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Das Herzogtum Kurland entstand 1561 aus dem Zusammenbruch Altlivlands als ein säkularisiertes Lehen Polens. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Kurland zu einem "Polen en miniature": Die Selbstbehauptung ständischer Libertät ging einher mit schwacher Staatlichkeit und starken äußeren Abhängigkeiten, die in der Annexion durch das Russische Reich 1795 mündeten. Die Adelsherrschaft blieb über diese Zäsur hinaus erhalten und provozierte ein Geschichtsbild relativer Rückständigkeit.
Bei näherer Betrachtung erlebten Kurland und seine Ritterschaft während des letzten Drittels des 18. und des ersten
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Produktbeschreibung
Das Herzogtum Kurland entstand 1561 aus dem Zusammenbruch Altlivlands als ein säkularisiertes Lehen Polens. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Kurland zu einem "Polen en miniature": Die Selbstbehauptung ständischer Libertät ging einher mit schwacher Staatlichkeit und starken äußeren Abhängigkeiten, die in der Annexion durch das Russische Reich 1795 mündeten. Die Adelsherrschaft blieb über diese Zäsur hinaus erhalten und provozierte ein Geschichtsbild relativer Rückständigkeit.

Bei näherer Betrachtung erlebten Kurland und seine Ritterschaft während des letzten Drittels des 18. und des ersten des 19. Jahrhunderts jedoch tiefgreifende politische, soziale und kulturelle Veränderungen. Der Autor entwirft diesen Wandel als einen umfassenden Prozess, der dem Epochenvorgang der europäischen Modernisierung angehört und als solcher auch die ständische Peripherie erfasste. Im Mittelpunkt stehen die wirtschaftlichen und sozialen Erschütterungen der späten Herzogszeit, Reformversuche und Umdeutungen von "Adligkeit", schließlich Elitenkompromisse, die die landschaftlichen Eliten zur Herrschaftswahrung im imperialen Kontext eingingen.

"Die Moderne ist kein Monopol eines Gesellschaftstyps und wird nicht erreicht, sondern variabel ausagiert. Das konstituiert sie als gemeineuropäische Epoche." Als Herrschaftsstand eines polnischen Lehnsherzogtums erkämpfte sich der kurländische Ritterschaftsadel ausgedehnte Privilegien, die er in wesentlichen Teilen auch nach der Inkorporation Kurlands in das Russische Reich 1795 zu behaupten und über das 19. Jahrhundert zu retten vermochte. So steht er für ein Ostmitteleuropa, das von relativer Rückständigkeit und nachholender Entwicklung geprägt scheint. Doch das Bild trügt. Sozialstrukturen, Deutungsweisen und biographische Muster, Institutionen und Herrschaftspraxis lassen hinter der Fassade privilegienrechtlicher Statik tiefgreifende Veränderungen erkennen. Der Autor entwirft diese Dynamiken als einen umfassenden Elitenwandel, der dem Epochenvorgang der europäischen Modernisierung angehört. Damit wird deren Gehalt und Reichweite neu bestimmt.
Rezensionen
Mesenhöller entwirft "ein überzeugendes neues Bild der Geschichte Kurlands." In: ABDOS, 29 (2009) 2 "[Das Buch leistet] einen wichtigen methodischen Beitrag zur aktuellen Diskussion um Nationen und Imperien und orientiert sich konsequent an den Perspektiven einer europäischen Geschichtsschreibung. Mehr kann man sich von einer solchen Studie wohl kaum wünschen." Monika Wienfort in: sehepunkte, Ausgabe 10 (2010), Nr. 3 "Insgesamt schließt die stets forschungsnah geschriebene Darstellung eine Lücke in der Forschung zu den deutschbaltischen Provinzen und liefert zahlreiches vergleichendes Material für die ostmitteleuropäische Übergangsgesellschaft." Hans-Jürgen Bömelburg in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 58 (2009) 3 "Der Verdienst von Mathias Mesenhöllers Studie [...] ist es, Kurland als Beispielfall einer gesamteuropäischen Entwicklung, nämlich der ständischen Modernisierung, und somit des Elitenwandels, zu untersuchen. [...] Mesenhöllers Ergebnis überzeugt, [...] die vollständige Lektüre ist lohnend und kann dem Leser uneingeschränkt empfohlen werden. [...] sie stellt zweifellos einen wichtigen Beitrag zur allgemeinen Geschichte der Entwicklung der Moderne dar." Anuschka Tischer in: H-Soz-u-Kult, 20.10.2009