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"Ein Mathematiker, der nicht irgendwie ein Dichter ist, wird nie ein vollkommener Mathematiker sein." (Karl Weierstraß, Mathematiker). Im Umkehrschluß betreibt der Lyriker Oswald Egger Grundlagenforschung zu den Wechselwirkungen von Mathematik und Poesie: Er begreift beide als verwandte Denkarten, schlägt in seinen Miszellen "mit heiterem Ernst" den Haken vom Kinderspiel (Himmel-und-Hölle, Finger- und Hüpfspiele etc.) zu Musterbildungen in Geometrie und Text.
Sprunghaft (diskret) und stetig zugleich verläuft die Geschichte der Ideen, dieses Buch macht den Weg des Denkens nachvollziehbar:
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Produktbeschreibung
"Ein Mathematiker, der nicht irgendwie ein Dichter ist, wird nie ein vollkommener Mathematiker sein." (Karl Weierstraß, Mathematiker). Im Umkehrschluß betreibt der Lyriker Oswald Egger Grundlagenforschung zu den Wechselwirkungen von Mathematik und Poesie: Er begreift beide als verwandte Denkarten, schlägt in seinen Miszellen "mit heiterem Ernst" den Haken vom Kinderspiel (Himmel-und-Hölle, Finger- und Hüpfspiele etc.) zu Musterbildungen in Geometrie und Text.

Sprunghaft (diskret) und stetig zugleich verläuft die Geschichte der Ideen, dieses Buch macht den Weg des Denkens nachvollziehbar: vom Wunderhorn des Volkslieds bis hin zur inneren Metrik von topologischen Räumen der Riemannschen Geometrie. Egger scheut dabei nicht vor komplexen mathematischen Fragen zurück, er nimmt sie beim Wort. In der Tradition von Arno Schmidts "reziproken Radien" oder Edgar Allen Poes "Eureka" behandelt er abstrakte Zusammenhänge anschaulich, in sprechenden Bildern und: mit Unterhaltungswert. Der Lyriker kommt dabei fast ohne Formeln aus und - ganz ohne Gedichte.

"Ich dachte mir den Wald als Anordnung von Punkten im Grundriß. Wann waren zwei Punkte, Baum um Baum, gegenseitig sichtbar, im Raster, und wann nicht?"
Autorenporträt
Egger, OswaldOswald Egger wurde 1963 in Lana/Südtirol geboren. Seine Prosa und Gedichte sind in mehrere Sprachen übersetzt und wurden vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2019. Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2014 erhielt er das Villa-Massimo- Stipendium, 2020 das Robert-Musil-Stipendium. Oswald Egger lebt und arbeitet auf der Raketenstation Hombroich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.12.2008

Gespräch über Bäume
„Diskrete Stetigkeit”: Oswald Eggers poetologischer Tractatus
Was habe ich da gelesen? Einen Traktat über Poesie und Mathematik, über Wörter und die Muster ihrer Reihenbildung (sprich: Metrik?), eine insistierende Plauderei über Prinzipien der Dichtwelt im Vergleich zu mathematischen Prinzipien? Wirklich? Oder hat mich da jemand mit Tricks in einen Wald hineingeführt und mich, als der Weg heraus ganz verloren schien, mit einem eher wieder logischen, ja sogar empirisch nachprüfbaren Denkbild wieder herausgeführt? Lache ich beim Lesen unbehaglich, weil ich mich geniere, zuzugeben, dass ich so vieles nicht verstand, das heißt eben: buchstäblich (oder doch nicht buchstäblich) „in den Wald hinein” geraten bin (was ja auch der Sprechende am Anfang von Dantes „Inferno” bekennen muss) und nicht mehr „durchblickte”, auch wenn erörtert wurde, wie es überhaupt sein kann, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht bzw. sich fragen muss, wie viel Bäume in welcher Anordnung man sehen muss, um das dann einen Wald nennen zu können?
Das entstammt aber keinem Hirnkrampf, leidet auch keineswegs unter zu großer Abstraktheit oder macht den Leser darunter leiden, sondern es ist irritierend unterhaltsam, närrisch, aber ebenso unentwegt bemüht wie komisch. Die Bemühung gilt offenbar dem Nachweis, dass man über poetische Prinzipien und Muster verstörender, frischer, befreiter denken kann als so, dass es eben wieder zu den üblichen Gedichten führt. Dass Sätze von Rilke, Kant, Wittgenstein oder Gedichtzeilen von Matthias Claudius angespielt oder anzitiert und dann auch zum Gegenstand von Wortspielen gemacht werden, bringt nicht Bildungsanforderungen mit sich, sondern führt einfach bloß ein bisschen Material aus einem anderen Sprachregister ein. Anders gesagt: Dies ist ein Prosastück, in dem man als Leser im Lesewald goethisch vor sich hin geht und Fragen findet wie: Kann man einen Bär mit einem Berg vergleichen? Wie weit kann man im Wald sehen? Wie kommt es, dass ein Ding sprachlich vorstellbar ist, das aber „real” unmöglich ist (falls das stimmt. . .), also nicht existiert? Oder bewegt sich das Ganze entlang der spitzfindigen Umformulierung von ernsthaften, aber schon bekannten philosophischen Phrasen?
Jedenfalls gelten zwei Sätze: Trotz meines nervös-irritierten Gesichtsausdrucks habe ich mich beim Lesen bewundernd amüsiert – wie sollte ich auch nicht, wenn ich auf rhythmisierte Sätze stoße wie „Durchs Gebirge geht Aurora in Goldrot rollend über alle Berge.” Und zweitens: Der Südtiroler, in Hombroich und Wien lebende Dichter Oswald Egger macht in diesem Text auf prosa-poetologische Weise das, was Ulf Stolterfoht in den letzten Jahren in seinen „fachsprachen”-Gedichten in der Lyrik machte. Mit nochmals anderen Worten und um der heiteren Rätselhaftigkeit ihr Recht zu lassen: „Es regnet immer zweimal im Wald.” JÖRG DREWS
OSWALD EGGER: Diskrete Stetigkeit. Poesie und Mathematik. Reihe edition unseld Nr. 14. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 160 Seiten, 10 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit Respekt, Sympathie und immer wieder stark beeindruckt bespricht Rezensent Paul Jandl dieses Traktat, das er "seines trockenen Titels zum Trotz" auch als "kosmologisch-romantisches Innewerden" empfunden hat. Denn dieser Dichter, der Jandl zufolge schon lange an einer Naturwissenschaft des Schreibens arbeite, liefere hier ein ihn sehr beeindruckendes Exempel für die Erkenntniswege der Literatur. Die heiligen Haine der Dichtung, von den konkreten Poeten bereits entzaubert, erhalten, so Jandl, durch Oswald Eggers Betrachungen ihr Rauschen zurück, in dem er die Dialektik von Sprache und Dichtung durchleuchte, und zwar in einer Prosa von großer Geschmeidigkeit.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Oswald Eggers Traktat ist ein beeindruckendes Exempel für die Erkenntniswege der Literatur. Das dialektische Rauschen des Waldes macht er zum großen poetologischen Gedicht. Zwischen Bild und Trugbild, den Lichtungen und den Schatten eines ganzen Waldes von Theorien bewegt sich Oswald Eggers Prosa mit großer Geschmeidigkeit.« Paul Jandl Neue Zürcher Zeitung 20090117