Marktplatzangebote
9 Angebote ab € 4,67 €
  • Broschiertes Buch

Literatur, Prosa aus Afrika präsentiert sich in Deutschland mittlerweile in einer bemerkenswerten Vielfalt an Themen und Genres. Ob Migration oder Emanzipation, Adoleszenz oder Exil, Diktaturen oder Apartheid, Widerstand oder Identität, ob Jugendroman oder Frauenroman, Krimi oder Persiflage, historischer Roman oder moderner Großstadtroman - die Bandbreite der auch ins Deutsche übersetzten afrikanischen Belletristik ist beachtlich. Gleichwohl bleiben die Autoren aus Afrika oftmals ohne Gesicht, sprechen sie zwar durch ihr Werk, selten aber direkt zu ihren Leserinnen und Lesern hierzulande. In…mehr

Produktbeschreibung
Literatur, Prosa aus Afrika präsentiert sich in Deutschland mittlerweile in einer bemerkenswerten Vielfalt an Themen und Genres. Ob Migration oder Emanzipation, Adoleszenz oder Exil, Diktaturen oder Apartheid, Widerstand oder Identität, ob Jugendroman oder Frauenroman, Krimi oder Persiflage, historischer Roman oder moderner Großstadtroman - die Bandbreite der auch ins Deutsche übersetzten afrikanischen Belletristik ist beachtlich. Gleichwohl bleiben die Autoren aus Afrika oftmals ohne Gesicht, sprechen sie zwar durch ihr Werk, selten aber direkt zu ihren Leserinnen und Lesern hierzulande.
In dieser Sammlung von Interviews kommen die Autorinnen und Autoren aus Schwarzafrika nun selbst zu Wort.
Autorenporträt
Manfred Loimeier, geb. 1960, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Tübingen, Wien, Basel, Berlin und Bayreuth. Er arbeitet als Redakteur in Mannheim und als Privatdozent für afrikanische Literaturen in Heidelberg und Mainz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2002

Wem der Krieg die Feder führt
Auf der Flucht: Manfred Loimeier spricht mit afrikanischen Autoren

Literatur aus Afrika, behauptet der Journalist und Afrika-Experte Manfred Loimeier, präsentiere sich in Deutschland mittlerweile in einer bemerkenswerten Vielfalt aus Themen und Genres. Der von ihm herausgegebene Interview-Band, in dem rund vierzig afrikanische Autoren zu Wort kommen, tritt den Beweis dafür an: Werke aller Befragten, darunter Calixthe Beyala, Nuruddin Farah, Moses Isegawa, Antje Kroog, Lindsay Collen und Don Mattera, wurden ins Deutsche übersetzt. Dennoch ist fraglich, inwiefern Kenntnisse über die afrikanische Literatur - oder Literaturen - im Bewußtsein deutscher Leser verankert sind. Um so willkommener also ein Buch wie dieses, in dem Autoren jeweils mit Foto und Kurzbiographie vorgestellt werden und selbst über ihre Arbeit sprechen. Selbst für Nicht- oder Nochnichtkenner der afrikanischen Literatur ist Loimeiers Sammlung mit ihren vielfältigen Leseanregungen ein hervorragender Einstieg in die Literatur eines fremden Kontinents.

Vor allem aber, und das macht den Band über die Einzelporträts hinaus lesenswert, gewähren die Interviews Einblick in die politischen, historischen und sozialen Umstände der jeweiligen Länder. Es zeigt sich, in wie hohem Maße die Literaturen Afrikas gesellschaftliche Prozesse spiegeln. Die Interviews thematisieren die anhaltenden Folgen des Kolonialismus, das Ende der Apartheid in Südafrika, den Völkermord in Ruanda, aber auch das Frauenbild und die Literatur von Frauen in Afrika. Das Leben vieler Autoren wurde von Kriegen geprägt, von Flucht, Exil, vom Leben in fremden Kulturen. Sehr unmittelbar teilen sich in den Porträts die oft schmerzhaften Erfahrungen mit; vielfach erscheinen sie nicht nur als singuläre Schreibanlässe, sondern als Auslöser für das Schreiben überhaupt.

Einige Themen erscheinen als rote Fäden, so daß sich aus der Disparatheit der Gespräche gleichsam dialogische Querverbindungen herstellen lassen. Eine der Lieblingsfragen des Herausgebers gilt der Sprache, in der die Texte afrikanischer Autoren entstehen: Bevorzugen sie die oft wenig verbreitete des eigenen Volks oder die ihnen ebenso geläufige der ehemaligen Kolonialmacht? In erstaunlich einhelligem Pragmatismus bekunden die meisten Interviewpartner eine sehr entspannte Haltung. So erklärt Beno Okri im Sinne vieler Kollegen: "Es kümmert mich wirklich nicht, in welcher Sprache jemand schreibt, meinetwegen in Hieroglyphen, solange es exzellent ist, solange es den menschlichen Geist belebt, solange es an Orte führt, an denen wir noch nicht waren, solange es uns Dinge sehen läßt, von denen wir dachten, daß wir sie kennen, die wir aber gar nicht kannten."

Die afrikanische Literatur sieht sich mit anderen, dringlicheren Problemen konfrontiert. Insgesamt ist die Situation auf dem afrikanischen Buchmarkt schwierig. Viele Autoren erinnern daran, daß in ihren Ländern, wo es oft am Nötigsten fehlt, Geld für den Bücherkauf schlichtweg nicht vorhanden ist. Nicht zuletzt sind Bücher in einer Kultur, in der die orale Überlieferung noch lebendig ist und eine starke Rolle spielt, keine Selbstverständlichkeit. Die unterschiedlichen Erfahrungen haben profund unterschiedliche Denkweisen geprägt. So machen einige Autoren auf das unterschiedliche Zeitverständnis aufmerksam, das sich in vielen afrikanischen Ländern immer noch nicht nach der Uhr richtet. Das grundsätzliche Problem von aus Mentalitätsunterschieden resultierenden Rezeptionsmißverständnissen afrikanischer Literatur in nichtafrikanischen Ländern aber wird nur kurz gestreift: Darüber hätte man gern mehr erfahren. Denn schon die Interviews selbst, in ihrer völkerverbindenden Absicht, geben Hinweise auf die Kommunikationsunterschiede zwischen zwei Welten.

Die im Frage-Antwort-Stil wiedergegebenen Gespräche verdeutlichen unausgesprochen den unterschiedlichen Sprachgebrauch von Frager und Befragtem. Auf abstrakte Sachfragen antworten die Autoren oft anschaulich mit Beispielen, die kleine Erzählungen in sich darstellen, profunden, weit über die Fragen hinausgehenden Statements über ihre Kultur. So bleibt, obwohl - und weil - dieses Buch Leseanreize, vielfältige Denkanstöße und Verständnishilfen gibt, die kulturelle Differenz am Ende doch unleugbar. Es zeigt sich, wie fruchtbar sie sein kann.

MARION LÖHNDORF

Manfred Loimeier: "Wortwechsel". Gespräche mit afrikanischen Autoren und Autorinnen. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2002. 204 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ein gemischtes Urteil bleibt beim Rezensenten mit dem Kürzel "Hu." angesichts dieser Interviewsammlung mit afrikanischen AutorInnen zurück. Einerseits findet er den Ansatz des Interviewers und Herausgebers Manfred Loimeier durchaus interessant und sinnvoll. Gerade bei Romanen aus anderen Kulturen sei es nach Meinung des Rezensenten schwierig, die Vielschichtigkeit des Werkes ohne zusätzliche Informationen, die idealer Weise vom Autor selbst kommen, zu erfassen. Leider ist der Rezensent mit den Fragen, die Loimeier seinen GesprächspartnerInnen stellt, nicht besonders glücklich. Die Gespräche sind zu kurz, oft mangelt es seiner Meinung nach an einem roten Faden, und die formellen Aspekten der besprochenen Werke kommen auch zu kurz. So findet man zwar durchaus "interessante Antworten zu Einzelaspekten", doch schlüssige Hintergrundinformationen zu den AutorInnen und ihren Werken sind in diesem Band nicht zu finden, lautet das Fazit des Rezensenten.

© Perlentaucher Medien GmbH