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Wo liegt Georgien? Aus westeuropäischer Perspektive wird die kleine Kaukasus-Republik oft klischeehaft als ein Land am äußersten Rande Europas oder als ein Grenzgebiet zwischen Europa und Asien bezeichnet. Geschichtlich betrachtet, liegt Georgien im Kreuzpunkt alter Kulturen, weil es Teil der Seidenstraße war und häufig von Großmächten erobert wurde. Die Zürcher Autorin Eva Dietrich faszinieren sogenannte Grenzregionen, weil dort Grenzen oft schwieriger zu ziehen sind und Übergänge von Bekanntem zu Fremdem sichtbar werden. Sie bereiste das Land wiederholt und lebte vier Monate in der…mehr

Produktbeschreibung
Wo liegt Georgien? Aus westeuropäischer Perspektive wird die kleine Kaukasus-Republik oft klischeehaft als ein Land am äußersten Rande Europas oder als ein Grenzgebiet zwischen Europa und Asien bezeichnet. Geschichtlich betrachtet, liegt Georgien im Kreuzpunkt alter Kulturen, weil es Teil der Seidenstraße war und häufig von Großmächten erobert wurde. Die Zürcher Autorin Eva Dietrich faszinieren sogenannte Grenzregionen, weil dort Grenzen oft schwieriger zu ziehen sind und Übergänge von Bekanntem zu Fremdem sichtbar werden. Sie bereiste das Land wiederholt und lebte vier Monate in der Hauptstadt Tiflis. Eine zentrale Rolle in ihren Geschichten und Beobachtungen spielt das titelgebende «fremde Gewürz», das paradoxerweise das wohl typischste Gewürz der sehr gelobten georgischen Küche ist. Auf ihren Streifzügen durch Tiflis entdeckt die Autorin so unerwartete Stadtteile wie Afrika oder richtet ihr Augenmerk auf Details an Fassaden wie etwa Sterne, die ein Panorama auf das einst per-sisch geprägte Erscheinungsbild der Metropole eröffnen. Urtümliche Gefäße wie der Kwevri, in dem seit jeher Wein gekeltert und aufbewahrt wird, situieren Georgien im Umkreis alter Zivilisationen oder ans Ende der antiken Welt, wie der Leser anlässlich einer Besteigung des Kasbegs mit dem kaukasischen Hirtenhund Nabral erfährt. Vertreter verschiedener Religionen - Jesiden, sufistisch geprägte Muslime und visionäre orthodoxe Nonnen - kommen ebenso zu Wort wie Skulpturen, denen die Autorin eine Stimme verleiht. Dank genauer Beobachtungen, einfühlsamer Schilderungen und einer poetischen Sprache bietet dieses Buch das facettenreiche Porträt eines ursprünglichen und in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Landes, das es verdient hat, genauer in den westeuropäischen Blick zu rücken.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2019

Ein Hund mit Namen Gletscherspalte

"Wir fühlten uns in Tiflis nicht fremd . . . Wir fühlten uns ziemlich zu Hause", notierte John Steinbeck 1947 in der legendären Reportage "Russische Reise". Der Satz gehört seitdem zum Kanon aller Georgienreisenden. Auch Eva Dietrich stellt ihn ihrem schmalen Buch voran. Knapp siebzig Jahre nach Steinbeck ist die Züricher Religionswissenschaftlerin, Kunstkritikerin und Journalistin für ein paar Monate in das Atelier einer Kunststiftung in Tiflis gezogen und fühlt sich im Nu "seltsam vertraut" mit der georgischen Hauptstadt. Mit schlafwandlerischer Unbedarftheit unternimmt sie Streifzüge zu einstürzenden Häusern in der zur flächendeckenden Ruine versinkenden Altstadt, zu leeren Karawansereien, zu einem Nonnenkloster mit Flachdach, unter dem die Äbtissin Liköre, Melonenmarmelade und Blauschimmelkäse herstellen lässt. Alles scheint wundersam. Manches gleicht gar einem Wunder. Wundern muss sich die Stadtwandlerin hingegen über nichts. Nicht einmal über kaukasische Hirtenhunde, die Nabral, zu deutsch Gletscherspalte, heißen, und die Autorin beim Versuch, den 5047 Meter hohen Kasbek zu besteigen, vorm Sturz in selbige schützen. Wir hingegen stolpern über Volksgruppen, von denen wir nie gehört haben. Im Pankisi-Tal etwa, wo die achtzigjährige Gato einen Ehemann sucht, der stumm und reich sein soll, trifft Eva Dietrich auf die sieben- bis achtausend Köpfe zählende Volksgruppe der Kisten. Da hat sie Tiflis längst verlassen und lernt das Staunen, nein, nicht über die unschöne Gewohnheit, Al-Qaida-Kämpfern einen Rückzugsort zu gewähren oder das Tal als Transitstation für Drogen und Waffen zu nutzen, sondern über sufistische Gebetsrituale. Die dürfen bei den Kisten auch von Frauen zelebriert werden, ein sonst unvorstellbarer Brauch. Willkommen in der Fremde, also doch.

ksi

"Das fremde Gewürz. Geschichten aus Georgien" von Eva Dietrich. Mit Fotos der Autorin. Capybarabooks, Luxemburg 2018. 128 Seiten, einige Fotos. Broschiert, 17 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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