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Helmuth Schönauer war bis zu seiner Pensionierung im Sommer 2018 Angestellter im Tiroler Bibliothekswesen und hat in gut dreißig Jahren an die 5000 Buchbesprechungen geschrieben, die in Bibliotheksnachrichten und zum Teil in allen möglichen Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. Und bei dieser schier unglaublichen Menge von einem einzigen Verfasser stammender Besprechungen wird man keine finden, von der man sagen könnte, dieser habe in das Buch nur mal so schnell hineingelesen oder überhaupt nur den Klappentext etwas variiert. Darüberhinaus erlaubt sich der Autor einen überaus…mehr

Produktbeschreibung
Helmuth Schönauer war bis zu seiner Pensionierung im Sommer 2018 Angestellter im Tiroler Bibliothekswesen und hat in gut dreißig Jahren an die 5000 Buchbesprechungen geschrieben, die in Bibliotheksnachrichten und zum Teil in allen möglichen Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. Und bei dieser schier unglaublichen Menge von einem einzigen Verfasser stammender Besprechungen wird man keine finden, von der man sagen könnte, dieser habe in das Buch nur mal so schnell hineingelesen oder überhaupt nur den Klappentext etwas variiert. Darüberhinaus erlaubt sich der Autor einen überaus freizügigen, höchst subjektiven Stil sowohl in der Sprachbehandlung als auch in der Darstellung und Deutung der jeweiligen Werke. In den chronologisch gereihten Besprechungen kann man anhand der Schreibweise und bestimmter Thematisierungen sowohl die Wandlungen des Zeitgeistes in den letzten Jahrzehnten etwas mitverfolgen wie auch einen originellen und im Laufe der Jahre zunehmend meisterlichen Stilisten erleben.

Wir publizieren das Werk in sechs voluminösen Bänden.

Bei Erwerb aller 6 Bände ist einer gratis.

»Im geistigen Sinne handelt es sich hier um die singuläre intellektuelle Anstrengung eines Außenseiters im literarischen Betrieb, der nicht weniger anstrebt, als eine subjektive Literaturgeschichte der Gegenwart zu verfassen. (...) Anzuzeigen ist eines der kühnsten österreichischen Verlagsprojekte.«
Karl-Markus Gauß, Die Presse

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Helmuth Schönauer, geb. 23.9.1953, lebt in Innsbruck als Bibliothekar und gerichtlich anerkannter Schriftsteller, seine Literatur war Gegenstand von Prozessen am LG und OLG Innsbruck, die mit dem Freispruch des Autors endeten.

Franzobel, 1967 in Vöcklabruck/Oberösterreich geboren, arbeitete bis 1991 als bildender Künstler mit gelegentlichen Ausstellungen. Dann schrieb er Romane, Satiren und Theaterstücke. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 1995 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und 1998 mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Er lebt in Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.12.2016

Manchmal behält der Schwachsinn die Oberhand
Der Tiroler Bibliothekar Helmuth Schönauer hat seit 1982 viertausend Rezensionen verfasst. Jetzt liegen sie gesammelt vor
Vor dreißig Jahren war er als Bibliothekar noch mit dem Bus unterwegs, um sein Lebenselement, das Buch, in die abgelegenen Tiroler Dörfer zu bringen, auf dass es in den Leuten den Sinn für das Schöne, aber auch die Bereitschaft zur Renitenz stärke. Heute ist der 1953 geborene Helmuth Schönauer für die Ankäufe zuständig, mit denen die Tiroler Landesbibliothek ihre zahlreichen Filialen im ganzen Land versorgt. Fast könnte man glauben, er habe diese Bücher nicht nur angekauft und verteilt, sondern allesamt auch gelesen, denn über die Jahre hat er rund 4000 Buchbesprechungen verfasst. Und zwar in seinem einst postalisch zugestellten, jetzt elektronisch verschickten „Bücherbrief“, mit dem er den Bibliothekaren in Tirol sowie einer kleinen Schar von Anhängern in ganz Österreich alle vierzehn Tage zehn neue Bücher ans Herz legt.
Das mit zuverlässiger Regelmäßigkeit wachsende kritische Werk dieses elegant formulierenden Büchermenschen, der keineswegs ein weltfremder Gelehrter ist, der sich unablässig lesend aus dem Streit der Welt herauszuhalten versuchte, ist nun in einer monumentalen Buchausgabe aufgelegt worden, ein kühnes verlegerisches Projekt, dessen fünf Einzelbände unter dem Gesamttitel „Tagebuch eines Bibliothekars“ erscheinen. Mitunter erweist erst der Blick zurück, was sich einer als Lebenswerk vorgesetzt hat, und bei Schönauer ist es nicht weniger als eine subjektive, sich ständig erweiternde Literaturgeschichte der Gegenwart, die er in einem staunenswerten Alleingang verfasst.
Schönauer schreibt, in dieser Reihenfolge: über die Tiroler Regionalliteratur, die bisweilen Autoren und Werke hervorbringt, die über diesen Rahmen hinaus Bedeutung erlangen; über die österreichische Literatur, über Bücher aus Deutschland und der Schweiz und endlich über ausgewählte literarische Kostbarkeiten aus aller Welt. Er ist also für fast alles zuständig, nur nicht für Bücher, die ohnedies in aller Munde sind. Um Bestseller macht er einen Bogen, und wenn dem um originelle Urteile nie verlegenen Kritiker eine intellektuelle Schwäche vorzuhalten wäre, dann die, dass er einen Hang zur ausgleichenden Ungerechtigkeit besitzt und manchen Autoren, die wenig Beachtung finden, womöglich übertriebenes Lob spendet.
Denn als Faustregel gilt: Je weniger Erfolg einer hat, desto größer ist die Aussicht, dass er von Schönauer gewürdigt werde. Sein Lektüretagebuch ist tatsächlich eine Enzyklopädie der unbekannt gebliebenen, nie zu literarischem Ruhm gekommenen Autoren sowie jener tragischen Gestalten, die hoffnungsvoll mit einem im Feuilleton gepriesenen Buch angetreten und nach dem zweiten oder dritten wieder verstummt oder in den unbeachteten Nischen von Kleinstverlagen verschwunden sind.
Dafür hat Schönauer, wenigstens in den ersten Jahren, manchen vermeintlichen Großschriftsteller sarkastisch aufs kleine Maß gestutzt. Nicht leicht mit ihm hatten es die beiden bekanntesten Tiroler Autoren ihrer Generation, Felix Mitterer und Josef Zoderer. Mitterer, der eine Zeitlang der produktivste österreichische Dramatiker war und auch im Fernsehen mit Serien wie der „Piefke-Saga“ reüssierte, charakterisierte er als Erfinder des „chronischen Theaters“, das jedes Thema, das gerade aktuell ist, so abhandelt, dass man sich nach dem Unzeitgemäßen zu sehnen beginnt. In Mitterers „Stücken geht es um die Schwächen der Menschen, aber sinnstiftend behält dann doch der Schwachsinn die Oberhand“. Josef Winkler rühmt er hinterfotzig als „Haubenkoch des Todes“, und vom Roman eines Wiener Jungstars heißt es, künftige Generationen würden dieses Buch schon „deshalb lieben, weil sie in ein paar Lesestunden erfahren können, was in unserer Gegenwart alles in ein paar Stunden konsumiert wird, damit die Zeit halbwegs tot ist“. Wie es sich für publizierte „Tagebücher“ gehört, nimmt Schönauer an seinen eigenen Texten keine nachträglichen Korrekturen vor, sodass sich auch ein paar veritable Irrtümer der Verwerfung in der Gesamtausgabe dieses oft knapp, stets pointiert schreibenden und urteilenden Kritikers finden.
Wiewohl er über das Talent zur schneidenden Polemik verfügt, lässt sich Schönauer nicht dazu verführen, ihm allzu oft freien Auslauf zu gewähren. Am Loben hängt er mehr als am Verreißen, entlegene Fundstücke aufzuspüren, ist ihm lieber, als saisonal bejubelte Konfektionsware niederzumachen. Wo immer man seine Kritiken aufschlägt, steht einem sinnfällig vor Augen, wie wenige Bücher aus der Jahresproduktion des Gewerbes es in die Buchhandlungen oder gar ins Feuilleton der großen Zeitungen schaffen. An manchen Autor, dessen Bücher er mit verständnisvollen Kritiken begleitet, glaubt man sich zu erinnern, wie an jemanden, der einem abhandengekommen ist, ohne dass man es merkte. Ob es sich um die früh verstorbenen Österreicher Gerold Foidl und Herbert Maurer handelt oder um die aus der DDR stammenden, anfangs in großen Verlagen publizierenden Frank-Wolf Matthies und Wolfgang Hegewald – im „Tagebuch des Bibliothekars“ wird man an sie und ihre frühen, flüchtigen Erfolge erinnert.
Der Galerie der vergessenen Autoren wäre jene der untergegangenen Verlage zur Seite zu stellen, und tatsächlich finden sich in Schönauers Chronik viele Hinweise auf ruhmreich gescheiterte Verlage. Nebenbei errichtet er so einigen wahren Helden der Untüchtigkeit, die ihre Verlage auf nichts als Illusionen und Träume gründeten, ehrende Denkmäler. Als er in den Achtzigerjahren eine kleine Erbschaft machte, beschloss etwa der Lyriker, Übersetzer, Erzähler C. W. Aigner, sich ihrer auf die eleganteste Weise zu entledigen und einen Verlag zu gründen, in dem er vor allem Bücher von zwei Salzburger Freunden verlegte, Walter Kappacher und Gerhard Amanshauser, die damals mit ihren Hausverlagen kein Glück mehr hatten.
Da man für einen Verlag auch einen Vertrieb benötigt sowie Grundkenntnisse in Betriebsführung und Buchhaltung, war die Erbschaft bald aufgebraucht, sinnvoll wie selten eine: zeugen von ihr doch Bücher wie „Moloch horridus“, ein Band mit Notizen von Amanshauser, oder „Cerreto“, Walter Kappachers Aufzeichnungen aus der Toskana. Amanshauser, der ein Geheimtipp geblieben ist, und Kappacher, dem unerwartet ein verspäteter Ruhm beschieden war, zählen zu jenen Autoren, deren Bücher Schönauer nie aus den Augen verloren hat, selbst wenn sie phasenweise nur mehr in Kleinverlagen erschienen.
Die „Tagebücher eines Bibliothekars“ zeugen für einen Büchermenschen, dem Leben, Lesen und Schreiben untrennbar zusammengehören. Seine Lektüreberichte fügen sich zur Chronik des beständigen Lesens und der Erfahrungen, die sich dabei machen lassen. Diese gewähren ihm und uns oft überraschende Einsichten in die reale Welt, etwa wenn es über einen in Japan spielenden Romans heißt: „Während man mittlerweile in Europa auf dem Futon schläft, schlafen die Japaner jetzt im Bett.“
KARL-MARKUS GAUSS
Je weniger Erfolg einer hat, desto
größer die Chance, dass er
von Schönauer gewürdigt wird
Helmuth Schönauer: Tagebuch eines Bibliothekars. 1982-2014. Band I bis V, Sisyphus-Verlag, Klagenfurt 2015 /2016. Je ca. 900 Seiten, pro Band 49,90 Euro.
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