Im November 1929 lernte die hübsche, aber spröde Simone de Beauvoir, Tochter aus verarmender Familie und Studentin aus Not, den vierundzwanzigjährigen, 158 Zentimeter großen, entsetzlich schielenden, aber klugen, witzigen und großherzigen Jean-Paul Sartre kennen. Auf beide wartete damals keine Zukunft: weder auf sie, die keine standesgemäßen Weiblichkeitsrollen mochte, noch auf ihn, der seinem Milieu gekündigt hatte. Längst entschlossen, -sich ganz allein zu retten-. Zwei grotesk verschiedene Körper, zwei gespannt unterschiedliche Temperamente, zwei extrem leistungsfähige Intelligenzen. Mit ihren berühmten Büchern und Reden haben sie formiert und begleitet, durchgefochten und repräsentiert, was uns als Existentialismus und früher Feminismus, als beispielhafte Selbst-Erfindung und politisches Engagement in der Erinnerung haftet. Und über allem waren sie auch bis zu Sartres Tod 1980 ein Paar, ein Hohes Paar geradezu unter den Intellektuellen.