik eher in "soziokulturellen und ideellen Kontexten" seine Grundlage habe als in der Musik selbst. Der Rezensent hebt insbesondere den Beitrag von Matthias Henkes hervor, der bei Arnold Schönberg dem Wechselspiel von "antisemitischer Erfahrung und kompositorischer Reflexion" nachgehe. Insgesamt seien die Beiträge, lobt Teusch, "kenntnisreich, unkonventionell und mit ausgeprägtem Sinn für ideologiekritische Fragestellungen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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