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Die chinesisch-japanischen Beziehungen sind ein Paradox: Chinesen und Japaner waren im Laufe ihrer Geschichte die größten Freunde und die ärgsten Feinde; sie liebten sich und sie hassten sich; sie hatten höchsten Respekt voreinander und verachteten einander zutiefst; sie glichen sich an und grenzten sich ab; sie waren dem anderen Segen und Fluch. Doch nie konnten sie sich voneinander lösen. So unentwirrbar sind ihre kulturellen Traditionen ineinander verstrickt, dass ein Land nicht mehr ohne das andere denkbar ist. Trotzdem versteigen sich aktuell selbst Wissenschaftler dazu, von einem >ewigen…mehr

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Produktbeschreibung
Die chinesisch-japanischen Beziehungen sind ein Paradox: Chinesen und Japaner waren im Laufe ihrer Geschichte die größten Freunde und die ärgsten Feinde; sie liebten sich und sie hassten sich; sie hatten höchsten Respekt voreinander und verachteten einander zutiefst; sie glichen sich an und grenzten sich ab; sie waren dem anderen Segen und Fluch. Doch nie konnten sie sich voneinander lösen. So unentwirrbar sind ihre kulturellen Traditionen ineinander verstrickt, dass ein Land nicht mehr ohne das andere denkbar ist. Trotzdem versteigen sich aktuell selbst Wissenschaftler dazu, von einem >ewigen Konflikt< zwischen den beiden Ländern zu sprechen. Kai Vogelsang will mit seiner chinesisch-japanischen Kulturgeschichte einen Beitrag dazu leisten, dieses Bild ins rechte Licht zu rücken. Ein mutiges Buch, das Europäern, die gegenüber dem fernen Ostasien gerne etwas ignorant auftreten, die Kulturen dieser beiden faszinierenden Länder ein Stück näherbringt.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Kai Vogelsang, geb. 1969, ist seit 2008 Professor für Sinologie im Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg und Mitherausgeber der Zeitschrift Oriens Extremus. Er ist Autor der Geschichte Chinas (Reclam 2012) sowie der Kleinen Geschichte Chinas (Reclam 2014)
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension

Rezensent Mark Siemons erfährt vom Sinologen Kai Vogelsang, wie sich die geopolitische Beziehung zwischen Japan und China über die Jahrhunderte gestaltete und Traditionen und Kategorien zwischen den Staaten wechselseitig adaptiert wurden. Für Siemons Gelegenheit, einen "Kulturimport" sondergleichen nachzuvollziehen, in Schrift, Politik, Religion. Für Siemons öffnet sich ein fremder Kosmos geistiger Beeinflussung, den der Autor seiner Meinung nach differenziert und genau nachzeichnet. Ausnahmen aus der Mode oder aus der Tischkultur notiert Vogelsang nämlich auch, so der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2021

Zukunftsimport
China, Japan und wie Wörter Staaten begründen: Kai Vogelsangs großes Buch

Wenn die Kommunistische Partei Chinas diesen Juli hundert Jahre alt wird, dürfte ein Umstand ihrer Gründung bei den Feierlichkeiten wohl keine große Rolle spielen: Die ersten Mitglieder lernten den Marxismus nicht etwa über die Sowjetunion, geschweige denn Deutschland kennen, sondern ausgerechnet über Japan, das Land, dessen Eroberungsfeldzug in China später zum Vorspiel des Bürgerkriegs werden sollte, den die Volksbefreiungsarmee gewann. Erst nach der russischen Oktoberrevolution hatten sich chinesische Intellektuelle für den Kommunismus zu interessieren begonnen, der ihnen nun als eine reale Macht- und Modernisierungsoption für das Land erschien. Doch der Zugang zu dieser fremdartigen Begriffs- und Kategorienwelt erwies sich als schwierig, nicht nur wegen des Mangels an deutschkundigen Übersetzern.

Der Ort der Avantgarde war für große Teile der reformwilligen jungen Intelligenzija Chinas seit Ende des 19. Jahrhunderts Japan, wo eine schon viel früher einsetzende Öffnung zum Westen eine ungleich größere Kompetenz im Umgang mit europäischen Texten und Gedanken bewirkt hatte. Sozialistische Ideen waren hier schon seit dem Ersten Weltkrieg im Aufwind, bevor sie durch in Japan studierende Aktivisten nach China gelangten. So waren dreizehn der achtzehn Bücher, die zwischen 1919 und 1921 in China über den Marxismus erschienen, Übersetzungen aus dem Japanischen: darunter das Kommunistische Manifest, "Karl Marx' ökonomische Lehren" von Karl Kautsky und Wilhelm Liebknechts Gedenkschrift über Karl Marx. Ironischerweise war es sechzig Jahre später dann ebenfalls Japan, von dem die Kommunistische Partei dessen kapitalistisches Erfolgsmodell übernahm, befördert nicht zuletzt dadurch, dass Japan auch der größte Geldgeber Chinas in dieser Zeit war. Beide westliche Systeme, die China zu seiner jetzigen Machtstellung verholfen haben, der Kommunismus wie der Kapitalismus, verdankt das Land also der Vermittlung durch das als ewigen Antagonisten hingestellte Japan.

Dies ist der jüngste paradoxe Umschwung im an Paradoxen übervollen Verhältnis der beiden Länder, das der Hamburger Sinologe Kai Vogelsang in einem außergewöhnlich gedankenreichen, zum Weiterdenken anregenden Buch dargestellt hat. Der Autor bringt es fertig, aus den Binnenbeziehungen einer Weltgegend, die für große Teile der deutschen Öffentlichkeit immer noch sehr fernliegt, eine Reflexion darüber zu machen, wie der Austausch von Begriffen ganze Kulturen und Staaten begründen kann. "China und Japan", das ist nicht nur die Geschichte einer zwischen Hinwendung und Abstoßung ständig hin- und herpendelnden geopolitischen Beziehung. Das ist auch ein besonders prägnantes Beispiel dafür, wie erst die Wechselbeziehung zur Außenwelt immer wieder neu den Boden aus Vorstellungen und Kategorien erzeugt, auf dem Gesellschaften ihr "Eigenes" gründen.

Noch viel grundsätzlicher als auf die Anverwandlung des Kommunismus traf das auf die Aneignung der westlichen Moderne im Allgemeinen zu, die die chinesische Sprache Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mittels japanischer Begriffe vollzog. Chinesischen Lesern kamen die europäischen Kategorien in ihrer japanischen Gestalt nicht ganz so fremd vor, da sie dort schon mit Hilfe chinesischer Zeichen ausgedrückt waren. So wurde die chinesische Schriftsprache innerhalb weniger Jahre durch die Lehnwörter aus dem Japanischen um das ganze Vokabular der europäischen Neuzeit erweitert, um Begriffe wie Kultur, Gesellschaft, Fortschritt, Evolution, Religion, Philosophie, Geschichte, Nation und Demokratie. Vogelsang stellt das als einen epochalen Vorgang dar, da diese "Zukunftsbegriffe" einen Erwartungshorizont geöffnet hätten, dem die geschichtliche Wirklichkeit dann nach und nach folgte.

Vorausgegangen war die radikale Selbstneuerschaffung Japans seit 1868. In der sogenannten Meiji-Reform passte das Land innerhalb kürzester Zeit seine Kategorien, Institutionen und äußeren Erscheinungsformen dem Westen an. Nicht nur ein zentralisierter Staat und eine Nation wurden geschaffen, sondern auch alles, was dazugehört: Zeitungen, Polizei, Banken, Industrie, Landvermessung, allgemeine Schulpflicht, Eisenbahn, Telegraphenverbindung, sogar westliche Anzüge. Ziel war "ein reicher Staat und eine starke Armee", denn der unmittelbare Antrieb für die Reformen war ein militärischer, die Bedrohung durch die europäischen Armeen, denen das große chinesische Reich hilflos gegenüberstand.

Eindrücklich schildert Vogelsang, wie sich durch die Invasion der westlichen Mächte auch die sino-japanischen Beziehungen änderten, deren "außergewöhnlichstes Merkmal" bis dahin ihr friedlicher Charakter war. Nun aber projizierte Japan den damals aufkommenden Minderwertigkeitskomplex auf die "rückständigen" Chinesen, deren Unterwerfung nach westlichem Vorbild zunehmend als notwendige Begleiterscheinung der eigenen Nationwerdung und internationalen Anerkennung angesehen wurde. "Wir sollten Peking einnehmen. Dann wird Japan auch von den Ländern Europas und Amerikas respektiert werden", sinnierte 1884 der nationalistische Gelehrte Fukuzawa Yukuchi. Tatsächlich dokumentierte Japan seine "Abwendung von Asien" dann 1894/95 mit einem ersten Krieg gegen China und 1937 mit der großangelegten, von zahlreichen Kriegsverbrechen begleiteten Invasion.

Ein noch fundamentaleres Beispiel dafür, dass Begriffsgeschichte die Voraussetzung jeder aus schriftlichen Quellen schöpfenden Geschichtsschreibung ist, lieferte Japan schon 1400 Jahre früher. Damals hatte sich das Land nämlich schon einmal gänzlich neu erschaffen, indem es die Kategorien einer als gültig anerkannten Zivilisation übernahm - China. Im fünften Jahrhundert sollen über einen Gelehrten aus Korea die ersten chinesischen Bücher nach Japan gelangt sein, die Aussprüche des Konfuzius und der als Lehrbuch für Kinder verwendete Tausend-Zeichen-Text. Obwohl Chinesisch und Japanisch völlig verschiedene Sprachen sind, übernahm Japan seither das chinesische Zeichensystem und den ganzen mit diesem verbundenen Kosmos von Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus. Zuvor hatte es in der stark segmentierten japanischen Gesellschaft gar keine eigene Schrift gegeben; ihre Einführung machte überhaupt erst einen übergreifenden sozialen Zusammenhang möglich, einen Staat, dessen "Herrschaft auf Schrift basierte", wie Vogelsang schreibt. Erst später wurden die chinesischen Zeichen in einer eigenen japanischen Silbenschrift integriert.

Der "systematische Kulturimport", der im siebten Jahrhundert einsetzte, hat "in der gesamten Weltgeschichte kaum seinesgleichen", schreibt Vogelsang, allenfalls sei er mit der Sehnsucht der Römer nach Griechenland vergleichbar. Von 630 bis 838 schickte Japan fünfzehn Gesandtschaften von zweihundert bis fünfhundert Mann ins chinesische Tang-Reich: Seeleute, Mönche, Diplomaten, Übersetzer, Handwerker, Ärzte, Künstler, Gelehrte. Die Gesandtschaften brachten nicht nur Sutras, sondern auch Geschichtswerke, medizinische Kompendien und Gesetzestexte ins Land. Das Strafgesetzbuch wurde ebenso aus China übernommen wie das System der Beamtenrekrutierung.

Politische Geschichte und Geistesgeschichte sind in diesem Buch völlig unangestrengt miteinander verwoben. Es wird deutlich, wie die Politik die Religionen und die anderen geistigen Strömungen instrumentalisiert hat. Etwas weniger klar kommt heraus, wie die geistigen Bewegungen die Politik und die Gesellschaft Japans ihrerseits geprägt haben und weshalb sich manche der importierten Traditionen trotz aller Veränderungen in Japan länger und vehementer erhalten konnten als in ihrem Ursprungsland - so dass heute im Westen zum Beispiel das Go-Spiel (auf Chinesisch: Weiqi) oder der Zen-Buddhismus (Chan) als typisch japanisch gelten.

Die Leser werden hier in einen ganzen Kosmos sich über die Jahrhunderte hin erstreckender geistiger Beeinflussungen und Erschütterungen weit außerhalb des westlichen Wirkungskreises hineingezogen. Es spricht übrigens für die Umsicht des Autors, dass er bei der frühen Sinisierung Japans auch einige bezeichnende Ausnahmen festhält: Nicht übernommen wurden die Entmachtung des Adels, das Essen und die Mode, beim Essen auf Stühlen zu sitzen.

MARK SIEMONS.

Kai Vogelsang: "China und Japan. Zwei Reiche unter einem Himmel". Kröner Verlag, 528 Seiten, 28 Euro

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