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Was geht im Inneren von Tieren vor? Können wir wissen, wie sie fühlen und denken? Carl Safina nimmt uns mit auf abenteuerliche Entdeckungsreisen in die unbekannte Welt der Elefanten, Wölfe und Orcas. Sein spannend zu lesendes Buch erzählt außergewöhnliche Geschichten von Freude, Trauer, Eifersucht, Angst und Liebe.

Produktbeschreibung
Was geht im Inneren von Tieren vor? Können wir wissen, wie sie fühlen und denken? Carl Safina nimmt uns mit auf abenteuerliche Entdeckungsreisen in die unbekannte Welt der Elefanten, Wölfe und Orcas. Sein spannend zu lesendes Buch erzählt außergewöhnliche Geschichten von Freude, Trauer, Eifersucht, Angst und Liebe.

Autorenporträt
Carl Safina ist Ökologe und einer der bekanntesten Naturschriftsteller weltweit. Sein Werk umfasst bislang sieben Bücher, darunter den internationalen Bestseller «Song for the Blue Ocean», und ist vielfach ausgezeichnet worden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2017

Was denkt der Wolf auf Wanderschaft?
Sehr passionierte animalische Lektionen: Carl Safina sondiert die Gefühlswelt von Elefanten, Walen und anderen Tieren

Menschen sind Tiere besonderer Art. Darüber kann man sich meist schnell verständigen. Wobei freilich offenbleibt, wie unsere offenkundige Besonderheit auf den Punkt zu bringen sein soll: Welche Fähigkeiten für sie zentral sind, welche evolutionären und/oder kulturellen Schritte hin zu diesen Fähigkeiten sich vielleicht nachzeichnen lassen, wie weit sie uns von Tieren - vorzüglich, doch längst nicht nur von unseren näheren evolutionären Verwandten - abrücken oder auch nicht.

Es herrscht keine Einigkeit unter Biologen, Verhaltensökologen, Anthropologen und anderen Wissenschaftlern, die sich mit der Beantwortung dieser Fragen befassen. Ein altehrwürdiges Kriterium wie die Sprachfähigkeit stellte sich als zu einfache, auf Kosten der Tiere getroffene Distinktion dar - abgesehen davon, dass es selbst mittlerweile attackiert wird. Schließlich sind intelligentes Verhalten, entwickelte Sozialität und vielleicht sogar Formen kultureller Tradierung bei Tieren offensichtlich ohne Sprache möglich. Und vielleicht noch mehr von jener psychischen Innenausstattung, die bloß bei Menschen mit Sprache verknüpft ist.

Carl Safina, von Haus aus Meeresbiologe, ist mit Blick auf diese animalische Innenwelt ganz entschieden. "Beyond Words" heißt sein Buch bezeichnenderweise im amerikanischen Original, und es will zeigen, dass soziale Tiere, insbesondere Vögel und Säugetiere, ein Innenleben haben, das dem unseren vergleichbar ist. Für diese Ansicht führt er zum einen ins Feld, was die Biologie so eindrucksvoll demonstriert: das eine Gewebe des Lebens, das uns mit den Tieren verknüpft, von den grundlegenden zellulären Mechanismen über Baupläne bis zu Hormonen, Botenstoffen und spezifischen Hirnarealen. Und zum andern erzählt Safina, der sich bereits mit einer Reihe von Büchern als nature writer einen Namen gemacht hat, sehr viele Geschichten, die zeigen sollen, dass Tiere auf eine uns vergleichbare Weise fühlen und denken. Geschichten von Hunden, Elefanten, Wölfen oder auch Walen.

Auf die Geschichten kommt es bei Safina vor allem an. Man lernt und erfährt einiges aus ihnen, zumal die Erfahrungen von Feldforschern in sie eingehen, die sich intensiv mit den wild lebenden unter diesen Tieren beschäftigen. Safina erzählt aber nicht bloß drauflos, sondern möchte damit falsche Vorstellungen korrigieren. Weniger diejenigen von Laien als jene von Wissenschaftlern, welche den Tieren ein psychisches Innenleben mehr oder minder entschieden absprechen. Das gibt Safinas Buch den Grundton einer emphatischen Einrede gegen Autoren, die unwissenschaftliche Vermenschlichungen der Tiere anprangern, doch dabei übersehen, wie nahe uns das Innenleben der Tiere in vielen Belangen tatsächlich ist.

Da beginnen freilich auch einige Schwierigkeiten mit Safinas Darstellung. Es wird nicht recht klar, was die anvisierten Gegner eigentlich ausmacht. Dass sie Gefühle und kognitive Fähigkeiten bei Tieren in Abrede stellen, die sich unseren vergleichen lassen? Dass sie Tieren Bewusstsein oder bewusste Wahrnehmung absprechen? Dass Sie Tiere mehr oder minder als gut programmierte und in ihre Umwelt eingepasste Überlebensautomaten ansehen?

Wenn Safina sich darum bemüht, hier etwas Ordnung zu schaffen und sich etwa überlegt, wie Bewusstsein zu fassen ist, führt das nur zu einem Zitatensalat. Man muss sich also an die Geschichten halten, etwa an jene von einem "Wissenschaftler" in einem afrikanischen Reservat, der angesichts einer Elefantenfamilie meint, er habe keine Möglichkeit, festzustellen, ob die Elefanten mehr von ihrer Umgebung mitbekommen als der Strauch vor ihnen.

Nun mag es vielleicht einen solchen Wissenschaftler geben, bloß repräsentativ ist seine Meinung nicht. Safina aber neigt dazu, möglichst leicht abzufertigende Gegenpositionen vorzuführen. Als er einmal das Spiel seiner Hunde beschreibt, das doch offensichtlich Vergnügen, Klugheit und Humor beweise, folgt als Kontrast: "Es sei denn, sie sind nur zwei interagierende Maschinen ohne Bewusstsein, ohne Sinne oder Wahrnehmung." Aber wer wollte einen solchen Unsinn behaupten? Nicht einmal der gern ob seiner Tiermaschinen gescholtene Descartes war auf so etwas gekommen.

Die spielenden Hunde tauchen auf, wenn Safina sich über die "Theory of mind" als mögliches Alleinstellungsmerkmal des Menschen lustig macht. Nun ist es keine Frage, dass die damit anvisierte kognitive Fähigkeit sozialer Tiere - etwa das Wissen anderer über mein eigenes Wissen bei Handlungen zu berücksichtigen - weder glücklich bezeichnet ist noch immer überzeugend in Anschlag gebracht wird. Da trifft Safina durchaus einen wunden Punkt, und natürlich hat er recht, auf die Grenzen von Laborversuchen hinzuweisen. Bloß macht er es sich auch hier mit dem Spott sehr einfach.

Dafür aber hat er im Gegenzug die seit Jahren durch die Literatur weitergereichten Affen parat, die in den Baumkronen den Sonnenuntergang goutieren, nebst vielen anderen Geschichten, die gewitztes und einfühlendes Verhalten von Tieren zeigen. Aber je mehr man von ihnen liest, umso eher möchte man eigentlich soliden Verhaltensexperimenten - und wenn sie sich auch noch so begrenzt in ihrer Aussagekraft ausnehmen - ihre Berechtigung zugestehen. Denn hat man sie nicht, müsste man eingestimmten Erzählern wie Safina und den von ihm zitierten Zeugen blind folgen.

Hat Safinas Hund wirklich einmal den Spazierweg seines Herren räumlich-zeitlich richtig berechnet, um diesen an einer bestimmten Stelle abzufangen? Vielleicht, aber das wüsste man doch eigentlich ganz gern genauer, zumal man in diesem Fall sogar Versuche anstellen könnte. Und hat das Tümmlerbaby im Zooaquarium wirklich den Zigarettenrauch des Wärters auf kunstvolle Weise interpretiert, als es ihm gegenüber hinter der Scheibe eine Milchwolke aufsteigen ließ? Das wäre ganz erstaunlich, doch Anekdoten sind erst einmal Anekdoten. Man kann zu wenig sehen (wollen), aber auch zu viel.

Das ist kein Einwand gegen Safinas beherzigenswerte und mittlerweile ohnehin oft vorgetragene Botschaft, uns als Teil des einen Lebenszusammenhangs zu sehen, der uns mit den Tieren verknüpft. Mit Tieren, die uns auf manche Weise Dispositionen vorführen, die wir selbst als natürlich-kulturelle Wesen fortsetzen - oder auch vermasseln, wenn man möchte. Natürlich sind uns ihre Gefühle nicht fremd, wenn wir es nur darauf ankommen lassen, uns mit ihnen zu beschäftigen und sofern ihr Ausdrucksrepertoire halbwegs nahe an unserem ist. Das ist mit Menschen nicht anders.

Bloß sollte man aufpassen, sich nicht eher platte Naturalisierungen unserer selbst dabei mit einzukaufen. Also zum Beispiel wie Safina Tieren mitunter gleich Eigenschaften wie Anständigkeit, Loyalität, Eitelkeit, Ehrfurcht oder Nächstenliebe beizulegen - was darauf hinausläuft, kulturell verwickelte Verhaltensweisen dort zu suchen, wo diese Verwicklungen nicht oder kaum noch begonnen haben.

HELMUT MAYER

Carl Safina: "Die Intelligenz der Tiere". Wie Tiere fühlen und denken.

Aus dem Englischen von Sigrid Schmid. C. H. Beck Verlag, München 2017. 526 S., Abb., geb., 26,95 [Euro].

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"Ein wichtiges, ein großartiges Buch auf dem neuesten Stand der Forschung."
Ilona Jerger, Bild der Wissenschaft, September 2017
"Fabelhaftes Buch."
Jens Jessen, Die ZEIT, 22. Juni 2017
"Eine glänzend erzählte und mitreißende Reise durch eine Welt, die der unseren nicht allzu fern ist - und eine oft sehr deutliche Abrechnung mit dem Herrschaftsanspruch des Menschen, der sich um jeden Preis als überlegen sehen will."
Irene Binal, MRD Kultur, 17. Mai 2017
"Ein spannendes Buch für Tierfreunde."
Ruhr Nachrichten, 19. April 2017

"Grandios geschriebene Kampfschrift gegen den menschlichen Hochmut."
WDR, 18. April 2017

"Grandios und unbedingt lesenswert."
Wolf Magazin, 17. März 2017