Sasha Abramsky
Gebundenes Buch
Das Haus der zwanzigtausend Bücher
Mit einem Nachwort von Philipp Blom. Deutsche Erstausgabe
Übersetzung: Rullkötter, Bernd
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Die Liebe eines Enkels zu seinem Großvater, ein Leben für Bücher und ein Salon voller IdeenEin Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieser Londoner Doppelhaushälfte verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen - zugleich ein Sp...
Die Liebe eines Enkels zu seinem Großvater, ein Leben für Bücher und ein Salon voller Ideen
Ein Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieser Londoner Doppelhaushälfte verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen - zugleich ein Spiegel der großen gesellschaftspolitischen Debatten des 20. Jahrhunderts.
Voller Zärtlichkeit erinnert sich Abramsky an seinen Großvater und dessen unvergleichliche Büchersammlung - ein einzigartiges Vermächtnis.
ORF-Bestenliste Dezember 2015
Mit Bildteil und einem Nachwort von Philipp Blom.
Ein Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieser Londoner Doppelhaushälfte verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen - zugleich ein Spiegel der großen gesellschaftspolitischen Debatten des 20. Jahrhunderts.
Voller Zärtlichkeit erinnert sich Abramsky an seinen Großvater und dessen unvergleichliche Büchersammlung - ein einzigartiges Vermächtnis.
ORF-Bestenliste Dezember 2015
Mit Bildteil und einem Nachwort von Philipp Blom.
Abramsky, Sasha
Sasha Abramsky, geboren 1972 in England, wuchs in London auf und studierte Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Oxford. Anschließend nahm er an der New Yorker Columbia University Graduate School of Journalism ein Journalistik-Studium auf. Er arbeitet als freier Journalist und Autor. Seine Artikel erscheinen im 'Guardian', 'Observer', 'Independent' und 'Sunday Telegraph' ebenso wie im 'New Yorker' online. Sein jüngstes Buch, 'The American Way of Poverty: How the Other Half Still Lives' wurde von der 'New York Times' in die Liste der hundert wichtigsten Bücher des Jahres 2013 aufgenommen. Sasha Abramsky lebt mit seiner Familie in Kalifornien.
Sasha Abramsky, geboren 1972 in England, wuchs in London auf und studierte Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Oxford. Anschließend nahm er an der New Yorker Columbia University Graduate School of Journalism ein Journalistik-Studium auf. Er arbeitet als freier Journalist und Autor. Seine Artikel erscheinen im 'Guardian', 'Observer', 'Independent' und 'Sunday Telegraph' ebenso wie im 'New Yorker' online. Sein jüngstes Buch, 'The American Way of Poverty: How the Other Half Still Lives' wurde von der 'New York Times' in die Liste der hundert wichtigsten Bücher des Jahres 2013 aufgenommen. Sasha Abramsky lebt mit seiner Familie in Kalifornien.
Produktdetails
- dtv Literatur
- Verlag: DTV
- Originaltitel: The House of Twenty Thousand Books
- Seitenzahl: 408
- Erscheinungstermin: 20. Oktober 2015
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 148mm x 33mm
- Gewicht: 585g
- ISBN-13: 9783423280624
- ISBN-10: 342328062X
- Artikelnr.: 42651881
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
Salon für Ideologien aller Art
Wenn der Sohn des Rabbis an Marx glaubt: Sasha Abramsky liest sich durch das Haus seines Großvaters und beschwört eine versunkene Epoche.
Von Hannes Hintermeier
Wer je die Büchergrotten von besessenen Sammlern betreten hat, kennt das Gefühl: Hier hat jemand die Kontrolle über sein Leben einem größeren Gegenüber geopfert. Es regiert das Gefühl, die vollgestopften Regale, die Bücherstalagmiten am Fußboden reklamierten das besitzanzeigende Fürwort - das ist unser Sammler, er lebt nur für uns. Einer dieser unheilbar von der Bücher- und Wissenskrankheit Befallenen wird jetzt dem Vergessen entrissen: Chimen Abramsky (1916 bis 2010), jüdischer Exilant in London. Sein Enkel Sasha,
Wenn der Sohn des Rabbis an Marx glaubt: Sasha Abramsky liest sich durch das Haus seines Großvaters und beschwört eine versunkene Epoche.
Von Hannes Hintermeier
Wer je die Büchergrotten von besessenen Sammlern betreten hat, kennt das Gefühl: Hier hat jemand die Kontrolle über sein Leben einem größeren Gegenüber geopfert. Es regiert das Gefühl, die vollgestopften Regale, die Bücherstalagmiten am Fußboden reklamierten das besitzanzeigende Fürwort - das ist unser Sammler, er lebt nur für uns. Einer dieser unheilbar von der Bücher- und Wissenskrankheit Befallenen wird jetzt dem Vergessen entrissen: Chimen Abramsky (1916 bis 2010), jüdischer Exilant in London. Sein Enkel Sasha,
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Journalist und Sachbuchautor in Kalifornien, hat das Leben seines Großvaters rekonstruiert und sich durch "Das Haus der zwanzigtausend Bücher" gearbeitet.
Zwei Seelen schlagen in der Brust des im vorrevolutionären Minsk geborenen Sohnes des bedeutenden Rabbiners Yehezkel Abramsky, der wegen der Judenverfolgung 1932 nach London emigriert. 1936 geht Chimen nach Jerusalem, um Geschichte zu studieren. Bei einem Heimaturlaub 1939 verhindert der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seine Rückkehr nach Palästina. Er findet einen Job im Londoner East End in der Verlagsbuchhandlung Shapiro, Valentine & Co., die Tochter des Besitzers, Miriam Nirenstein, wird seine Frau. 1944 kaufen die beiden das Haus 5 Hillway im Stadtteil Highgate. Die Eheleute sind engagierte Mitglieder der Kommunistischen Partei, und alsbald trifft sich in dem Häuschen die jüdisch-marxistische Elite der Zeit.
Der Atheist Chimen wird sich trotz der vielen Brüche dieses langen Lebens nie ganz von den Ritualen seiner angestammten Religion emanzipieren, schon um des Familienfriedens willen. Vom Kommunismus wendet er sich erst nach dem Ungarischen Volksaufstand 1956 ab, da war das Ausmaß der Stalinschen "Säuberungen" längst bekannt. Seine hemmungslosen Lobhudeleien auf den Diktator, die er unter lächerlichen Kaum-Pseudonymen in Parteizeitungen verfasst hatte, vergräbt er tief in seinen Bücherstapeln. Nach dem Verlust der Ideologie wirft sich Abramsky auf das Sammeln von jüdischem Schrifttum. Das Aktionshaus Sotheby's sichert sich seine Expertise, Abramsky ist maßgeblich daran beteiligt, dass von den siebziger Jahren an überhaupt ein antiquarischer Markt dafür entsteht. Sein fotografisches Gedächtnis hilft ihm. Ein junger Kollege erinnert sich später, wie er Chimen anhand einer Fotografie um eine Einschätzung bat, welchen Marktpreis der hebräische Psalter aus dem fünfzehnten Jahrhundert wohl habe? Die Antwort sei wie aus der Pistole geschossen gekommen: "Er wurde am 17. Juli 1956 bei Parke-Bernet verkauft, Los 14, 18 000 Dollar. Vorher war er in der Siegfried-Sammlung, Frankfurt, Baer-Verkauf, Januar 1922, Los 3, 90 Mark. Ihm fehlen zwei Blätter nach Folio 17, Blatt 61 wurde nachträglich ersetzt, und das Gebet am Ende ist einzigartig. Heutzutage ist er 630 000 bis 675 000 Pfund wert."
Triumph des gelehrten Autodidakten: Als Endfünfziger bringt es Abramsky, dank tatkräftiger Unterstützung seines Freundes, des weithin bekannten Philosophen Isaiah Berlin, zum Senior Fellow am St Antony's College in Oxford. Später wird er Goldsmid Professor für Hebrew and Jewish Studies am University College in London. Er ist im Pensionsalter auf dem Gipfel seiner Laufbahn, und in seinem Wohnzimmer sitzen Liberale.
Sein Biograph meint es gut mit ihm, und er meint es auch gut mit sich selbst, so emotional aufgeladen und streckenweise ausufernd ist sein Buch geworden. Dass der zierliche Gelehrte (er maß nur gut eineinhalb Meter) eine Erscheinung in der Welt des Geistes und Gelehrsamkeit war, daran lässt er keinen Zweifel. Das unterfüttert er bei seinem Streifzug durch die Sammelgebiete von sozialistischer Literatur bis zu raren Judaica mit Ausflügen in die Geschichte des Marxismus und des Ostjudentums, wie sie schon vielfach beschrieben wurden.
Er erschließt des Großvaters geistige Routen mit einem Rundgang durch die Zimmer, indem er deren inhaltliche Korrespondenzen aufschlüsselt. Zutritt regelte Chimen so: In manche Räume kamen nur handverlesene Gäste, ohne einen Zugangsprüfung schafft es keiner. Karl Marx' Mitgliedsausweis der Ersten Internationale von 1864 zeigte er ebenso selten, wie er regelmäßig mit seinen Kindern und Enkeln zu dessen Grab im benachbarten Highgate Cemetery pilgerte.
Das Buch "Karl Marx and the British Labour Movement", 1965 zusammen mit Henry Collins verfasst, bleibt die einzige größere Publikation Abramskys - eine lange geplante Marx-Biographie kommt ebenso wenig zustande wie seine Autobiographie oder ein Katalog seiner Bestände. "Er war", sagt sein langjähriger Weggenosse Eric Hobsbawm, "ungemein gelehrt, aber es gelang ihm nicht, seine Bildung in eine Form zu bringen." Nach dem Tod der Ehefrau 1997, die als Sozialarbeiterin und rastlos kochende Mutter der Kompanie den Betrieb des Salons ermöglichte, verfallen das ohnehin ungepflegte Haus und sein Bewohner immer mehr. Das Dach ist undicht, aber die bibliophilen Kostbarkeiten aus Vellum und Pergament überstehen auch das.
Den Kosmos dieses Büchersammlermenschenlebens rettet der Enkel für die Nachgeborenen. Auch und gerade weil diese, wie Philipp Blom in seinem Nachwort diagnostiziert, den Glauben ans Buch verloren hätten. Tatsächlich kann man sich eine solche Geschichte im Digitalzeitalter nur mit Mühe vorstellen.
Im Anhang werden Stammbäume ausgebreitet, hilfreicher wäre der Grundriss des Hauses, ein Literaturverzeichnis und angesichts der Fülle der Salongäste ein Personenregister gewesen. Und so detailliert er Interieurs ausmalt, in zwei Punkten ist Sasha Abramsky zurückhaltend: Mit Auskünften, wie sein Großvater diese Sammelleidenschaft finanziert hat und, viel wichtiger, was aus der Sammlung wurde. Sie sei "verkauft worden", heißt es nüchtern. Nach allem, was wir nun über den Großvater wissen, hätte ihm das nicht gefallen.
Sasha Abramsky: "Das Haus der zwanzigtausend Bücher". Mit einem Nachwort von Philipp Blom.
Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. dtv Verlagsgesellschaft, München 2015. 408 S., Abb., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwei Seelen schlagen in der Brust des im vorrevolutionären Minsk geborenen Sohnes des bedeutenden Rabbiners Yehezkel Abramsky, der wegen der Judenverfolgung 1932 nach London emigriert. 1936 geht Chimen nach Jerusalem, um Geschichte zu studieren. Bei einem Heimaturlaub 1939 verhindert der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seine Rückkehr nach Palästina. Er findet einen Job im Londoner East End in der Verlagsbuchhandlung Shapiro, Valentine & Co., die Tochter des Besitzers, Miriam Nirenstein, wird seine Frau. 1944 kaufen die beiden das Haus 5 Hillway im Stadtteil Highgate. Die Eheleute sind engagierte Mitglieder der Kommunistischen Partei, und alsbald trifft sich in dem Häuschen die jüdisch-marxistische Elite der Zeit.
Der Atheist Chimen wird sich trotz der vielen Brüche dieses langen Lebens nie ganz von den Ritualen seiner angestammten Religion emanzipieren, schon um des Familienfriedens willen. Vom Kommunismus wendet er sich erst nach dem Ungarischen Volksaufstand 1956 ab, da war das Ausmaß der Stalinschen "Säuberungen" längst bekannt. Seine hemmungslosen Lobhudeleien auf den Diktator, die er unter lächerlichen Kaum-Pseudonymen in Parteizeitungen verfasst hatte, vergräbt er tief in seinen Bücherstapeln. Nach dem Verlust der Ideologie wirft sich Abramsky auf das Sammeln von jüdischem Schrifttum. Das Aktionshaus Sotheby's sichert sich seine Expertise, Abramsky ist maßgeblich daran beteiligt, dass von den siebziger Jahren an überhaupt ein antiquarischer Markt dafür entsteht. Sein fotografisches Gedächtnis hilft ihm. Ein junger Kollege erinnert sich später, wie er Chimen anhand einer Fotografie um eine Einschätzung bat, welchen Marktpreis der hebräische Psalter aus dem fünfzehnten Jahrhundert wohl habe? Die Antwort sei wie aus der Pistole geschossen gekommen: "Er wurde am 17. Juli 1956 bei Parke-Bernet verkauft, Los 14, 18 000 Dollar. Vorher war er in der Siegfried-Sammlung, Frankfurt, Baer-Verkauf, Januar 1922, Los 3, 90 Mark. Ihm fehlen zwei Blätter nach Folio 17, Blatt 61 wurde nachträglich ersetzt, und das Gebet am Ende ist einzigartig. Heutzutage ist er 630 000 bis 675 000 Pfund wert."
Triumph des gelehrten Autodidakten: Als Endfünfziger bringt es Abramsky, dank tatkräftiger Unterstützung seines Freundes, des weithin bekannten Philosophen Isaiah Berlin, zum Senior Fellow am St Antony's College in Oxford. Später wird er Goldsmid Professor für Hebrew and Jewish Studies am University College in London. Er ist im Pensionsalter auf dem Gipfel seiner Laufbahn, und in seinem Wohnzimmer sitzen Liberale.
Sein Biograph meint es gut mit ihm, und er meint es auch gut mit sich selbst, so emotional aufgeladen und streckenweise ausufernd ist sein Buch geworden. Dass der zierliche Gelehrte (er maß nur gut eineinhalb Meter) eine Erscheinung in der Welt des Geistes und Gelehrsamkeit war, daran lässt er keinen Zweifel. Das unterfüttert er bei seinem Streifzug durch die Sammelgebiete von sozialistischer Literatur bis zu raren Judaica mit Ausflügen in die Geschichte des Marxismus und des Ostjudentums, wie sie schon vielfach beschrieben wurden.
Er erschließt des Großvaters geistige Routen mit einem Rundgang durch die Zimmer, indem er deren inhaltliche Korrespondenzen aufschlüsselt. Zutritt regelte Chimen so: In manche Räume kamen nur handverlesene Gäste, ohne einen Zugangsprüfung schafft es keiner. Karl Marx' Mitgliedsausweis der Ersten Internationale von 1864 zeigte er ebenso selten, wie er regelmäßig mit seinen Kindern und Enkeln zu dessen Grab im benachbarten Highgate Cemetery pilgerte.
Das Buch "Karl Marx and the British Labour Movement", 1965 zusammen mit Henry Collins verfasst, bleibt die einzige größere Publikation Abramskys - eine lange geplante Marx-Biographie kommt ebenso wenig zustande wie seine Autobiographie oder ein Katalog seiner Bestände. "Er war", sagt sein langjähriger Weggenosse Eric Hobsbawm, "ungemein gelehrt, aber es gelang ihm nicht, seine Bildung in eine Form zu bringen." Nach dem Tod der Ehefrau 1997, die als Sozialarbeiterin und rastlos kochende Mutter der Kompanie den Betrieb des Salons ermöglichte, verfallen das ohnehin ungepflegte Haus und sein Bewohner immer mehr. Das Dach ist undicht, aber die bibliophilen Kostbarkeiten aus Vellum und Pergament überstehen auch das.
Den Kosmos dieses Büchersammlermenschenlebens rettet der Enkel für die Nachgeborenen. Auch und gerade weil diese, wie Philipp Blom in seinem Nachwort diagnostiziert, den Glauben ans Buch verloren hätten. Tatsächlich kann man sich eine solche Geschichte im Digitalzeitalter nur mit Mühe vorstellen.
Im Anhang werden Stammbäume ausgebreitet, hilfreicher wäre der Grundriss des Hauses, ein Literaturverzeichnis und angesichts der Fülle der Salongäste ein Personenregister gewesen. Und so detailliert er Interieurs ausmalt, in zwei Punkten ist Sasha Abramsky zurückhaltend: Mit Auskünften, wie sein Großvater diese Sammelleidenschaft finanziert hat und, viel wichtiger, was aus der Sammlung wurde. Sie sei "verkauft worden", heißt es nüchtern. Nach allem, was wir nun über den Großvater wissen, hätte ihm das nicht gefallen.
Sasha Abramsky: "Das Haus der zwanzigtausend Bücher". Mit einem Nachwort von Philipp Blom.
Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. dtv Verlagsgesellschaft, München 2015. 408 S., Abb., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht hundertprozentig freundlich bespricht Hannes Hintermeier diese Biografie eines ungewöhnlichen Mannes, der 2010 im Alter von bald hundert Jahren starb, eines gläubigen Marxisten und glühenden Stalinisten, der sich erst 1956 von der Kommunistischen Partei abwandte und der sich doch nie ganz vom Judentum seiner Kindheit löste und mit Hingabe Judaica sammelte. Geschrieben wurde die Biografie vom Enkel des Mannes, und leider scheint sie ein bisschen zu ausufernd und selbstverliebt geschrieben zu sein. Man lernt einiges: etwa dass Abramsky mit Isaiah Berlin und Eric Hobsbawm befreundet war. Aber das Buch hätte in einigem auch besser gemacht sein können. Ein Personenregister und einen Grundriss des Londoner Hauses von Abramsky, wo seine Bibliothek stand, vermisst der Rezensent schmerzlich. Auch über den Verbleib der Sammlung, die nach Abramskys Tod schnöd verkauft wurde, hätte Hintermeier gern mehr erfahren.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Es ist schöner als ein Roman, erhellender als ein Sachbuch, persönlicher als eine Biographie."
Harald Loch, der-zauberberg.eu 02.11.2015
Harald Loch, der-zauberberg.eu 02.11.2015
Irgendwie lässt mich dieses Buch nicht los. Ich musste es oft weglegen, um dann wieder weiterzulesen. Es beschreibt für mich eindrucksvoll die Liebe des Autors zu seinen Großeltern, die wirklich außergewöhnliches geleistet haben.
Man stelle sich ein Haus mit 20.000 …
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Irgendwie lässt mich dieses Buch nicht los. Ich musste es oft weglegen, um dann wieder weiterzulesen. Es beschreibt für mich eindrucksvoll die Liebe des Autors zu seinen Großeltern, die wirklich außergewöhnliches geleistet haben.
Man stelle sich ein Haus mit 20.000 Büchern vor, in denen es um Marxismus, Kommunismus und um das jüdische Erbe geht. Lauter Büchern, die eigentlich in ein Museum gehören, die eigentlich geschützt gehören, aber in einem ganz normalen Haus aufbewahrt und gelesen werden.
Sie wurden von einem Menschen gesammelt, der ganz genau weiß, was in diesen Büchern steht und es auch noch versteht, das ist bei Philosophen, zu denen Karl Marx ja auch, gehört nicht unbedingt leichte Kost.
Sasha Abramsky beschreibt, wie es seine Großeltern geschafft haben, die Bücher zu sammeln, und dann noch daraus ein Haus der Begegnung zu machen, in dem gegessen und geredet wurde.
Über das Gedankengut dieser Bücher hatte in dem Haus seine ganz persönliche Meinung und diese auch ihre Berechtigung. Soweit ich es sehe, war dieses Haus auch nicht nur das Haus der 20.000 Bücher, sondern es war auch ein Haus der Liebe und persönlichen Wärme, wo man ein gern gesehener Gast war und nicht das Gefühl bekam, dass man unwichtig ist. Dies ist zum einen Chimen zu verdanken gewesen, aber nicht weniger wichtig war seine Frau Mimi, die, so glaube ich erkennen zu können, eine wichtige Stütze für den Judaisten und Marxisten Chimen war. Man lernt ganz nebenbei sehr viel über das Judentum und auch über Marx, die Russischen Revolution und die Probleme, die man als Jude auch in Russland immer wieder hatte. Denn auch dort gab es Pogrome.
Alles in allem, ist es ein Buch, welches einem die Geschichte ein wenig näher bringt und auch ein Plädoyer für die Freiheit ist, nicht nur für das gedruckte Wort. Stellt euch mal vor, wie dieses Haus gewirkt hätte, wenn man gesagt hätte, das Haus der 20.000 Titel auf meinem E-Bookreader. Ich denke, dann hätte das Buch nie diese Wärme und Geborgenheit ausgestrahlt.
Apropos Buchdruck, auch darüber erfährt man einiges in diesem Werk. Es wird über die Veränderungen beim Drucken, den Unterschieden im Papier wo es Zentren des Buchdruckes gab, oder wo es früher viele Verlage gab und noch einiges mehr erzählt.
Ich habe vieles gelernt und in mich aufgenommen und habe mir mal wieder selber gezeigt, dass es ab und zu mal wichtig ist, zurück zu den Wurzeln zu kehren, um eine gewisse Lebensqualität beizubehalten, die auch darin bestehen kann, einfach mit anderen zu diskutieren und zusammen zu essen.
Für mich ist es eines der bewegendsten Bücher der letzten Monate, vielleicht auch eines der wichtigsten, da es einem die Geschichte vor Augen führt, die wir doch oft zu sehr vergessen. Es zeigt auch, dass wir immer wieder von andersdenkenden Menschen lernen können und es sinnvoll wäre, diese Leute nicht zu unterdrücken, sie in unserem Land zu lassen und etwas von ihrer Kultur und ihrem Glauben zu lernen.
Viele Dinge, die heute für uns wichtig sind, wären z.B. verlorengegangen, wenn das Dritte Reich es geschafft hätte, die Juden endgültig zu vernichten und zu vertreiben, oder die Autoren aus der Geschichte zu löschen, deren Bücher verbrannt wurden. Auch wenn es nur ein Buch ist, über das Haus der Bücher in London, was mir zeigt, dass ich doch auf dem richtigen Weg bin, auch wenn ich nie 20.000 Bücher mein eigen nennen werde.
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