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Anfang des 17. Jahrhunderts werden in Japan die sogenannten Kobanashis bekannt - Sammungen von kleinen amüsanten Texten - die Inhalte reichen von feinsinnigen Gedichtparodien bis hin zu obszönen Zoten - und mit einem Augenzwinkern vom Lebensniveau und dem Lebensgefühl ihrer Zeit erzählen. Der Frage nach u. a. dem Anstoß für ihr Entstehen und soziokulturellen Aspekten geht diese Studie nach und hilft, Hintergründe zu erhellen und ...mitzulachen.

Produktbeschreibung
Anfang des 17. Jahrhunderts werden in Japan die sogenannten Kobanashis bekannt - Sammungen von kleinen amüsanten Texten - die Inhalte reichen von feinsinnigen Gedichtparodien bis hin zu obszönen Zoten - und mit einem Augenzwinkern vom Lebensniveau und dem Lebensgefühl ihrer Zeit erzählen.
Der Frage nach u. a. dem Anstoß für ihr Entstehen und soziokulturellen Aspekten geht diese Studie nach und hilft, Hintergründe zu erhellen und ...mitzulachen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2002

Schatzhaus des Gelächters - Eine Studie vergleicht Asiens und Europas Witz

Jutta Haußer hat eine vergleichende Studie zum Lachen geschrieben, dessen Ausdruck, Beweggründe und Bedürfnisse vielfach kulturell bedingt sind. Das Buch widmet sich japanischen und chinesischen Witzgeschichten aus dem siebzehnten Jahrhundert, ohne dabei die europäische Lachkultur aus den Augen zu verlieren. Haußer stellt die chinesische Textsorte der "Xiaohua" ("Lacherzählungen") und die japanischen "Kobanashi" ("Kleine Geschichten") der Edo-Zeit (1600 bis 1868) in Textbeispielen und thematischen Erläuterungen vor. Sie berührt dabei rhetorische, motivische und ästhetische Elemente. Bei ihrem Versuch, die kulturelle Vielfalt des Lachens hörbar zu machen und das Wesen des Witzes in Ost und West zu ergründen, geht sie etymologisch und gattungstheoretisch vor.

Auch wenn die Japaner und Chinesen erst mit der Moderne das Wort "Humor"aus dem Englischen übernahmen, so heißt das nicht, daß es Witze und raffinierte Wortspielereien vorher nicht gab. Die Autorin erkennt in den Sammlungen Anklänge an westliche Kurzformen wie Schwank, Witz, Rätsel, Anekdote und Sprichwort, die sie mit asiatischen Begriffen und Bestrebungen zur Katalogisierung des Lachens vergleicht.

Korrupte Beamte, unkeusche Mönche und geizige Gastgeber bilden das Inventar von konfuzianisch gefärbten Moralgeschichten in China namens "Xiaohua". Dabei dienen die individuellen Seitensprünge und Übertretungen des Gesetzes vielmehr dazu, bestehende Normen zu festigen. Der Chinese, so ein Ergebnis der Studie, lacht mit Vorliebe über den Sachwitz und geht auch mit zotigen Pointen angstfrei um, während japanische Formen des Humors mit der in den Worten wohnenden anderen Bedeutung spielen. Typische Ingredienzen japanischer "Kobanashi" sind also Homophonien, Gedichtparodien, scheinlogische und rätselhafte Textstrukturen.

Ausführlich geht die Autorin auf das Konzept des Narren in den verschiedenen Kulturen ein. Hier wie dort tummeln sich im illusionären Spielraum des Witzes Zwergwüchsige, Bucklige, Ungebildete, Geizige, allerlei Figuren mit physischen und psychischen Abnormitäten. Während die europäische Narrenidee in erster Linie Krankhaftes und erst später Aufschneidereien und Eulenspiegeleien assoziierte, steht ihr in Asien ein ganzheitliches Humorkonzept gegenüber, das keine dummen oder weisen Narren und keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt des Lachens kennt. So heißt es im Vorwort zur Schwanksammlung Xiaofu: "Die ganze Welt, früher und heute, ist nichts anderes als ein großes Schatzhaus voller Gelächter. Ich und du, auch wir gehören zu den Gesprächsthemen."

Die Frauen, die in China neben Glücksspiel und Schlaf zu den drei Übeln zählten, tragen in den asiatischen Sammlungen wenig zum familiären Frieden bei. Anders als in den europäischen Ehebruchgeschichten wird sich der Gatte in der Regel seines Gehörntwerdens gewahr, fällt dafür aber auf Unschuldsbeteuerungen herein oder läßt sich glaubhaft versichern, daß es sich bei dem Mann, den er eben noch durch das Tor rennen sah, um einen Geist gehandelt habe. Während die asiatische Stiefmutter sich schlimmstenfalls in Erbstreitigkeiten verwickelt, aber nicht von Natur aus böse ist, sind die lustige Witwe und der impotente Mann in beiden Kulturen dankbare Motive.

So wie die westliche Wunderwelt der Märchen und Schwänke die Ordnung der Geschlechter und Gesellschaft nur scheinbar in Frage stellte, rüttelten der versöhnliche Spott und die sanften Spitzen in den kritischen Kuriositäten asiatischer Witzsammlungen nicht wirklich an den Hierarchien. Bei vordergründiger Ventilfunktion ist vielmehr eine didaktische Instrumentalisierung des Lachens zu erkennen.

STEFFEN GNAM.

Jutta Haußer: "Mit Lachen den Schlaf vertreiben". Literatur- und kulturhistorische Aspekte des Lachens im China und Japan des 17. Jahrhunderts. Ein Vergleich von Xiaohua und Kobanashi. Iudicium Verlag, München 2001. 334 S., br., 40,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jutta Haußer zeigt in ihrer vergleichenden Studie zum Lachen im China und Japan des 17. Jahrhunderts, dass auch Ausdruck, Beweggründe und Bedürfnisse des Lachens vielfach kulturell bedingt sind, notiert Rezensent Steffen Gnam. Ohne die europäische Lachkultur aus den Augen zu verlieren, untersucht die Autorin japanische und chinesische Witzgeschichten aus dem siebzehnten Jahrhundert, berichtet Gnam. Wie er ausführt, stellt Haußer die chinesische Textsorte der "Xiaohua" ("Lacherzählungen") und die japanischen "Kobanashi" ("Kleine Geschichten") der Edo-Zeit (1600 bis 1868) in Textbeispielen und thematischen Erläuterungen vor, wobei sie rhetorische, motivische und ästhetische Elemente aufgreife. Dabei erkennt Haußer laut Rezensent in den Sammlungen Anklänge an westliche Kurzformen wie Schwank, Witz, Rätsel, Anekdote und Sprichwort, die sie mit asiatischen Begriffen und Bestrebungen zur Katalogisierung des Lachens vergleicht. Gnam hebt hervor, dass Haußer ausführlich auf das Konzept des Narren in den verschiedenen Kulturen eingeht: "Während die europäische Narrenidee in erster Linie Krankhaftes und erst später Aufschneidereien und Eulenspiegeleien assoziierte", referiert Gnam, "steht ihr in Asien ein ganzheitliches Humorkonzept gegenüber, das keine dummen oder weisen Narren und keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt des Lachens kennt."

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