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Wer als Reisender den Reisebeschreibungen folgt und die dort aufgeführten Sehenswürdigkeiten ausschließlich in den Großstädten besucht, wird Zigeuner kaum wahrnehmen - er begegnet ihnen höchstens als fliegende Händler oder als Bettler, wenn sie aktiv mit den Touristen in Kontakt treten. Verlässt man allerdings die üblichen Reiserouten und tritt mit Zigeunern in Kontakt, so geben sie sich in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens als Muslime zu erkennen. In der sonst christlich-orthodox geprägten Region weisen sie den Besucher und Forscher bereits bei den ersten Gesprächen auf die…mehr

Produktbeschreibung
Wer als Reisender den Reisebeschreibungen folgt und die dort aufgeführten Sehenswürdigkeiten ausschließlich in den Großstädten besucht, wird Zigeuner kaum wahrnehmen - er begegnet ihnen höchstens als fliegende Händler oder als Bettler, wenn sie aktiv mit den Touristen in Kontakt treten. Verlässt man allerdings die üblichen Reiserouten und tritt mit Zigeunern in Kontakt, so geben sie sich in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens als Muslime zu erkennen. In der sonst christlich-orthodox geprägten Region weisen sie den Besucher und Forscher bereits bei den ersten Gesprächen auf die religiöse Distanz innerhalb der lokalen Gesellschaft hin. Dies baut auch eine Distanz zu dem Gast auf, weil von diesem immer angenommen wird, dass er Christ sei, wenn er aus der Europäischen Union kommt und eine weiße Hautfarbe hat.Für die hier bearbeitete Region Westbalkan gilt, dass mit "Zigeuner" jene kulturellen Gruppen gemeint sind, die von der Mehrheit der Bevölkerung alltäglich auch so -als "Zigeuner" - bezeichnet werden. Sie sind im internationalen neubürgerlichen Zivilisierungsdiskurs umbenannt: generell als "Roma" oder schon spezifischer als "Roma/Aschkali" und "Ägypter", und dies, obwohl sich die Menschen intern sehr wohl als "Zigeuner" bezeichnen - und zwar in unterschiedlich ambivalenten Situationen, vorrangig dann, wenn sie sich selbst gegenüber der Mehrheitsgesellschaft charakterisieren und abgrenzen. So legitimierten die betreffenden Menschen mir gegenüber den Gang in die Moschee und die daneben stattfindenden Besuche in den Teken damit, dass sie nicht anders könnten, da sie ja "Zigeuner" wären - was auch immer das suggerieren sollte. Gelegentlich besuchten Migranten Verwandte auf dem Westbalkan und erfanden sich dort ein recht zügelloses Leben mit vielen Feiern und lauter Musik, was sie damit begründeten, dass sie nun einmal "Zigeuner" wären. Und ein fluchender Taxifahrer aus dem Zigeunerghetto Topansko Pole in Skopje rief nachts: "Alles Zigeuner, alles Zigeuner!", nachdem sein Auto mitten auf der Straße liegengeblieben war ...