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Die Wege der Ansteckung. Pandemien und ihre Ausbreitung Ein tödliches Virus hat die Welt in Aufruhr versetzt. Dabei folgt es durchaus bekannten Gesetzen, die auch viele andere Bereiche unseres Lebens prägen. Wie sich Ideen, Trends und Krisen in der Zeit hoher Vernetzung ausbreiten, erklärt der Epidemiologe Adam Kucharski mit faszinierenden mathematischen Ansätzen. Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie gehören Modellrechnungen und Wachstumsprognosen zu den täglichen Nachrichten. Kucharski hilft uns dabei, die Wege der Ansteckung zu begreifen. Nicht zuletzt zeigt er, warum sich mitunter…mehr

Produktbeschreibung
Die Wege der Ansteckung. Pandemien und ihre Ausbreitung Ein tödliches Virus hat die Welt in Aufruhr versetzt. Dabei folgt es durchaus bekannten Gesetzen, die auch viele andere Bereiche unseres Lebens prägen. Wie sich Ideen, Trends und Krisen in der Zeit hoher Vernetzung ausbreiten, erklärt der Epidemiologe Adam Kucharski mit faszinierenden mathematischen Ansätzen. Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie gehören Modellrechnungen und Wachstumsprognosen zu den täglichen Nachrichten. Kucharski hilft uns dabei, die Wege der Ansteckung zu begreifen. Nicht zuletzt zeigt er, warum sich mitunter nützliche von wahren Vorhersagen unterscheiden - und wie Ausbrüche auch wieder vergehen.
Autorenporträt
Adam Kucharski ist Assistenzprofessor an der Londoner Schule für Hygiene und Tropenmedizin und arbeitet an globalen Ausbrüchen wie der Ebola-Epidemie, der Aviären Influenza, dem Dengue-Fieber und dem Zika-Virus. Er ist TED-Stipendiat und Gewinner des Rosalind Franklin Award Lecture 2016 und des Wellcome Trust Science Writing Prize 2012. Er hat für Observer, Financial Times, Scientific American und New Statesman geschrieben. Außerdem ist Kucharski Autor von The Perfect Bet: Wie Wissenschaft und Mathematik dem Glücksspiel das Glück nehmen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2020

Die Nützlichkeit unseres neu erworbenen Seuchenwissens

Wege der Übertragung: Adam Kucharski zeigt, dass ein Verständnis epidemiologischer Zusammenhänge universell einsetzbar ist.

Von Sibylle Anderl

Auch wenn das Jahr noch nicht vorbei ist, kann man jetzt schon sagen: Es war nicht alles schlecht an 2020. Wann beispielsweise ist es sonst schon einmal vorgekommen, dass sich die Öffentlichkeit so gewissenhaft in ein wissenschaftliches Gebiet eingearbeitet hätte, das zuvor ein Schattendasein führte? Das Pandemiejahr hat auch dem letzten Mathematikverweigerer zumindest die Existenz numerischer Konstrukte wie der Reproduktionszahl, der 7-Tage-Inzidenz oder der Verdopplungszeit nahegebracht. Selten zuvor wurde derart emotional über die Eigenarten exponentiellen Wachstums diskutiert. Die Subtilitäten im Umgang mit Daten und Modellen sind plötzlich gesellschaftlich relevant geworden. Doch was wird aus all diesem epidemiologischen Wissen, wenn hoffentlich in naher Zukunft die Pandemie nicht mehr unseren Alltag bestimmen wird?

Der Mathematiker und Epidemiologe Adam Kucharski liefert auf diese Frage in seinem Buch "Das Gesetz der Ansteckung" eine aufbauende Antwort, indem er zeigt, wie universell einsetzbar ein Verständnis epidemiologischer Zusammenhänge ist. Wer die Verbreitung von Seuchen versteht, versteht demnach auch einiges von Finanzkrisen, Innovations- und Sozialdynamiken, von Informationsverbreitung in den sozialen Medien genauso wie von Computerviren. Das alles galt schon vor Corona, und auch wenn das Buch auf den ersten Blick wirkt, als gehörte es zur Klasse der pandemieverursachten Schnellproduktionen im Sachbuchsektor, wird beim Lesen rasch deutlich, dass es vor dem Aufkommen von Sars-CoV-2 geschrieben wurde - und darunter in keiner Weise leidet. Im Gegenteil ist es ein Vorteil, dass man an vielen Stellen das eigene, in den vergangenen Monaten erworbene Wissen über die aktuelle Pandemie als intellektuelle Übung passend ergänzen kann, ohne dass die Parallelen zwischen den Folgen des neuartigen Coronavirus und anderen Ansteckungsphänomenen explizit ausgeführt werden.

Woher die epidemiologischen Zusammenhänge ihre Universalität erlangen, zeigt Kucharski zu Beginn seines Buches unter Rückgriff auf den englischen Mediziner und Nobelpreisträger Ronald Ross, der Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Übertragung von Malaria erforschte und eine entscheidende Rolle für die Einführung mathematischer Methoden in die Seuchenforschung spielte. Ross hatte erkannt, dass die von ihm mit entwickelte mathematische Modellbildung eine Allgemeinheit besitzt, die es erlaubt, sie nicht nur auf Ansteckungen zu beziehen, sondern als Grundlage einer Ereignistheorie zu verstehen. Aus dieser Perspektive kann man nach Ross zwischen zwei verschiedenen Klassen von Ereignissen unterscheiden: zum einen diejenigen, die sich auf verschiedene Menschen unabhängig voneinander auswirken - beispielsweise das Eintreten einer nicht übertragbaren Krankheit -, und zum anderen diejenigen, deren Auftreten davon abhängt, wie viele andere Menschen gleichzeitig betroffen sind. Die Entwicklung von Infektionszahlen in einer ungebremsten Epidemie gehört offensichtlich zur zweiten Klasse, ist damit aber nur ein spezieller Fall eines allgemeinen Phänomens.

Seine Zusammenschau weiterer Beispiele dieses Ereignistyps beginnt Kucharski in der Finanzbranche, wo epidemiologische Konzepte unter anderem zur Analyse von Finanzblasen genutzt werden können. Deren Entwicklung zeigt ähnliche Phasen wie die eines Seuchenausbruchs: Auf einen Auslöser folgt eine massive Wachstumsphase, bis die Blase dann ihr Maximum erreicht und platzt. Kucharsky zeigt, dass man darüber hinaus die Vernetzung von Banken betrachten muss, um zu verstehen, wie sich Krisen über das gesamte Finanzsystem ausbreiten können. Eine Analyse der Krise von 2008 würde demnach ergeben, dass das damalige Bankennetzwerk ein massives Potential für Superspreading aufwies: Wenige anfällige Banken dominierten das Netzwerk. Die vorherrschende Diversifizierung von Investments und die daraus folgende Verwobenheit von Banken schuf gleichzeitig vielfache "Übertragungswege" der Krise.

Die Beschreibungen sozialer Ansteckungsmechanismen, die beispielsweise die Verbreitung von Fettleibigkeit, politischen Einstellungen oder Gewaltverbrechen steuern, lenken daraufhin den Fokus auf das Potential und die Grenzen von Modellen und die Generierung und Interpretation empirischer Daten - immer verschränkt mit historischen Beispielen der Seuchenforschung, aus denen Anregungen für den Versuch der Ausbruchskontrolle abgeleitet werden können. Die Aktualität der epidemiologischen Perspektive bringen aber insbesondere die Schlusskapitel zum Ausdruck. Am Beispiel der Ausbreitung irreführender Informationen in den sozialen Medien und schließlich der Anfälligkeit vernetzter elektronischer Geräte für Hackerangriffe wird deutlich, dass Ansteckungsphänomene auch jenseits von Pandemien maßgebliche Herausforderungen für unsere Gesellschaft darstellen werden. Die abschließende Überlegung, dass die umfassende Verfügbarkeit von Daten einerseits Lösungen für viele Probleme eröffnet, andererseits aber auch immer die Gefahr von Missbrauch beinhaltet, deckt sich dabei mit unseren aktuellen Erfahrungen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie.

Kucharski behandelt all dies methodisch differenziert unter Rückgriff auf zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Studien in lebendiger Mischung mit anekdotischen Schilderungen. Zuweilen verschleiern die damit einhergehenden Themensprünge etwas den argumentativen roten Faden. Die Vielfalt der eingenommenen Perspektiven und dargestellten Beispiele tröstet aber darüber hinweg. Es bleibt die beruhigende Erkenntnis, dass uns unser 2020 erworbenes Wissen auch zukünftig gute Dienste leisten wird, wenn es darum geht, Phänomene unserer vernetzten Welt zu verstehen.

Adam Kucharski: "Das Gesetz der Ansteckung". Was Pandemien, Börsencrashs und Fake News gemeinsam haben.

Aus dem Englischen von Karsten Petersen. Hirzel Verlag, Stuttgart 2020. 320 S., Abb., geb., 26,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Die Gründe und Abläufe von Ansteckungen einem breiteren Publikum zu erklären, darum geht es dem Epidemiologen Adam Kucharski in seinem Buch, schreibt Rezensentin Vera Linß. Auch wenn Kucharski Daten und mathematische Modelle verwendet, ist Linß sehr angetan von der guten Verständlichkeit, mit der er die Ausbreitung von Epidemien schildert. Aber es geht nicht nur um Krankheiten, auch in der Finanzwelt oder bei Nachrichten gibt es Superspreader, erfahren wir. Ungemein "einleuchtend und schlüssig", lobt Linß, die gelernt hat, wie wir unser aller Leben verbessern könnten, würden wir epidemiologische Zusammenhänge besser verstehen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Dieses Buch kommt genau zur rechten Zeit [...] Wer es gelesen hat, wird viele Aspekte der modernen Welt besser verstehen." The Times 20200824