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"Wunderbar komisch und tief bewegend, keine Zusammenfassung kann der Kunst diese Romans gerecht werden. David Lodge hat sich mit diesem herausragenden Roman selbst übertroffen." Publishers' Weekly
"Auf Augenhöhe mit Philip Roth und J.M. Coetzee." Evening Standard
"Dieses Buch ist wie Schallwellen: ein ständiges Auf und Ab (nicht qualitativ!), aber weil diese Wellen rundum harmonisch und angenehm sind, möchte man sich nicht satthören. Dieses Buch ist wie ein milder Single Malt: fruchtig und samtig - und dann, wenn man ihn auf der Zunge zergehen und die Kehle hinunterrinnen lässt, von…mehr

Produktbeschreibung
"Wunderbar komisch und tief bewegend, keine Zusammenfassung kann der Kunst diese Romans gerecht werden. David Lodge hat sich mit diesem herausragenden Roman selbst übertroffen." Publishers' Weekly

"Auf Augenhöhe mit Philip Roth und J.M. Coetzee." Evening Standard

"Dieses Buch ist wie Schallwellen: ein ständiges Auf und Ab (nicht qualitativ!), aber weil diese Wellen rundum harmonisch und angenehm sind, möchte man sich nicht satthören. Dieses Buch ist wie ein milder Single Malt: fruchtig und samtig - und dann, wenn man ihn auf der Zunge zergehen und die Kehle hinunterrinnen lässt, von großer Tiefe und Intensität. ... Lodge gelingt es faszinierend, in federleichtem Ton, mit großer Menschlichkeit und liebevoller Anteilnahme Menschen und Situationen zu zeichnen, die alles andere als komisch sind." tz
Als Desmond Bates noch hören konnte, hatte er sich oft nach Stille gesehnt. Jetzt, da er taub wird, ist die Stille ohrenbetäubend. Wer nichts hört, wird überhört. Es ist, als würde ihn das Leben links liegenlassen und auch noch lachen. David Lodge hat einen komischen und bewegenden Roman über die wichtigsten menschlichen Eigenschaften geschrieben. Das Sprechen und das Zuhören.
Der Literaturprofessor Desmond Bates hat sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen lassen, aber genießen kann er den nicht. Er vermisst die Universitätsroutine und seine Studenten, er hat jede Neugierde verloren.
Seine jüngere Frau Winifred macht hingegen eine späte Karriere und blüht geradezu auf, was dazu führt, dass Desmond mehr und mehr auf die Rolle eines Anhängsels reduziert wird. Winifreds jugendlicher Enthusiasmus macht Desmond den zwischen ihnen stehenden Altersunterschied nur noch schmerzlicher bewusst. Sorgen macht er sich außerdem um seinen greisen Vater, einen ehemaligen Tanzmusiker, der eigentlich längst nicht mehr in der Lage ist, allein zu wohnen, sich aber beharrlich weigert, sein Haus zu verlassen und in ein Heim zu ziehen. Doch es ist vor allem anderen der schleichende Verlust seines Gehörs, der Desmond das Leben vergällt und ihn immer wieder in peinliche Situationen und eheliche Konflikte treibt. Auf Gesellschaften und in größeren Gruppen ist er außerstande, sich zu unterhalten.
Durch eine dieser peinlichen Situationen lernt er unfreiwillig eine Studentin kennen, die ihn mit ihrer gefährlichen Unberechenbarkeit vollends aus der Bahn zu werfen droht.
WIE BITTE? ist eine große menschliche Komödie, die bewegende und brillant erzählte Geschichte eines Mannes, der dem Tod einen Schritt entgegenkommt.
Autorenporträt
David Lodge, geb. 1935 in London, war lange Jahre Professor für Moderne Englische Literatur an der Universität Birmingham und unterrichtete als Gastprofessor auch ein Jahr (1969) an der renommierten amerikanischen University of California in Berkeley. Er hat mit großem Erfolg eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Heute lebt er als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Birmingham.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.04.2009

Im Tal der Cornflakes-Dinosaurier
„Wie bitte?”: David Lodge, selbst schwerhörig, hat einen leichten, lebensklugen Roman über die Plagen des Alters geschrieben
Die Gesellschaft altert – wie könnte da eine demographieadäquate Literatur aussehen, in der sich Millionen mit ihren Problemen wiedererkennen? Vielleicht etwa so: Ein frühpensionierter Mann leidet unter Schwerhörigkeit, nähert sich langsam der Taubheit und droht immer mürrischer zu werden. Seiner schwerkranken ersten Frau hat er einst mit Sterbehilfe, vom Arzt stillschweigend geduldet, den Tod erleichtert. Der schönheitsoperierten Figur seiner zweiten Frau kann er nicht mehr die gewünschte Manneskraft entgegenbringen, während eine vollbusige Studentin, die ihn mutwillig zu leider unerfüllten sexuellen Phantasien anregt, eine sprachwissenschaftliche Studie über Selbstmordbriefe schreiben will. Und sein greiser, unwürdig behauster Vater wird dement, um schließlich in einem verlotterten Gesundheitssystem kläglich zu sterben.
Das klingt ja nicht so lustig. Doch es ist genau dieses Szenario, aus dem der englische Schriftsteller David Lodge in seinem neuen Roman eine leichte, freundliche und auf gemütliche Weise amüsante Geschichte fabriziert hat. Das ist erst recht bemerkenswert, wenn man weiß, dass der 74-jährige Autor schon seit längerem selbst unter fortschreitender Taubheit leidet. Auch der Status der Hauptfigur, eines emeritierten Linguistikprofessors einer nordenglischen Universität namens Desmond Bates, gleicht dem des Verfassers, der bis 1987 Literaturwissenschaft in Birmingham lehrte.
Der deutsche Titel des Romans – ein glücklicher Ersatz für das unübersetzbare Wortspiel „Deaf Sentence” des Originals – heißt „Wie bitte?”. Diese Frage hat eine große Zukunft, wie sich beispielsweise zeigt, wenn die Fernsehmoderatorin Sandra Maischberger, wie gerade geschehen, einen Pulk von Hundertjährigen in ihre Sendung einlädt.
Und in der Tat ist die Schwerhörigkeit ein Hauptthema dieses Buches, das aber deswegen keineswegs zu einem Heiligenstädter Testament geraten ist – auch wenn der gebildete Autor den verzweifelten Beethoven und andere berühmte Taube der Vergangenheit zu erwähnen nicht versäumt hat. Vielmehr werden in einem lockeren Parlando die kommunikativen Hindernisse des Hörbehinderten auf ihre teils quälenden, teils komischen und gnädigen Effekte hin untersucht. Eine Selbstbeobachtung, die einem Linguisten naturgemäß leichter fällt.
Leichter jedenfalls als manches andere in seinem Leben – ist dieser Desmond Bates doch, wie er selbst zugibt, in einem eher erschlafften Zustand, zumal im Vergleich zu seiner etwas anstrengenden Frau, die als Inhaberin eines exklusiven Inneneinrichtungsgeschäfts gerade aufblüht und auch noch fromme Katholikin ist. Als die attraktive, aber durchgeknallte amerikanische Doktorandin mit den Selbstmordbriefen auftaucht, sieht Desmond sich vitalisiert, auch intellektuell, aber dafür in weitere zwischenmenschliche Schwierigkeiten hineingezogen.
Aber beobachten, das kann er gut. Die elektronischen Hörgeräte etwa werden immer besser, doch manchmal ist es auch wohltuend, auf sie zu verzichten: „Die Hörhilfen im Zug herauszunehmen ist wie ein wundersames Upgrade von der zweiten in die erste Klasse.” Die verstärkende Wirkung der Apparate kann auch zum Problem werden: handhabbar noch beim Frühstück, wenn man sie trotz Anwesenheit der genervten, aber um Verständnis bemühten Ehefrau auf stumm stellt, „weil sich mit ihnen die Kaugeräusche von Cornflakes und Toast anhören, als zermalmten Dinosaurier im Dolby-Surround dicke Knochen”.
Fatal indes wird es bei gesellschaftlichen Anlässen, auf Vernissagen oder in halligen marmorverkleideten Restaurants. Das Massengemurmel macht den gerade in England geforderten Smalltalk für den Schwerhörigen zur Pein. Da kommt er sich „manchmal vor wie der Prinzgemahl in Begleitung der Monarchin, ein, zwei, Schritte hinter ihr gehend, die Hände auf den Rücken gelegt, ein vages Lächeln auf den Lippen”. Höchst treffend beschreibt Lodge hier die Gesprächsstrategien, die man sich zurechtlegt: monologisieren, verständnisvoll nicken und zurückmurmeln, sich ein neues Weinglas holen. Und irgendwann schließt man diesen zu viel trinkenden Miesepeter Desmond, der sich durchaus liebevoll um seinen hinfälligen, im ärmeren Südlondon wohnenden Vater kümmert, doch ins Herz. Seinen lebensweltlichen Common-Sense-Konservativismus gegenüber zu viel neumodischem Schnickschnack, ein sehr englisches Gefühl, hat David Lodge auf diese beiden Figuren verteilt: den Tagebuch-Erzähler Desmond, der manchmal recht wirkungsvoll in die dritte Person wechselt, und den kauzigen Vater, einen ehemaligen kleinen Unterhaltungsmusiker, der den Niedergang nicht nur der Live-Tanzmusik beklagt und am Ende mit seinem Geist insgesamt aus der Zeit herausfällt. Übrigens ist die Leistung der Übersetzerin hervorzuheben: Viele der Hör-Missverständnisse des Originals waren nicht wörtlich übersetzbar.
Mit „Wie bitte?” kehrt David Lodge, von dem zuletzt das Henry-James-Buch „Autor, Autor” erschienen war (deutsch 2006), zu seinem Erfolgsgenre, dem Campus-Roman, zurück – und doch auch wieder nicht. Die Sorgen des alternden Akademikers dieses Romans sind viel existenzieller, und die Universität in ihrer heutigen Form will er sich, trotz einiger Verbundenheit, eher vom Leibe halten. Und zwar, um etwas zu haben, was unseren „neuen Alten” zu erlangen immer schwerer zu gelingen scheint: seine Ruhe. Diese darf nicht mit Wellness verwechselt werden, wie Desmond Bates einmal leidvoll erfahren muss: „Für den Nachmittag war Entspannung in der Tropischen Wasserwelt vorgesehen. Desmond hatte noch nie einen weniger entspannenden Ort als die Tropische Wasserwelt erlebt.” JOHAN SCHLOEMANN
DAVID LODGE: Wie bitte? Roman. Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Karl Blessing Verlag, München 2008. 367 Seiten, 19,95 Euro.
Bei Partys wird es schwierig für den Schwerhörigen: zuviel Gemurmel. Abb.: Hauptmann und Kompanie/Blessing Verlag
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2009

Sag's noch einmal, Darling
David Lodges Roman fällt nicht auf taube Ohren

Von Felicitas von Lovenberg

Es gab schon immer viele gute Gründe, David Lodge zu lesen. Sie hießen etwa "Adamstag" (1965), "Ortswechsel" (1975), "Kleine Welt" (1984) und "Saubere Arbeit" (1988). Oder, anders ausgedrückt: blendende Laune. Die bekommt man nämlich zuverlässig bei der Lektüre Lodges. Seine unbekümmerten Schilderungen des normalen Lebens normaler Leute, als da wären: katholische Doktoranden und Familienväter, Akademiker im Stechen um Symposien und Stipendien, überhaupt Universitätsgewächse mit diversen Blockaden, waren stets pointiert, von hoher Komik und bei allem vom Leser aktiv mitzudenkenden Tiefgang angenehm frei von psychologischem Diagnosewahn oder gar Zwang zur Katharsis. Krisen und Konkurrenz, sexuelle, akademische, soziale und zunehmend auch altersbedingte, sind die Spezialität dieses Londoner Schriftstellers des Jahrgangs 1935, der sein bewährtes Mischungsverhältnis von Themen und Stimmungen in den vergangenen Jahren erweitert hat, zuletzt in dem ehrgeizigen Henry-James-Roman "Autor, Autor" (2006), dessen Hauptproblem, à propos Konkurrenz, darin bestand, dass der Ire Colm Tóibín just zur selben Zeit den alles überragenden James-Roman "Porträt des Meisters in mittleren Jahren" vorlegte.

Jetzt gibt es einen neuen guten Grund, Lodge zu lesen: "Wie bitte?" ist ein Roman über die Widrigkeiten aller Kommunikation - Autor und Leser ausgenommen. Desmond Bates ist Linguistikprofessor im vorzeitigen Ruhestand - eine Phase unverhoffter Ereignislosigkeit im Leben, die er durchaus genießbar findet oder jedenfalls fände, wären da nicht verschiedene, nicht leicht wegzuschaffende Probleme. Sein größtes - und der Hauptgrund für seinen Rückzug ins Private - ist seine zunehmende Schwerhörigkeit, ein Handicap nicht nur im Hörsaal, sondern auch zu Hause. Winifred, seine zweite Frau, ist um einiges jünger als er, was Desmond zwar keineswegs unangenehm ist, aber leider mit sich bringt, dass sie sich glänzend selbst beschäftigen kann, vor allem in ihrem neu eröffneten Einrichtungsgeschäft. Die Rettung vor der Abstufung zum heimischen Wohnaccessoire ereilt Desmond in der dubiosen, doch unbestreitbar attraktiven Gestalt von Alex, einer Studentin, die an einer Dissertation über die stilistische Analyse der Abschiedsbriefe von Selbstmördern sitzt und sich ihn zum Doktorvater erkoren hat. Und als wäre die Betreuung von Alex, die ihm nicht nur schlüpfrige E-Mails, sondern auch schon mal einen Schlüpfer schickt, nicht schon anstrengend und verwirrend genug, ist Desmonds greiser Vater immer weniger in der Lage, allein in seinem Häuschen zu leben, weist jedoch jeglichen Veränderungsvorschlag rabiat von sich.

Die Komik, die sich aus all diesen Situationen gewinnen lässt, maskiert nicht die Tragik, die ihnen ebenso innewohnt, und Lodge wahrt die prekäre Balance ohne Ausrutscher. Letztlich versteht hier keiner den anderen, gleich, ob Desmonds Hörgerät nun an- oder ausgeschaltet ist. Die vielen phonetischen Missverständnisse sind nur ein Problem der auseinanderdriftenden ehelichen Gespräche; Desmonds Vater ist auf jedem Ohr taub, in das der Sohn von einem Umzug spricht; und gegen die manipulative Alex ist sowieso kein Spruch gewachsen, den Desmond je hätte aufpicken können. Die vier Lebensalter - Alex, Winifred, Desmond und sein Vater - stehen einander in ihren Bedürfnissen immer wieder verständnislos gegenüber. Es ist ein Teufelskreis, in dem sich die verschiedenen Bedeutungen des Wortes "taub" - im Original heißt der Roman "Deaf Sentence" - nahtlos aneinanderreihen: Erst hört man nicht, was der andere sagt, dann fühlt man es nicht, schließlich stirbt die Empfindungsbereitschaft allmählich ab - und dann hört man erst recht nicht mehr.

Aber bei einem so erfahrenen und klugen Schriftsteller wie Lodge führt die Spirale zwar durchaus zum Tod, aber nicht notwendig in die Katastrophe. Geschickt wechselt er zwischen Desmonds - herrlich selbstironischer - Innensicht auf das Geschehen und der unbeteiligten Schilderung eines auktorialen Erzählers. So wie Martin Suter in "Small World" mit Fingerspitzengefühl, aber ohne Berührungsangst die Symptome der Alzheimer-Krankheit verständlich, ja nachvollziehbar machte, zeigt David Lodge hier mit großer Selbstverständlichkeit, wie sehr Schwerhörigkeit ihre Opfer vom normalen Leben ausnimmt, zumal ihr Leiden für die Außenwelt unsichtbar ist und sich ständig neu in Erinnerung rufen muss. Die ständigen kleinen Erniedrigungen, die das mit sich bringt, etwa wenn Gespräche nach mehrmaligem "Was sagtest du?" entnervt abgebrochen werden, oder Missverständnisse entstehen, weil der Taube nicht dauernd zugeben möchte, etwas nicht verstanden zu haben, ergeben eine Sensibilisierung ohne falsche Scham und frei von Larmoyanz.

David Lodge: "Wie bitte?". Roman. Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Blessing Verlag, München 2009. 367 S., geb., 19,95[Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der neue Roman des britischen Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers David Lodge, den die Rezensentin Angela Schader in die Reihe der campus novels stellt, solle schon allein "im Interesse der sozialen Erziehung Pflichtlektüre" sein, handelt er doch von einer kontinuierlich zunehmenden Hörschwäche, die den Protagonisten, einen vorzeitig emeritierten Linguistikprofessor, befällt.  Lodge selbst ist durch eine Hörbehinderung beeinträchtigt, informiert uns die Rezensentin, und eben dies sei der wunde Punkt des Romans, nämlich "einen zunehmenden Sog zu entwickeln, der die literarische Form am Ende zerreißt". Trotz eines Übermaßes an heterogenen Handlungssträngen (darunter eine "schon beinahe störende" Passage über einen Besuch in Auschwitz), haben es der Rezensentin die Auftritte des greisen Vaters des Protagonisten sehr angetan: Die Darstellung des etwas verwahrlosten und alterseinsamen Mannes verhelfe dem Roman zu einigen seiner "glänzendsten und ergreifendsten Passagen". Umso mehr bedauert Schader, dass dem Autor der Spagat zwischen Fiktion und realer persönlicher Erfahrung in seinem Buch zum Verhängnis wurde.

© Perlentaucher Medien GmbH