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Hieronymus Boschs Figuren und Tiere sind viel mehr als nur die Kulisse dieses beeindruckenden, handlungsreichen Bilderbuches!Hieronymus, ein kleiner Junge, geht wie immer zum Spielen nach draußen. Aber heute kommt alles anders als sonst: Er stürzt in eine Schlucht - und damit in eine Welt voller fremder Wesen. Dabei kommt ihm nicht nur sein Ball abhanden, sondern auch Mütze und Rucksack. Ohne Furcht macht er sich auf die Suche nach seinen Sachen ...Hieronymus Bosch, dessen Todestag sich im August 2016 zum 500. Mal jährt, ist der große Inspirator dieses Buches, das Thé Tjong-Khing, die graue…mehr

Produktbeschreibung
Hieronymus Boschs Figuren und Tiere sind viel mehr als nur die Kulisse dieses beeindruckenden, handlungsreichen Bilderbuches!Hieronymus, ein kleiner Junge, geht wie immer zum Spielen nach draußen. Aber heute kommt alles anders als sonst: Er stürzt in eine Schlucht - und damit in eine Welt voller fremder Wesen. Dabei kommt ihm nicht nur sein Ball abhanden, sondern auch Mütze und Rucksack. Ohne Furcht macht er sich auf die Suche nach seinen Sachen ...Hieronymus Bosch, dessen Todestag sich im August 2016 zum 500. Mal jährt, ist der große Inspirator dieses Buches, das Thé Tjong-Khing, die graue Eminenz der niederländischen Kinderbuchillustration, vorlegt. Seine magische und bis heute nicht enträtselte Welt dient als textloser Schauplatz einer spannenden Geschichte und erschließt sich erst nach und nach beim Hin- und Herblättern. Wie schon in der »Torten-Trilogie« führt Beobachten und Kombinieren zu Gesprächen.
Autorenporträt
Thé Tjong-Khing, 1933 in Indonesien geboren, begann sein Kunststudium an der Zeichenakademie in Bandung und setzte es 1956 in Amsterdam fort. Mit seinen Tortenbüchern ist ihm in der Bilderbuchlandschaft etwas ganz Neues gelungen: Bildergeschichten ohne jeden Text mit vielen Strängen, die sich fast unmerklich zu einem großen Ganzen zusammenfügen, in dem alles und jedes miteinander verwoben ist. "Die Torte ist weg!" wurde 2007 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2016

Im verbotenen Tal des Hieronymus Bosch

Unter Landsleuten sind fünfhundert Jahre doch kein Abstand: Der niederländische Illustrator Thé Tjong-Khing erweist einem Alten Meister seine Reverenz.

Von Andreas Platthaus

Thé Tjong-Khing, niederländischer Bilderbuchveteran und -virtuose, hat sich vor zehn Jahren mit "Die Torte ist weg!" internationalen Ruhm erworben und diesen mit zwei Fortsetzungen noch gefestigt. Das Prinzip seiner "Torten"-Trilogie liegt darin, dass um eine einzelne Geschichte - jeweils das Verschwinden eines Kuchens - herum weitere Geschichten erzählt werden. Das erfolgt stumm, also ohne Worte, im Rahmen von Tjong-Khings opulent gestalteten Doppelseiten, die die Handlung immer weiter nach rechts verschieben, in Leserichtung den zeitlich parallel stattfindenden Begebenheiten folgend, deren Beteiligte wiederum in wechselseitige Interaktionen treten, bis man vor lauter Figurenwirbel kaum noch weiß, worauf man achten soll.

Das Vergnügen bei dieser Lektüre (besser gesagt: bei diesem Spektakel) liegt in der Herausforderung des kombinatorischen Spürsinns, den es braucht, um doch dem zentralen Geschehen auf die Spur zu kommen und gleichzeitig den je nach Betrachter individuell verschieden wichtig genommenen Randereignissen gerecht zu werden. Dabei kann es durchaus sein, dass Tjong-Khing auch einmal einen Erzählfaden abreißen lässt. Doch der ist dann nicht wichtig für den Hauptstrang; es herrscht bei allem Detailreichtum eine Ökonomie des Erzählens, die stets ganz im Dienste des Darstellungszwecks steht.

Darin trifft sich Thé Tjong-Khing mit Hieronymus Bosch, dem vor fünfhundert Jahren gestorbenen niederländischen Maler, dessen unbändige Phantasie auch "nur" im Dienste der religiösen Botschaften seiner Bilder stand. Der Faszination für dieses in der Kunstgeschichte singuläre Werk tut das keinen Abbruch, wie der Publikumserfolg der Jubiläumsausstellung in 's-Hertogenbosch (F.A.Z. vom 13. Februar) oder das durchaus politische Interesse eines Schriftstellers wie Cees Nooteboom, der Bosch gerade eine sehr persönliche Abhandlung gewidmet hat ("Reisen zu Hieronymus Bosch - Eine düstere Vorahnung"), beweisen. Tjong-Khing indes geht anders vor, er leiht sich bei Bosch Hintergründe und vor allem Figuren aus, um ein geheimnisvolles Tal am Fuß eines steilen Felsabhangs auszustaffieren, in den ein kleiner Junge seinem Fußball und seiner Schirmmütze hinterherstürzt. Wir dürfen ihn angesichts des Buchtitels wohl Hieronymus nennen.

Unten im Tal wird Hieronymus zum Getriebenen in einer Welt voller Ungeheuer und Seltsamkeiten, und diesmal ist nicht von Beginn an klar, was wohl der eigentliche Kern der Handlung sein wird. Die Suche nach dem markanten Ringelpullover des Jungen in den phantastischen Szenerien nimmt beim ersten Durchsehen so in Anspruch, dass man der subtil konstruierten Suche diesmal kaum gewahr wird. Natürlich hat man bald in einem reptilienartigen Formenwandler die Bedrohung identifiziert, doch was alles auf der Strecke durchs Buch geblieben ist, erschließt sich erst beim großen Finale, bei dem ganz wie in der "Torten"-Trilogie die vielfältigen Verwicklungen entknotet und einer denkbar freundlichen Lösung zugeführt werden.

Nun könnte man einwenden, dass dieses Prinzip den eschatologischen Sinn religiöser Tafelmalerei des Spätmittelalters doch arg verkürzt, aber wir sprechen hier von einem Kinderbuch, dass in kongenialem Geist die Motive Boschs für die Gegenwart nutzbar macht, indem es sie ohne moralischen Hintersinn grafisch weiterentwickelt - bis hin zu so zauberhaften Einzelheiten wie dem modernen roten Pünktchenkleid der Nemesis.

Und so kommt am Ende etwas heraus, das der deutsche Untertitel noch besser als das Original (wo von einem "vreemde verhaal" die Rede ist) ein Abenteuer nennt. Wir lesen (oder besser gesagt: sehen) eine Fortsetzung jener Questen, die im Mittelalter, das Bosch beschloss, in schönstem Schwange waren, eine Geschichte, wie er sie wohl auch erzählt bekommen haben wird, um daraus seinen Blick auf die Welt geprägt zu bekommen, der uns heute noch wohlig erschauern lässt vor Freude und Grauen.

Thé Tjong-Khing: "Hieronymus". Ein Abenteuer in der Welt des Hieronymus Bosch.

Moritz Verlag, Frankfurt 2016. 48 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die verstörend-fremdartigen Albtraumwelten des Malers Hieronymus Bosch haben Goffried Knapp nicht unberührt gelassen. Denn genau die erwecke der aus Indonesien stammende holländische Zeichner und Kinderbuchautor Thé Tjong-Khing zu neuem, schauderhaftem Leben. Dabei komme er ganz ohne Worte aus und schaffe es trotzdem, den jungen (und offenbar auch älteren) Leser in den Bann zu ziehen, sodass selbst Knapp beim Umblättern der Seiten "eine leichte Unruhe beschleicht". Zwichen gruselig-komischen Höllenmonstern, Engeln und menschenähnlicheren Figuren hat der Rezensent immer wieder neue Details entdeckt, wodurch das Eintauchen in Boschs wiedererweckten Bildkosmos für ihn zu einem "visuellen Ereignis" wurde.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.08.2016

Unter Schnabelmonstern
Ein Junge stürzt aus seiner Wirklichkeit und landet in der Albtraumwelt des Malers Hieronymus Bosch
Jeder Mensch, der die Abbildung eines Gemäldes von Hieronymus Bosch vor Augen hat, wird hineingezogen in eine fremdartige Bildwelt, in der höchst seltsame Tier-Mensch-Mischwesen die Absurdität des irdischen Daseins vorführen. Zum 500. Todestag des großen niederländischen Meisters in diesem Jahr sind nicht nur bedeutende Ausstellungen organisiert und stattliche Bildbände produziert worden. Auch der aus Indonesien stammende, vielfach ausgezeichnete holländische Zeichner und Kinderbuchautor Thé Tjong-Khing hat sich dem leichten Schauder, den die Bilderfindungen Boschs auszulösen vermögen, intensiv hingegeben. Er hat in einem „Bilderbuch ohne Worte“ den Vorgang des Hineingezogenwerdens in Boschs fantastisch-unheimlichen Kosmos zum visuellen Ereignis gemacht.
  Ein kleiner Junge stürzt kurz nach Verlassen des Elternhauses über eine Hangkante in einen tiefen Abgrund. Er landet in einer albtraumhaft verformten Welt, die von äußerst seltsamen, teils gruslig-komischen, teils aggressiv bösen Ungeheuern bewohnt ist. Man könnte auch sagen: Der Junge ist zwischen die Seiten eines Bosch-Bildbands geraten. Und da er beim Sturz seine Mütze, den Rucksack und den in einem Netz mitgeführten Fußball verloren hat – Dinge, die von den animalischen Bewohnern des Abgrunds gierig geschnappt werden –, macht er sich auf den Weg, um die Sachen wiederzugewinnen. Er scheint vor den krallenbewehrten, drachenartig geflügelten Gebiss- und Schnabelmonstern weniger Angst zu haben als der Betrachter des Buchs, der sich immer wieder dabei ertappt, dass ihn beim Umblättern der Seiten eine leichte Unruhe beschleicht.
  Auf den ersten Seiten prägen sich einige der aus Bosch-Bildern entlehnten Bestien dem Gedächtnis so tief ein, dass man an ihnen lernt, wie die ohne Worte sich entwickelnde Geschichte am besten zu lesen ist. Man begreift schon bald, dass neben dem unerschrockenen Jungen auch der von Vogelgeistern in die Luft entführte Fußball, die auf einem Schlangenmonster gelandete Mütze und der einem Sechzehnfüßler abgejagte Rucksack den Betrachter durch die abenteuerlich geformte Berg- und Schluchten-Landschaft führen. Und irgendwann fängt man an, zurückzublättern, weil man sich an eine zuvor gesehene Figur erinnert – und entdeckt plötzlich ein weiteres charakteristisches Detail, das im Geschehen mittransportiert wird.
  Boschs fantastische Geschöpfe entwickeln im Bilderbuch also ein ihrem Aussehen entsprechendes derb-wildes Leben. Auf den ersten Seiten stellen sich nur böse Höllenmonster dem aus der Wirklichkeit heruntergefallenen Jungen entgegen. Doch dann finden sich immer mehr menschenähnliche Figuren, die unter dem Terror der vielen Ungeheuer zu leiden scheinen. Der Junge gibt ihnen den Mut, sich zu wehren. Und als sie sich schließlich von ihren Peinigern befreit haben, mutiert die Landschaft, die eben noch heimtückisch aussah, plötzlich zum Paradies. Und der aus einer Paradiesdarstellung von Bosch heruntergeflogene Engel trägt den Jungen zurück auf die grüne Wiese vor seinem Elternhaus.
GOTTFRIED KNAPP
Thé Tjong-Khing: Hieronymus. Moritz Verlag 2016. 48 Seiten, 14,95 Euro.
Zwei Monster streiten sich um den Rucksack des Jungen.
Illustrationen aus Thé Tjong-Khing:
Hieronymus.
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