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Die Gründung des modernen Staates Albanien jährt sich 2012 zum 100. Mal. Deutschland beteiligte sich an dieser Gründung in besonderer Weise: Das Deutsche Reich war eine der sechs Schutzmächte, welche die Selbständigkeit des Staates garantierten. Zudem war der erste Fürst des Landes ein Deutscher: Wilhelm zu Wied regierte das Land 1914 sechs Monate lang, bevor ihn aufständische Einheimische vertrieben. Die Gründung Albaniens gehört unmittelbar zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. Der Ablauf der so genannten "Juli-Krise" und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sind nur vor dem Hintergrund…mehr

Produktbeschreibung
Die Gründung des modernen Staates Albanien jährt sich 2012 zum 100. Mal. Deutschland beteiligte sich an dieser Gründung in besonderer Weise: Das Deutsche Reich war eine der sechs Schutzmächte, welche die Selbständigkeit des Staates garantierten. Zudem war der erste Fürst des Landes ein Deutscher: Wilhelm zu Wied regierte das Land 1914 sechs Monate lang, bevor ihn aufständische Einheimische vertrieben. Die Gründung Albaniens gehört unmittelbar zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. Der Ablauf der so genannten "Juli-Krise" und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sind nur vor dem Hintergrund dieser Staatsgründung vollständig zu verstehen. Das Buch schildert die europäischen Mächtebeziehungen, aus denen heraus sich 1913 die Notwendigkeit entwickelte, Albanien zu gründen. Zudem strebten einheimische Nationalisten nach Selbständigkeit. Beide Entwicklungen vereinigten sich 1914, als die Mächte den Fürsten einsetzten und die Geschicke des Landes direkt beeinflussten.
Autorenporträt
Der Autor: Hanns Christian Löhr arbeitet als Historiker und Redakteur in Berlin. Er verfasste bereits mehrere BEr verfasste bereits mehrere Bücher zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2010

Des Fürsten Kurzvisite
Wilhelm zu Wied als Staatsoberhaupt Albaniens (1914)

Zäh und mühsam gestaltete sich die Gründung Albaniens kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Ob nun dies "als eine Einführung in das Wesen der Diplomatie überhaupt gesehen werden" kann, wie der Verfasser meint, bleibe dahingestellt. Das große System der Bündnisdiplomatie vom Wiener Kongress unter Metternich bis zur Aufteilung Afrikas im Berliner Kongress unter Bismarck prägte den europäischen Imperialismus. Dessen Gestaltungskraft erlosch, als die unterschiedlichen nationalen Interessen nicht mehr von starkem politischem Willen in tragfähige Kompromisse geschmiedet werden konnten. Nach der Niederlage der Türkei, nominell noch immer Herrscher über Albanien, im ersten Balkankrieg 1912 gegen die Staaten des Balkanbundes (Bulgarien, Serbien, Montenegro, Griechenland) beschlossen die sechs Mächte Russland, Österreich-Ungarn, Italien, Frankreich, England und Deutschland auf einer Botschafter-Konferenz in London, die Zukunft des Balkan zu regeln. Die bereits 1912 ausgerufene Unabhängigkeit Albaniens wurde nicht anerkannt. Albanien sollte nun ein neutrales, von den sechs Mächten garantiertes Fürstentum werden. Eine Kontrollkommission aus Konsuln der Sechs sollte den Aufbau des Fürstentums überwachen.

Die Wahl des Fürsten Wilhelm zu Wied zum Staatsoberhaupt durch die sechs Mächte war eine Verlegenheitslösung. Für ihn sprach, dass er als Protestant in konfessionellen Fragen weder der katholischen noch der muslimischen Bevölkerung Albaniens zuneigte und als Deutscher keine eigenen politischen Ambitionen verfolgte. Sein Charakter galt als nobel und wenig tatkräftig - somit für die Aufgabe eines starken Herrschers nicht geeignet. Kaiser Wilhelm II. riet ihm dringend ab. Unter unglücklichen Vorzeichen stand bereits die Grenzziehung des neuen Staates. Serbien verübte Massaker im dann annektierten albanischen Kosovo, Griechenland verübte Massaker in Nord-Epirus, um sein Hoheitsgebiet auf Kosten Albaniens nach Norden auszudehnen. Wied betrat am 7. März 1914 in Durazzo erstmals albanischen Boden und verließ das Land am 3. September 1914. Finanzielle und militärische Hilfe zum Aufbau einer staatlichen Verwaltung hatten ihm die Mächte der Londoner Konferenz nicht gewährt. Die kargen Ressourcen des Landes und der Widerstand der Bevölkerung ließen ihm keine andere Wahl. Stringent fasst Hanns-Christian Löhr in der Schlussbetrachtung die Kernpunkte zusammen und meint, in der Juli-Krise 1914 bei Theobald von Bethmann Hollweg eine "kopernikanische Wende" festzustellen: Wilhelm II. habe den Kriegsausbruch vermeiden wollen, der Reichskanzler habe gegen den "Dilettantismus" des Kaisers gearbeitet und bewusst auf eine diplomatische Lösung der Juli-Krise verzichtet.

HANS JOCHEN PRETSCH

Hanns Christian Löhr: Die Gründung Albaniens. Wilhelm zu Wied und die Balkan-Diplomatie der Großmächte 1912-1914. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2010. 281 S., 39,80 [Euro].

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