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Der Übergang in ein neues Jahrtausend steht innerhalb der Wissenschaften auch im Zeichen einer neu sich formierenden Kulturwissenschaft. Sie hat eine lange, in die Aufklärung zurückführende Tradition in Europa und ist doch immer wieder mißtrauisch und despektierlich aus der Optik der Fachwissenschaften und Spezialisten beäugelt worden. Sie wird nur in dem Maße Profil und Selbstbewußtsein gewinnen, wie sie sich ihrer Geschichte und ihrer Repräsentanten versichert hält. Derer sind ungezählte Große zwischen Vico und Herder, Baron und Kristeller, wie immer sie auch heißen.
Die Beiträge dieses
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Produktbeschreibung
Der Übergang in ein neues Jahrtausend steht innerhalb der Wissenschaften auch im Zeichen einer neu sich formierenden Kulturwissenschaft. Sie hat eine lange, in die Aufklärung zurückführende Tradition in Europa und ist doch immer wieder mißtrauisch und despektierlich aus der Optik der Fachwissenschaften und Spezialisten beäugelt worden. Sie wird nur in dem Maße Profil und Selbstbewußtsein gewinnen, wie sie sich ihrer Geschichte und ihrer Repräsentanten versichert hält. Derer sind ungezählte Große zwischen Vico und Herder, Baron und Kristeller, wie immer sie auch heißen.

Die Beiträge dieses Bandes, die maßgebliche Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts behandeln, sind geeignet, die gegenwärtige Debatte um eine tragfähige Kulturwissenschaft im Rahmen einer historischen Anthropologie zu befördern.
Autorenporträt
Klaus Garber war Professor für Literaturtheorie und Geschichte der Neueren Literatur, seit 1992 Direktor des Interdisziplinären Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Osnabrück.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.10.2002

Über die Linien
Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts: Eine Porträtgalerie
In Zeiten schnell wechselnder Thesen und Methoden, der Auflösung und Umstrukturierung akademischer Disziplinen wirken Versuche wohltuend, auf einem Gebiet wie den zur „Kulturwissenschaft” gewendeten Geisteswissenschaften, dem Zeitdrang auf Verabschiedung angeblich veralteter Begriffe und Methoden mit der Erinnerung an früher geleistete Arbeiten zu begegnen. Dies geschieht in einem Band mit Beiträgen zu dem Thema „Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts”, den Klaus Garber herausgegeben hat. Wenn der Herausgeber auch die beschränkte Auswahl der vorgestellten Gelehrten – neunzehn Kurzmonographien – bedauert, so ergibt sich doch ein klarer Umriss der seit jeher in den Geisteswissenschaften ausgeübten Kulturwissenschaft: Die nämlich ist nichts anderes als der beträchtliche Anteil kulturtheoretischer Fragestellungen, der jedem historisch Forschenden selbstverständlich ist, mag er sich auch vorwiegend Stil- oder Formfragen zuwenden.
Indem sie die Erforschung der frühen Neuzeit in den Vordergrund stellen, ermöglichen es die Einzelbeiträge, nicht nur die thematischen Berührungen und Verschränkungen wahrzunehmen, aus denen die gemeinsamen Fragestellungen von Kunsthistorikern, Mediaevisten, Philologen, Literaturwissenschaftlern, Historikern, Soziologen hervorgehen; sie zeigen auch, dass der kulturwissenschaftliche Ansatz sich selbst der Erforschung von Umbruchs- und Übergangszeiten verdankt, während er zugleich dem Gedanken einer Gesamtentwicklung europäischer Kultur verpflichtet ist: Nicht beliebige Übergangszeiten, sondern jene als „Nachleben der Antike” zu untersuchenden Epochen des Mittelalters und Spätmittelalters in ihrem Übergang zur Renaissance sind seine Zeit.
So bleibt in den vorgelegten Porträts einer Gelehrtengeneration, deren Geburtsdaten zumeist noch in das 19. Jahrhundert fallen, dasjenige des großen Universalgelehrten Jacob Burckhardt immer gegenwärtig. In der lockeren Reihung der Werke von Aby Warburg bis Michel Foucault zeigt sich bald, dass eine Darstellung in großen Entwicklungslinien und klar umgrenzten Epochen, die zugleich den Abbrüchen, Leerstellen und Diskontinuitäten gerecht wird, ein nahezu aussichtsloses Unternehmen ist. Um so wichtiger werden die Verbindungslinien, die den weitesten, auch subversiven Umwegen folgen. Kennzeichnend für die Arbeiten der hier behandelten Autoren sind erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den methodischen Verfahren und schließlich eindringliche Versuche einer Beschreibung der beweglichen Grenzlinien, die in der wissenschaftlichen Erfassung der literarischen und bildlichen Zeugnisse begegnen.
In jedem Einzelporträt erscheinen weitere Namen teils berühmter, teils weniger bekannter Gelehrter, Blitzporträts von Fachkollegen, die aus Gründen fachinterner Auseinandersetzung oder als Schüler Erwähnung finden. Die Einzeldarstellungen erhellen sich gegenseitig, so etwa, wenn in dem Beitrag von FrankRutger Hausmann über Ernst Robert Curtius und die Wirkungsgeschichte seines Hauptwerks „Europäische Literatur und Lateinisches Mittelalter” die Begegnung mit Aby Warburg in der Bibliotheca Hertziana 1929 in Rom kurz erwähnt wird. Oder wenn der Beitrag von Michael Nerlich über Umberto Eco an eine Kontroverse zwischen Curtius und Hans Hermann Glunz, dem Verfasser einer Literaturästhetik des europäischen Mittelalters erinnert. Es werden Edgar Wind, Ortega y Gasset, Erich Auerbach, Johan Huizinga, Arnold Hauser, Norbert Elias, Philippe Ariès vorgestellt; Antonio Gramsci mit seinen Studien zu Machiavelli und Raymond Williams’ Kulturanalyse, die für das Verständnis des methodischen Ansatzes der „cultural studies” grundlegend ist. In Erinnerung gebracht wird die Literatur- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit von Richard Newald und der Kunsthistoriker Richard Hamann, Josef Nadlers Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften, Personen und Werk des Historikers Paul Joachimsen, die liberal-katholische Kultursoziologie Alfred von Martins. Schmerzlich vermisst wird hingegen ein Hinweis auf das Werk von Ernesto Grassi.
Der vorzügliche Beitrag des Herausgebers Klaus Garbers, „Versunkene Monumentalität”, der sich ausführlich dem Sprach- und Literaturhistoriker Konrad Burdach widmet, kann die Einsicht bestärken, dass die Fähigkeit zur „Synthese”, zur „Synopsis”, wie sie den Kulturwissenschaftler auszeichnet, im anhaltenden Studium der Einzelphänomene, durch philologische Genauigkeit erprobt, Kulturwissenschaft als jenen Teil der geisteswissenschaftlichen Forschung entstehen ließ, der sich zu einer unbegrenzten Fülle seiner Gegenstände und zu einem leidenschaftlich offenen Forschen bekennt. MARGARETHA HUBER
KLAUS GARBER (Hrsg.): Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Wilhelm Fink Verlag, München 2002. 390 Seiten, 44,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der von Klaus Graber herausgegebene Band mit Beiträgen zum Thema "Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts" zeichnet nach Ansicht von Rezensentin Margaretha Huber ein klares Bild der seit jeher in den Geisteswissenschaften ausgeübten Kulturwissenschaft. Sie hebt hervor, dass die Einzelbeiträge die Erforschung der frühen Neuzeit in den Vordergrund stellen. So würden nicht nur die thematischen Berührungen und Verschränkungen sichtbar, aus denen die gemeinsamen Fragestellungen von Kunsthistorikern, Mediävisten, Philologen, Literaturwissenschaftlern, Historikern, Soziologen hervorgehen. Es zeige sich auch, dass sich der kulturwissenschaftliche Ansatz selbst der Erforschung von Umbruchs- und Übergangszeiten verdanke, während er zugleich dem Gedanken einer Gesamtentwicklung europäischer Kultur verpflichtet sei. Als kennzeichnend für die im Band behandelten Autoren erachtet Huber eine "erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den methodischen Verfahren und schließlich eindringliche Versuche einer Beschreibung der beweglichen Grenzlinien, die in der wissenschaftlichen Erfassung der literarischen und bildlichen Zeugnisse begegnen." Die einzelnen Porträts erhellen sich gegenseitig und lassen Verbindungslinien erkennbar werden, freut sich Huber. Als "vorzüglichen Beitrag" würdigt sie insbesondere Klaus Garbers Ausatz "Versunkene Monumentalität".

© Perlentaucher Medien GmbH
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