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Zwei Waisenbrüder werden in ihrer Kindheit durch ein dramatisches Ereignis voneinander getrennt. Henry schließt sich einem Trapper an und führt ein anständiges Leben, während Jesse zum meistgesuchten Verbrecher des Wilden Westens wird. Bis sie sich eines Tages wiederfinden ... Der Bandit mit dem goldenen Colt ist ein Bilderbuchwestern im wahrsten Sinne des Wortes. Postkutschenüberfall, Reiterszenen durch den Wilden Westen, Bankraub, Hinterhalte, gewaltige Natur und große Gefühle: Simon Roussin erzählt eine spannende Familientragödie und zitiert dabei das klassische Westerngenre in leuchtenden…mehr

Produktbeschreibung
Zwei Waisenbrüder werden in ihrer Kindheit durch ein dramatisches Ereignis voneinander getrennt. Henry schließt sich einem Trapper an und führt ein anständiges Leben, während Jesse zum meistgesuchten Verbrecher des Wilden Westens wird. Bis sie sich eines Tages wiederfinden ... Der Bandit mit dem goldenen Colt ist ein Bilderbuchwestern im wahrsten Sinne des Wortes. Postkutschenüberfall, Reiterszenen durch den Wilden Westen, Bankraub, Hinterhalte, gewaltige Natur und große Gefühle: Simon Roussin erzählt eine spannende Familientragödie und zitiert dabei das klassische Westerngenre in leuchtenden Filzstiftzeichnungen, die an Kameraeinstellungen der großen Westernfilme von Sergio Leone bis Quentin Tarantino erinnern.
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Autorenporträt
Roussin, Simon
Simon Roussin, geboren 1987 in Vénissieux, zeichnet Comics, seit er acht Jahre alt ist. Studiert hat er unter anderem an der École des arts décoratifs in Straßburg. In seinen Kinderbüchern arbeitet er gerne mit den Themen der großen Heldenfiguren aus Film und Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2017

Am Golde hängt, zum Morde drängt er

Es waren einmal zwei Waisenkinder - so könnte ein Märchen beginnen. Doch Simon Roussin erzählt eine Abenteuergeschichte aus dem Wilden Westen mit Querverweisen auf etliche Legenden und mit einem gehörigen Schuss Comic-Ästhetik im Bilderbuch.

Dieses Bilderbuch schweigt erst einmal und schwelgt: in zwei großen Landschaftspanoramen, die sich jeweils über eine ganze Doppelseite erstrecken, ohne ein einziges Wort, auch ohne einen einzigen Menschen. Simon Roussin hat diese beiden Bilder mit einer Farbenfreude angelegt, als wollte er gleich zum Auftakt vorführen, was eine Palette alles hergeben kann: das ganze Spektrum des Regenbogens. Und wie dabei Kontraste gesetzt werden, das geschieht mit beinahe pointillistischem Raffinement: Mehr als aus der Kontur der Zeichnung entsteht das Landschaftsmotiv farbgeformt, und die dominierenden Gelb- und Rottöne der beiden Zeichnungen setzen die Stimmung für eine Reise in den Wilden Westen mit seinen Canyons und Wäldern, den Mesas und Prärien, der unberührten Natur, gegen die der Mensch seine Existenz nur mit Waffengewalt durchsetzen kann. Das Gesetz des Westens ist die Bleikugel.

Und so tritt der Held dieses Buchs auf der dritten Doppelseite denn auch auf: mit einem Revolver in der Hand, einem goldenen, ganz wie man es beim Titel dieses Bilderbuchs, "Der Bandit mit dem goldenen Colt", erwarten darf. Dessen Gesicht ist von der Hutkrempe verdunkelt und somit unkenntlich gemacht, der Kragen des Staubmantels hochgeklappt, und er erscheint überlebensgroß über der unverändert majestätischen Szenerie, wie eine Fata Morgana. Dazu setzt erstmals Erzähltext ein, der noch einmal bekräftigt, was wir durch den ungewöhnlich wortkargen Auftakt der beiden sprachlosen Doppelseiten eh schon gemerkt haben: "Einst herrschte Stille über den unendlichen Weiten des Wilden Westens."

Das ist die erste und auch die letzte Erläuterung der ungewöhnlichen Bilddramaturgie, die wir vom Autor und Zeichner Simon Roussin erhalten, eine Heranführung, die darauf setzt, dass wir nun verstanden haben und künftig mitdenken. Fortan erzählen Bilder und Texte die Geschichte nämlich gleichberechtigt autonom - und doch insofern voneinander abhängig, dass sie ohne das jeweils andere Element nur einen Teil des Geschehens vermitteln würden. Denn nie mehr wird in diesem Buch ein Satz beschreiben, was wir eh schon gesehen haben, niemals ein Bild etwas bereits Gesagtes illustrieren. Nehmen wir nur den letzten Satz der ersten Textpassage: "Doch bevor er zu dem berüchtigten Mörder wurde, der die Schuld am Massaker von Amarillo im Jahre 1873 trug, war der unbarmherzige Bandit ein fröhlicher Junge wie alle anderen, den seine Eltern liebten." Den buchstäblichen Knalleffekt, das erwähnte Massaker, werden wir im ganzen späteren Buch nie sehen. Übrigens auch nie wieder davon hören.

Roussin, Franzose und gerade einmal dreißig Jahre alt, ist mit allen Wassern gewaschen, was Spannungsaufbau angeht. Gleich zu Beginn ruft er Topoi der Wildwestgeschichte ab, natürlich auch schon mit dem Namen seines titelgebenden Banditen, Jesse, eine Reverenz an den Revolverhelden Jesse James. Während dessen jüngerer Bruder Henry den Western-Filmstar Henry Fonda heraufbeschwört. Und entsprechend fällt denn auch die charakterliche Rollenverteilung aus: Jesse wird zum Verbrecher, Henry zum braven Trapper. Bis sie das Schicksal wieder zusammenführt.

Diese Geschichte und wie es dazu kam, erzählt Roussin in knappen Sätzen, die den fatalistischen Ton großer Mythen wählen ("Seither waren Einsamkeit und Trauer seine treuesten Gefährten"). Und dazu zeichnet er Einzelbilder, die sich in Linienführung und Farbwahl an Hergés "Tim und Struppi" orientieren, auch daran zu sehen, dass es, wie bei der Ligne Claire üblich, keine Schatten gibt. Roussin hat jedoch zudem Klassiker des Western-Comics genau studiert: "Blueberry" von Jean Giraud und Jean-Michel Charlier, "Lucky Luke" von Morris und René Goscinny und nicht zuletzt die im Wilden Westen angesiedelten Donald-Duck-Geschichten von Carl Barks. Es gibt in seinem Buch jeweils direkte Bildzitate, hier nicht stilistisch, aber kompositorisch. Dadurch wirkt Roussins Bilderbuch einerseits altvertraut, andererseits irritiert es umso mehr auf höchst produktive Weise durch sein inhaltlich souveränes Zusammenspiel von Bild und Text bei strikter Informationstrennung. Denn diese Orchestrierung des Erzählten erfordert jeweils unterschiedliche Register.

Wo die Sprache mythisch ist, sind die Bilder bewusst einfach gehalten, fast wie aus Spielzeugfiguren arrangierte Szenen. Doch immer wieder durchbrechen elegische wortlose Doppelseiten den Erzählfluss. Aber gerade nicht den Assoziationsstrom, der vor allem auf visuelle Signale setzt. Was Kinder beim "Lesen" dieses Bilderbuchs lernen werden, ist Sehen. Und Kombinatorik, um die Lücken zu füllen, die der Text lässt, und jene Bilder zu deuten, die scheinbar anschlusslos im Buch stehen. Zum Finale ist die Geschichte nur durch die Zusammenführung der Informationen aus Text und Bild zu erschließen. Und das erfolgt anders als in einem Comic, der beide Erzählebenen dadurch untrennbar verbindet, dass das Wort zum graphischen Bestandteil der Zeichnung, zu einem Ineinander wird. Roussin dagegen behält das strikte Nebeneinander der Bilderbuchtradition bei und hat trotzdem das sequenzielle Prinzip aus den Comics übernommen.

Dass solch ein Buch in Frankreich mit seiner großen Comic-Tradition entsteht, ist weniger überraschend, als dass ein deutscher Verlag wagt, es zu übersetzen. Bezeichnend, dass es dafür vier Jahre seit der Publikation des Originals brauchte. Doch der bereits seit neun Jahren existierende, aber immer noch experimentierfreudige Rieder Verlag hat damit eine Entdeckung gemacht, die bei uns noch mehr als im Herkunftsland ihr Publikum herausfordert und dabei nicht nur zum Mitdenken provoziert, sondern auch zum Nachdenken über die Weise, wie überhaupt erzählt werden kann. Deshalb ist "Der Bandit mit dem goldenen Colt" auch kein Vor-, sondern ein Selbstlesebuch. Man muss seinen eigenen Weg durch die Handlung finden. Und nicht das Ziel lohnt die Mühe, sondern eben dieser Weg selbst. Wobei man sich kaum ein bewegenderes und dabei doch unaufgeregteres Ende vorstellen kann. So darf Moral gerne verpackt sein.

ANDREAS PLATTHAUS.

Simon Roussin: "Der Bandit mit dem goldenen Colt".

Aus dem Französischen von Susanna und Johannes Rieder. Susanna Rieder Verlag, München 2017. 64 S., geb., 21,- [Euro]. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2018

Schraffierter Western
Die Story des Mannes mit dem goldenen Colt
„Der Bandit mit dem goldenen Colt“ ist ein Bilderbuch für Ältere. Ich wusste nicht, dass es so was gibt, aber das Buch ist toll. Es erzählt eine spannende Westerngeschichte, ein bisschen wie ein Comic. Die Bilder sind mit Filzstift gemalt, nur die wichtigsten Teile sind ganz ausgemalt, alles andere ist schraffiert. Die Farben entsprechen nicht der Wirklichkeit, der Himmel kann etwa aus rosa, hellblauen und lilafarbenen Flächen bestehen. Die Bilder geben der Geschichte den besonderen Kick.
Das Buch von Simon Roussin handelt vom zwölfjährigen Jungen Jesse und seinem jüngeren Bruder Henry. Mit ihren Eltern leben sie auf einer Farm im Wilden Westen. Eines Tages überfallen Banditen die Farm und töten die Eltern. Bevor er stirbt, gibt der Vater Jesse seinen goldenen Colt und Henry seinen großen Hut. Die Brüder sind jetzt auf sich allein gestellt, in einem Winter verhungern sie fast. Da treffen sie auf Banditen. Jesse beschließt, bei den Banditen zu bleiben, um seinen jüngeren Bruder vor dem Tod zu retten. Doch den jüngeren Bruder Henry erinnern die Banditen an die Mörder seiner Eltern. Deshalb trennt er sich von seinem Bruder. Das ist ein besonders dramatischer Moment, weil der eine Bruder zum Gangster wird und der andere von ihm weggeht, als der ihm das Leben retten wollte. Wie die Geschichte weitergeht, erzähle ich nicht, sonst wäre die ganze Spannung weg. Aber der Revolver und der Hut sind später noch wichtig. Dass die Geschichte so spannend ist, liegt auch an den Bildern. Sie sind dramatisch. Auf den ersten Blick wirken sie, als hätte sie ein Kleinkind gemalt, weil alles so unstrukturiert wirkt. Aber durch das scheinbare Durcheinander achtet man mehr auf die Figuren. Außerdem passen die wilden Farben und Formen zum Wilden Westen.
FERDINAND KNOBEN (12 JAHRE)
Illustrationen aus Simon Roussin: Der Bandit mit dem goldenen Colt.
Susanne Rieder Verlag, München 2017. 64 Seiten, 21 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Platthaus freut sich über das Buch gewordene Wagnis, den Wildwest-Comic von Simon Roussin ins Deutsche zu übersetzen. Wie der junge Autor in den Bildern seine Farbenfreude austobt, um den Leser in die Prärie zu entführen, wie er seine raffinierte Bilddramaturgie, in der Text und Bild getrennte Wege gehen, inszeniert, den Ton großer Mythen aufruft und zugleich die Ligne Claire mit Morris, Goscinny und Carl Barks kreuzt - das hat Platthaus schwer beeindruckt und begeistert. Comiclust abseits ausgetretener Pfade, empfiehlt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH