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Ein Entdeckungsbuch für alle, die die Bretagne und die Normandie lieben - und zugleich Weltliteratur
Die Reise in die Bretagne mit seinem Freund Maxime Du Camp im Sommer 1847 muss für Gustave Flaubert ein Befreiungsschlag gewesen sein. Im Jahr zuvor hatte er den Vater und die geliebte Schwester verloren und fand sich nun, bedroht von Nervenanfällen, im Landhaus der Familie in Croisset. Freiheit ist das wichtigste Element in diesem Reisebericht, den die beiden Gefährten gemeinsam verfassen: die innere Freiheit, die aus dem Umherstreifen folgt und in einem farbigen Mosaik von Betrachtungen…mehr

Produktbeschreibung
Ein Entdeckungsbuch für alle, die die Bretagne und die Normandie lieben - und zugleich Weltliteratur

Die Reise in die Bretagne mit seinem Freund Maxime Du Camp im Sommer 1847 muss für Gustave Flaubert ein Befreiungsschlag gewesen sein. Im Jahr zuvor hatte er den Vater und die geliebte Schwester verloren und fand sich nun, bedroht von Nervenanfällen, im Landhaus der Familie in Croisset.
Freiheit ist das wichtigste Element in diesem Reisebericht, den die beiden Gefährten gemeinsam verfassen: die innere Freiheit, die aus dem Umherstreifen folgt und in einem farbigen Mosaik von Betrachtungen und Assoziationen ihren Ausdruck findet. Geschichte und Kultur, Mensch und Natur, denkwürdige Orte und armselige Behausungen, alles ist hier mit der gleichen Hingabe beschrieben.
Autorenporträt
Gustave Flaubert wurde 1821 in Rouen (Normandie) geboren; sein Vater war Chefarzt des städtischen Krankenhauses. Schon seit seiner Jugend schrieb Flaubert unermüdlich. Aufgrund seiner hohen Ansprüche an sich selbst veröffentlichte er jedoch keines seiner Manuskripte. Sein erstes publiziertes Werk wurde der Roman ¿Madame Bovary¿, der 1856 im Feuilleton der Revue de Paris erschien und der ihm einen Prozess wegen Verstoßes gegen die Sitten eintrug. Weniger erfolgreich, aber noch einflussreicher auf die Entwicklung des europäischen Romans war Flaubert mit ¿Die Erziehung der Gefühle¿, erschienen 1869. Gustave Flaubert ist einer der besten Stilisten der französischen Literatur und ein Klassiker des Romans; zusammen mit Stendhal und Balzac bildet er das Dreigestirn der großen Erzähler Frankreichs. Er starb 1880 im Alter von 59 Jahren in Croisset. Maxime du Camp, geboren 1822 in Paris, hatte bereits erste literarische Meriten errungen, als er sich mit Gustave Flaubert am 1. Mai 1847 auf die erste gemeinsame Reise begab. Im vierhändig verfassten Reisebericht ¿Über Felder und Strände¿ übernahm er die geraden Kapitel. Du Camp fungierte später als Mitbegründer der Zeitschrift ¿Revue de Paris¿. Er starb am Tag seines 72. Geburtstages, am 8. Februar 1894, in Deutschland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2016

Zwiebelsuppe zum Frühstück
Gustave Flaubert und Maxime Du Camp reisen mit jugendlichem Übermut durch die Bretagne
In dieser hektischen, sich immer rasanter beschleunigenden Zeit verliert man leicht die Bodenhaftung. Auf Reisen sieht und erlebt man dementsprechend nichts mehr, weil man gar nicht mehr lange genug unterwegs ist, als dass man Spannendes erleben könnte. Anders früher, als man noch in Wagen unterwegs gewesen ist, so klagen Gustave Flaubert und Maxime Du Camp, da konnte eine Reise von Paris nach Rouen ein Buch ergeben. „Ich kannte Leute, die in ihrer Jugend drei Tage dafür brauchten: am ersten übernachtete man in Pont-de-l’arche, am zweiten in Meulan, und man schätzte sich glücklich, wenn man am dritten rechtzeitig zum Souper“ am Ziel angelangt war.
  Die beiden jungen Männer sitzen nun aber in der Eisenbahn, nicht nach Rouen, sondern ins ebenfalls keine 200 Kilometer von Paris entfernte Blois. Gereizt von der sterilen Art des Reisens und gelangweilt von der Geschwätzigkeit zweier Getreidehändler, sodass diese Fahrt, „so kurz sie währte, immer noch zu lange dauerte“. Die Klage über die zunehmende Hektik und Beschleunigung des Lebens, man liest es bei Flaubert und Du Camp, ist keine Erfindung der Globalisierung. Sie wird zu jeder Zeit geführt, so auch 1847, als die beiden zu einer Reise in die Bretagne aufbrechen.
  Dort selbst sind sie dann jedoch in Wagen unterwegs oder auch zu Fuß – und so konnte schließlich auch aus dieser Tour ein Buch werden: „Über Felder und Strände“, ins Deutsche übersetzt von Cornelia Hasting und im Zürcher Dörlemann Verlag erschienen, der sich unter anderem auch um das Werk des Reiseschriftstellers Patrick Leigh Fermor verdient macht mit bibliophilen Ausgaben. Die beiden Freunde, beide Mitte 20, haben den Reisebericht gemeinsam geschrieben, Flaubert die ungeraden und Du Camp die geraden Kapitel. Das Gemaule über Eisenbahnen und die wehmütige Besinnung auf dreitägige Kutschreisen stammt also von Gustave Flaubert. Veröffentlicht haben die beiden ihre jeweiligen Kapitel in den 1850er-Jahren dann allerdings separat.
  „Über Felder und Strände“ der Bretagne geht es streng chronologisch. Die Gründlichkeit, mit der die beiden Autoren ihre Eindrücke und Erlebnisse festhalten, ist dabei mitunter enervierend. Nichts ist so unbedeutend, als dass Flaubert und Du Camp es ihren Lesern nicht mitteilen würden. Jedes Dorf, jede Begegnung, jeder Ausblick in der freien Natur finden Eingang in den Bericht. Diese Haltung der abgelegenen Region gegenüber streicht die Bedeutsamkeit heraus, die Gustave Flaubert und Maxime Du Camp sich selbst beimessen: Erst indem sie über die Bretagne schreiben, erschaffen sie diesen Landstrich. Und nur in der Detailfülle wird die Allmacht der Autoren als Schöpfer manifest.
  Man darf die Exotik der Bretagne in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht unterschätzen. Zum Teil haben Flaubert und Du Camp Schwierigkeiten, sich zu verständigen. Denn es ist zu dieser Zeit nicht selbstverständlich, dass ein Bretone Französisch spricht. Um die gewöhnlichen Bewohner scheren sich die Reisenden jedoch ohnehin nur am Rande. Allenthalben mokieren sie sich über deren hässliche, derbe Gesichter, ihren Stumpfsinn. Und Lorient ist nicht die einzige Stadt, die abgekanzelt wird, in ihrem Fall „als die albernste Stadt auf der Landkarte“. Flaubert macht sich aber auch über die Gelehrten lustig, die mehr Dummheiten geschrieben hätten über die Menhire von Carnac, als es Kiesel gibt.
  Diese Reise ist eine Befreiung, für Flaubert mehr noch als für Du Camp, aus der Bedrückung des Alltags. Flauberts Vater und Schwester waren im Jahr zuvor gestorben, die Beziehung zu Louise Colet ist kompliziert. So nehmen sich die beiden denn auch viele Freiheiten, nicht zuletzt die des jugendlichen Trotzes. Sehenswürdigkeiten meiden sie aus Prinzip, und Empfehlungen schlagen sie konsequent in den Wind. Aufregend finden sie hingegen abenteuerliche Biografien, und so gibt es immer wieder, wenn sie die Originalschauplätze aufsuchen, Exkurse über Krieger, Rebellen, Freiheitskämpfer und Banditen aus der bretonischen Historie.
  Gleichzeitig ist da eine Begeisterung für das einfache ländliche Leben, für Zwiebelsuppe zum Frühstück und Omelett am Abend. Dass sie im Vorfeld der Reise erwogen hatten, einen Anzug für Bälle mitzunehmen – längst vergessen. Sie entdecken eine Gegenwart, die in Rouen und erst recht in Paris, wo Flaubert und Du Camp herstammen, längst Vergangenheit ist. Nicht nur die Eisenbahn, auch die zeitgenössische Architektur ist ihnen ein Dorn im Auge.
  Letztlich besuchen die zwei Reisenden doch eine ganze Reihe Sehenswürdigkeiten – eben weil diese Vergangenheit in sich tragen. Gustave Flaubert kommt bei der Besichtigung der Klosterruine von Landévennec übrigens ein sehr moderner Gedanke: Als er und Du Camp über eine Mauer steigen, poltern ein paar Steine herab und der Mörtel zerbröckelt zwischen ihren Händen. Irritiert stellt Flaubert fest, dass gerade sie als „einfältige Betrachter“ beim Ausleben ihrer Neugier zerstören, was ihnen bewunderns- und bewahrenswert erscheint. Am Ende empfinden Flaubert und Du Camp trotz etlichen Spotts doch so etwas wie Liebe.
STEFAN FISCHER
Gustave Flaubert und Maxime Du Camp: Über Felder und Strände. Eine Reise in die Bretagne. Aus dem Französischen von Cornelia Hasting. Dörlemann Verlag, Zürich 2016. 450 Seiten, 35 Euro. E-Book 25,99 Euro.
Die Beschleunigung des
Lebens wird schon im
19. Jahrhundert gegeißelt
Über die Menhire von Carnac
ist mehr Dummes geschrieben
worden, als es Kiesel gibt
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Thomas Laux empfiehlt zur Mitnahme auf die Reise Gustave Flauberts und Maxime du Camps Reiseeindrücke aus der Bretagne. 170 Jahr alt und dennoch aktuell, wie Laux versichert, da sich in diesem Landstrich offenbar nicht viel getan hat, bestechen die Aufzeichnungen für den Rezensenten durch Lässigkeit und Neugierde, kontemplative Beschreibungen von Architektur und Flüssen, Natur und Kultur. Auch wenn die beiden Reisenden gern schwadronieren, wie Laux einräumt, ihre mal ätzenden, mal analytisch-genauen Betrachtungen in "eleganter" Übersetzung ziehen ihn rein.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2016

Zwei Hände schreiben mehr

Wenn zwei gemeinsam auf die Reise gehen, haben sie was zu erzählen - schon einander. Voraussetzung dabei: Sie können es. Dann aber mag es verwundern, dass die Erfahrungen zweier namhafter Autoren in der Bretagne 1847 erst nach fast hundertsiebzig Jahren auch auf Deutsch zu studieren sind. Am 1. Mai machten sich die beiden jungen Gesellen Gustave Flaubert und Maxime Du Camp in Paris auf den Weg die Loire hinab, um "Felder und Strände" im Uhrzeigersinn zu erkunden. Zu der Allerweltserfahrung, dass vier Augen mehr sehen als zwei, machen sich die Freunde den Umstand zunutze, dass vier Hände doppelt so viel schaffen wie zwei: Im alternierenden Wechsel bewältigen sie die Arbeit des Schreibens streng kapitelweise. Flaubert schreibt die ungeraden, Du Camp die geraden - beide gleichermaßen als "wir". Eine gewisse Eigenständigkeit ihrer Lieferungen betonen sie später dadurch, dass sie sie separat erscheinen lassen. Das unterstreicht den Eindruck, den der Leser haben kann: Dass Flaubert freiweg auf das unbekümmerte Erleben setzt, wohingegen sein Partner häufiger die Absicherung in der referierten Geschichte sucht, die er beim Reisen wiederfindet. Flaubert gönnt sich als Resümee seiner referierten Spekulationen zu den Steinreihen von Carnac die abschließende "Meinung": "Die Steine von Carnac sind große Steine." Eindringlicher ist gleich daneben seine Zufallsbeobachtung einer Seemannsbestattung . Zwischen Häfen und Bordellen, Überfahrten und widerwärtigen Tierkämpfen schillern die Erlebnisse, die für den heutigen Leser eher eine Zeit- als eine Landschaftsreise dokumentieren. Dem hätte zumindest eine detailliertes Inhaltsverzeichnis aufgeholfen, wenn nicht gleich ein Register, das von einer zweifarbigen Karte in den Innendeckeln auch nicht notdürftig ersetzt wird.

mbe

"Über Felder und Strände. Eine Reise in die Bretagne" von Gustave Flaubert und Maxime Du Camp. Aus dem Französischen von Cornelia Hasting. Dörlemann Verlag, Zürich 2016. 480 Seiten, eine Karte. Gebunden, 35 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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