Dorothee Meyer-Kahrweg bietet mit ihren unterhaltsam-informativen Features einen bunten Überblick über Politik, Gesellschaft und Lebensgefühl der Dekaden des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche O-Töne und Archivaufnahmen mit erläuternden Zwischentexten lassen Geschichte lebendig werden.
In dieser Box ist die Jahrzehnte-Reihe von Dorothee Meyer-Kahrweg als Komplett-Edition in neuer Ausstattung enthalten:
1900-1920 Höhenflüge - Tiefer Fall
Die 20er Jahre Tanz auf dem Vulkan
Die 30er Jahre Aufbruch in den Untergang
Die 40er Jahre Vom "Dritten Reich" zum geteilten Land
Die 50er Jahre Zwischen Wirtschaftswunder und Wiederbewaffnung
Die 60er Jahre Plastik, Pop und Flowerpower
Die 70er Jahre Von Räucherstäbchen bis Rasterfahndung
Die 80er Jahre Zwischen Pershing und Perestroika
Die 90er Jahre Techno, Treuhand, Teletubbies
In dieser Box ist die Jahrzehnte-Reihe von Dorothee Meyer-Kahrweg als Komplett-Edition in neuer Ausstattung enthalten:
1900-1920 Höhenflüge - Tiefer Fall
Die 20er Jahre Tanz auf dem Vulkan
Die 30er Jahre Aufbruch in den Untergang
Die 40er Jahre Vom "Dritten Reich" zum geteilten Land
Die 50er Jahre Zwischen Wirtschaftswunder und Wiederbewaffnung
Die 60er Jahre Plastik, Pop und Flowerpower
Die 70er Jahre Von Räucherstäbchen bis Rasterfahndung
Die 80er Jahre Zwischen Pershing und Perestroika
Die 90er Jahre Techno, Treuhand, Teletubbies
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2005DAS HÖRBUCH
Und jetzt!
Klanghäppchen: Eine akustische Jahrhundertchronik
Nicht länger seien die Deutschen ein Volk von Dichtern, Träumern und Romantikern, sagt Joseph Goebbels zu Anfang des Krieges, und klingt dabei doch selbst gar sehr entrückt. Später, in der Sportpalastrede, wird er polternder, seine Stimme aber ist noch die gleiche, wenig eindringliche, ja fast schon schwächliche. Leicht kann man sich den Mann vorstellen, wie er nach getaner Arbeit erschöpft vom Podium hinkt.
Es sind die Worte, die haften bleiben. Und vielleicht fällt einem das Gesicht dieses Menschen ein, dieses an den steifen Körper geklatschte Lächeln. An seine Stimme aber, auch wenn man ihr schon im Geschichtsunterricht ausgesetzt wurde, wird man sich kaum erinnern, zu konturlos ist sie.
Doch wer vermag sich überhaupt an die Stimmen Verstorbener zu erinnern? Es sind vor allem Texte und Bilder die wir abspeichern. Unser akustisches Gedächtnis scheint der Musik vorbehalten zu sein.
Auf der CD-Box „Chronik des Jahrhunderts” kann man nun zahlreiche Tondokumente der letzten zehn Dekaden nachhören. Die den siebziger Jahren gewidmete Doppel-CD etwa enthält Ausschnitte aus Reden Willy Brandts, aus einer Revue Volker Kühns, Teile der Live-Berichterstattung zur Rettung von Apollo 13, allerlei Meldungen und O-Töne zum linken Terror, Ausschnitte aus einer Reportage von der Eröffnungsfeier der 10. Weltfestspiele der Jugend in der DDR, etwas Sesamstraße, etwas Wallraff, etwas Walter Scheel und so weiter und so fort. Es scheint viel passiert zu sein damals. An Material besteht wahrlich kein Mangel. Überschrieben ist das ganze mit „Von Räucherstäbchen bis Rasterfahndung”.
Den neunziger Jahren wurde ein ähnlich griffiger Titel verpasst: „Techno, Treuhand, Teletubbies”. Auch hier bekommt man eine ähnliche Vielzahl von Klanghäppchen präsentiert, wie die ganze Box von Dorothee Meyer-Kahrweg arrangiert und zusammenmoderiert. Eine Linie ist dabei nicht zu erkennen. Viagra und Bill Clinton, Manfred Stolpe und „Pathfinder”, da kommt zusammen, was nicht zusammen gehört. Die „Chronik” ist weniger ein Panorama des 20. Jahrhunderts als vielmehr ein Potpourri. Der schnelle Schnitt herrscht vor, alles wird nur kurz angespielt, dann gehts weiter zum nächsten mehr oder weniger weltbewegenden Ereignis.
1100 Minuten Tagesschau für die Ohren, ein ziemlich anstrengendes, dabei doch sehr oberflächliches Hörerlebnis. Auch wenn man heute kaum noch weiß, wie Thomas Mann oder Konrad Adenauer geklungen haben, hier fragt man sich, ob man es denn tatsächlich wissen möchte. Vielleicht sollte der akustische Gedächtnisspeicher doch Schubert undCharles Mingus, bestenfalls noch den drei „???” und Christian Brückner vorbehalten bleiben.
TOBIAS LEHMKUHL
DOROTHEE MEYER-KAHRWEG: Chronik des Jahrhunderts. Hörverlag, München 2004. 15 CD, 1100 Minuten, 69,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Und jetzt!
Klanghäppchen: Eine akustische Jahrhundertchronik
Nicht länger seien die Deutschen ein Volk von Dichtern, Träumern und Romantikern, sagt Joseph Goebbels zu Anfang des Krieges, und klingt dabei doch selbst gar sehr entrückt. Später, in der Sportpalastrede, wird er polternder, seine Stimme aber ist noch die gleiche, wenig eindringliche, ja fast schon schwächliche. Leicht kann man sich den Mann vorstellen, wie er nach getaner Arbeit erschöpft vom Podium hinkt.
Es sind die Worte, die haften bleiben. Und vielleicht fällt einem das Gesicht dieses Menschen ein, dieses an den steifen Körper geklatschte Lächeln. An seine Stimme aber, auch wenn man ihr schon im Geschichtsunterricht ausgesetzt wurde, wird man sich kaum erinnern, zu konturlos ist sie.
Doch wer vermag sich überhaupt an die Stimmen Verstorbener zu erinnern? Es sind vor allem Texte und Bilder die wir abspeichern. Unser akustisches Gedächtnis scheint der Musik vorbehalten zu sein.
Auf der CD-Box „Chronik des Jahrhunderts” kann man nun zahlreiche Tondokumente der letzten zehn Dekaden nachhören. Die den siebziger Jahren gewidmete Doppel-CD etwa enthält Ausschnitte aus Reden Willy Brandts, aus einer Revue Volker Kühns, Teile der Live-Berichterstattung zur Rettung von Apollo 13, allerlei Meldungen und O-Töne zum linken Terror, Ausschnitte aus einer Reportage von der Eröffnungsfeier der 10. Weltfestspiele der Jugend in der DDR, etwas Sesamstraße, etwas Wallraff, etwas Walter Scheel und so weiter und so fort. Es scheint viel passiert zu sein damals. An Material besteht wahrlich kein Mangel. Überschrieben ist das ganze mit „Von Räucherstäbchen bis Rasterfahndung”.
Den neunziger Jahren wurde ein ähnlich griffiger Titel verpasst: „Techno, Treuhand, Teletubbies”. Auch hier bekommt man eine ähnliche Vielzahl von Klanghäppchen präsentiert, wie die ganze Box von Dorothee Meyer-Kahrweg arrangiert und zusammenmoderiert. Eine Linie ist dabei nicht zu erkennen. Viagra und Bill Clinton, Manfred Stolpe und „Pathfinder”, da kommt zusammen, was nicht zusammen gehört. Die „Chronik” ist weniger ein Panorama des 20. Jahrhunderts als vielmehr ein Potpourri. Der schnelle Schnitt herrscht vor, alles wird nur kurz angespielt, dann gehts weiter zum nächsten mehr oder weniger weltbewegenden Ereignis.
1100 Minuten Tagesschau für die Ohren, ein ziemlich anstrengendes, dabei doch sehr oberflächliches Hörerlebnis. Auch wenn man heute kaum noch weiß, wie Thomas Mann oder Konrad Adenauer geklungen haben, hier fragt man sich, ob man es denn tatsächlich wissen möchte. Vielleicht sollte der akustische Gedächtnisspeicher doch Schubert undCharles Mingus, bestenfalls noch den drei „???” und Christian Brückner vorbehalten bleiben.
TOBIAS LEHMKUHL
DOROTHEE MEYER-KAHRWEG: Chronik des Jahrhunderts. Hörverlag, München 2004. 15 CD, 1100 Minuten, 69,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Christiane Zintzen zeigt sich von diesen fünfzehn CDs, die in einer Collage aus Fakten und originalen Tondokumenten das 20. Jahrhundert Revue passieren lassen, ziemlich beeindruckt und sie glaubt, dass darin "Gefühle aufgerührt" werden. Zwar könne man sich durchaus an dem sich abwechselnden, "stereotypen Gegenschnitt" von Katastrophen und Heiterem stören, mit der Meyer-Kahrweg die Meilensteine des Jahrhunderts einfängt, und die Originaltöne würden mitunter viel zu kurz eingespielt, merkt die Rezensentin kritisch an. Doch betont Zintzen, dass mit dieser Chronik "akustische Herzlande berührt" werden, weil die Zuhörer manches aus ihrem eigenen Erleben wiedererkennen werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Geschichte kann kaum spannender und unterhaltsamer sein." Brigitte