Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 7,00 €
  • Gebundenes Buch

`Pussis sind Bullshit´, so der Porno-König und Gonzo-Erfinder John Stagliano. Wer nur die übliche Sex-Nummer bietet, kommt bei ihm nicht mehr vor die Kamera. Immer roher, animalischer, analer wird die Pornfilm-Welt, und obwohl keiner zugeben mag, dass er dieses `Zeug´ ansieht oder gar kauft, boomt die Branche. Für Pornos wird in den USA und wahrscheinlich in der ganzen Welt mehr ausgegeben als für Theater, Oper oder Konzerte. Wie es sich in Pornoland so lebt, stellt man sich dabei lieber nicht vor. Der Fotograf Stefano De Luigi hat hinter die Kulissen der Lustfabrik geblickt und eine Welt ohne…mehr

Produktbeschreibung
`Pussis sind Bullshit´, so der Porno-König und Gonzo-Erfinder John Stagliano. Wer nur die übliche Sex-Nummer bietet, kommt bei ihm nicht mehr vor die Kamera. Immer roher, animalischer, analer wird die Pornfilm-Welt, und obwohl keiner zugeben mag, dass er dieses `Zeug´ ansieht oder gar kauft, boomt die Branche. Für Pornos wird in den USA und wahrscheinlich in der ganzen Welt mehr ausgegeben als für Theater, Oper oder Konzerte. Wie es sich in Pornoland so lebt, stellt man sich dabei lieber nicht vor.
Der Fotograf Stefano De Luigi hat hinter die Kulissen der Lustfabrik geblickt und eine Welt ohne Lust und Liebe, aber voller Paradoxien entdeckt: Eine Pornoqueen, die - noch nackt - hinter den Kulissen ihrem Kind das Fläschchen gibt; Akteure mit dem Drehbuch für die nächste Szene, verloren wirkende Frauen am Set; Männer, die mit Viagra zu "sex machines" werden. Frisches, nacktes Fleisch gibt es in Pornoland oft zu sehen, aber Erotik und Humor dringen in diese Welt nicht ein.
Ironisch unterlaufen De Luigis Fotografien aus Tokio, Los Angeles, Budapest, Dortmund und anderen Drehorten die Erwartungen von einem Sexparadies. Was steckt in Wahrheit dahinter? Geschlechtskrankheiten, HIV, Unlust, Kälte und Emotionslosigkeit. Wie Pornostars in dieser harten Branche überleben, legt Martin Amis` Reportage offen. Brilliant spielt er mit der Sprache des Milieus und zeichnet so ein authentisches Bild der Pornoindustrie und ihrer Akteure.
Autorenporträt
Martin Amis, geboren 1949 in Swansea, ist einer der bedeutendsten englischen Gegenwartsautoren. Er ist der Verfasser von zahlreichen Romanen, Sachbüchern und Kurzgeschichtensammlungen. Martin Amis lebt in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.06.2004

Die Stärke und der Schmerz
Es sind die Leerstellen, um die es hier geht: das, was man nicht sieht, aber weiß – die ganze „tobende athletische Angespanntheit” (Martin Amis) des gladiatorenmäßigen Treibens oben in den Hollywood Hills oder in Budapest, Tokyo, Prag und Dortmund, wo die Firmen eines Industriezweigs zu Hause sind, für dessen Produkte zum Beispiel die Amerikaner im letzten Jahr acht Milliarden Dollar ausgegeben haben: die Pornobranche.
Auch in der Sexindustrie gibt es Touristen, bei denen man es sich zu einfach machen würde, würde man ihr Treiben als Voyeurismus oder Spannertum abtun. Es sind Besessene, Süchtige, die von der Illusion der Teilhabe leben, einer Teilhabe am maschinellen Glück, die niemals Wirklichkeit werden wird. Die Sexindustrie ist der mächtigste Bilderproduzent unserer Tage, und so ist es nur logisch, dass auch professionelle Fotografen wie Jeff Burton oder, wie in unserem Fall, Stefano de Luigi (unser Bild: „Dortmund, 2001”) in die Lustfabriken reisen, um den Alltag der modernen Gladiatoren einzufangen – wobei diese Fotografen sich vor allem als künstlerisch arbeitende Reporter verstehen, die die Pausen, blinden Flecke und eben Leerstellen dieser meistens schlecht bezahlten, auf alle Fälle aber „proletarischen Lebensform” (Amis) ins Bild setzen.
Es sind dies – in einer Rhetorik des halb verschämten, halb trotzdem angegeilten Blicks – Bilder von traurigen Hünen und erschöpften Mänaden, die wir dann zu sehen bekommen: Männer, die sich wie nur je ein sterbender Krieger der Antike aussehend im Bemühen verkrampfen, endlich einen hochzubekommen, oder Frauen, die zwischen Stärke, Lust und Schmerz ihren fragilen Status zwischen Verfügbarkeit und Souveränität ausagieren. Und die manchmal, wenn in diesem Kamasutra der Vorstadtwohnzimmerteppiche zwischen achtlos fortgeschmissenen Schuhen und Socken die Situation einfach zu absurd wird, das ganze, immer auf den einen Fluchtpunkt gerichtete Treiben auch mal weglachen können. Einfach so.
HOLGER LIEBS
STEFANO DE LUIGI: Pornoland. Im Hollywood der Lustfabriken. Mit einem Text von Martin Amis. Knesebeck Verlag, München 2004. 112 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Sexindustrie, der "mächtigste Bilderproduzent unserer Tage", sie wird in diesem Band selber fotografiert. Holger Liebs hat die Bilder von Stefano DeLuigi betrachtet, und natürlich waren da kein Glamour und kein Glanz zu sehen. Stattdessen "traurige Hünen und erschöpfte Mänaden", "Süchtige, die von der Illusion der Teilhabe leben, einer Teilhabe am maschinellen Glück, die niemals Wirklichkeit werden wird". Martin Amis hat einen Essay beigesteuert, in dem er von den Sexarbeitern als Proletariern spricht, die sich zwischen "Verfügbarkeit und Souveränität" zu behaupten suchen. Traurig, absurd, aber auch tröstlich.

© Perlentaucher Medien GmbH