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Ein kalter norwegischer Winter im frühen 20. Jahrhundert: Auf der Gefängnisinsel Bastøy bei den Fjorden von Oslo lebt eine Gruppe straffälliger Jungen unter dem strengen Regime des Anstaltsleiters Hakon (Stellan Skarsgard). Die inhumanen Umstände, unter denen sie hier heranwachsen, prägen die Jungen, machen sie hart. Zugleich schweißt das eintönige Leben auf Bastøy die Heranwachsenden zusammen - sie werden zu einer verschworenen Einheit. Eines Tages kommt Erling auf die Insel, für den seine eigenen Regeln gelten. Er beugt sich dem brutalen Regime nicht und stachelt seine Mithäftlinge zur…mehr

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Produktbeschreibung
Ein kalter norwegischer Winter im frühen 20. Jahrhundert: Auf der Gefängnisinsel Bastøy bei den Fjorden von Oslo lebt eine Gruppe straffälliger Jungen unter dem strengen Regime des Anstaltsleiters Hakon (Stellan Skarsgard). Die inhumanen Umstände, unter denen sie hier heranwachsen, prägen die Jungen, machen sie hart. Zugleich schweißt das eintönige Leben auf Bastøy die Heranwachsenden zusammen - sie werden zu einer verschworenen Einheit.
Eines Tages kommt Erling auf die Insel, für den seine eigenen Regeln gelten. Er beugt sich dem brutalen Regime nicht und stachelt seine Mithäftlinge zur Revolte an.

Bonusmaterial

- "Bastøy - geordnete Erziehung" (Doku über die Haftanstalt; Laufzeit: ca. 50 Min.) - VFX-Effekte Präsentation - Trailer
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2012

Die Stunde des Leviathans
In "King of Devil's Island" mischt Marius Holst die Genres

Das Meer ist aufgewühlt, Gischt schäumt. Ein riesiger weißer Wal kämpft um sein Leben, Walfänger haben ihn harpuniert. Mit diesen Bildern voll mythischer Kraft, die später noch mehrfach wiederkehren, eröffnet der Film, und es ist klar, dass sie symbolisch gemeint sind: Für Thomas Hobbes wurde der biblische Wal, der "Leviathan" in seinen unbegreiflichen Dimensionen zum Ursymbol des britischen Bürgerkriegs, der im siebzehnten Jahrhundert alle bekannten Maßstäbe sprengte. Ein König wurde damals geköpft, eine Diktatur errichtet und wieder gestürzt, zwischendurch regierte immer wieder das nackte Chaos. Die Kategorien der Hobbesschen Staatstheorie - Ordnung und Chaos, Furcht und Eigennutz, Autorität und Widerstand - setzt der norwegische Regisseur Marius Holst nun in seinem Spielfilm "King of Devil's Island" ("Kongen av Bastøy") nun in überaus fruchtbarer Weise miteinander in Beziehung.

Die Vorstellung eines Naturzustands vor aller Zivilisation war schon immer ein Konstrukt. Und etwas von einem Laborversuch hat das Szenario, mag alles hier sich auch, wie bereits der Vorspann versichert und ein paar historische Dokumentarbilder im Abspann beglaubigen, auf historische Fakten beziehen: Zwei Jugendlichen landet man zu Beginn auf Bastøy, einer abgeschlossenen, im eisigen Winter malerisch schneebedeckten Insel. Dort befindet sich nichts als eine sogenannte "Schule" für sogenannte "unangepasste" Jugendliche. Doch die Schule ähnelt eher einem norwegischen Alcatraz, und die Insassen dieses Gefängnisses werden zu härtester Arbeit gezwungen - im Namen christlicher Moral, versteht sich. Man schreibt das Jahr 1915, aber alles könnte auch hundert oder zweihundert Jahre früher spielen: Wie aus einem Dickens-Roman wirken die Verhältnisse.

Wir erleben, wie die Jungen zu Anfang gleichgeschaltet werden: Sie müssen sich nackt ausziehen und mit den Zivilkleidern und dem Namen auch ihre bisherige Identität hinter sich lassen, werden auf eine Nummer reduziert uns gezielt schikaniert, um gebrochen zu werden. Einer der beiden Neulinge, Erling, nun C 19, war ein junger Walfischer und stark genug zur Selbstbehauptung unter unmenschlichen Bedingungen. Der andere, C 5, ist schwächer und wird an ihnen zugrunde gehen. Sie lernen die anderen kennen und damit die subtilen Hierarchien innerhalb dieser Gesellschaft der Unfreiwilligen.

Für den Zuschauer ist es eine bewegende Erfahrung zu erleben, wie die Jungen auf Bastøy allmählich aufbegehren, wie der Keim des kommenden Aufstands in die Hoffnungslosigkeit gelegt wird. Und wie die Autoritäten bis zum Ende nicht begreifen, was ihnen blüht und was sie dagegen tun könnten. Als politische Metapher ist der Film parteiisch, er will alle diejenigen anklagen, die als Mitläufer agieren oder wegschauen, wenn Mitmenschen gequält und missbraucht oder auch nur ungerecht behandelt werden.

Mitunter gelingen dem Regisseur dabei Bilder von hypnotischer Kraft. Einige von ihnen kreisen um das Sterben des Wals, andere basieren auf der düsteren Romantik des Schauplatzes Bastøy, wo es fast siebzig Jahre lang eine Besserungsanstalt für Jugendliche gab und wo tatsächlich vor knapp hundert Jahren das Militär zur Niederschlagung eines Aufstands bemüht wurde. Eindrucksvoll ist schließlich der Aufstand selbst, der kurze Moment der Anarchie, der viel Befreiendes hat, aber keinen Trost. Und der sich auch die Angstlust an der Kinderrebellion nicht gestattet, keinen Hauch von "Herr der Fliegen".

Marius Holst ist durch zwei vorherige Filmdramen über Jugendliche bereits eine Art Experte für solche Stoffe. Neben einem für norwegische Verhältnisse hohen Etat konnte er hier vor allem auf eine beeindruckende Darstellerriege zurückgreifen. Noch vor Benjamin Helstad als Erling prägt sich vor allem Trond Nilssen ein: Er spielt Olav, der sich wegen seiner baldigen Entlassung zunächst anpasst, dann aber eine schreiende Ungerechtigkeit nicht mehr erträgt und zum Auslöser des Aufstands wird. Sein großer Gegenspieler ist der Anstaltsleiter, den Stellan Skarsgård spielt - kein Teufel, sondern ein Mensch, der zugleich Überzeugungstäter und moralisch vollkommen korrupt ist. Darin liegt Holsts Leistung: Seine starke Filmparabel suggeriert keine einfachen Lösungen. Aber sie bewahrt jederzeit den Eigensinn der Figuren, sie nimmt sie als Individuen ernst - voller Furcht und Eigennutz.

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