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Dieses Buch befasst sich mit der Geschichte des Leipziger Instituts für Kultur- und Universalgeschichte von 1890 bis 1990.

Produktbeschreibung
Dieses Buch befasst sich mit der Geschichte des Leipziger Instituts für Kultur- und Universalgeschichte von 1890 bis 1990.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.05.2006

Laufraumgewinnung
Karl Lamprecht und seine morphologische Methode
Unter Geheimratsecken leuchtende Augen hinter einer funkelnden Brille; mächtiges Haupt. Bewegungen sind französisch. Er gestikuliert mit Kopf und Händen. Zudem verrückt er das Pult, um freien Laufraum zu gewinnen. Fortwährend greift er nach schlagenden Vergleichen aus dem Alltag. „Was er sagt, vergisst man nicht.” So sah einst Halvdan Koht seinen Lehrer Karl Lamprecht, den Begründer des Leipziger Instituts für Kultur- und Universal-Geschichte. Der Professor war auch kurze Zeit Rektor der Alma mater Lipsiensis, die im Vergleich mit den Universitäten in Berlin und München herausragte.
Lamprecht blieben jedoch nur dreißig Jahre Wirkungszeit, von seinem opus magnum über das mittelalterliche Wirtschaftsleben bis zu seinem Tode im Ersten Weltkrieg. Dennoch hat er ein stolzes Erbe hinterlassen, mit Licht und Schatten. Das zeigt der Leipziger Historiker Matthias Middell, der jetzt das Vergängliche und Bleibende des Instituts für einhundert Jahre darstellt. Im Zentrum steht das Drama, wie die Lamprechtschen Ideen fortleben und die Globalgeschichte ausfällt.
Der Name des Meisters ist mit einem Methodenstreit verknüpft. Ihm ging es um das Wie, den Kulturfluss ökonomischer, sozialer und rechtlicher Umformungen. Er nannte das Wechselspiel materieller und geistiger Kräfte morphologische Methode der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft. Die subjektivistische Genie- und Helden-Schau, die in Otto von Bismarck ihren Heroen erblickte, lehnte er ab. Gewiss, die mächtige Zunft der „Männer machen Geschichte” marginalisierte ihn. Dennoch etablierte er im Jahre 1909 sein Institut. Dabei stieg er zur Schwalbe am Himmel universeller area studies oder Regionalwissenschaften auf, die multidisziplinär angelegt waren.
Wie es sich verzweigt hat, lotet Middell aus. Er spricht von der Leipziger Schule der vergleichenden Geschichte. Ja, jüngst entsprang ihr die „regionalhistorische Komparatistik Amerika-Nahost-Europa”, die Geschichte und Politik im Dreieck der Regionen erforscht. Middell enthüllt eine lehrreiche Entwicklung in fünf deutschen Regimes. Damit gibt er dem Streit um die universalhistorische Globalisierung einen kräftigen Impuls. Karl Lamprechts Augen würden strahlen, seine Gestik wäre heute wohl chinesisch.
WOLFGANG G. SCHWANITZ
MATTHIAS MIDDELL: Weltgeschichtsschreibung im Zeitalter der Verfachlichung und Professionalisierung. Das Leipziger Institut für Kultur- und Universal-Ge-schichte 1890-1990. Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2005. 3 Bände. 1270 Seiten, 98 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lehrreich findet Rezensent Wolfgang G. Schwanitz die Jahre 1890-1990 des Leipziger Instituts für Kultur- und Universalgeschichte beschrieben, sowie in seiner Entwicklung durch fünf deutsche Regimes hindurch dargestellt und ausgelotet. Lebhaft stehen in Matthias Middells Darstellung offenbar einstige Protagonisten und Matadoren ebenso auf wie verblichene und immer noch virulente Diskurse. Middell veranschauliche, wie sich das 1909 von Karl Lamprecht entwickelte Institut für Regionalwissenschaften entwickelt und ausdifferenziert hat. Leider scheint der Rezensent ein ausgesprochener Insider zu sein, weshalb seine Gedankenführung für Fachfremde nicht immer ganz nachvollziehbar ist.

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