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Religiöse Grundlagen - gleich ob fundamentalistischer Prägung oder bereits ihrerseits verändert durch jahrhundertelange Prozesse der Aufklärung und der Säkularisierung - bestimmen wirtschaftliches Verhalten in einem viel höheren Maße, als sich dies sowohl die jeweiligen Akteure als auch die Vertreter der ökonomischen Wissenschaft gemeinhin vorzustellen vermögen.
Die ethischen Grundlagen wirtschaftlichen Verhaltens sollen in diesem Sammelband in zweierlei Hinsicht verglichen werden. Zum einen betreffend das Verhältnis der drei Buchreligionen untereinander. Zum anderen wird gefragt: Hat der
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Produktbeschreibung
Religiöse Grundlagen - gleich ob fundamentalistischer Prägung oder bereits ihrerseits verändert durch jahrhundertelange Prozesse der Aufklärung und der Säkularisierung - bestimmen wirtschaftliches Verhalten in einem viel höheren Maße, als sich dies sowohl die jeweiligen Akteure als auch die Vertreter der ökonomischen Wissenschaft gemeinhin vorzustellen vermögen.

Die ethischen Grundlagen wirtschaftlichen Verhaltens sollen in diesem Sammelband in zweierlei Hinsicht verglichen werden. Zum einen betreffend das Verhältnis der drei Buchreligionen untereinander. Zum anderen wird gefragt: Hat der Islam in den von ihm geprägten Ländern andere ethische Vorgaben für das Wirtschaften als in den christlich geprägten Ländern Europas.

Gegenstand der Betrachtungen werden jeweils die praktizierten Maßstäbe sein, an denen sich Wirtschaften orientiert, und nicht ein wie auch immer geartetes Sollen. Anders gefragt: Wie spiegeln sich die Normen von Bibel, Tora und Koran in der wirtschaftlichen Realität wider?

Inhalt:
Hangs. G. Nutzinger
Einleitung
Klaus Dieter Trayser
Christliche Ethik und ökonomische Sachzwänge - geht das zusammen?Doron Kiesel und Werner Schneider-Quindeau
Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Barmherzigkeit. Wirtschaftsethik im jüdisch-christlichen Dialog
Joachim Fetzer
Verhalten und Verhältnisse. Christliche Traditionen in ökonomischen Institutionen
Muhammad Kalisch
Islamische Wirtschaftsethik in einer islamischen und in einer nichtislamischen Umwelt
Helmut Leipold
Wirtschaftsethik und wirtschaftliche Entwicklung im Islam
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2003

Mut und Kapital
Aufsätze über die Wirtschaftsethik verschiedener Religionen

Hans G. Nutzinger (Herausgeber): Christliche, jüdische und islamische Wirtschaftsethik. Metropolis-Verlag, Marburg 2003, 152 Seiten, 14,80 Euro.

Globalisierung - das bedeutet nicht zuletzt das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Wirtschaftssysteme. Doch divergierende oder gar konträre Lebenseinstellungen benachbarter Kulturen treten nicht erst zutage, seit der relative Vorsprung oder Rückstand einzelner Wirtschaftssysteme augenfällig geworden ist. Ihre Wurzeln reichen viel tiefer. Sie gehen zurück auf die unterschiedliche Auslegung derselben Quelle, auf die sich Juden, Christen und Mohammedaner gleichermaßen berufen: die Bibel. Um auszuloten, wie tief die Gräben zwischen den Kulturen sind, muß man das jeweilige Fundament untersuchen, das von der Auslegung der Bibel herrührt. Die Absicht der Autoren des von Hans Nutzinger herausgegebenen Sammelbandes ist daher ausdrücklich gutzuheißen; das Thema geht jeden an, der die Globalisierung verstehen möchte.

Von allen Weltreligionen verdankt einzig der Islam seine Gründung einem Unternehmer. Mohammed war selbständiger Kaufmann, der mit Hilfe der Mitgift einer wohlhabenden Frau sein Geschäft erweiterte. Ihm, der auf verschiedenen Märkten Handel trieb, war klar, daß Geschäfte nur florieren können, wenn die Wertmaßstäbe verbindlichen Regeln unterworfen sind. Muhammed Kalisch und Helmut Leipold belegen, wie Mohammeds Anweisung der strikten Äquivalenz bei Tauschtransaktionen durch spätere Gelehrte dahingehend interpretiert wurde, Zinseinnahmen zu untersagen. Sie verhinderten so die Entstehung eines Bankmarkts. Demgegenüber erkannten die Italiener in der Renaissance, wie man mit Krediten eine Wirtschaft ankurbelt. Und seither zieht die Wirtschaftsentwicklung im Westen den islamischen Staaten auf und davon.

Doron Kiesel, Werner Schneider-Quindeau und Joachim Fetzer untersuchen jüdische und christliche Konzepte wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Dabei zeichnen sie den Weg nach, der vom alttestamentarischen Gebot der Philanthropie, der Zadaka, zum christlichen Begriff der Barmherzigkeit führte. Auch der Islam kennt freiwillige Abgaben für Bedürftige, das sogenannte Zakat.

Statt dieser einseitigen Perspektive einer Ethik des Verteilens würde man indes gern auch etwas über die andere Seite des Wirtschaftens lesen: darüber, wie man Werte produziert. Man denke an die Geschichte von Joseph in Ägypten, der in Jahren guter Ernten einen Vorrat an Getreide hortete. Josephs kontrazyklische Dispositionen am Rohstoffmarkt waren gottgefällig, denn ihnen verdankte sein Volk die Rettung aus einer Hungersnot. Denn zur Verteilung gelangt nur das, was man vorher erwirtschaftet. Wer Almosen gibt, lindert Armut, aber wer Armut bekämpfen will, tätigt Investitionen. Dazu braucht man, wie einst Joseph, Mut und Kapital. So steht es in der Bibel.

BENEDIKT KOEHLER

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