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In seiner Autobiographie äußert sich der vielseitige Schauspieler offen über sein Leben, seine Karriere, seine Rollen. Er erzählt von seinen persönlichen Vorlieben, von seinen Anfängen als Statist, vom Unterschied zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Film und vom Umgang mit dem Ruf, der 'Latin lover' schlechhin zu sein. Die Anekdoten, Geschichten und Impressionen, die Mastroianni im Plauderton erzählt, fügen sich zu einem farbigen Erinnerungsbild einer ganzen Epoche.
Als Marcello Mastroianni im Dezember 1996 starb, wurde mit ihm eine ganze Epoche zu Grabe getragen. In diesem
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Produktbeschreibung
In seiner Autobiographie äußert sich der vielseitige Schauspieler offen über sein Leben, seine Karriere, seine Rollen. Er erzählt von seinen persönlichen Vorlieben, von seinen Anfängen als Statist, vom Unterschied zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Film und vom Umgang mit dem Ruf, der 'Latin lover' schlechhin zu sein. Die Anekdoten, Geschichten und Impressionen, die Mastroianni im Plauderton erzählt, fügen sich zu einem farbigen Erinnerungsbild einer ganzen Epoche.
Als Marcello Mastroianni im Dezember 1996 starb, wurde mit ihm eine ganze Epoche zu Grabe getragen. In diesem Buch äußert sich der große Schauspieler, der stellvertretend für die Blütezeit des italienischen Films stand, über sein Leben, seine Karriere, seine Rollen so unbefangen, als unterhalte er sich mit einem Freund. Ein Bilderbogen aus der Welt des Kinos. "Es ist ein Lebensrückblick mit Lachfalten." Dieter Strunz, Berliner Morgenpost
Autorenporträt
Mastroianni, Marcello
Marcello Mastroianni, geboren 1924 in Fontana Liri (Latium), wurde mit Fellinis La dolce vita (1959) weltberühmt. Er spielte u.a. in Filmen von Visconti, Fellini, De Sica, Malle und Antonioni. Er starb am 19. Dezember 1996 in Paris. Ja, ich erinnere mich ist 1998 im Zsolnay Verlag erschienen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.1998

Wahres Mißtrauen gebiert tiefe Freundschaft
Normal wie wir: Marcello Mastroianni hat seine Erinnerungen auf Band gesprochen / Von Wilfried Wiegand

Gleich auf den ersten Seiten macht Marcello Mastroianni das Geständnis, daß er, abgesehen von seinem Beruf, kaum Interessen habe: "Das ist eine meiner Schwächen. In geistiger, kultureller Hinsicht bin ich nicht sehr bewandert. Ich habe nie Lust, ins Kino zu gehen oder ins Theater . . . von den Museen ganz zu schweigen." Nun gut, sagt sich der Leser, Mastroianni wird Interessanteres zu berichten haben, vielleicht packt er ja über seine Liebesaffären aus oder klatscht über berühmte Kollegen. Aber Mastroianni erfüllt solche Erwartungen nicht. Klatsch liegt ihm nicht, was er über andere sagt, ist voll dezenter Gutartigkeit und schlimmstenfalls humoristisch. So hat der Leser schon bald begriffen, was das Buch ihm bis zum Schluß bestätigen wird: daß Marcello Mastroianni ein sympathischer, bescheidener Mensch war und daß dieses Erinnerungsbuch keine Gewissenserforschung treibt, keine Enthüllungen bietet, dafür aber manche Enttäuschung.

Das ist nicht verwunderlich, wenn man die Entstehung von "Ja, ich erinnere mich" bedenkt. Das Buch, heißt es in einer editorischen Vorbemerkung, "entstand im September 1996 im Norden Portugals, wo Marcello Mastroianni einen Film unter der Regie von Manoel de Oliveira drehte. Der große Schauspieler hatte Gelegenheit, das ganze Material durchzusehen; er hat auch den Titel gewählt. Dieses Buch gibt den Originalton wortgetreu wieder." Da haben wir's: Dies ist gar kein geschriebenes Buch, sondern der Text eines Interviewfilms, der wenige Monate vor seinem Tod in den Drehpausen seines letzten Films aufgenommen wurde. Die Fragen wurden weggelassen, so daß ein fortlaufender Mastroianni-Text entstand, der vielleicht nicht einmal dem Ablauf des Gespräches folgt, sondern umgruppiert wurde. Mehrmals wird der Text durch Dialoge aus Mastroianni-Filmen unterbrochen. Vermutlich sind sie als Dialogszenen in den Interviewfilm montiert und haben dort die beabsichtigte Wirkung. Im Buch aber, ohne das bewegte Filmbild, wirken sie eigentümlich deplaziert.

Nur einmal kommt der friedfertige Mastroianni in Wut, beim Stichwort "Latin Lover": "Nicht auszudenken. Vor fünfunddreißig Jahren, als ich ,La dolce vita' drehte, haben die Amerikaner beschlossen, ich sei der ,Latin Lover'. Sie sind immer auf der Suche nach Etiketten. Und das Etikett wurde dann von Journalisten in Italien und in Europa ganz allgemein übernommen. Der Einfachheit halber: ,Latin Lover', und schon ist alles gesagt." Habe er vielleicht wie ein "Latin Lover" gelebt, oder habe er nur "Latin Lover"-Rollen gespielt? "Aber es ist hoffnungslos, einfach hoffnungslos! Inzwischen bin ich zweiundsiebzig, und sie bezeichnen mich noch immer als ,Latin Lover'! Was bin ich denn? Eine Jahrmarktsattraktion?" Nicht zuletzt im Privatleben bereite ihm "dieses lächerliche Etikett" nur Schwierigkeiten: "Wenn ich nämlich eine Frau kennenlerne oder ein Abenteuer habe, erwartet man sich von dem berühmten ,Latin Lover' wer weiß was für außergewöhnliche Leistungen. Aber ich war immer ein absolut normaler Mann, auch was meine Leistungen anbelangt."

Wichtige Momente seiner Karriere werden angesprochen: der Wunsch, Architekt zu werden, die erste Komparsenrolle in Cinecittà ("wir taten es auch deshalb, weil wir so arm waren, daß wir etwas dazuverdienen mußten"), die erste Begegnung mit Visconti, der ihn ans Theater holt, wo er zehn Jahre lang Erfolge feiern wird, schließlich das erste Treffen mit Fellini, der ihn nicht ernst nimmt und ihm, als er das Drehbuch sehen will, als Antwort eine obszöne Karikatur in die Hand drückt. Durch Fellinis "La dolce vita" wird er dann freilich weltberühmt, und zwischen ihnen entsteht, nach den Worten Fellinis, die Mastroianni zustimmend zitiert, "eine wahre, schöne Freundschaft, die auf einem totalen gegenseitigen Mißtrauen beruht". Sie sind sich allerdings auch sehr ähnlich: Bei beiden ist der Grundzug des Charakters eine Art kreative Faulheit.

Interessant sind Mastroiannis Äußerungen über den Unterschied zwischen amerikanischem und europäischem Film (nur in Europa wird improvisiert), zwischen Schauspielerei vor der Kamera und auf der Bühne (nur beim Theater braucht man Disziplin), und überaus plastisch wirkt seine Charakterisierung des Schauspielers als "eine leere Schachtel": Darin sei nichts, aber "der Schauspieler füllt diese Schachtel immer wieder mit Figuren; am Ende wird er zu einem Koffer voller Gesichter und Typen, und hin und wieder holt er etwas daraus hervor und benutzt es, um eine neue Figur zu spielen." Nicht ohne Verwunderung über sich selbst schätzt er die Zahl seiner Filmrollen auf hundertsiebzig. Selbstverständlich war manche Rolle schlecht, aber lebensklug weiß er das Qualitätsgefälle zu schätzen: Wären alle hundertsiebzig Filme gut, wäre sein Leben langweilig gewesen, statt dessen habe er immer wieder die Freude über Gelungenes erleben dürfen.

Er ist so bescheiden, daß man ihm auch die Unzufriedenheit glaubt, die er angesichts seines Äußeren meint empfinden zu müssen: "Dünne Arme, dünne, dürre Beine . . . Und diese kurze Nase! Die fleischigen Lippen, na ja. Mir hingegen haben immer schmale Lippen gefallen, wie Jean Gabin sie hat, und Adlernasen. So wie die von Gassmann." Seine Torheiten beschönigt er nicht: Fünfzig Jahre lang fast fünfzig Zigaretten am Tag, "das macht fast eine Million Zigaretten", oder die Liebe für Autos, die ihn mit Fellini verbunden hat: "Wir wetteiferten, wer sich öfter ein neues Auto kaufte . . . Kann man noch blöder sein?"

Ein Meisterstück der Wahrnehmung enthalten die paar Sätze über Neapel. Jeder, der die Stadt kennt, empfindet ihre Eigenart, das gewissermaßen "Afrikanische", aber Mastroianni gelingt es, ihre Besonderheit durch das zu charakterisieren, was sie nicht ist: Neapel sei nämlich die am wenigsten amerikanisierte Stadt Italiens, wenn nicht ganz Europas. "Dabei war sie lange von amerikanischen Truppen besetzt. Aber sobald die Soldaten abzogen, wurde alles Amerikanische abgeschafft." Das, mit Verlaub, ist genial.

Das Buch enthält eine Handvoll köstlicher Anekdoten, etwa die von Mastroiannis hochbetagten Eltern, die sich regelmäßig alle Filme ihres Sohnes ansehen und dabei - der Vater ist blind, die Mutter taub - mit ihren lauten Fragen "Was hat er gemacht?" und "Was hat er gesagt?" jede Vorstellung stören. Oder die absurde Reaktion Fellinis, der in Neapel per Zeitungsannonce Schauspieler sucht: "Tock-tock-tock. ,Herein'. Der erste Neapolitaner trat ein. Fellini, der für diesen Film Musiker suchte, fragte ihn: ,Was für ein Instrument spielst du?' ,Ich keines, aber mein Bruder ist ein Genie!' . . . Fellini engagierte ihn auf der Stelle."

Der Charme des Buches rührt vom Originalton des wirklichen Lebens. Ohne Frage, man meint Mastroianni sprechen zu hören und hat am Schluß das Gefühl, ihn recht gut zu kennen. Dennoch wäre es sinnvoller, sich statt der Lektüre den Film mit dem Interview anzusehen. "Ja, ich erinnere mich" ist ein Ersatzbuch, das man gerne liest, aber dann doch nicht ins Regal stellt, sondern sofort weiterschenkt.

Marcello Mastroianni: "Ja, ich erinnere mich". Hrsg. von Francesco Tatò. Aus dem Italienischen übersetzt von Karin Fleischanderl. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1998. 176 S., 24 Abb., geb., 29,80 DM.

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