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Inès Bayards neuer Roman über eine Frau, deren Welt aus den Fugen gerät - mitten in Berlin SteglitzLeni Müller lebt an der Seite ihres Architekten-Mannes in Berlin ein Leben ohne Ziele und Träume. Als Kommissar Ziegler bei den Müllers auftaucht, um sie - zumindest behauptet er das - als Zeugen für einen Schusswechsel im Kiez zu befragen, gerät Lenis Welt komplett außer Kontrolle. Die Männer zwingen sie auf die Straße. Leni entwickelt ein Eigenleben.Nach ihrem vielbeachteten Debütroman "Scham" legt Inès Bayard einen spannenden psychologischen Roman vor über eine Frau, die ihre Ver...
Inès Bayards neuer Roman über eine Frau, deren Welt aus den Fugen gerät - mitten in Berlin SteglitzLeni Müller lebt an der Seite ihres Architekten-Mannes in Berlin ein Leben ohne Ziele und Träume. Als Kommissar Ziegler bei den Müllers auftaucht, um sie - zumindest behauptet er das - als Zeugen für einen Schusswechsel im Kiez zu befragen, gerät Lenis Welt komplett außer Kontrolle. Die Männer zwingen sie auf die Straße. Leni entwickelt ein Eigenleben.Nach ihrem vielbeachteten Debütroman "Scham" legt Inès Bayard einen spannenden psychologischen Roman vor über eine Frau, die ihre Vergangenheit nicht länger verdrängen kann. Ein literarisches Meisterwerk, bei dem man nicht eine Sekunde lang ahnt, wohin der Weg an Lenis Seite noch führen wird ...
Inès Bayard, geboren 1992 in Toulouse, lebt derzeit in Berlin. Scham ist ihr erster Roman und stand auf der Longlist für den Prix Goncourt 2018.
Produktdetails
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- Originaltitel: Steglitz
- Artikelnr. des Verlages: 551/07359
- Seitenzahl: 187
- Erscheinungstermin: 25. September 2023
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 129mm x 21mm
- Gewicht: 300g
- ISBN-13: 9783552073593
- ISBN-10: 3552073590
- Artikelnr.: 67664691
Herstellerkennzeichnung
Zsolnay-Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Lara Sielmann liest mit "Steglitz" einen Roman - oder vielleicht besser noch: eine Novelle - über eine Frau, die sich nichts mehr wünscht als Ruhe, Ordnung, Gleichförmigkeit - die völlige Abwesenheit von Ereignissen. Dieser Wunsch ist ihr auch zunächst erfüllt. Bis die Ereignisse sich plötzlich häufen, überschlagen und sie wohl oder übel mit ihrer Vergangenheit, ihrer Herkunft konfrontiert wird - den Urgründen jenes Traumas, aus dem ihr großes Bedürfnis nach Ungestörtheit und Unsichtbarkeit resultiert. Inès Bayard erzählt von diesem bröckelnden bürgerlichen Frauenleben auf konzise, teils ins Surreale tendierende Weise und nicht ohne eine gewisse Komik. Die Traumatisierung der Protagonistin als Ursprung ihres Wunsches nach einem geordneten Leben, wird dabei völlig klar. Und doch, schreibt Sielmann, "entzieht" sich die Figur der Leserin, bleibt psychologisch ungreifbar, genau wie viele der nur angedeuteten Brüche in ihrem Leben. Ist das als Kritik zu verstehen oder als Lob? Einen Hinweis gibt vielleicht der folgende letzte Satz, indem die Rezensentin den Text als "feinsinnig wie intensiv" bezeichnet. Mit Ausrufezeichen!
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Es ist die Kunst von Bayard, dass sie die ins Unheimliche wachsende Entfremdung eines Menschen deutlich macht ... Meisterhaft erzählt!" Uli Fricker, Rhein-Neckar-Zeitung, 26.11.23 "Wie ein Wasserstrudel zieht 'Steglitz' die Leserin immer stärker in seinen Bann." Kathrin Hillgruber, SR2 Kultur, 16.11.23 "Überraschend bis zur letzten Seite" Die Presse am Sonntag, 22.10.23 "Eine verstörende Lektüre über Innenräume einer verlorenen Seele, voller literarischer Anspielungen und Märchenelemente und von großer poetischer Kraft." Barbara Machui, Standard Album, 21.10.23 "Ein feinsinnig wie intensiver Text ... Wir befinden uns geradezu in einem surrealen Roadmovie, einem fieberhaften Trip." Lara Sielmann, Deutschlandfunk Kultur, 28.9.23 "Eine Spezialistin für narrative Unzuverlässigkeit und seelische Entgleisungen ... Nach ihrem Debüt 'Scham' hat Bayard nun in 'Steglitz' abermals eine Figur und eine Atmosphäre rundherum kreiert, die zugleich aufwühlen, verstören und faszinieren. In jedem Fall aber lange im Kopf bleiben." Judith Hoffmann, Ö1 Mittagsjournal, 25.9.23
Leni Müller lebt mit ihrem Mann Ivan in Berlin-Steglitz. Es ist ein einsames Leben. Während der erfolgreiche Architekt einmal mehr einen lukrativen Auftrag für sich entscheidet, kapselt sich Leni ab. Ihre täglichen Einkäufe sind schon das Höchste der Gefühle. Als …
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Leni Müller lebt mit ihrem Mann Ivan in Berlin-Steglitz. Es ist ein einsames Leben. Während der erfolgreiche Architekt einmal mehr einen lukrativen Auftrag für sich entscheidet, kapselt sich Leni ab. Ihre täglichen Einkäufe sind schon das Höchste der Gefühle. Als Ivan für ein Bauprojekt nach Rügen reisen muss, ist Leni plötzlich auf sich allein gestellt. Überfordert von der Welt scheint sie plötzlich Dinge zu sehen und zu hören, die gar nicht real sind. Und was will eigentlich dieser Kommissar Ziegler von ihr, der ihr auf Schritt und Tritt zu folgen scheint? Nach und nach drängen vergangene Dinge in Lenis Bewusstsein, die sie behutsam in Richtung Abgrund ziehen wollen...
"Steglitz" ist der neue Roman von Inès Bayard, der jetzt in der Übersetzung aus dem Französischen von Theresa Benkert bei Zsolnay erschienen ist. Es ist ein im wahrsten Sinne des Wortes seltsamer Roman. Zunächst einmal sticht von Beginn an die Sprache ins Auge. In kurzen, einfachen, fast technokratischen Sätzen zeichnet Bayard das Bild einer durchschnittlich-langweiligen Protagonistin, bei der nicht nur der Name Leni Müller absolutes Mittelmaß verkörpert. Leni ist eine folgsame Ehe- und Hausfrau. Die Einkäufe, für die sie Steglitz nie verlässt, sind ihre täglichen Höhepunkte. Liebe ist zwischen ihr und Ivan nicht zu spüren. Der abendliche Sex hat gar etwas Missbräuchliches. Auch die Beschreibungen des Umfeldes wirken spröde. Bayard verliert sich in der Aufzählung Berliner Straßennamen, die für diejenigen interessant sein mögen, die sich dort auskennen. Dennoch passt die Sprache sehr gut zum Inhalt und untermalt fast beiläufig die Berliner Winterlandschaft.
Mit zunehmender Dauer des Romans häufen sich die merkwürdigen Vorfälle und Begebenheiten. Das liegt auch an der Unzuverlässigkeit der Erzählstimme, die ganz nah bei Leni ist, auch wenn es sich nicht um eine Ich-Erzählerin handelt. Mit Ivans Abreise fällt Leni in eine Art psychisches Loch. Doch warum verspürt der Kioskverkäufer eine so große Wut auf sie, dass er Leni sogar körperlich attackiert? Und befragt der mysteriöse Kommissar Ziegler Leni tatsächlich nur aufgrund merkwürdiger Schüsse, die am Abend zuvor durch Steglitz schallten? Ständig tauchen irgendwelche geheimnisvollen Männer auf, die auf Leni bedrohlich wirken. Da ist der Mann, der behauptet ihr Vater zu sein, und kurz darauf im Park erschossen aufgefunden wird. Da ist ihr Bruder Émile, den sie zunächst gar nicht erkennt, der sie aber dann mir nichts dir nichts aus der Wohnung wirft, weil Ivan von Rügen mit einer anderen Frau zurückkommen möchte. Und da ist Ziegler, der ihr eines Abends seine Telefonnumer gibt und ihr Schutz verspricht, nur um bei einem darauffolgenden Gespräch überhaupt nichts mehr davon zu wissen.
Bayard gelingt es, diese Bedrohlichkeit unmittelbar auf die Leserschaft zu übertragen. Je surrealer die Handlung wird, desto gefährdeter scheint Leni. Und auch wenn überhaupt keine Emotionen oder gar Mitleid bei den Leser:innen mit ihr aufkommen, hat "Steglitz" etwas Faszinierendes, etwas Soghaftes. Erst im letzten Drittel des 180 Seiten kurzen Romans scheint zumindest klarer zu sein, wie es zu dieser über die Dauer doch mehr und mehr erkennbaren Traumatisierung der Hauptfigur kam. Das löst Bayard zwar nicht besonders elegant, weil sie Lenis Bruder Émile einfach erzählen lässt, sorgt aber für eine gewisse Befriedigung bei den Leser:innen. Im Finale wird "Steglitz" noch einmal bitterböse, bevor es tatsächlich noch zu einem runden Abschluss findet, was bei all den vorherigen Irrungen und Wirrungen überrascht. Zudem beweist Bayard hier ihre sprachliche Komik, bei deren Boshaftigkeit einem das Lachen schon mal im Halse stecken bleiben kann.
Insgesamt ist "Steglitz" ein psychologischer Roman, der sich einerseits auf surreale Art und Weise mit dem Trauma einer Frau beschäftigt, andererseits ist es auch die Auseinandersetzung mit dem Leben in einer anonymen Großstadt. Das Buch wird sicherlich polarisieren, weil viele der geschilderten Situationen so unglaubwürdig sind, dass sie nicht ernst genommen werden können. Als Porträt einer schwer traumatisierten Frau auf der Suche nach Normalität habe ich "Steglitz" aber seltsam fasziniert und mit Interesse gelesen.
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Leni Müller ist mit ihrem langweiligen Leben in Steglitz zufrieden. Sie führt ihren Haushalt, geht einmal am Tag einkaufen und schaut gerne vom Fenster auf die Straße. Ihr Mann, ein erfolgreicher Architekt, gefällt es auch, dass sie keine großen Ansprüche stellt. Doch …
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Leni Müller ist mit ihrem langweiligen Leben in Steglitz zufrieden. Sie führt ihren Haushalt, geht einmal am Tag einkaufen und schaut gerne vom Fenster auf die Straße. Ihr Mann, ein erfolgreicher Architekt, gefällt es auch, dass sie keine großen Ansprüche stellt. Doch dann stört etwas dieses gleichförmige Leben. Kommissar Ziegler taucht bei den Müllers auf wegen einer Befragung. Das versetzt Leni in Unruhe. Doch als ihr Mann geschäftlich nach Rügen muss und Leni nicht mitnimmt, gerät ihr Leben vollends aus den Fugen.
Leni braucht ihr immer gleichen Alltagstrott, ansonsten wird sie unruhig und verunsichert. Man spürt, dass Leni etwas Traumatisches erlebt haben muss. Beim Umherstreifen in Steglitz begegnet sie Menschen, die sie erst später als Familienmitglieder erkennt. Ihr Mann Iwan behandelt sie lieblos und hat sie inzwischen auch satt.
Ich konnte vieles von dem, was geschah, nicht nachvollziehen. Es erschien mir einfach zu surreal. Nie konnte ich mir sicher sein, was Realität oder Erinnerung ist oder was in Lenis wirrer Gedankenwelt passiert. Sie lässt alles mit sich machen ohne etwas in Frage zu stellen oder sich zu wehren. Erst so nach und nach stellt sich heraus, was Leni in der Vergangenheit so traumatisiert hat.
Mich konnte die Geschichte nicht erreichen. Zu keiner der Personen habe ich eine Verbindung aufbauen können, selbst zu Leni nicht, die doch eigentlich bedauernswert ist. Auch sprachlich hat mich die Autorin Inès Bayard nicht überzeugen können. Manchmal sind ihre Beschreibungen wirklich toll, oft aber gibt es ungenaue und nicht zutreffende Bilder. Als Nicht-Steglitzer langweilten mich die ewigen Straßenaufzählungen.
Am Ende ändert sich für Leni etwas und auch wieder nichts. Sie führt wieder ihr ruhiges Leben ohne besondere Vorkommnisse, nur mit einem anderen Mann.
Es gibt bestimmt Leser und Leserinnen, die diese bedrückende Erzählung, bei der nichts vorhersehbar ist, erreichen kann. Mich konnte sie nicht abholen.
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