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Im Jahr 1859 erschien ein Buch, das unser Weltbild für immer verändern sollte - Darwins "The Origin of Species". Bis heute zeitigt Darwins Werk auf vielfältige Weise Wirkung - das ist das Thema von Chris Buskes. Nach einer Einführung in die Evolutionstheorie geht es ihm vor allem um die Frage, inwiefern sie in andere Wissenschaftszweige eindringt. Nicht nur in den Biowissenschaften, sondern gerade auch in den Sozialwissenschaften haben Evolutionstheorie und evolutionäres Denken Einzug gehalten. Neue Wissenschaftszweige wie Soziobiologie oder evolutionäre Psychologie suchen mit Darwin im Gepäck…mehr

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Produktbeschreibung
Im Jahr 1859 erschien ein Buch, das unser Weltbild für immer verändern sollte - Darwins "The Origin of Species".
Bis heute zeitigt Darwins Werk auf vielfältige Weise Wirkung - das ist das Thema von Chris Buskes. Nach einer Einführung in die Evolutionstheorie geht es ihm vor allem um die Frage, inwiefern sie in andere Wissenschaftszweige eindringt. Nicht nur in den Biowissenschaften, sondern gerade auch in den Sozialwissenschaften haben Evolutionstheorie und evolutionäres Denken Einzug gehalten.
Neue Wissenschaftszweige wie Soziobiologie oder evolutionäre Psychologie suchen mit Darwin im Gepäck die Entstehung von Sprache, Kultur, Kunst und Religion zu begreifen. Fragen wie die, ob erworbenes Wissen genetisch oder kulturell weitergegeben wird oder was es bedeutet, dass Menschen Moral kennen, stellen sich dabei ebenso wie die, ob Liebe eine pure Fortpflanzungsstrategie ist. Auch im Bereich der Philosophie hat Darwin Eingang in die Diskussion gefunden - etwa wenn es um die Frage nachdem freien Willen geht.
Chris Buskes zeigt in dieser einmaligen Zusammenschau Darwins Einfluss auf die unterschiedlichsten Wissensgebiete und skizziert auch die kontroversen Diskussionen um Darwins Erbe.
Autorenporträt
Chris Buskes, Prof. Dr., lehrt Wissenschaftsphilosophie an der Radboud-Universität in Nijmegen.

Christiane Kuby hat Kader Abdolah, Marie Kessels, Tomas Lieske, Erwin Mortier, Vincent Overeen u.a. ins Deutsche gebracht.

Christiane Kuby hat Kader Abdolah, Marie Kessels, Tomas Lieske, Erwin Mortier, Vincent Overeen u.a. ins Deutsche gebracht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2009

Beforschter Psycho-Pop

Charles Darwins epochales Werk beeinflusst nicht nur die Biologie, sondern auch mit wechselnder Intensität, aber immer kontrovers das Denken in der Ethik, Theologie, Sozial- oder Erkenntnistheorie. Der in Nijmegen lehrende Wissenschaftsphilosoph Chris Buskes tritt mit seinem in den Niederlanden preisgekrönten Buch mit dem Anspruch auf, den Leser mit den vielen Aspekten des evolutionären Denkens innerhalb der Biologie, vor allem aber in zahlreichen anderen nichtnaturwissenschaftlichen Disziplinen vertraut zu machen ("Evolutionär denken". Darwins Einfluss auf unser Weltbild. Aus dem Niederländischen von Christiane Kuby und Herbert Post. Primus Verlag, Darmstadt 2008. 360 S., 30 Abb., geb., 29,90 [Euro]). Die darwinistische Evolutionsbiologie soll die lang ersehnte, aber nie erfüllte Einheit der bisher isolierten Einzelwissenschaften herbeiführen können.

Chris Buskes kann diesen ehrgeizigen und hochfliegenden Anspruch nur sehr unvollständig einlösen. Sein Buch leidet letzten Endes unter dem gleichen Mangel wie etliche andere leicht zugängliche Einführungen in die darwinistische Evolutionsbiologie: der naturwissenschaftliche Teil über Artbildung oder die Paläoanthropologie ist aktuell und grundsolide, der Teil, der sich anderen Disziplinen widmet, hinterlässt jedoch den Eindruck, als sei die Evolutionsbiologie seit mehr als dreißig Jahren konzeptuell kaum weitergekommen.

Die von Richard Dawkins, Edward O. Wilson oder Steven J. Gould entwickelten Konzepte dominieren die Darstellung. Aufregende neuere Entwicklungen wie die evolutionäre Entwicklungsbiologie oder die hierarchische Selektionstheorie, die die Beschäftigung mit der Evolutionsbiologie wieder ungemein reizvoll gemacht und alte Fronten aufgebrochen haben, werden vom Autor hingegen nicht erwähnt. Dafür behandelt Buskes eine wissenschaftliche Peinlichkeit wie die Evolutionspsychologie, als sei sie "cutting edge", während kulturelle Evolution auf Memetik verkürzt wird.

Naturwissenschaftlich versierte Philosophen wie Buskes sollten eigentlich in der Lage sein zu erkennen, dass die oft von großspurigen Ansprüchen begleitete Anwendung der Evolutionsbiologie auf den Menschen häufig schlechte Wissenschaft produziert. Kritikern der Humansoziobiologie oder der Evolutionspsychologie wird gerne vorgeworfen, sie verschlössen die Augen vor der von diesen beiden Disziplinen offenbarten "Wahrheit" über die Natur des Menschen.

Weit gefehlt: Vor allem die Evolutionspsychologie steht mit ihren Prämissen und ihrer Methodik auf derartig wackligen Füßen, dass zahlreiche Biologen sie als nur publikumswirksame Pop-Wissenschaft schmähen oder wenigstens meiden. Wer sich jahrelang abmüht, methodisch sorgfältig und gewissenhaft die Ökologie und Genetik des Paarungssystems des Trauerschnäppers oder die Umweltplastizität der Ackerschmalwand zu verstehen, schüttelt zu Recht den Kopf über die windschiefen Deutungen der hemdsärmelig die Szene betretenden Evolutionspsychologen.

Das Genre der Einführungen in die darwinistische Evolutionsbiologie zeigt sich bedauerlicherweise immer wieder höchstanfällig für die bisweilen ärgerlichen Vergröberungen, wie sie der Evolutionspsychologie unterlaufen. Die tatsächlich provokativen Fragen, wie sich etwa die hierarchische Organisation des Lebens mit den reduktionistischen Strategien vieler Forschungsprogramme verträgt oder wie der Gegensatz zwischen Natur und Kultur in der Forschungspraxis aufgehoben werden kann, anstatt nur rhetorisch eine Vereinbarkeit zu behaupten, werden nur selten gestellt. Welcher exklusive Erklärungsspielraum der Biologie und anderen Wissenschaften zugestanden wird, hängt entscheidend von der Beantwortung solcher Fragen ab.

Der Darwinismus ist nicht identisch mit der Evolutionsbiologie, wie sie im Feld oder im Labor praktiziert wird, sondern ein vielschichtiges Amalgam aus wissenschaftlichen und weltanschaulichen Elementen. Daher müssen die Biologen selbst, genauso wie Historiker, Philosophen und andere Humanwissenschaftler, die Entwicklung darwinistischer Programmatik kritisch begleiten. Buske erfüllt diese Erwartung nicht. Er fordert, dass evolutionsbiologischen Perspektiven außerhalb der Biologie - in der Ethik, Sprachwissenschaft oder Erkenntnistheorie - mehr Platz eingeräumt werden sollte.

Mit dieser Forderung rennt er zum einen offene Türen ein, zum anderen gelingt es ihm nicht, deutlich zu machen, was diese Biologisierungsversuche anderer Disziplinen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, schon an Erkenntnisgewinn gebracht haben. Die Ambition so mancher Biologen, die Kultur- und Humanwissenschaften überflüssig zu machen oder wenigstens ergänzen zu können, harrt immer noch einer zufriedenstellenden Rechtfertigung.

THOMAS WEBER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Lobpreisung, die dieses Buch in den Niederlanden erfahren hat, ist für Thomas Weber nicht nachvollziehbar. Dem eigenen Anspruch, den Leser mit den Aspekten des evolutionären Denkens innerhalb der Biologie und in den nichtnaturwissenschaftlichen Disziplinen bekannt zu machen, kann Chris Buskes nur teilweise genügen, erklärt Weber. Der Mangel, den Weber erkennt, scheint symptomatisch. Abgesehen von dem "grundsoliden" naturwissenschaftlichen Teil sieht sich der Rezensent einmal mehr mit einer Sicht konfrontiert, die zwar so fragwürdige Wissenschaftszweige wie die Evolutionspsychologie zu honorieren sucht, dafür aber so "aufregende neuere Entwicklungen" wie die hierarchische Selektionstheorie links liegen lässt. Einem naturwissenschaftlich versierten Philosophen wie Buskes, schimpft Weber, dürfte das eigentlich nicht passieren.

© Perlentaucher Medien GmbH