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Seit seinem Bestehen ist Frankfurt ein Knotenpunkt für Handel und Wirtschaft und entsprechend vom Kommen und Gehen der Menschen geprägt. Neben den Zuwanderern aus umliegenden Regionen kamen jüdische Einwanderer seit dem Mittelalter, Kaufleute und christliche Glaubensflüchtlinge seit dem 16. Jahrhundert, deutsche Flüchtlinge nach den beiden Weltkriegen, ausländische Arbeitsmigranten ab 1960, schließlich Asylbewerber und Armutsflüchtlinge aus anderen Kontinenten sowie Angestellte internationaler Firmen. Das Buch, herausgegeben vom Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten, bietet die…mehr

Produktbeschreibung
Seit seinem Bestehen ist Frankfurt ein Knotenpunkt für Handel und Wirtschaft und entsprechend vom Kommen und Gehen der Menschen geprägt. Neben den Zuwanderern aus umliegenden Regionen kamen jüdische Einwanderer seit dem Mittelalter, Kaufleute und christliche Glaubensflüchtlinge seit dem 16. Jahrhundert, deutsche Flüchtlinge nach den beiden Weltkriegen, ausländische Arbeitsmigranten ab 1960, schließlich Asylbewerber und Armutsflüchtlinge aus anderen Kontinenten sowie Angestellte internationaler Firmen. Das Buch, herausgegeben vom Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten, bietet die erste Gesamtdarstellung der Einwanderung nach Frankfurt seit dem Mittelalter bis heute. Ernst Karpf schildert darin, wie die Stadt auf die Zuwanderer reagierte und zwischen den unterschiedlichen Interessen ihrer Einwohner vermittelte. Dabei wird deutlich, wie sehr die Entwicklung der Stadt von der Zuwanderung abhängig war und ist – und dass auch in früheren Zeiten intensiv über Fragen der Integration debattiert wurde.
Autorenporträt
Ernst Karpf, Dr. phil., Historiker und Webentwickler, arbeitet freiberuflich unter anderem zu Themen der Stadtgeschichte für Frankfurter Museen und Institute.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.04.2013

Lebensprinzip Einwanderung
Frankfurt und die Migration

Tatsache ist, dass sich in Frankfurt am Main die Ausländerprobleme wie in einem Brennglas konzentrieren. Wir müssen realistische Überlegungen anstellen, die zum raschen Handeln führen. Die Kindergarten-, Schul-, Ausbildungsplatz-, Wohn- und Sprachprobleme sind Realität." So sprach Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) vor 34 Jahren. Die von ihm genannten Herausforderungen sind noch immer sichtbar. Zitiert wird Wallmann von Ernst Karpf in seinem neuen Buch, einer aktualisierten Fassung seines Werks von 1993, über die Migrationsgeschichte Frankfurts. Dabei nehmen die Debatten der siebziger und achtziger Jahre großen Raum ein.

Der CDU jener Zeit attestiert Karpf eine integrationspolitische Schwäche und sieht einen Wendepunkt im Jahr 1989, als der rot-grüne Magistrat die Migrationspolitik neu ausgerichtet habe - mit einem eigenen Dezernat und dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten. Den Beginn von Integration als "offiziellem städtischen Politikziel" datiert Karpf aber schon auf 1971, als eine "Arbeitsgruppe für Ausländerfragen" eingerichtet wurde, die sich etwa um die Bildung der Kinder kümmerte. Auch die Anfänge der Zeit der "Gastarbeiter" zeichnet er nach.

Interessant zu lesen ist ebenso das Kapitel über den beginnenden Kontakt der Stadt zu Muslimen - etwa der Umgang des Kirchendezernats mit der türkischen "Religionsgemeinschaft der Mohammedaner" 1969, die es so gar nicht gab. Über die Entwicklung der muslimischen Gemeinschaften und die damit verbundenen Herausforderungen hätte mehr in dem Buch stehen können. Nur kurz kommt es auch auf das 2010 verabschiedete Integrationskonzept zu sprechen. Deutlich wird dennoch, dass dieses mit dem Begriff der "Vielfalt" die Integrationspolitik neu angeht.

Dass Glaubensgruppen seit jeher zur Migrationsgeschichte gehören, wird in der Zuwanderung protestantischer Flüchtlinge im 16. Jahrhundert deutlich und in der von Juden im Mittelalter, im 16. und im 19. Jahrhundert. Die Stadt profitierte davon, wollte die "Bürger" aber auch vor allzu viel Einfluss der "Fremden" schützen - eine rechtliche Unterscheidung, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts galt.

Erst mit den Wanderungen in der Zeit der Industrialisierung sei "ein neues Verständnis von städtischer Gemeinschaft" gewachsen - mit dem entstehenden Nationalstaat aber auch ein "Konzept des ,Deutschen'", das den Juden schließlich im nationalsozialistischen Terrorstaat zum tödlichen Verhängnis geworden sei, so Karpf. "Die Vernichtung der jüdischen Gemeinde zerstörte einen Teil des städtischen Sozialzusammenhangs, der hier seit dem Mittelalter bestanden hatte."

Karpf lässt immer wieder Politiker, städtische Stellen und Migranten zu Wort kommen. Der große Fußnotenapparat bietet weitere Informationen. Karpfs Resümee kann der Leser nur teilen: Ohne die vielfältige Einwanderung "als Prinzip der städtischen Entwicklung" wäre Frankfurt nicht Frankfurt.

STEFAN TOEPFER

Ernst Karpf, "Eine Stadt und ihre Einwanderer. 700 Jahre Migrationsgeschichte in Frankfurt am Main". Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2013. 414 Seiten. 24,90 Euro.

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