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Jack Kerouac, 1922 geboren, gründete Ende der 30er-Jahre die literarische Gruppe "The Young Prometheans", in der er u. a. mit seinem Freund Sebastian Sampas unterschiedliche Themen aus Literatur und Kunst diskutierte. 1942 trat Kerouac in die U.S. Navy ein, und bis zu Sampas Tod 1944 unterhielten die beiden einen regen Briefwechsel, in dem Kerouac Auskunft über sein Arbeit gab, vor allem über The Sea is my Brother, sein erstes größeres literarisches Werk. Bisher noch unveröffentlicht, ist diese Erzählung ein zu entdeckendes Juwel. Inspiriert von den Erlebnissen bei der Marine, enthält sie…mehr

Produktbeschreibung
Jack Kerouac, 1922 geboren, gründete Ende der 30er-Jahre die literarische Gruppe "The Young Prometheans", in der er u. a. mit seinem Freund Sebastian Sampas unterschiedliche Themen aus Literatur und Kunst diskutierte. 1942 trat Kerouac in die U.S. Navy ein, und bis zu Sampas Tod 1944 unterhielten die beiden einen regen Briefwechsel, in dem Kerouac Auskunft über sein Arbeit gab, vor allem über The Sea is my Brother, sein erstes größeres literarisches Werk. Bisher noch unveröffentlicht, ist diese Erzählung ein zu entdeckendes Juwel. Inspiriert von den Erlebnissen bei der Marine, enthält sie viele Elemente, die dann Kerouacs späteres Werk unverwechselbar machen. Der Autor findet hier zu seinem eigenen, individuellen Stil. Über 50 zeitgenössische Meister-Fotografien (Margaret Bourke-White, Cornell Capa, Henri Cartier-Bresson, Alfred Eisenstaedt, Elliot Erwitt, Andreas Feininger, Dorothea Lange, Carl Maydans, Weegee) machen diesen Band zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis.
Autorenporträt
Jack Kerouac, geb. 1922 in Lowell/Massachusetts, besuchte die Columbia University. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der Handelsmarine, trampte später jahrelang als Gelegenheitsarbeiter kreuz und quer durch die USA und Mexiko und wurde neben William S. Burroughs und Allen Ginsberg der führende Autor der Beat Generation. Er starb am 21. Oktober 1969 in St. Petersburg/Florida.

Michael Mundhenk geb. 1954 in Berlin, Studium der Architektur, Romanistik und Anglistik, ist der Übersetzer von u.a. Margret Atwood, Allen Ginsberg, Barry Lopez, David Adams Richards.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2011

Zwei Mann auf hoher See

Lange bevor er seinen Klassiker "On the Road" schrieb, hat Jack Kerouac eine Art romantische Seefahrerballade verfasst - ein Debüt, das sein Genie schon erahnen lässt.

Es gehört zu den Verrücktheiten des literarischen Marktes, dass manche Bücher früher in der Übersetzung erscheinen als im Original. So auch in diesem Fall: Die von Michael Mundhenk besorgte deutsche Übersetzung von Jack Kerouacs bis dato unveröffentlichter Erzählung "The Sea Is My Brother", 1943 abgeschlossen, ist die Welterstveröffentlichung dieses Textes. Penguin wird nach dem derzeitigen Stand der Dinge im August mit der Veröffentlichung des Originals nachziehen. Den Autor, der nach einem kurzen Leben als einer der literarischen Heroen der Beat Generation seit mehr als vierzig Jahren auf einem Friedhof in Lowell, Massachusetts ruht, erreicht diese Posse nicht mehr. Er ist vom Literaturbetrieb auch zu Lebzeiten nie verwöhnt worden, dem gewaltigen Erfolg seines Klassikers "On the Road" zum Trotz.

Dafür schenkt ihm nun Edel in seiner Momenti-Reihe eine prachtvoll ausgestattete Ausgabe, mit Fotos von Cartier-Bresson, Elliot Erwitt, Weegee, Berenice Abbott, Margaret Bourke-White und vielen anderen. Bilder aus dem New York der dreißiger und vierziger Jahre, Straßenschluchten, Hinterhöfe und Bars, in deren einer sich vielleicht Wesley Martin und Bill Everhart, die Protagonisten von Kerouacs Erzählung, kennengelernt haben: der Erste ein vor Jahren aus einer unglücklichen Ehe geflohene Matrose, Frauenheld und Schluckspecht, der Zweite ein junger Dozent für Literatur an der Columbia University, dessen Kopf voll ist von Thoreau, Melville, Walt Whitman, Hemingway und Thomas Wolfe und der sich andererseits nach dem echten Leben sehnt.

Das könnte eventuell auf hoher See zu finden sein, denkt sich Bill nach einer mit Wesley und ein paar Frauen durchzechten Nacht und schließt sich am nächsten Tag seinem Zechkumpan an, der nach Boston trampen und dort anheuern will. Wesley und Bill sind zweifellos die zwei Seelen in des jungen Autors Kerouac Brust, worauf auch die Notizen hindeuten, die Kerouac damals zu dieser Erzählung gemacht hat. Schließlich fuhr der Autor, nachdem er von der Universität enttäuscht war, von Juli bis Oktober 1942 selbst als Küchenjunge zur See und kam bis nach Grönland.

Kerouacs Erstling hat noch nicht den Drive von "On the Road", ist aber formal und stilistisch schon erstaunlich professionell. Die Exposition, in der die beiden Protagonisten vorgestellt werden, ist noch etwas umständlich; da wünscht man sich als Leser, die beiden jungen Helden kämen endlich raus aus New York. Der zweite Teil zeigt, wie sie per Anhalter von dort nach Boston kommen, und ist ein schöner, konzentrierter Roadmovie. Schließlich heuern Wesley und Bill auf der SS Westminster an (Kerouacs erstes Schiff war die SS Dorchester). Während man einige Tage aufs Auslaufen wartet, erweitert sich das Personal. Wesleys verschollene Frau taucht auf und verschwindet wieder. Der Schmierer, Nick Meade, der für die Wartung der Maschinen zuständig ist, spielt eine gewisse Rolle, ein aufrechter Kommunist, der an die Weltrevolution glaubt und in Spanien gegen die Faschisten gekämpft hat. Kerouacs durchaus romantische Seefahrerballade ist doch andererseits fest in der Zeitgeschichte verankert. Die Vereinigten Staaten sind - nach Pearl Harbour - längst im Krieg, und auch die Dorchester soll Waffen transportieren und wird auf ihrer Fahrt von einem Zerstörer begleitet. Zu Nick Meade gesellt sich auch Danny Palmer, Sohn eines rechten Stahlmagnaten und selbst ein glühender Linker, der für die Revolution sogar sterben möchte. Solche Familienkonstellationen kennt man. Die Dialoge reflektieren die Weltereignisse, und wenn sie auch manchmal zu sehr dazu neigen, sich gegenseitig Thesen um die Ohren zu schlagen, sind Kerouacs Figuren doch plastisch und lebendig. Der heutige Leser entwickelt einen gewissen Neid auf eine Zeit, in der man noch ungebrochene Überzeugungen haben konnte.

Überhaupt zeichnet sich Kerouacs Erzählung durch eine gewisse Frische und Naivität aus. Michael Mundhenk hat sich in seiner Übersetzung dafür entschieden, dem Jargon der damaligen Zeit zu folgen, und schafft so das entsprechende Kolorit. Diese Entscheidung ist ganz richtig, denn bei aller Rauhbeinigkeit, Sauflust und Prügelbereitschaft sind Keroaucs Figuren nicht abgebrüht, selbst der intellektuelle Bill Everhart ist zwar eine reflektierte, aber keine gebrochene Figur. Die prachtvolle Ausstattung hat diese Geschichte aus einer vergangenen Zeit durchaus verdient. Einen Korrektor hätte sie allerdings auch verdient gehabt, so muss man über manche ärgerliche Nachlässigkeit hinweglesen. Das sollte einen jedoch nicht hindern, mit Kerouacs jungen Männern auf die Reise zu gehen.

JOCHEN SCHIMMANG.

Jack Kerouac: "Mein Bruder, die See." Erzählung.

Aus dem Amerikanischen von Michael Mundhenk. Edel Germany, Hamburg 2011. 223 S., geb., 39,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Noch nicht ganz das Format von "On the Road". Stilistisch und formal professionell erscheint der als Weltpremiere auf Deutsch erscheinenden Erstlingstext des jungen Jack Kerouac dem Rezensenten dennoch. Die beiden in des Autors Brust wohnenden Seelen (die gebildete, die wilde) in zwei Rauhbeinen plastisch abzubilden, gelingt dem Autor laut Jochen Schimmang, und das Roadmovie Richtung Seefahrerballade nimmt nach anfänglichen Startschwierigkeiten Fahrt auf. Schimmang lobt den zeitgeschichtlichen Faktor der um 1942 spielenden Geschichte, ihren naiven Drive und den gut ins Deutsche geretteten Jargon und Zeitkolorit. Schön findet er die luxuriöse Aufmachung mit historischen Fotos von Cartier-Bresson, Bourke-White und anderen. Auf Kosten eines ordentlichen Korrektorats allerdings sollte das alles nicht gehen, findet Schimmang.

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