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James Bond (Daniel Craig) hat seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand in Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter (Jeffrey Wright) auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie…mehr

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Produktbeschreibung
James Bond (Daniel Craig) hat seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand in Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter (Jeffrey Wright) auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist.

Bonusmaterial

Anatomie einer Szene: Matera Bei der Wahrheit bleiben: Die Action von KEINE ZEIT ZU STERBEN Eine globale Reise Das Design von Bond
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.10.2021

Die Krise des Bösen

Kann er die Welt noch retten? Oder wenigstens das Kino? Daniel Craig verabschiedet sich in "Keine Zeit zu sterben" davon, James Bond zu sein. Das zeugt von gutem Timing.

Was es bisher zu wissen gab über den neuen Bond, hat fast jeder mitgekriegt. Zum Beispiel, dass Billie Eilish den Titelsong singt; dass es Daniel Craigs letzter Bond-Auftritt ist und er nur für viel Geld zu überreden war, nach "Spectre" (2015) noch mal anzutreten. Und dass alle ihm nun nachweinen, nachdem ihn 2005, noch vor "Casino Royale", schon viele für fehlbesetzt erklärt hatten. Oder dass Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomie Harris wieder dabei sind, auch Christoph Waltz und dass Rami Malek, eben noch Freddie Mercury in "Bohemian Rhapsody", den Schurken spielt.

Was man nicht wusste, gehört mit einiger Sicherheit zu den Dingen, nach denen man nie gefragt hätte. Oder sogar zu Donald Rumsfelds Dingen, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie nicht wussten. 245 Millionen Dollar soll "Keine Zeit zu sterben" gekostet haben, dazu kommt der zweistellige Millionenbetrag, den die mehrfache Verschiebung des Kinostarts verschlungen hat. Gedreht wurde angemessen exotisch und wetterdivers in Norwegen, Jamaika, Apulien, auf den Färöern, in London, in den Highlands und in den Pinewood Studios. Vier verschiedene Aston Martins fährt der Held. Und bei den Dreharbeiten im italienischen Matera, wo auch schon Mel Gibson sein Jerusalem für "Die Passion Christi" fand, sollen etwa 32 000 Liter Coca-Cola im Wert von 60 000 Euro auf die Straßen geflossen sein, um einen riskanten Motorradstunt zu erleichtern. Im fertigen Film ist von der Colaflut nichts zu sehen. Schade eigentlich.

Aber es gibt andere Probleme als Softdrinks, die Menge der alkoholischen Getränke, die Zahl der Autos und zum Einsatz kommenden Waffen. Zum Beispiel, wie die alte, über die Jahre vorsichtig reformierte Macho-Figur, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren der Konkurrenz von Mad Max, Rambo, Indiana Jones oder Schwarzenegger trotzte, wie dieser Veteran nun in die Welt von #metoo, mehr Diversität und Ächtung toxischer Männlichkeit hineinfinden soll; und wie man zugleich Daniel Craig einen Abschied verschafft, der nicht seine Interpretation der alten Popikone desavouiert.

Cary Joji Fukunaga ("True Detective") als Regisseur und Ko-Autor war für diese komplexe Aufgabe keine schlechte Wahl, er ersetzte den Briten Danny Boyle, dem wohl mehr Ironie und Spielerei vorschwebten, als es die Produzenten wollten. Es hätte auch schlecht zu Craig gepasst. Er ist weniger kultiviert, brutaler, grüblerischer als die Bonds zuvor. Und durch ihn (und die Drehbücher) bekam der Cocktails und Blondinen konsumierende 007 auch eine Geschichte, Gefühle und Zweifel. Die Welt um ihn herum veränderte sich in den 16 Jahren seiner "Amtszeit", aber er stellte sich gerade genug darauf ein, um ein spannender Anachronismus zu bleiben.

Bonds Geschichte schreibt nun auch "Keine Zeit zu sterben" fort, der mit den vier Vorgängerfilmen einen eigenständigen erzählerischen Block bildet. Das hat manche schon vor lauter Serienbegeisterung dazu gebracht, den Bond-Filmen "horizontales Erzählen" zu attestieren. Aber dazu gehört dann doch ein bisschen mehr. Denn es wäre bei allen Quer- und Rückverweisen und der Lizenz zur Selbstreferenzialität keine gute Idee, den Plot allzu ernst zu nehmen. Dann wäre man schnell bei Lücken, durch die ein ganzes Panzergeschwader passte, weil etwa schon in "Spectre" unklar war, wer denn nun den Waisenjungen James großgezogen hat - ein Österreicher oder der alte Wildhüter aus "Skyfall".

Für Nerds mögen die Familienverhältnisse lebenswichtig sein; für die Dynamik und Kinetik eines Bond-Films ist das unerheblich. Da geht es um lineare, schnelle Bewegung, gelegentliche Schubumkehr, auch darum, wie sich die Gesetze der Schwerkraft immer mal wieder außer Kraft setzen lassen, wie Körper Einsätze überstehen, die im Leben Knochenbrüche, schwere Hämatome und innere Verletzungen verursachten, als schüttele man sich eben mal schnell den Staub vom Anzug.

"Keine Zeit zu sterben" beginnt, so viel Spoiler darf es sein, im winterlichen Norwegen, in einem Haus in der Wildnis an einem zugefrorenen See. Alles ist weiß, man sieht dann auch das Blut besser, ein Mann mit Maske kommt, um sich an dem aus "Spectre" und "Ein Quantum Trost" bekannten Killer Mr. White zu rächen. Doch der ist nicht zu Hause. Der Killer tötet die Ehefrau und rettet die Tochter aus dem brechenden Eis - durch einen rasanten Schnitt taucht sie Jahre später in einer italienischen Bucht aus dem Wasser auf, als Bonds große Liebe mit dem Proust'schen Namen Madeleine Swann (Léa Seydoux).

Die Beziehungen eines Agenten, das weiß man seit dem Liebesverrat und Opfertod von Vesper Lynd in "Casino Royale", sind jedoch fragil. Und so zerbricht auch hier, was nicht zusammenwachsen darf. Nach einer mit vielen Motorrädern, noch mehr Schafen und einem langen Seil ziemlich gut choreographierten Sequenz in Matera darf dann endlich auch Billie Eilish singen, in einer visuell kuriosen Sequenz, die wirkt wie ein Restelager aus Dalí-Gemälden.

Fünf Jahre danach ist Bond Frührentner auf Jamaika, fängt große Fische, trägt abgerissene T-Shirts, grämt sich und lässt sich von seinem alten CIA-Freund Felix Leiter wieder zum Mitmachen überreden. Sicher auch, weil er lernen muss, dass man ihn ersetzt hat, durch eine Agentin 007 (Lashana Lynch), cool, ohne Respekt für Helden von gestern. Sie lässt ihn auf dem Rücksitz ihres Rollers Platz nehmen und parodiert den alten Bond-Mann, wenn sie direkt nach dem Schlafzimmer fragt - um dort nicht mehr als die Langhaarperücke abzulegen und ihn über ihre Mission aufzuklären.

Das Bemühen ist nicht nur hier sehr deutlich, die Agentinnen, die keine Girls mehr sind, lieber austeilen als dahinsinken und Bond dazu wohlwollend bis leicht gequält schauen zu lassen. Aber so löst man das strukturelle Problem nicht, an dem die Bond-Welt schon länger laboriert. Erst die Gefährlichkeit des Schurken macht den Helden groß, das ist ein uralter Leitsatz, der aus Bond-Filmen abgeleitet sein könnte. Doch seit einigen Jahren ist da eine Krise des Bösen. Russen oder Chinesen sollen nicht verärgert werden, das schadete dem Geschäft; auch islamische Terroristen sind heikel.

So behalf man sich mit exzellenten Schauspielern wie Mathieu Amalric, der in "Ein Quantum Tost" einen Öko-Schurken spielte, Mads Mikkelsens Le Chiffre, der in "Casino Royale" Blut weinte und Geld wusch, oder Christoph Waltz als Blofeld, dem Gründer von Spectre, einem Akronym für "Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion", das die analogen Allmachtsfantasien in die Welt von Big Data übersetzte.

Gereicht hat das nicht. Auch "Keine Zeit zu sterben" kommt da nicht weiter. Der Mann (Rami Malek) mit dem Namen Lyutsifer Safin, dem entstellten Gesicht und den Biowaffen-Fantastereien ist als Bonds dunkles Spiegelbild kaum geeignet. Weder hat er die Statur noch die Motive, er hat bloß eine Insel zwischen Japan und Russland, auf der, wie auf allen Bond-Inseln, eine Fabrik des Schreckens steht. Hier beginnt der Showdown des mit 163 Minuten mindestens eine halbe Stunde zu langen Films. Und weil man ja nicht verraten will, wie es ausgeht, kann man nur sagen, dass es hier aussieht wie in einer gigantischen Kunstinstallation: ein bisschen Land Art, Lichtsäulen in giftigem Wasser, alte Sowjettechnik und Tausende apart angeleuchtete Reagenzgläser wirken wie eine Feier von Verschwendung und Funktionslosigkeit - so eine Art L'art pour l'art, ohne dass man wüsste, wo die Kunst denn nun geblieben ist.

Auf diesem 25. Bond, hieß es immer wieder, ruhten die Hoffnungen der Filmbranche. Sollte es ihm gelingen, trotz der geltenden Corona-Restriktionen sehr viel Geld einzuspielen, wäre das ein Zeichen. Das mag so sein, und nicht nur die Filmbranche, sondern vor allem die Kinobranche auf der ganzen Welt hat Ermutigung dringend nötig nach den vergangenen 18 Monaten. Man könnte allerdings auch fragen, was denn dieses Zeichen für die Zukunft der Filme bedeutet, die es noch ins Kino schaffen. Und ob nicht jetzt vollzogen ist, was schon seit einiger Zeit absehbar war: Dass dieser wie auch jeder neue Bond ein ganz gewöhnliches Superhelden-Franchise wie all die anderen ist und sein wird. Eine Frau und ein paar Gefühle mehr würden da auch nichts ändern, die gibt es in den Comic-Universen längst. Irgendwann kommt doch eine Zeit zu sterben. PETER KÖRTE.

Seit Donnerstag im Kino.

Einen Text zum Film finden Sie im Leben auf Seite 11.

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