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Sind Gene unser Schicksal? Die sozialwissenschaftliche und philosophische Diskussion der Ergebnisse der Genomforschung ist eigentümlich verzerrt. Meist wird die Gefahr eines genetischen Determinismus beschworen, der Selbstbestimmung und Freiheit der Subjekte bedrohe. Diese Studie zeigt die Grenzen dieser Kritik. Sie machtdeutlich, dass die Arbeit von Selbsthilfegruppen im Bereich genetischer Krankheiten neue Formen personaler Identität und kollektiver Vergemeinschaftung schafft. Das genetische Wissen führt nicht zu einer "Biologisierung des Sozialen", sondern verändert die individuelle…mehr

Produktbeschreibung
Sind Gene unser Schicksal? Die sozialwissenschaftliche und philosophische Diskussion der Ergebnisse der Genomforschung ist eigentümlich verzerrt. Meist wird die Gefahr eines genetischen Determinismus beschworen, der Selbstbestimmung und Freiheit der Subjekte bedrohe. Diese Studie zeigt die Grenzen dieser Kritik. Sie machtdeutlich, dass die Arbeit von Selbsthilfegruppen im Bereich genetischer Krankheiten neue Formen personaler Identität und kollektiver Vergemeinschaftung schafft. Das genetische Wissen führt nicht zu einer "Biologisierung des Sozialen", sondern verändert die individuelle Erfahrung von Schwangerschaft, Familie und Partnerschaft ebenso grundlegend wie gesellschaftliche Institutionen. Der Band wird abgerundet durch ein Glossar und eine Liste nützlicher Internetadressen, die einen Einstieg in die Diskussion ermöglichen.
Autorenporträt
Thomas Lemke (Dr. phil.) ist Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Gesellschaftstheorie, politische Theorie, Organisationssoziologie, Biopolitik, Gen- und Reproduktionstechnologien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als "weithin gelungen" empfindet Carlo Caduff Thomas Lemkes "Veranlagung und Verantwortung". In der Studie setzt der Frankfurter Soziologe sich anhand der Erbkrankheit Chorea Huntington (Veitstanz) mit der Frage auseinander, ob bei gendiagnostischen Verfahren tatsächlich ein "Rutschbahneffekt" zu erwarten ist - das heißt also, ob, sind solche Verfahren erst einmal etabliert, ihre Anwendung sofort um sich greift, unbesorgt um moralische Einwände. Lemke konstatiert, dass von den potenziell Betroffenen des Morbus Huntington nur zehn Prozent die Möglichkeit eines Gentests in Anspruch genommen haben. Das ist das Ergebnis einer vom Deutschen Konsortium für molekulargenetische Diagnostik von 1993 bis 1997 durchgeführten Untersuchung. Statt dass gendiagnostische Durchleuchtung in Anspruch genommen wurde, hat sich, so Lemkes Erkenntnis, vielmehr ein reiches soziales Biotop aus Selbsthilfegruppen und Interesseverbänden um die Gefährdung herum entwickelt. Als weniger gelungen empfindet der Rezensent Lemkes ethisch-kritisches Schlusswort. In diesem falle der Autor, so Caduff, sogar hinter seinen eigenen Wissensstand zurück - als Verfasser einer Studie über das Spätwerk Foucaults ebenso wie als Urheber der vorliegenden Arbeit.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Genetische Diagnostik zwischen Selbstbestimmung und Schicksal. Das genetische Wissen führt nicht zu einer Biologisierung des Sozialen, sondern verändert die individuelle Erfahrung von Schwangerschaft, Familie und Partnerschaft ebenso grundlegend wie gesellschaftliche Institutionen." Dr.med. Mabuse, 7/8 (2004) "Die leicht lesbare, wenn auch nicht ganz voraussetzungsfreie Erläuterung des Forschungsstandes zur Huntington-Krankheit, die Rekapitulierung der Argumente und Positionen um Gentests und nicht zuletzt die Zusammenführung von Literatur zu diesem Thema machen die Untersuchung zu einer informationsreichen Einführung in die soziale und politische Problematik prädiktiver Gentests." Alexander von Schwerin, Gen-ethischer Informationsdienst GID, 164 (2004) "Zu den erhellenden Befunden der Studie - die durch Glossar und nützliche Webadressen zum Themengebiet im Anhang ergänzt wird - gehört es, dass ganz deutlich aufgezeigt werden kann, dass die Risikopersonen im Falle des genetischen Huntington-Tests nicht ohnmächtig einem wissenschaftlichen-technologischen Apparat ausgeliefert sind, der sie klassifiziert und nach Testergebnissen selegiert. Die analysierten Beispiele der von der Huntington-Krankheit Betroffenen zeigen, dass sie nicht nur Objekte medizinischer Fürsorge oder wissenschaftlicher Forschungsinteressen sind (deren anormales genetisches Material im Falle der Huntington-Krankheit paradoxerweise geschätzter Rohstoff der medizinischen und kommerziellen Forschung ist, diese Menschen also über 'genetisches Kapital' im Sinne von Bordieu verfügen), sondern sich selbst als Subjekte wahrnehmen, deren Existenz entscheidend von ihrer genetischen Ausstattung abhängt." Sven Sauter, EWR 5 (2006), www.klinkhardt.de, 11/12 (2006) Besprochen in: Sichere Arbeit, 5 (2005)…mehr